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Tsapold's Tagebuch - Nach Norden

Aktualisiert: 23. Juni 2020


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Ein Neuanfang?


Ich fand mich nach den letzten, wohl turbulentesten Stunden meines Lebens vor den Toren Greifenfurths wieder. Mit nichts weiter, als ich am Leib trug. Eine Hochzeit sollte es geben, eine Hochzeit mit der nicht ganz so schönen, aber einflussreichen Brandigolde von Gluckenhagen, Tochter Faduhennas von Gluckenhagen, Regentin von Greifenfurth. Es hätte der schönste Tag meines Lebens sein können, wäre ich nicht verraten worden. Und das nur, weil Frijola den Wert der Integrität und der Wahrheit über den, des fleischlichen Genusses und der absoluten Hingabe stellt. 


Ich gebe zu, dass Frijola, wenn ich einmal genau darüber nachdenke, im Recht war, aber sich deswegen gleich das Leben zu nehmen, halte ich für etwas überreagiert. Noch dazu, hatte sie damit nicht nur ihr Leben zerstört, sondern auch meines gleich mit. 


Nun, wie auch immer, ich fand mich also vor den Toren Greifenfurths wieder. Ein Ritter höchsten Ranges, Markgraf Tsapold Fjarulf von Falkenstein, aus der Stadt gejagt, wie ein räudiger Hund. Ich hörte noch die Worte meines Vaters: “...und tritt mir erst wieder unter die Augen, wenn du dich deines Standes und deiner Verantwortung für deine Familie und deinem Erbe würdig verhältst.” Würde, pah! War es würdig und vor allem nötig, mich vor den Augen halb Greifenfurths zu verjagen? 


Genug! Ich musste nach vorne schauen. Zunächst ging ich nach Hause, um mein treues Pferd Giccolo und meine Ausrüstung zu holen. Ich beeilte mich, denn so wie ich meinen Vater kannte, wäre er bereits auf dem Weg, um zu kontrollieren, dass ich auch ja verschwunden war. Also griff ich das Nötigste, meinen Zweihänder Leehla, meinen Morgenstein Amiera und meinen Schild Frijola, alle samt benannt nach unglaublichen Liebschaften, die ich einst hatte. Ich streifte meine Rüstung über, griff meinen Lieblingswinterumhang und in die kleine Truhe mit Dukaten, die in meinen Gemächern stand und betrachtete das Familienanwesen, mein Erbe, von der Koppel aus, auf der ich schon als Page die Pferde versorgte. Ein wenig wehmütig wandte ich mich ab und ritt gen Westen davon. 


Nach Thorwal


Da es nun langsam Winter wurde und ich nun auch tatsächlich nichts Besseres zu tun hatten, dachte ich, es könnte eine schöne Bereicherung in meinem Leben sein, einmal zur Wintersonnenwende in Thorwal zu sein. Die Feierlichkeiten sollen wirklich beeindruckend sein. Ich war kaum auf der Reichsstraße unterwegs, da traf ich auf zwei Thorwaler, welche eine junge und schöne Frau begleiteten. Ich sprach sie an, denn zu viert reiste es sicher besser als allein. Die junge Frau stellte sich als Minobe vor und ich spürte gleich, dass es ein guten Stück Arbeit wäre, sie unter meinen Umhang zu bekommen. Ich war mir aber sicher, dass es sich lohnen würde. Die beiden Herren waren Grauknir, ein eher ungehobelter Thorwalscher Hauklotz und Benjulf, offenbar jemand, der schon viel gesehen hat, aber es schien, als ob er ständig etwas im Schilde führen würde. Wir sprachen nicht viel, nun sie sprachen nicht viel mit mir, aber um ehrlich zu sein, genoss ich die unbedarfte Gesellschaft, denn in Greifenfurth eilte mein Ruf mir nur allzu oft voraus. 


Wir passierten Andergast und Joborn, wo mein Name noch bekannt war und er uns die ein oder andere Tür öffnete. Hinter Joborn allerdings begann auch für mich ein unbekanntes Land, denn in Richtung Westen war ich noch nie weit gereist. Nach einigen Tagen kamen wir dann in Salza an. Eine recht erbärmliche Küstenstadt, in der wir hofften ein Reisegelegenheit auf dem Wasser nach Thorwal zu erlangen. Es stellte sich allerdings heraus, dass wegen des doch recht schnell einbrechenden Winters kein Schiff mehr zu bekommen war und wir auf die Reise zu Fuß, nun ja, in meinem Fall zu Pferde, zurückgreifen mussten. 


Es ergab sich, dass am Steg, an dem wir verzweifelt nach einer Reisemöglichkeit suchten auf noch zwei weitere Herren stießen, die allein und ebenso verzweifelt ein Schiff für sich zu gewinnen versuchten. Der eine war Rondario, ein eher naiv wirkender Geselle, der wirklich ein wenig verloren aussah. Zum anderen ein Golgarit aus Punin, namens Gom. Ich hatte schon den ein oder anderen Golgariten gesehen, aber dieser hier war wirklich seltsam. Noch stiller, als sie ohnehin schon waren, und noch mehr in sich gekehrt, war er allerdings doch sichtlich zufriedener, als wir ihn zu uns einluden, denn auch er hatte Thorwal als Ziel. 


Als wir uns damit abgefunden hatten, dass wir dieses Mal nicht zu Schiff nach Thorwal gelangen konnten, fanden wir uns am Abend in einer heruntergekommenen Taverne wieder. Ich hatte mich im sogenannten besten Hause der Stadt einquartiert und sogar das Zimmer des Eigentümers bekommen, aber selbst meine Besenkammer, zu Hause, war in besserem Zustand, als dieser Schuppen. Dennoch gut gelaunt stieß ich zu meiner Bekanntschaft und bemerkte gleich, wie die beiden hübschen Bedienungen mich beäugten. Ich kann es noch, dachte ich bei mir und setzte mich an den Tisch und bestellte den besten Wein, den sie haben. Ganz offenbar nicht ganz ohne den Neid Benjulfs hervorzurufen, so ließ er ein wenig seine Maske fallen und offenbarte, dass er kleiner Witzbold war, denn er belegte mein Weinglas mit einer Scharlertanerei. Am Ende war es wirklich komisch, denn auch ich musste darüber lachen. 


Am nächsten Tage löste ich mein Versprechen bei Minobe ein und ich kaufte ihr und mir die besten Winterkleider, die in dieser jämmerlichen Stadt zu finden waren. Sie tat bemerkenswert unbeeindruckt. Und dann zogen wir nach Norden. 


Es wurde schnell kälter und auch bereits gegen Nachmittag dunkel. Wir kamen nicht sehr weit an einem Tag, aber es gelang uns unbeschadet nach Kendrar zu gelangen. Dort trafen wir auf eine Gruppe von Leute, die uns, ich vermutete weil Grauknir und Benjulf als Thorwaler durchaus die Gepflogenheiten bekannt sind, schnell in ihre Reihen aufnahmen und uns sogar mitreise in ihren Wagen gewährten. Leider verstand ich kein Thorwalsch, aber ich ging davon aus, dass er ein oder andere Lacher auf meine Kosten ging, dennoch lachte ich höflich mit. Benjulf war ein sehr guter Geschichtenerzähler, so benutzte er den Rauch des Feuers und der Pfeifen, um eine mitreißende Geschichte aus der Wüste Khom zu erzählen, die Minobe und Grauknir zu meinem Erstaunen nicht interessant fanden. Gom war weiterhin sehr still und Rondario erzählte uns, dass er eine Nachricht an die Spektabilität der Akademie der Hellsicht in Thorwal zu überbringen hatte. Ein Magier also, dachte ich. Minobe gab sich große Mühe mir aus dem Wege zu gehen, das machte sie für mich nur noch interessanter.

Die Reise wurde immer beschwerlicher, aber in der großen Gesellschaft, verlief sie wenigstens ohne nennenswerte Zwischenfälle und nach vielen, sehr kurzen Tagen, kamen wir in Thorwal an.


Eine (Sonnen)Wende der anderen Art


Grauknir hatte einen Onkel in der Stadt und wir kamen dort, herzlich empfangen, für die Zeit unseres Aufenthaltes unter. Ich muss gestehen, dass mir diese Art des Zusammenlebens durchaus fremd ist und ich gewohnt war, mein eigenes Gemach zu beziehen, jedoch war hier nicht daran zu denken. Etwa zwei Duzend Männer, Frauen, Kinder und Vieh lebten hier unter diesem Dach. Allerdings half man sich hier und gemeinsam fand man einen Weg, die Enge so erträglich, wie möglich zu machen. 


Am folgenden Tag begleitete ich Rondario zur Akademie und wurde Zeuge von magischen Streitereien, die ich so noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Es war allgemein bekannt, dass Magier ein seltsamer Schlag Kreaturen sind, aber für diese Dispute wurden sogar ihre Stäbe eingesperrt, damit sie sie nicht gegeneinander benutzten. Hingabe oder Wahnsinn, ich war mir nicht sicher, was mehr zutraf. Minobe erzählte uns später, dass sie hier in der Kartographie eine beeindruckende Menge an Karten vorfand von denen sie versuchte einige zu kopieren. 


Wir verbrachten ein paar Tage in der Stadt in denen ich mein Schild zur Verzierung in eine Zwergenschmiede gegeben hatte. Ich hörte, die Schnitzarbeiten hier in Thorwal seien weit über die Grenzen der Stadt hinaus berühmt.  Benjulf führte erneut seine Künste, Geschichten zu erzählen vor und traf damit auf sehr wohlwollende Anerkennung, denn die langen Abende, sie begannen bereits um drei, wurde durch ihn angenehm kurzweilig. 


Am Abend vor dem 30. Hesinde trafen wir im Hafen auf einen alten Mann, namens Ohm Volker, der ganz offensichlich eine hiesige Größe darstellte, denn wenn er sprach, hingen alle an seinen Lippen. Grauknir hatte sich entschieden in den Dienste Swafnirs zu treten und es begann ein traditioneller Initiationsritus, bei dem die designierten Geweihten in einem kleinen Boot aufs Meer hinausfahren und die Wintersonnenwende in Stille und Einsamkeit erleben. Dies kam durchaus überraschend für uns, denn ich dachte, dass Grauknirs Anwesenheit durchaus hätte hilfreich sein können, hier in Thorwal selbst. Ohm Volker leitete diese Zeremonie und er kam später auf Benjulf zu. Ohm Volker war sehr angetan von dem, was er so vorbrachte und bat ihn, morgen am 30. Hesinde ebenfalls zugegen zu sein, um ihn zu unterstützen. Benjulf willigte sofort ein, was auch uns die Einladung zu den großen Feierlichkeiten zur Sonnenwende einbrachte. 


Am nächsten Tag also, gingen wir Abends zur Feier und stellten fest, dass alle Waffen, außer einem Dolch nicht erlaub waren.  Im Grunde sind Thorwaler friedlich, aber wenn es zu einem Wortgefecht kommt, in dem jemand jemanden der Lüge bezichtigt, eine der sträflichsten Taten, so würde es unweigerlich zu einer Auseinandersetzung zwischen den beiden kommen. Ich vermutete, dass man aus der Vergangenheit gelernt hatte, um den Fortbestand der der Thorwaler nicht in Gefahr zu bringen, denn Wortgefechte gibt es sehr viele hier. Ich bin nicht immer im Stande den Unterschied zu erkennen, ob es eine Beleidigung, Sarkasmus oder doch eine Verleumdung ist, derer man sich hier stellen musste.


So nahm das Fest seinen Anfang und Ohm Volker auf und er nickte Benjulf zu. Er begann aus den alten Schriften über die Entstehung von Thorwal selbst zu singen und zu reimen. Alles mit gekonnter Untermalung von Benjulf. Es war sehr beeindruckend, aber auch es zog sich doch recht in die Länge, also für jemanden, der kein Thorwaler ist. Nun jedenfalls erging es mir so. Während dieses Vortrages bemerkten wie alle, dass eine vollkommen in weiß gekleidete Person den Raum betrat. Offenbar jemand besonderes, denn die Qualität und Perfektion, wie die Kleidung aussah, ließ durchaus auf das sagenumwobene Firnelfenvolk schießen. Sollte sich dies bewahrheiten, sollte allein dies meine Anwesenheit in Thorwal entlohnen, denn nicht viele bekommen die Chance auf ein Treffen mit diesem Volk.


Nachdem dieser Teil sein Ende nahm, stand einer nach dem anderen auf und erzählte eine Geschichte, die die anderen wiederum zu Trinken, Johlen und Lachen brachte. Ein schöner Brauch, dachte ich, so erhob auch ich mich und fing an meine Geschichte um Frijola, Brandigolde und mein Erbe zu erzählen. Anfänglich bekam ich Buhrufe, jedoch dem Gesichtsausdrück von Benjulf, zu dem ich fragend geblickt hatte, ob ich wohl etwas falsch machte, war zu entnehmen, dass ich fortfahren sollte. Als ich dann zu der Stelle kam, dass ich Frijola im Ankleidezimmer meiner Zukünftigen nahm, gab es kein Halten mehr und die ganze Versammlung hob die Trinkhörner, sang und lachte. Ich weiß nicht mehr, wo genau ich mehr Met spürte, im Gesicht oder in meiner Kehle, aber es war lustig. Ich konnte nicht umhin bei Minobe einen gewissen Ekel in ihrem Gesicht auszumachen. 


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Phileasson Foggwulf Beorn der Blender


Plötzlich wurde es still, denn ein rauer und vernarbter Thorwaler mit einer Augenklappe stand auf und erzählte die Geschichte von seinen Erlebnissen im Güldenland. Alle hingen an seinen Erzählungen und sie lauschten gespannt jedem Wort. Benjulf gab uns zu verstehen, dass dies Beorn der Blender war, bekannt dafür Al’anfa und dessen Einwohner bedingungslos zu jagen und zu verstümmeln, aus Rache, dass sie ihm sein Auge genommen hatten.


Abermals plötzlich sprang ein anderer auf und tat etwas, von dem ich nicht erwartet hätte, heute Abend Zeuge zu sein. Er stellte die Wahrheit dessen, was Beorn erzählte in Frage und bezichtigte Beorn der Lüge. Dies war Phileasson Foggwulf, ein hoch angesehener Entdecker und Anführer vieler Missionen, Expeditionen und Feldzügen. Ein Raunen ging durch den Raum und wir konnten fast überall das leise Zischen hören, welches durch den Griff zum Dolch und dessen Vorzug hervorbrachte. Krotett, einer der Nivesen aus Kendrar, gab uns mit einer unmissverständlichen Geste zu verstehen, dass wir nun besser dem Raum verließen, denn eine Auseinandersetzung zwischen Beorn und Phileasson ist unausweichlich. Beide waren drauf und dran, sich an die Kehle zu gehen, da schritt die oberste Hetfrau ein und verbot die Auseinandersetzung sogleich, da sie nicht dulde, dass ihr besten Drachenbootkapitäne sich gegenseitig bekämpften. 


Stattdessen wandelte sie den Kampf in einen Wettstreit um. Beide sollen eine Gruppe aus tollkühnen Mitfahrern um sich versammeln. Es dürfe niemand aus den bekannten Anhängern beider sein und sie sollen dann Aventurien umsegeln. Wer als erster wieder zurückkommt, hat den Wettstreit gewonnen und darf sich fortan König der Meere nennen, ein Titel welcher bereits seit mehr als hundert Jahren vakant ist und die höchste aller möglichen Auszeichnungen im Thorwaler Reich darstellt. Sechs Tage haben beide nun Zeit eine Mannschaft zu bilden. Ich habe das Gefühl, dass wir uns bald alle auf dem Meer der sieben Winde wiederfinden werden...

Eine einmalige Chance 


Gahelt fuhr fort, dass es sich bei der Queste um eine 80 Wochen dauernde Reise um ganz Aventurien handelte, bei der es drei mal vier Aufgaben geben wird.


Ich begriff dies sofort als einmalige Chance meinem Vater zu beweisen, dass ich kein undankbarer Schürzenjäger bin, sondern der integre und ehrenvolle Mann, zu dem er mich immer machen wollte. Ohm Volker hatte Benjulf fast schon sofort mit in Phileassons Boot geholt. Rondario und vor allen Minobe waren noch ein wenig unentschlossen. Für mich stand fest, dass es Phileasson sein musste, erschien mir Beorn wohl als kompetent und wahrhaftig, nur konnte ich mich mit seinen Ansichten und Ideologie nicht anfreunden.  Alle verbliebenen in der Halle, waren in hellem Aufruhr. Sie diskutierten, wer von beiden das Rennen machen würde und ob sie denn eher bei Beorn oder bei Phileasson mitfahren würden. Viele waren so in Euphorie, dass sie direkt Wetten abschlossen. Wir ließen uns von alle dem mitreißen und tranken Met und Premer Feuer, so dass Minobe nach einiger Zeit durchaus etwas von ihrer Unnahbarkeit ablegte. Vorher war sich immer noch unsicher, ob sie an der großen Fahrt teilnehmen sollte, allerdings schien sie mit jedem Horn Met etwas Risikobereiter zu waren. Tatsächlich willigte sie später ein. 


Rondario suchte bei anderen Rat und unterhielt sich mit vielen der anwesenden Gäste.  Ihre Spektabilität der hiesigen Akademie riet ihm sofort daran teilzunehmen, sei dies eine Chance, sie so schnell nicht, vermutlich in ihrem und auch in seinem Leben nicht mehr, wiederkommt. Er versuchte es sogar bei Gahelt, allerdings war sie in ihrem Rat noch im einiges deutlicher. Mir fiel abermals die in weiß gekleidete Person von zu Beginn des Abends auf. Auch sie unterhielt sich mit Gahelt, verschwand allerdings in dem Moment, als ich zu ihr gehen wollte. Später am Abend traf ich sie nochmals, um ihr ein Horn Met anzubieten, um das Eis etwas zu brechen, denn im Verlaufe des Abends unternahm ich einige Versuche, sie auf mich aufmerksam zu machen. Den Met lehnte sie ohne ein Wort zu sagen ab, aber meine anfängliche Vermutung bestätigte sich und das Eis brechen war angesichts was sie war wirklich treffend. Es war eine der wundersamen Firnelfen. Allein eine zu treffen ist schon eine Geschichte wert, denn sie sind so tief im Süden nicht zu treffen. Mein Vater erzählte mir einst eine Geschichte, dass mein Ur-ur-großvater einmal einen Firnelfen traf, als er auf einer Mission an der Bernsteinbucht war. Als ich sie auf die Aufgabe ansprach, bestätigte sie mir, dass sie ebenfalls an der Reise auf Seiten Phileassons teilnehmen wolle. Ihren Namen konnte sie mir noch verraten, da verschwand sie wieder - Syrixia.


Anheuern


Es hieß, morgen um sechs solle es schon losgehen mit der Anmeldung, also blieben wir noch auf dem Fest, bis es sechs war. Als wir im Hafen ankamen, waren schon viele Leute dort. Und es bildeten sich bereits zwei lange Schlangen. Die einen wollten mit Beorn mitfahren, die anderen mit Phileasson. Wir stellten uns in die Reihe für Phileasson, an deren Spitze er selbst stand, um jeden Bewerber persönlich in Augenschein nahm.  Gahelt war ebenfalls da und sie übernahm die Aufgabe, alle Anwesenden zu begrüßen und die Aufgabe nochmals zu erläutern. Die erste soll sein, ins Yetiland zu reisen und einen riesigen zweizahnigen Kopfschwänzler zu erlegen. Ist dies vollbracht, solle man sich zur nördlichsten Stelle des Yetilandes vorwagen, um den Himmelsturm zu finden und dessen Geheimnis zu erkunden. Die anderen Aufgaben werden im Laufe der Reise übermittelt. 


So richtig nüchtern war ich noch nicht wieder, aber ich sah einige Leute weiter vorn Syrixia stehen, die sich, als sie an der Reihe war, kurz mit Phileasson unterhielt und ihm dann etwas aus ihrer Tasche zeigte. Phileasson schickte seinen Adjutanten vor, welcher den Gegenstand an sich nahm. Meine Augen trübten mich, so konnte ich nicht sehen, was es war, aber die anderen sagten, es war ein Schneidezahn, eine Thorwaler Wurfaxt. Es beschlich mich kurz die Angst, dass ich nichts zum Hergeben hatte, außer Dukaten, welches hier sicher nicht wirklich hilfreich erschien. Hinter mir in der Reihe gab ein wenig Tumult, denn Minobe, nun wieder etwas nüchterner begriff nun wo sie war und was sie hier sollte. Sie versuchte sich hinter alle anderen zu stellen. Ihr Vorhaben scheiterte allerdings unsanft, als sie hinter Benjulf an Raluf dem Kühnen nicht mehr vorbeikam. Es war ein 2 Schritt 20 Koloss, der Minobe nur von oben anlächelte und sie fragte, wo sie denn so eilige hinwolle. Dies schien bereits zu reichen, denn plötzlich drehte sie sich wieder um und schien ganz ruhig zu sein. 

Als ich dran war, beäugte Phileasson mich ein wenig von oben bis unten. Ich stand stramm, sagte voller Stolz: “Tsapold Fjarulf von Falkenstein, zu Euren Diensten!”. Offenbar was es etwas Lustiges, denn sein Adjutant musste sich beherrschen nicht loszulachen. Auf die Frage, ob ich denn gedient habe, ließ ich den Namen Faduhennas von Glockenhagen fallen und plötzlich prusteten alle laut los. Um ehrlich zu sein, fand ich das ein wenig respektlos, denn im Mittelreich ist die Ehrengarde der Regentin von Greifenfurth durchaus etwas von großer Bedeutung. Aber um nicht direkt einen schlechten Eindruck zu mache, lachte ich einfach mit. Phileasson schlug mir auf die Schulter und sagte, dass es ich nicht persönlich nehmen solle. Ich solle meine Plattenrüstung zu Hause lassen, aber ansonsten würde er sich freuen, mich in seiner Mannschaft zu haben. Auch er habe bei meiner Geschichte um Frijola gestern herzhaft gelacht. 


Gom war als nächstes dran. Auch er wurde argwöhnisch beäugt und belächelt, wobei ich nicht sagen konnte, ob es nicht noch Reste der großen Belustigung wegen der von Glockenhagen war. “Deinen Schild und deine Rüstung wirst du auf dem Schiff nicht brauchen können”, begrüßte ihn Phileasson. Gom zögerte und schien zu überliegen. “Was ist mit dir, bist du stumm?”, fuhr ihn der Adjutant an. Gom schüttelte mit dem Kopf und fragte kurt, ob er denn auch ohne Schild und Rüstung mitkäme. Phileasson lächelte und nickte.


Rondario war dran und noch bevor er so richtig etwas sagen konnte unterbrach ihn Phileasson mit der Frage, ob er zaubern könne. Als Rondario diese Frage bejahte, folgte direkt die, nach seinem Zauberstab. Der war tatsächlich nicht sichtbar und wir fragten uns schon, woher Phileasson um die Profession Rondarios wissen konnte. Rondarion zeigte ihm seinen Zauberstab. Jetzt sollte er es beweisen und Phileasson deutete auf eine Eisscholle, welche ein Stück hinter ihm im Hafen schwamm. Rondario zögerte nicht lang, murmelte ein paar Worte und fuhr mit seiner Hand aus der Hüfte in Richtung der Eisscholle. In einem tosenden Wirbel zerbarst die Scholle lautstark in viele Stücke. Ein Raunen ging durch die Menge. Wieder grinste Phileasson und winkte Rondarion durch zu denen, die bereits in der Gruppe der Mitfahrer waren. 


Ohm Volker flüsterte Phileasson etwas in Ohr als Benjulf an der Reihe war. Noch in der Nennung seines Namens unterbrach ihn Phileasson, dass er dabei sei.


Minobe ließ sich nur widerwillig nach vorne schieben, sie konnte allerdings Raluf’s Zug nach vorn rein gar nichts entgegenstellen. Als Phileasson sie ansprach stammelte sie mehr wirr, als etwas wirklich sinnhaftes von sich zu geben. Sie ließ allerdings fallen, dass sie Kartographin war und sie großen Respekt vor Phlieasson und seinen Leistungen habe. Ferner schien der Umstand, dass sie diejenige war, die die Karte der Gor spendete, durchaus als unfreiwillige Eintrittskarte zu fungieren. Eher Zähne knirschend gesellte sie sich zu uns. 


Es ging dann so weiter, bis schlussendlich etwas 50 Frauen und Männer feststanden. Phileasson hielt noch eine kurze Ansprache, dass es in sechs Tagen losginge und ein uns alle am Abend zu sich einlud.


Vorbereitungen


Am Abend schwor uns Phileasson alle auf die Aufgabe ein und bei Met und Mahl unterhielten wir uns viele Aspekte der Reise. Wir informierten uns über die Ausrüstung, die wir mitnehmen mussten und wo wir das am besten herbekamen. Der Abend verlief fröhlich, aber angespannt, denn niemandem war so richtig klar, was er von den jeweiligen anderen zu halten hatte. Jeder versuchte auf seine Weise im Besonderen die Beachtung Phileassons zu bekommen. 


In den folgenden Tagen begannen wir unsere Belange zu erledigen und unsere Ausrüstung zu besorgen. Syrixia gab viele hilfreiche Ratschläge, um die richtigen Sachen zu kaufen. Rondario ging zur Akademie, um einen Zauber zu studieren, Minobe kopierte weiter die Karte des Meeres der Sieben Winde. Gom bereitete sich betend vor und Benjulf machte weiter Vorführungen. Ich selbst trainierte den Umgang meiner Waffen mit der neuen Rüstung, die ich am Leibe trug. 


Nach etwa drei Tagen rief uns Phileasson zusammen, so dass wir alle auf sein Drachenboot stiegen, um als Mannschaft zu trainieren.  Wir lernten also wie man gemeinsam nach einem Takt rudert, Segel refft und hisst, das Boot verholt, was Kreuzen ist oder wie man den Mast für die Landung einholt und vertäut. Alles in allem musste ich anerkennen, dass wir, die aus dem Süden zugereist waren, keine allzu gute Figur abgaben, waren es doch eher die seeerfahrenen Thorwaler und Nivesen unter uns, die die Manöver zum Erfolg brachten. 


Die Reise beginnt


Dann war es soweit, der Tag der Abfahrt war gekommen. Im Hafen standen hunderte, ja tausende Leute, die uns zujubelten. Wir gingen mit Sack und Pack auf unsere Boote und verstauten unsere Habseligkeiten so gut es ging und nahmen an unseren vorgesehenen Stellen an Bord Platz. Gahelt schwor uns nun auf Zeiten der Entbehrung, aber auch auf die Chance von Freundschaft und Ehre ein. Dann viel der Startschuss und beide Mannschafften, Beorn’s und Phileasson’s ruderten los. Beorn erwischte den weitaus besseren Start und er zog an uns vorbei und gewann schnell Abstand. Ich fürchtete, dass unsere Anwesenheit nicht zuträglich war, aber Phileasson muss etwas in uns gesehen haben, sonst hätte er uns vermutlich nicht mitgenommen. 


Schnell war Beorn außer Sichtweite und wir waren allein auf dem Meer. Nach einer Weile entschied Phileasson Resourcen zu sparen und einige Ruderer abzuziehen. Und so segelten durch den Golf von Prem um die Premer Halbinsel gen Norden auf die Meerenge des Hjaldingolf zu. Dank der seeerfahreren Thorwaler an Bord, gelang auch dies problemlos. Mit jeder Meile, die wir nordwärts fuhren, schien es kälter und ungemütlicher zu werden. Dies gipfelte vorerst, als wir an der Insel Skerdu vorbeifuhren. Wie aus dem Nichts erschien ein dichter Nebel zu unserer Linken und alle Thorwaler und Nivesen unter uns fingen plötzlich an, seltsame Zeichen zu machen und zu beten. Selbst Raluf schien verängstigt. Rondario versuchte sich unterseiner Anleitung ebenfalls am Schutzzeichen. Auf unsere Frage an Ohm Volker, wer denn hinter dem Nebel wohne, antwortete auch er recht wortkarg und eher bedeutungsschwanger. “Dort haust Tula von Skerdu, die höchste Hexe Thorwals und gnadenlose Führerin ihr drei schwarzen Drachenboote.” Es dauerte über einen Tag, bis wir wieder freie Sicht hatten.


Als wir dann etwa auf der Höhe Olports waren konnte Minobe am Horizont einen aufkommenden Sturm erkennen. Kaum, dass sie es an die Mannschaft weitergegeben hatte und die Schilde als zusätzlicher Wellenschutz angebracht werden konnten, zuckten auch schon die Blitze über uns hinweg und der Wind ließ die Wellen wuchtig am Boot zerbersten. Wir versuchten mit all unserer Macht dagegenzuhalten, aber war nichts zu machen. Phileasson entschied zurück nach Olport zu fahren und zu warten, bis der Sturm vorüber war. Das Wendemanöver gelang problemlos, jedoch fuhren wir nahezu blind. Schon fast am Ende unserer Kräfte, sahen wir, wie Minobe vom Bug Mittschiffs zu kommen versuchte. Die Wellen sorgten zunächst für einen harten Aufprall ihrerseits. Als sie sich wieder aufrappelte, konnte sie Phileasson mitteilen, dass am Horizont ein blaues und ein rotes Leuchtfeuer zu erkennen war. Phileasson bestätigte, dass dies die Feuer Olports waren und gab dem Steuermann zu verstehen, in welche Richtung er steuern sollte. Fast schon im Hafen angekommen, traf uns eine riesige Welle steuerbord, was uns hart an einen Felsen backbord schlagen ließ. Nahezu alle Ruder zersplitterten und die gesamte Mannschaft wurde von ihren Bänken geschleudert.  Mit vereinten Kräften haben wir es dennoch geschafft uns in den Hafen zu bringen, wo tatsächlich schon Männer warteten, die uns halfen die Seeadler an Land zu ziehen. 


Beträchtlicher Zeitverlust


Ich fühlte mich schuldig, da ich es offensichtlich nicht verhindern konnte, dass wir nun das Boot reparieren müssen. Am nächsten Tag wurde das Ausmaß sichtbar. Einige Planken waren zerstört, ebenso alle backbord seitigen Ruder. Sechs Tage würde es dauern, den Schaden wieder zu beheben. Sechs Tage, in denen Beorn bereits auf Yetiland anlandet und Mamut fängt. Wir fragten ein wenig herum, so kamen wir darauf, dass ein zweizahniger Kopfschwänzler wohl ein Mamut sein muss. Natürlich stellte sich die Frage, wie wir das überhaupt anstellen sollten, wobei sich weniger die Frage nach dem Fangen, sondern eher nach dem Transport zum Schiff. 


Da wir nun gezwungenermaßen etwas Zeit hatten, zog sich Minobe zurück, um weiter an ihren Karten zu arbeiten. Von Zeit zu Zeit stand ihr Phileasson dabei mit all seiner Erfahrung zur Seite. Benjulf lungerte – so musste man es wohl nennen – eher herum, half aber hier und da bei der Reparatur des Schiffes, so wie wir alle. Gom, in sich gekehrt und schweigsam wie immer, bemühte sich nach Kräften, seine fehlende Erfahrung mit der See mir harter Arbeit am Schiff wieder auszugleichen, so dass Phileasson ihn sogar zur Pause anhalten musste. Rondario, Syrixia und ich gingen zur hiesigen Akademie, wobei dieses Wort wohl etwas zu groß gewählt war.


Rondario verschwand schnell, um sich eines Zaubers zu widmen, während Syrixia sich mit einem der hier Lehrenden Firnelfen traf. Ich traute meinen Augen kaum, so bekam ich tatsächlich noch einen zweiten Firnelfen zu Gesicht. Beide begrüßten sich auf Elfisch, denn ich verstand kein Wort von dem, was sie sagten. Tatsächlich senkte ich meinen Blick, um diesen Moment nicht zu entweihen, kam er mir seltsam innig vor, obwohl sich die beiden vermutlich nicht kannten. Beide wechselten zu Garathi, um mir gegenüber nicht unhöflich zu sein. Ich bedankte mich und fragte frei heraus, ob sie beide schon einmal etwas vom Himmelsturm gehört hatten, denn der hohe Norden war ja ihre Heimat. Abermals hatte ich das Gefühl fehl am Platze gewesen zu sein, denn offenbar hatte ich etwas dummes gefragt. Syrixia bat mich zu setzen. Dann erklärten sie mir, dass der Himmelsturm einst ihre Heimatstadt war. Der Ort, an dem die Firnelfen Dere betraten, bevor der Himmelsturn verderbt wurde und sie alle ihre Heimat verlassen mussten. Das hätte ich nicht erwartet und ich war sprachlos. Gleich darauf holte Syrixia eine kleine Schatulle aus ihrer Tasche und zeigte sie dem Elfen. Ich konnte einen schwarzen Dolch erkennen, den der Elf aber nicht zu kennen schien und sich dann abwandte. Auf dem Rückweg fragte ich sie, was es mit diesem Dolch auf sich hatte, aber sie sagte nur, dass sie diesen gefunden hatte, ohne dessen Ursprung zu kennen.

Sechs Tage später war es denn endlich soweit. Das Boot war wieder repariert und wir konnten endlich wieder auslaufen. Bei erneutem Antritt der Crew fiel auf, dass drei von uns offenbar den Heimweg angetreten haben. Ich fragte Phileasson, ob wir die Lücken nicht vielleicht mit erfahrenen Seeleuten aus Olport auffüllen sollten, doch er lehnte ab. Dann stachen wir wieder in See.

Geisterschiffe im Nebel

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Ohne Umschweife reisten weiter wir nach Nordosten. Der Wind gab uns annehmbaren Vorschub, aber wir mussten hier und da in die Ruder greifen. Die restliche Fahrt verlief eigentlich recht angenehm, gab es weder Stürme noch andere Unwägbarkeiten. Bis wir schon recht nahe an Yetiland herangefahren sein mussten. Der Wind flaute ab, dafür kam heftiger Nebel auf. Als wir also langsam im Neben vor uns hintrieben, konnten wir einen Glockenschlag aus der Ferne vernehmen. Sehen konnte niemand etwas. Dann nochmal, ein weiterer Glockenschlag. Phileasson rief uns zu den Waffen und sagte, dass wir uns besser bereit machen sollten. Es kam noch ein erneuter Glockenschlag, diesmal musste er schon fast bei uns gewesen sein, da löste sich ein Pfeil vom Bogen eines unserer Mannschaftskameraden. Kurz darauf - nichts. Stille im Nebel, nur das leise Knarzen der Planken war zu hören. Plötzlich konnten wir den Bug eines Schiffes erkennen, welcher sich langsam aus dem Nebel schob. Wir alle machten uns bereit sofort loszuschlagen, aber wir hörten nur ein Rufen, dass wir einhalten sollten. Es war ein Robbenfängerboot welches hier im Gewässer nach Robben und Anderem Ausschau hielt. Phileasson befahl uns die Waffen wieder herunterzunehmen, da nun keine Gefahr mehr drohte. Auf die Frage Phileassons, ob die Robbenfänger jemand in dieser Gegend gesehen habe, antwortete uns Kapität Wodjev, dass vor fünf Tagen bereits ein Boot hier durchgefahren sei. Das muss wohl Beorn gewesen sein. Benjulf war nicht sonderlich begeistert von diesem Schreck, den uns die Robbenfänger eingefahren haben, was ihn dazu brachte eben genau diesem Robbenfänger ein paar rot leuchtende Runen auf die Steuerbordseite zu zaubern. Von beiden Mannschaften war ein Raunen zu hören und Raluf machte plötzlich wieder dieses Handzeichen, welches er auch schon bei Tula von Skerdu machte. Benjulf schrie, dass dies der Dank dafür sei, uns aufgeschreckt zu haben. Wir lachten, die andern nicht. 

Yetiland

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Am 19 Tage unserer Reise trafen wir dann auf die Küste Yetilandes denn wir konnten ein rotes Signalfeuer am Horizont


ausmachen. Küste war offenbar zu viel gesagt, denn das Packeis begann schon viele Kilometer vor dem eigentlichen Land. Dort warteten bereits zwei Knorren welches uns, als wir anlandeten, halfen, unser Boot und unser Hab und Gut an Land zu holen. In der Ferne konnten wir die Seeschlange erkennen. Beorn war also bereits hier angekommen. Die Knorrenmannschaft sagte uns, dass dies bereits vor etwa fünf Tagen der Fall war.

Wir machten uns sogleich an die Arbeit, ein Lager hier aufzuschlagen, denn Phileasson schwor uns darauf ein, dass der anstrengende Teil der Reise jetzt erst käme. In der Tat hatte ich gehofft, dass es auf festem Boden – nun ja, Eis, etwas besser laufen würde. Minobe war an Land sichtlich angenehmer zu Mute, auch wenn die Temperaturen hier nun noch weniger ihrem Ideal entsprachen.  Als wir das Lager fertig hatten, gingen wir auch schon allesamt schlafen, um für die bevorstehende Aufgabe gut ausgeruht zu sein. Diese Ruhe nahm allerdings ihr baldiges Ende, als Gom in der ersten Wache etwas hörte. Nach einigem Hin und Her mit Rondario, den er als erstes weckte, wachten wir dann alle auf und nahmen instinktiv unsere Waffen und gingen noch etwas verschlafen aus den Iglus.


Aus der Ferne konnten wir erkennen, dass mehrere Leute aus dem Landesinneren auf uns zu gerannt kamen. Es sah nicht so aus, als ob die etwas Gutes im Schilde führen würden. Ich rannte, bewaffnet mit Morgenstern und Schild nach vor, da hörte ich Benjulf rufen. Ich drehte mich um und sah, wie er vor sich hin murmelte und seltsame Gesten machte. Dann fuhr er mit seinen Händen schnell in unsere Richtung und plötzlich tat sich das Eis auf und ein riesiger Riss erschien direkt vor mir. Vollkommen geräuschlos, aber bestimmt sechs Schritt tief und fünf Schritt in der Breite. Die Gruppe der Angreifer blieb abrupt stehen und schien verwirrt. Um ehrlich zu sein, war ich das auch, denn dieser Riss sah schon wirklich bedrohlich aus, obwohl ich wusste, dass es nur eine Illusion war. Ich befahl den Gegnern, sich zu erkennen zu geben. Ohne ein weiteres Wort hörte ich das Surren von zwei Pfeilen, die in meine Richtung zischten. Meine Ausbildung machte sich bezahlt, so wehrte ich beide Pfeile gekonnt mit meinem Schild ab. Nachdem ich spottete, ob sie denn nicht mehr zu bieten hätten, flog ein weiterer Pfeil auf mich zu. Auch dieser blieb in meinem Schild stecken und ich lachte sie aus. Plötzlich hörte ich, wie die anderen schrien, dass sich von der Wasserseite ein Boot näherte. Wissen, dass die erste Gruppe durch den Riss aufgehalten war, rannte ich zum Boot. Auch hier waren es Schurken, die uns überfallen wollten. Es müssen wohl gut 20 von ihnen gewesen sein. Abermals machten wir uns bereit und warteten auf die ersten Opfer. Kaum war der Landungssteg heruntergelassen war diesmal Minobe die den Angreifern etwas in den Weg zauberte. Sie hielten inne und schienen nicht minder verwirrt zu sein, wie die anderen, denen Benjulf etwas in den Weg setzte, allerdings war Minobes Barriere nicht ganz so groß. Sie versuchten außen herum zu kommen, doch plötzlich erschraken sie und kehrten hastig auf ihr Boot zurück. Nun waren wir es, die verwirrt waren. Als ich mich aber umdrehte sah ich den Grund ihrer plötzlichen Einsicht. Nun war die ganze Mannschaft aus den Iglus gekommen und die Angreifer sahen sich nun knapp 50 Mann gegenüber. Als das Boot wieder am abfahren war lachten viele der Mannschaft und Phileasson rief ebenfalls lachend, dass sie sich das eine Lehre sein lassen sollten. Er klopfte uns auf die Schulter und rief in die Runde, dass alle wieder schlafen sollten. Als auch ich mich wieder hinlegen wollte sah ich noch Benjulf, der damit zu kämpfen hatte, im Schnee voran zu kommen, denn seine Füße froren sofort fest, wenn sie den Boden betraten. Auf meinen fragenden Blick hin winkte er mich genervt weiter. Ich meinte verstanden zu haben, dass er mir sagte, dass dies seine Sache war, aber auch sein Gesicht fror ständig ein, so dass ich kaum ein Wort verstand.


Am nächsten Morgen erzählte Gom, dass Rondario nochmal in der Nacht aufgestanden war und offenbar schlafwandelte. Rondario selbst wusste nichts davon, sein Bart stand allerdings als Zeuge bereit, denn Rondario hatte sich mit brennenden Fingern ein Stück davon weggekokelt. An Land und doch in einem Boot


Am nächsten Morgen standen wir alle bereits vor unseren Iglus bis Phileasson uns aufteilte. Wir konnte drei Eissegler erkennen, die sich nun mit uns bemannt auf die Suche nach den zweizahnigen Kopfschwänzlern begeben sollten. In unserem Eissegler fuhren beben Minobe und Syrixia auch Rondario, Benjulf, Yno, Ohm Volker und ich. Ich konnte sehen, wie begeistert wir alle waren, dass es nun auch an Land ums Boote fahren ging.


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Wir verstauten alles Notwendige auf dem Segler und fuhren dann alle gemeinsam los. Es war recht schwierig, dieses Ding zu fahren, für diejenigen, die keine Erfahrung mit dem Boote fahren hatten. Am Ende des ersten Tages machten wir an einem verlassenen Lager halt. Dies mussten Überreste eines Lagers von Beorn gewesen sein. Wir nahmen es dankend an und verwendeten es für unsere Zwecke. Als wir alle um unsere Feuer saßen, sahen wir wie Yno mit seinem Schwert sprach, was wiederum Benjulf dazu animierte, Yno zu fragen, was an diesem Schwert so Besonderes sei. Yno erklärte, dass es sich im Dämunculus handelte, ein Schwert, welches schon seit Generationen in dem Besitz seiner Familie befand. Es war zweifelsohne ein schönes Schwert, mit dem ich keine Bekanntschaft machen wollten, dachte ich bei mir.


Wir fuhren am nächsten Morgen weiter und stießen auf seltsam aussehende Formationen. Es waren kleine und große, perfekt geformte kugeln mit langen, fast durchsichtigen Spitzen. Ich war mir sicher, dass dies keine natürliche Ursache haben konnte. Syrixia, sonst sehr still, stoppt den Eissegler und sagte, dass dies Eisigel seien. Kommt man ihnen zu nahe, so explodieren sie förmlich und ihre Stacheln zersplittern schmerzhaft im Körper. Aus den Splittern wachsen dann junge Eisigel heran. Je nach Menge der Splitter im Körper, kann es den Tod desjenigen bedeuten, der von einem Eisigel getroffen wurde. Gewarnt von dieser fürchterlichen Geschichte, navigierten wir den Eissegler sehr vorsichtig und langsam durch die Kreaturen. Wir fanden einige dieser Igel explodiert vor und als wir durch sie hindurch gefahren waren, stießen wir abermals auf ein verlassenes Lager. Dieses Mal waren allerdings deutliche Spuren eines Kampfes zu erkennen und zwei Thorwaler saßen eingefroren auf dem Eis, der eine mit zertrümmertem Schädel, der andere mit gebrochenem Rückgrat. Außerdem fanden wir noch eine abgeschlagene Pranke einer Affenähnlichen Kreatur, so glaubten wir. Uns allen fielen sofort die Yetis ein. In dieser Nacht versucht Rondario erneut im Schlafe zu entfliehen. Zu seinem eigenen Schutze, hatten wir in an einem großen Eisklotz festgebunden.


Es fing an zu schneien, so kamen wir den nächsten Tag nicht sonderlich schnell voran, wobei die Fahrt an diesem Tage nicht gestört wurde. Wir hörten des Öfteren lautes Gebrüll, welches wir den Yetis zuordneten und uns fragend, was passierte, wenn sie uns angreifen sollten. Wir stießen am Abend wieder auf ein Lager, welches aber dieses Mal vollkommen verwüstet war. Wir konnten die Leichen zweier Yetis erkennen, aber auch noch weiteres Blut. Hier war nichts mehr zu verwerten. In der Ferne konnten wir noch etwas sehen, was wir ein riesiger toter Körper aussah, jedoch als wir es näher untersuchten, es sich als ein bereits lange hier liegendes Boot herausstellte. Durch die Kälte waren die Leichen der Mannschaft noch gut erhalten, was Benjulf sehr missfiel. Er hielt sich fern von diesem Boot. Wir nahmen etwas Brennholz mit und machten auch fern von den Yetikörpern Rast. Noch am Abend hörten wir ein Wimmern, welchem wir nachgingen, denn auch das Gebrüll wurde lauter und wir wollten sicher gehen, dass wir nicht in der Nacht überrascht würden. Wir fanden einen weiteren toten Yeti vor. Darunter allerdings verbarg sich offenbar ein Yeti Junges, welches hilflos nach seiner Mutter rief. Ich nahm der Mutter den Halsschmuck ab, legte ihn dem Jungen um den Hals und nahm dann das Junge mit zurück. Auf dem Rückweg diskutierten wir, ob dies die richtige Entscheidung war, jedoch war ich mir sicher, dass wenn es zu einer Auseinandersetzung mit den Yetis kommen sollte, es uns sicher nicht schädlich wäre, eines ihrer Jungen im Austausch für unser Leben anzubieten. Außerdem verbot es mein Glaube an Gerechtigkeit, das Junge hier einfach liegen zu lassen, denn seine Mutter starb durch Menschenhand. Ich fütterte es mit etwas Fischbrei und beherbergte es in meinem Iglu.


Yetis sind auch nur Menschen


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Am nächsten Tage war es dann offenbar doch soweit. Noch nicht ganz zwei Stunden unterwegs, hörten wir wieder dieses Gebrüll und unmittelbarer Nähe und noch bevor wir uns ausdenken, konnten, was es war, sahen wir sie auch schon. Es waren acht riesige, weiß-fellige Yetis, die bewaffnet mit Baumstämmen und riesigen Eisklötzen grunzend und schnaubend vor uns standen. Aus dieser Situation würden wir nicht lebend herauskommen, schoss uns wohl allen durch den Kopf.


Ich ließ meine Waffen sinken und holte das Yetijunge hervor. Die Gruppe der Yetis schien noch aufgeregter als vorher, aber ich ließ mich nicht beirren. Ich nahm es an die Hand und ging mit ihm langsam in die Richtung der Yetis. Sie beruhigten sich etwas, vor allem, als ich auf den letzten Metern das Junge zu ihnen laufen ließ. Es war, also ob sie sich sehr darüber freuten, auch wenn die Angst bei mir noch immer vorhanden war, dass sie ihre Meinung plötzlich ändern könnten, ließ ich mir weiterhin nichts anmerken. Nach einiger Zeit der Freude, so sah es zumindest aus, kam der größte unter ihnen auf mich zu und reichte mir einen riesigen gefrorenen Fisch, offenbar als Dank. Ich bemühte mich, nicht undankbar zu erscheinen und wuchtete das Tier auf meine Schulter. Mit kam es vor, als würden sie Yetis lachen, aber dennoch gestikulierten sie, dass wir mitkommen sollen. Etwas zögerlich stimmten wir zu und gingen mit. Benjulf machte uns darauf aufmerksam, dass wir unseren Eissegler besser nicht zurücklassen sollten, womit er natürlich Recht hatte. Wir gingen also kur zurück, um den Segler zu holen, da kam uns auch schon einer der Yetis hinter und half uns beim Schieben. Nun, eigentlich schob der Yeti allein und ich war der Meinung, dass er das auch problemlos mit uns allen darin tun können.


Die Yetis führten uns nach Norden in eine kleine Klamm artige Spalte im Fels. Dahinter bot sich uns ein erstaunlicher Anblick, denn wir blickten auf ein Yeti Dorf mit Höhlen, bewirtschafteten Flächen und jeder Menge Yetis. Mit Grunzen und etwas Gebrüll machte unsere Yeti Gruppe auf sich aufmerksam, was offenbar alle anderen freute. Besonders die Rückkehr des Jungen schien für freudige Aufregung zu sorgen. Nachdem wir nun von allen beschnüffelt wurden, führte man uns in eine Jurte, die wir hier nicht erwartet hätten. Sie war zu klein, um von Yetis bewohnt zu werden, aber dennoch sah es innen so aus, als ob sie jetzt gerade bewohnt war. Den Verzierungen nach war sie elfischen Ursprungs. Unser Augenmerk fiel besonders auf eines dieser seltenen Instrumente, die die Elfen verwenden, um ihre Tänze, Rituale und Geschichten zu untermahlen. Es sah aus wie eine Mischung aus einer Flöte und einer Harfe, woher vermutlich der aventurische Name Flörfe stammt. Syrixia konnte uns den elfischen Namen nicht sagen, denn in jeder Sippe wir dieses Instrument anders genannt. Gerade, als ich mir die reich mit Pflanzenornamenten verzierte Flörfe näher ansehen wollte, betrat eine hochgewachsene Elfe die Jurte und sah mich mehr oder weniger fragen an.


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Wir stellten uns vor und gaben zu erkennen, was wir hier taten. Unsere Verwunderung, hier inmitten der Yetis eine Elfe zu sehen, schien uns ins Gesicht geschrieben zu sein, denn sie stellte sich ebenfalls als Galandel Yetimutter vor und ging auf mich zu. Sie hob mein Kinn ein wenig an uns schaute mir tief in die Augen. Sie war, wie nahezu alle Elfen, anmutig und makellos schön. Offenbar glaubte sie uns und begann zu erzählen, dass sie als junge Elfe hierhergekommen war. Die widrigen Umstände in diesem Land ließen sie aber alle nicht weit kommen und so überlebte sie als einzige, nachdem sie von den Yetis gerettet worden war. Jetzt lebt sie schon seit vielen Jahrzehnten hier bei den Yetis, weshalb sie auch Yetimutter genannt wird. Dann verließ sie das Zelt, um mit den Yetis über die Rettung des Jungen zu sprechen. Etwa eine Stunde später, gab sie uns zu verstehen, dass wir ihr nun zum Rat der Yetis folgen sollen. Wir gingen, etwas zögerlich, mit ihr zu einer großen Höhle, welche über und über mit fahlblauen Gwenpetrilsteinen behängt war. Innen befanden sich etwa zehn Yetis und nun auch wir. G’Dar, so der Name des Yetiältesten, ließ uns durch Galandel wissen, dass er sehr erfreut über die Rettung des Jungen sei und das wir nun das Gastrecht inmitten von ihnen erworben hatten. Die anderen Yetis bestätigten die Grunzer G’Dars mit noch lauteren Grunzern und Schlägen auf die Brust, so wie ich es schon von Großaffen auf den Gaukler- und Schaustellermärkten in Gareth gesehen hatte. Galandel benannte mich als Sprecher der Gruppe und so bedankte ich mich für die freundliche Geste, in der Hoffnung, dass ich nichts falsch machen würde. G’Dar deutete auf jede Menge rohen Fisches und Fleisches, welches in der Mitte lag und forderte uns auf, zu essen. Rondario fragte Galandel, ob wir die Mahlzeit wohl auch zubereiten dürften, was sie durchaus bestätigte. Er holte tatsächlich einige Gewürze und Kräuter aus seiner Tasche und find an, den Fisch unter den sehr erstaunten Augen der Yetis zuzubereiten. Als Rondario fertig war und dann genüsslich in den Fisch biss, war die Neugier offenbar zu groß. Andere Yetis deuteten auf Rondarions Fisch fuhren dabei mit ihrer Hand in den Mund. Rondario gab etwas zum probieren und die Augen der Yetis wurden größer. Am Ende hatten wir dann alle etwas von Rondarions Kochküsten, denn auch die Yetis schienen großen Gefallen an dem Geschmack gefunden zu haben.


Zweizahniger Kopfschwänzler gleich Donnerwanderer gleich Mammut


Während wir noch alle (fr)aßen, fragte ich Galandel, ob sie wüsste, wo wir denn möglicherweise einen zweizahnigen Kopfschwänzler finden würden. Sie konnte mit diesem Namen nichts anfangen, ebenso wenig die Yetis, als Galandel versuchte, es zu übersetzen. Minobe hatte noch eine einfache Zeichnung dabei und außerdem ließen wir noch den Begriff Mammut fallen, da merkte Galandel auf. Sie zeigte die Zeichnung und plötzlich waren die Yetis aufgeregt. G’dar sprang umger und haute sich auf die Brust. Galandel übersetzte, dass er wüsste, dass die Donnerwander im Tal der nördlich leben würden. Er deutete auf zwei weitere Yetis und befahl ihnen, uns zu dem Tal zu führen. Und helfen, eines zu fangen würden sie aber nicht, da in diesem Tal auch andere Yetis leben würden, die das Recht haben, dort zu jagen. Wir bekämen ein Zeichen mitgegeben, welches uns dieses Recht ebenso zusprechen würde.


Später fragte ich Syrixia, ob es mir erlaubt war vom Himmelsturm zu sprechen und davon, dass es die Heimat der Firnelfen war, welche verderbt wurde und sie dann alle in Aventurien verstreut wurden. Syrixia nickte und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. Meine Frage hörte Ohm Volker auch, der, als der Himmelsturm hörte, aufstand und seine Leier nahm. Er begann zu spielen und erzählte die Sage über den Himmelsturm, wie seit hunderten von Jahren in Thorwal erzählt wurde. Die Yetis verstanden kein Wort, jedoch fanden sie Gefallen an der Melodie und am Gesang des Ohm. Alle hörten gespannt zu und grunzten dem Ohm zu, als er fertig war. Dies brachte wiederum Galadel dazu ihre Flörfe in die Hand zunehmen, um ihre Geschichte, um den Himmelsturm zu erzählen. Vor vielen Jahren kam sie mit als junge Elfe mit weiteren ihrer Sippe in dieses Land, um nach dem Himmelsturm zu suchen. Alle, ihrer Freunde kamen hier ums Leben, denn es ist eine wirklich lebensfeindliche Umgebung hier. Sie erzählte weiter, dass der Himmelsturm der Ort war, an dem alle Elfen Aventurien betraten. Die Götter waren es, die ihn verderbt hatten und alle Elfen vertrieben. Bis heute war es ihr nicht gelungen, den Himmelsturm zu finden und so bleibt es eine Geschichte, die niemand jemals bewiesen hatte. Leider konnte sie uns darum natürlich auch nicht sagen, wo wir den Himmelsturm den nun finden konnten.

Tal der Donnerwanderer


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Wir verbrachten die Nacht in Galandel‘s Jurte und wurden am nächsten Morgen von ihr, G’dag und den beiden anderen Yetis abgeholt. Nach einer kurzen Verabschiedung machten wir uns auf den Weg. Es dauerte ein paar Tage, da kamen wir an einen Wasserfall, der bereits einen recht großen See in das Eis unter ihm geschnitten hatte. Überall dampfte es, denn das Wasser war warm. Die Yetis kletterten schnell rauf, wir hatten ein paar mehr Probleme. Schlussendlich gelang es uns aber auch. Wir wurden durch eine kleine Schlucht, welche das warme Wasser in das Eis geschnitten hatte, geführt. Plötzlich rannten die Yetis und wir hatten einige Mühe hinterher zu kommen, ohne dabei ins Wasser zu fallen oder auszurutschen. In der Mitte der Schlucht befand sich ein kleinerer See, der etwas blubberte. Die Yetis machten wilde Gesten, dass wir uns nun wirklich beeilen sollten. Wir taten, wie uns geheißen und kaum, als wir auf der anderen Seite der Schlucht ankamen hörten wir ein lautes Grollen, gefolgt von einem Zwischen. Das Wasser aus dem See schoss in einer zehn Schritt hohen Fontaine empor und es kam ein Schwall warmen Wassers aus der Schlucht geflossen.

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Auf der anderen Seite blickten wir in einen mit dichtem Nebel behangenen Talkessel, in dessen Zentrum sich ein grüner Wald aus Bäumen und Pflanzen befand. Schlagartig wurde es wärmer. Die Yetis zeigten auf Tal und grunzten vielsagend. Das war wohl unser Zeichen, den Abstieg in das Tal zu beginnen. Sie kamen nicht mit, was ich angesichts der schnell ansteigenden Temperaturen durchaus verstand. Als wir unten angekommen waren, standen wir an einem trüben Fluss, der von oben betrachtet, einmal um das ganze Tal führte. Ein halb zerfressener Alligator brachte uns auf den Gedanken, vielleicht nicht durch den Fluss warten zu wollen, so entschieden wir uns, außen herum zu laufen. Wir kamen an einem Aufgang hoch ins Eis vorbei, bei der eisige Wind, der von oben kam, deutlich zu spüren war. Als wir weiter gingen fanden wir eine hervorragende Hohle, die wir zum Rast machen verwenden wollten. Auf dem Weg hatten wir unsere Felle unter in einen hohlen Baumstamm gelegt und mit Steinen beschwert. Syrixia bot an, diese wieder in die Höhle zu holen, denn vermutlich würden wir hier noch eine Weile verbringen, bis wir auf die Donnerwanderer stießen. Wir anderen gingen noch ein Stück weiter, um vielleicht doch noch eines dieser Tiere zu Gesicht zu bekommen. Und tatsächlich, am nördlichen Talende sahen wir eine kleine Herde aus einem Bullen, drei Kühen und drei Kälbern. Als ich diese riesigen Wesen sah, fragte ich mich sofort, wie bei Prajos, sollten wir eines dieser Tiere fangen? Und wenn uns das gelänge, wir würden wir es aus dem Tal schaffen können? Und selbst, wenn uns das gelingen würde, wie soll so ein Wesen auf einen Knorren passen?


Der Plan


Am nächsten Morgen entschlossen wir uns alle, gemeinsam zum Ende des Tals zu gehen, um uns dann einen Plan auszudenken, wie wir wohl eines der Tiere fangen könnte. Es war klar, dass es nicht der Bulle sein würde und bestenfalls auch keine von den Kühlen. Die waren viel zu groß und kräftig, dass wir sie hätten im Zaum halten können. Also fokussierten wir eines der Jungtiere. Es würde schon schwer genug sein, auch mit einem kleinen Mammut.

Syrixia wies darauf hin, dass Mammuts nicht besonders gut sehen können, wohl aber gut hören und riechen. Der fehlende Wind in diesem Tal half uns aber dabei, denn er verriet uns nicht, egal von welcher Seite wir kämen. Benjulf fiel sofort eine der Illusionen ein, die er auch schon bei den Piraten verwendet hatte. Die konnte auch bei den Mammuts funktionieren, wenn es ein Abgrund war, denn er war zwar fähig sehr für das Auge täuschende zu erschaffen, aber Gerüche und Geräusche konnte er nicht. Rondario brachte auch Fackeln ins Spiel, denn sehr wahrscheinlich haben Mammuts Angst vor Feuer, wie die meisten Tiere in Aventurien. Gom, Yno und ich würden das von den anderen getrennte Mammut dann flankieren, wenn es von Syrixia zu uns getrieben würde. Wir bereiteten Seile vor, mit denen wir das Tier dann anleinen konnten. Minobe wartete auf unser Zeichen, so dass sie das Mammut mit Vipernblick fixieren konnte, um uns wiederum die Möglichkeit zu geben es anzuleinen.

Die Ausführung


Gegen Mittag war es dann soweit. Ein Jungtier entfernte sich ein wenig von der Gruppe, um zum Wasser zu gehen. Benjulf hatte sich nach vorne geschlichen, da er recht nah heranmusste, um die Illusion zu zaubern. Es gelang ihm hervorragend, denn die Tiere hielten instinktiv Abstand vom Abgrund und auch als Syrixia hinter dem Jungtier auftauchte wurde sie zwar nervös und riefen nach dem Kleinen, aber trauten sich nicht in die Nähe der tiefen Felsspalte, die Benjulf erschaffen hatte. Rondario blieb mit ihm hier, da er wieder mal von einen kleinen lästigen Mindergeistern gepeinigt wurde. Plötzlich konnte er kein Wort mehr sagen, denn seine Zunge war verknotet.


Als das Tier in unsere Nähe kam, nahmen Gom und ich unsere Schilde und hielten es damit in der Spur. Yno lief vorweg, um dem Tier einen Anhaltspunkt zu geben. Es funktionierte alles sehr gut und wir liefen so ein paar Meilen, bis wir plötzlich ein markerschütterndes Gebrüll aus der Mitte der Insel hörten. Ich könnte schwören, ich hätte den Kopf einer riesigen Echse im Nebel erkennen können. Das Mammut verlor nun die Fassung und rief laut nach seinen Eltern, welche es offenbar gehört hatten, denn wir konnten ihre Antwort sofort vernehmen. Davon noch weiter angestachelt begann es uns nach links abzudrücken, denn wir waren gerade an der Gletscherzunge, die aus dem Tal herausführte. Offenbar war dies ein Fressfeind der Mammuts. Schnell sprang Minobe vor und stellte sich in den Weg des Tieres. Sie starrte es an und murmelte ein paar Worte, die ich nicht verstand. Das Mammut wurde daraufhin immer langsamer uns ruhiger und kam dann vor Minobe schnaubend zum Stillstand. Das nutzen wir, um dem Tier die Seile umzulegen. Yno verband die Beine miteinander, so dass das Tier nicht mehr so schnell rennen konnte. Als er fertig war, hörte Minobe auf zu starren uns das Mammut kam langsam wieder zu sich. Wieder hörten wir dieses Gebrüll. Wie musste es nun Benjulf und Rondario ergangen sein?


Nach späteren Erzählungen der beiden, wurden die Elterntiere immer wilder, sobald sie das Gebrüll der Echse und die panischen Hilferufe des Jungtiers hörten. Dort war es wohl noch etwas lauter. Als die Illusion endete, rannten der Bulle und eine Kuh schnell auf Rondario und Benjulf zu, da auch hier das Rufen des Jungtieres noch zu hören war. Rondario nahm ein paar Fackeln, die sie zuvor vorbereitet hatten und hielt sie wedelnd den Mammuts in den Weg. Die schienen nicht besonders irritiert, denn die Gefahr, in der sich das Jungtier befand, wog schwerer, als die Angst vor dem Feuer. Als die Tiere fast vorbeigerannt waren, trat Rondario hervor und warf dem Bullen einen Horriphobus entgegen, was den Bullen auf die Hinterbeine steigen ließ. Ein wenig Angst hatte Rondario schon, den nun etwa fünf Schritt hohen Riesen vor sich zu sehen, allerdings machte der Bulle dann kehrt und rannte mit der Kuh davon. Abermals hörten sie das Gebrüll der Echse, machten sich dann aber auf den Weg zu uns.


Sie trafen auf uns, als Gom gerade auf dem kleinen Mammut saß, um es zu reiten. Entgegen unser aller Erwartungen gelang es ihm hervorragend das Tier zu kontrollieren, was die weitere Reise natürlich sehr viel angenehmer machte. Tatsächlich warteten die beiden Yetis weiterhin auf uns und waren nicht schlecht erstaunt Gom reitend auf dem Mammut zu erblicken. Sie führten uns durch die Höhle am Geysir vorbei bis zu dem kleinen Wasserfall, an den wir offenbar nicht gedacht hatten. Wie schaffen wir dieses Tier nun den Abhang hinunter? Wir dachten, dass es schwimmen konnte, also würden wir es einfach ins Wasser stoßen, allerdings waren wir sicher nicht stark genug, das Tier dazu zu bewegen. Benjulf hatte den guten Einfall, den Yetis unser Vorhaben mittels seiner Illusionskugel vorzuführen. Es brauchte einen Moment bis die Yetis verstanden, was wir eigentlich vorhatten, bis einer von ihnen das Mammut ansah, dann auf den anderen Yeti blickte, wieder auf das Mammut zurücksah, um es plötzlich zu greifen und direkt in den See zu werfen. So ging es natürlich auch, dachte ich bei mir.


Wir kletterten hinunter, nun, ich fiel, spannten das Mammut vor den Eissegler und reisten ins Yeti Dorf. Mit dem Mammut kamen wir etwas langsamer voran, waren dann aber nach zwei Tagen im Lager der Yetis angekommen. Hier wurde unsere Ankunft freudig gefeiert, ähh, glauben wir, denn eigentlich unterschied es sich wenig von dem Gegrunze, welches wir zu Anfang von G’dag gehört hatten. Glandel jedenfalls konnte man die Freude ansehen und auch ihren Respekt. Am Abend, als wir zusammensaßen und (fr)aßen hatten wir ein klein wenig Mühe, die Yetis davon zu überzeugen, dass wir unser mitgebrachtes Mammut nicht über dem Feuer rösten und mit Rondarios Gewürzeschatz behandeln. Wir verbrachten die Nacht im Lager und wollten dann am nächsten Morgen wieder aufbrechen. Die beiden Yetis, Ruschdag und Runorr, sollten uns zum Basislager begleiten, nur um sicher zu gehen. Galandel verabschiedete sich noch von uns und gab Syrixia noch etwas mit, was wir am Himmelsturm oder an der alten Kultstädte der Hochelfen brauchen würden. Es war die Träne Nurtis, der elfischen Göttin des Lebens. Syrixia nahm sie nickend an und wir machten uns auf den Weg.


Am Ende doch noch Erste


Wieder spannten wir das Mammut vor den Eissegler und reisten auf der gleichen Route nach Südwesten auf der wir gekommen waren. Syrixia und Yno nahmen einen anderen Weg, um sich auf die Suche nach Phileasson zu begeben. Mit den beiden Yetis in der Gruppe gestaltete sich die Rückreise deutlich angenehmer. Alles, was uns gefährlich werden konnte, traute sich schlicht weg nicht näher als 20 Schritt an uns heran. Das Problem der Eisigel wurde sehr pragmatisch gelöst. Die beiden Yetis warfen so lange Eisbrocken auf die stacheligen Kugeln, bis sie platzen. Rondario wurde etwas seltsam beäugt, als er ein paar der Eisigelstacheln in seiner Tasche verstaute.Als er sah, wie wir ihn ansahen, zuckte er mit den Schultern und sagt, dass man nie wüsste.


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Nach vier Tagen kamen wir dann im Lager bei den Knorren an. Jubelnd wurden wir empfangen. Es war noch niemand anderes zu sehen, als hatte es Beorn offenbar noch nicht geschafft, wobei er hätte auch schon wieder aufgebrochen sein können. Wir stiegen aus dem Eissegler und luden das Mammut gemeinsam mit dem Kapitän des Knorren auf das Schiff. Auch wenn es noch klein war, das Schiff schwankte doch recht beachtlich, als das Mammut auf die Planken ging. Man hatte für die Sieger dieser Runde ein kleines Fest vorbereitet. Gerade als wir gefragt wurden, ob es Phileasson nicht geschafft hatte, hörten wir aus der Ferne ein lautes Rufen und Gejohle. Offenbar waren Syrixia und Yno erfolgreich, denn sie brachten noch zwei weitere Eissegler mit sich.


Am Abend saßen wir dann alle gemeinsam an einem großen Feuer und erzählten unsere Geschichten. Wir hatten uns sehr gut geschlagen und ganz offenbar war es Beorn noch nicht gelungen, ein Mammut zu fangen, also hatten wir die Tage seines Vorsprungs wett gemacht. Phileasson dankte uns insbesondere aber am Ende allen, die bei dieser Aufgabe dabei gewesen waren. Dennoch stimmte er uns auf den zweiten Teil ein – das Geheimnis des Himmelsturmes zu erkunden. Er wolle morgen bei Sonnenaufgang sofort losziehen. Diesmal mit einer kleineren Auswahl von Mitstreitern. Für ihn stand es nicht zur Debatte, dass wir, die da Mammut gefangen hatten und zudem noch Frieden mit den Yetis geschlossen hatten, ihn nicht begleiten würden. Dazu wurden noch Yno, Raluf, Krotett und Ohm Volker eingeladen. Nach der Bekanntgabe das wir ihn begleiten sollten, gab es Rufe, dass wir ja nicht einmal richtige Thorwaler wären. Phileasson ließ keine Kritik zu und unterband die Rufe sofort. Er hatte noch immer den Respekt aller inne, denn er Wort genügte und alle waren mit seiner Wahl einverstanden…

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