Tsapold's Tagebuch - H'Rangas Kinder
- Manuel Vogelsänger

- 15. Okt. 2020
- 25 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Nov. 2020

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Rückschlag
Nachdem wir diese Aufgabe auf unfaire Weise verloren hatten, machten wir uns daran, am nächsten Morgen von der Ruine Sturmhaupt wieder abzusteigen. Wir alle hatten nicht besonders gut geschlafen, allerdings hatte es Shaya offenbar am schlechtesten getroffen, denn sie hatte obendrein noch einen sehr schlechten Traum. In diesem war sie einem einbeinigen, schwarz gekleideten Mann in Mendena begnet. Mendena also und so fasste Phileasson den Plan, dass wir unsere Kutsche, die wir in Perainefurten zurückgelassen hatten, verkaufen wollten, um mit dem Geld per Schiff über den Fluss nach Mendena zu reisen. Die Wulfen hier waren besänftigt, denn wir hatten Erm Sens Leichnahm nicht waffenlos zurückgelassen, obwohl wir Self Lanatil nicht in unseren Händen hielten. Insgeheim hoffte ich, dass diese Boron gefällige Tat beim Herrn des Schattenreichs anklang fände und er uns auf unserer Reise unterstützen könnte. Denn, um das Schwert zu bekommen, welches wir nun bei Erm Sen gelassen hatten, musste ich schwören, dass ich es wieder zur Fechtschule in Ysilia zurückbringen würde. Das konnte ich nun nicht mehr tun, darum überlegte ich nach Alternativen, welche letztlich darauf hinausliefen, dass ich mich bei Yola erklären musste, sie aber bestimmt verstand, warum ich das tun musste. Die Reise per Schiff würde mich nicht wieder nach Ysilia bringen und Phileasson war auch der Ansicht, dass dies warten müsste, obwohl er respektierte, dass ich meinem Schwur Folge leisten musste, irgendwann. Also schob ich diese Aufgabe für unbestimmte Zeit beiseite. Wir bemerkten erst jetzt, dass Lailath uns verlassen hatte.
In Perainefurten angekommen, machten wir uns sogleich daran, die Kutsche zu verkaufen und einen Flussschiffer zu finden, der uns den ganzen Weg nach Mendena bringen würde. Wir hatten die Wahl zwischen normalem Anheuern oder Passagier sein und ob der Enttäuschung der letzten Tage hatten niemand so recht den Antrieb, wirklich anzuheuern. Phileasson verstand das und bezahlte tatsächlich den Aufpreis für uns als reine Passagiere, allerdings nicht ohne Kommentare. Der Weg nach Mendena verlief recht entspannt. Wir legten hier und dort an, um Waren ab- oder aufzuladen, Proviant zu besorgen oder um an Land zu nächtigen. Dennoch waren wir beeindruckend schnell unterwegs.
Warum müssen es Schlagen sein?
Eines Nachts hatte Gom Wache, während dessen er auf einen Raben aufmerksam wurde. Ihm war so, als würde der Rabe mit ihm sprechen, bevor dieser zu Shaya flog, um auf ihrer Schulter zu landen. Schaya stand plötzlich auf, allerdings in einer Weise, die selbst Gom einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Wie an Fäden hochgezogen, flog sie förmlich hoch und breitete die Arme aus, während ihre Hände leblos herunterhingen. Als sich ihre Augen öffneten, erschrak Gom erneut, denn sie waren vollkommen schwarz, ohne Pupille und Iris. Dieses Getöse entging den anderen auf dem Schiff auch nicht und alle starrten Shaya mehr oder weniger verängstigt an. Plötzlich entfuhr es ihr
Es wird kommen der Tag, an dem sich die Kinder des H‘Ranga aus den Fluten der Meere erheben und ihre schrecklichen Schlangenleiber an Land wälzen, um ganze Städte zu Staub zu zermahlen. Selbst die geringsten unter den Kindern der Gottechse, die sich schon in diesen Tagen unruhig in den Abgründen der Meere winden, können mit ihren Leibern die gewaltigsten Schiffe zerdrücken wie die übermütige Kinderhand die Schale eines Eies. Verschafft euch den unversehrten Reißzahn einer Seeschlange! Er gewährt euch Schutz in der Stunde, da keine Waffe von sterblicher Hand euch noch zu retten vermag. Vor der Ostküste Maraskans, das Meer durchpflügend, werdet ihr finden, was euch bestimmt ist.
Der Rabe erhob sich wieder und Shaya fiel wie ein Sack Kartoffeln zurück auf den Schiffsboden. Nun schlief sie einen sehr, sehr tiefen Schlaf, denn sobald all dies vorbei war, war die Crew des Schiffes in hellem Aufruhr, aber sie bekam davon nichts mit. Alle redeten durcheinander, fingen an zu beten oder gestikulierten abergläubische Schutzzeichen. Phileasson verschaffte sich im Tumult Gehör und erklärte das gerade geschehene, so dass sie alle wieder ein wenig beruhigen konnten. Er, Ohm Volker, Raluf und Benjulf machten betroffene Gesichter und erklärten uns, dass H’Ranga das Böse im Thorwalschen Glauben ist, eine Gottähnliche, riesige Seeschlange. Wie um alles auf Dere sollten wir es schaffen, einer lebenden Kreatur dieser Größe einen Reißzahn abzuluchsen? Wir diskutierten die ganze restliche Fahrt darüber und kamen dann nach sechs Tagen in Mendena an.
Mendena

Mendena war eine eher kleinere Küstenstadt, welche nur durch die Ogerkriege und das zerstörte Ysilia zur Hauptstadt Tobriens ernannt wurde. Nichts hier war außergewöhnlich und so ernteten wir abermals die Blicke aller, dort wo wir auftauchten. Einige von uns wollten hier etwas erledigen, bevor wir uns auf die Suche nach dem humpelnden, schwarz gekleideten Mann machen wollten. Benjulf hatte immer noch diese Shakarga Rüstung und wollte sie hier verkaufen. Er merkte allerdings, dass man hier nichts damit anfangen konnte und entschied, mit dem Verkauf zu warten. Ich selbst verkaufte meinen Morgenstern Amiera, da ich aus dem Himmelsturm ein Schwert, ich taufte es Syrixia und einen Schild, Minobe, mitgenommen hatte. Außerdem versorgten wir uns mit der Region besser angepassten Kleidung und veräußerten unseren Winterzwirn. Wir beschlossen, ein Gasthaus zu suchen und noch weiter unserer Dinge nachzukommen. Minobe, Benjulf und ich wollten in den hiesigen Rahja Tempel, die anderen wollten aus uns unerfindlichen Gründen nicht mit. Auf der Suche nach einem Gasthaus fiel unser Blick auf die Seeadler, das Flagschiff der Tobrischen Flotte, welches im Hafen vor Anker lag. Das wäre wohl ein Schiff, mit welchem man es mit einer Seeschlagne aufnehmen konnte und wir sinnierten darüber, wie man es anstellte, es für unsere Zwecke zu gewinnen.
Wir kamen in der Gänsedaune unter, nicht zuletzt, weil Shaya diese Herberge vorschlug. Wir buchten drei Zimmer und Benjulf sah vor, dass er heute Abend eine große Vorführung machen könnte, was zum Gefallen der Wirtin dazu führte, dass wir Kost und Logie frei bekamen. Benjulf machte sich sogleich daran, für Werbung zu sorgen, indem er ein riesiges Banner über dem Marktplatz erscheinen ließ. Phileasson war sich nicht so sicher, was er damit bezwecken wollte, aber auch Ohm Volker sprach sich für einen ausgelassenen Abend aus, damit wir alle die Strapazen der letzten Monate etwas vergessen konnten. Später am Nachmittag machten wir uns dann auf den Weg im Hafen, nach dem schwarz gekleideten, humpelnden Mann zu suchen. Wir mussten feststellen, dass dies nicht so einfach war, wie wir das vorgestellt hatten, denn von dieser Sorte gab es so einige passende Kandidaten. Shaya begleitete uns, nachdem sie sich zuvor etwas mit Phileasson auseinandergesetzt hatte, da er verlauten ließ, es dem hiesigen Walfänger etwas schwerer machen zu wollen, das nächste Mal auszulaufen. Shaya war nicht begeistert von der Idee, obgleich sie verstand, welche Bedeutung Swafnir für alle Thorwaler hatte.
Wir liefen vielen Werbern über den Weg, welche für die zahlreichen Schiffe im Hafen Mannschafften gewinnen wollten. Nicht selten sahen wir, dass Besoffene Leute, die letzte Nacht übertrieben hatten einfach eingesammelt wurden. Minobe hatte es sich im Rahja Tempel sehr gut gehen lassen, also hatten wir ein wachsames Auge, dass sie nicht, besoffen wie sie war, von einem der Werber einfach eingesammelt wurde. Und trotzdem stürmte sie auf einen dieser Leute los und fing an zu diskutieren, ob er nicht der humpelnde Mann war. Der wiederum hatte keine Skrupel, um Minobe einfach mitzunehmen, was wir wiederum zu verhindern wussten. Und so gerieten wir in ein richtiges Durcheinander, was offenbar derart laut war, dass der halbe Hafen aufmerksam wurde. Zu allem Überfluss hatte Phileasson seine Drohung trotz des Missfallens von Shaya wahr gemacht und mischte die Crew des Walfängers am Ende das Kais auf. Wir nutzen das und stahlen uns aus unserer Diskussion, auch weil Benjulf den kleinen Moha wiedergesehen hatte, der uns schon einmal, als wir zu erstem Mal auf den Marktplatz kamen aufgefallen war.
Kapitän Bacha

Wir gingen dem Mann hinterher, bis dieser sich mit einem großen, anderen Mann unterhielt. Benjulf sprach sie an, weil uns eben der kleine Moha schon vorher aufgefallen war. Es sollte sich herausstellen, dass Buckmann, der große, Steuermann der Sturmvogel war. Ein Haijäger auf dem Kapitän Baha das Kommando hatte und dieser Kapitän genau auf die Beschreibung des Mannes aus Shayas Traum passte. Wir vereinbarten, dass wir uns am Abend auf der Sturmvogel trafen, um über unser Anliegen mit Baha sprechen zu können.
Zunächst sollte aber die Vorführung von Benjulf stattfinden, welche offenbar von allgemeinem Interesse war, denn die Gänsedaune war zum Bersten voll mit Menschen. Sogar noch draußen drängten sich viele, um wenigsten einen Blick durch die Fenster erhaschen zu können. Traviane Biebelreck, die Wirtin der Gänsedaune war hellauf begeistert und dankte Benjulf und Ohm Volker jetzt schon. Als beiden dann loslegten, standen die Münder offen und die Freude war bei allen groß. Buckmann und der Moha kamen auch und gratulierten mir zu der wirklich großartigen Darbietung, als ich beide begrüßte. Benjulf war außer sich, dass ich die Lorbeeren für seine Leistung einheimste, allerdings waren die Leute ebenso wenig begeistert von der Tatsache, dass wir uns mit der Mannschaft der Sturmvogel einließen. Minobe konnte durch einen Blick in die Gedanken eines tuschelnden Gastes vernehmen, dass man Kapitän Bacha und seine Leute nicht schätzte und sie mit Boron in Verbindung brachte. Für den Rest des Abends galt allerdings, dass die Erwartungen aller sogar noch übertroffen wurden und so es alle wirklich rundum gelungen. RANDALIO ging später noch einmal mit einem Hut herum und konnte vier Dukaten für die Gemeinschaftskasse sammeln. Später half ich Alrik noch, alles wieder in Ordnung zu bringen, was mir nochmals ein Bier einbrachte, denn er war wirklich sehr interessiert an meinen Geschichten, über das Leben als Ritter und meinen Abenteuern. Zu dumm nur, dass nicht die schöne Magd hier war, dachte ich so bei mir.
Abermals später also gingen wir dann noch zur Sturmvogel, um mit Kapitän Bacha zu sprechen. Minobe, Phileasson, Gom und Ohm Volker gingen aufs Schiff und wir anderen wurde nicht vorgelassen. Das Schiff war durchaus beeindruckend, etwa vierzig Schritt lang und zehn breit und es war gut bewaffnet. Es viel noch auf, dass es offenbar aus allerlei verschiedenen Dingen vergangener Reisen bestand und den Eindruck vermittelte, dass es auch als schwimmendes Museum genutzt werden konnte. Die Unterhaltung dauerte nicht sehr lange und Phileasson kam wieder vom Schiff herunter. Er sagte, dass er angeheuert hatte. Zehn Gold Handgeld gab es für normale Mannschaft und dreißig für Harpuniere. Es wurde vereinbart, dass wir auf die Haijagt mitkommen und sollten wir einer Seeschlange begegnen, so würden wir auch diese jagen, um an ihren Zahn zu gelangen. Das Schiff konnte aber erst übermorgen auslaufen, da morgen noch ein Schiff der Perlenmeerflotte vom Stapel laufen sollte.
Zurück auf hoher See

Es war Phileasson, Raluf und Ohm Volker deutlich anzusehen, dass sie genossen, wieder auf hoher See zu sein, auch wenn es in eher unbekannten Gefilden war. Minobe wiederum war weniger begeistert, hatte sie mehrfach gezeigt, dass sie sich auf dem Meer nicht besonders wohl fühlte. Das Schiff war wirklich stattlich, dass musste man sagen. Sowohl am Bug und achtern waren backbords und steuerbords Hornissen angebracht, die einem ausgewachsenen Ifirnshai schon gefährlich werden konnten. Zusätzlich war in der Vordertrutz noch ein schwerer Aal montiert. Dennoch fragten wir uns alle, ob dies gegen eine sechzig Schritt Seeschlange wohl genügen würde. Die Tage vergingen recht schnell, allerdings auch nahezu ereignislos. Einmal begegneten wir einem Schwarm fliegender Fische, sie sich in recht großer Anzahl auf unserem Deck verflogen. Halda, die Schiffsköching schoss sogleich aus ihrer Kombüse und fuhr mich lautstark an, dass sie die Fische ja nicht anrühren sollte, denn mein feiner Ritterhintern sollte froh sein, so etwas seltenen auf den Tisch bekommen zu können. Ich grinste aber Raluf war sofort verliebt. Halda entsprach in etwa seiner Statur, ich würde sogar soweit gehen, dass eigentlich nur noch der Bart fehlte, von welchem ich aber vielleicht doch schon etwas gesehen hatte. Syrixia machte es sich im Krähennest bequem, wir anderen halfen hier und da, wo wir es konnten. Einmal bekamen wir eine Finne eines wohl sehr großen, mindestens zwanzig Schritt langen Ifirnshais zu sehen, welcher wohl der gewesen war, der Kapitän Bacha sein Bein gestohlen hatte und auf dessen Jagt sich Bacha befindet. Er gab sofort den Befehl zu folgen, aber nach etwa einem halben Tag, tauchte der Hai ab und ward nicht mehr gesehen.
Zwei oder drei Tage später konnte Syrixia ihren scharfen Augen kaum trauen, denn sie beobachtete schäumend, brodelndes Wasser, aus dem sich tatsächlich eine wohl junge Seeschlage erhob. Ich erschrak ob der Größe und war nicht sonderlich begeistert, ob wohl es ja unsere Aufgabe war einen Zahn von so einem Ungetüm zu besorgen. Die Situation wurde leider noch etwas dramatischer, denn es erhob sich noch eine zweite Schlange aus dem Wasser und umschlang die andere. Sie waren wohl in einem Paarungsritual oder so etwas. Wir versuchten Phileasson davon zu überzeugen, dass schon eine Schlange reichen würde, aber er ließ sich nicht umstimmen, Kapitän Bacha an die Vereinbarung zu erinnern und befahl zum Angriff. Wir konnten die ersten Treffer mit dem schweren Aal und einer Hornisse verzeichnen, bis die Schlage an der Reihe war. Schon ihr erster Angriff schleuderte mich von meinen Füßen und riss die gesamte Vordertrutz mit sich. RANDALIO brachte noch einen wirklich beeindruckenden Orcanofaxius hervor, der auch traf, die Schlange aber quittierte dies aber mit einer weiteren Attacke, die RANDALIO aber glücklicherweise verfehlte. Sie ließ ihren halben Körper auf das Deck krachen, was einen Mast fast bersten ließ und zwei Beiboote zerschmetterte. Minobe wurde durch den Aufprall in die Luft geschleudert und landete in den Trümmern eines dieser Beiboote. Benjulf gelang es glücklicherweise, ein zweites Schiff herbeizuzaubern, welches die zweite Schlange beschäftigte, die aber mit jedem verfehlten Versuch wilder und rasender wurde. Die erste Schlage ließ ihren Körper nun wieder von Deck gleiten, was vier Crewmitglieder und noch ein weiteres Beiboot mitgerissen hatte. Beide Schlangen ließen dann von ihrem Angriff ab, allerdings war die Sturmvogel auch dem Untergang nahe. Wir zählten fünfzehn Leute, die es Leben gekostet hatte und die Schlange, wurde zwar hart getroffen, dennoch schätzten wir, dass sie sich davon sehr schnell erholen würden.
Zerstört und ohne funktionierende Segel, machten wir uns langsam auf den Weg in den nächsten Hafen, welcher vermutlich der Borans, Hauptstadt Maraskans gewesen war. Dort angekommen, mussten wir allerdings feststellen, dass der Hafen von der kaiserlichen Flotte belagert wurde und es kein durchkommen gab. Wir mussten uns etwas überlegen, denn lange konnte wir die Sturmvogel nicht mehr auf See halten.
Boran

Als wir an die Blockade herankamen, wurden sofort mehrere Boote in unsere Richtung geschickt, was uns klar machen sollte, dass wir besser anhielten. Ein ganzer Trupp Kaiserliche kam an Bord, um das Schiff nach Schmugglerware, Waffen oder Ähnlichem zu durchsuchen. Die Frage nach unserem Begehr in Boran erübrigte sich, ob des Zustandes unseres Schiffes. Nachdem nichts gefunden wurde, verließen sie das Schiff wortlos wieder und wir konnten passieren.
Wir fuhren eine lang gestreckte, mit unzähligen Schiffswracks gesäumte Hafeneinfahrt entlang und man lotste uns zu einem Kai am Südufer der Stadt. Selbst Phileasson, der schon gefühlt überall in Aventurien gewesen war, war sichtlich beeindruckt von dieser Stadt. Obwohl es bereits sehr späte Stunde war, pulsierte noch immer das Leben und es war sehr, sehr laut. Alles war fremdartig, die Menschen oder Wesen, die Schiffe, der Hafen, die Gerüche und die Gebäude der Stadt.

Minobe blühte auf und war bester Dinge, denn sie war nun zu Hause. Für uns andere war es weniger nachvollziehbar, derartige Gefühlsausbrüche zu haben, allen voran Syrixia, für die es schon seit einer Weile deutlich zu warm war. Die Gerüche taten nun ihr Übriges. Wir wurden nahezu automatisch abgefertigt und Bacha blieb auf dem Schiff. Er machte Phileasson und uns unmissverständlich klar, dass er an unserer Stelle nun lieber schnell das Weite suchen würde, denn er uns seine Crew geben uns die Schuld am Zustand des Schiffes. Womit sie nicht Unrecht hatten, dachte ich bei mir. Wir nahmen unser Hab und Gut und gingen also von Bord. Niemand im Hafen nahm so richtig Notiz von uns, bis auf ein seltsam gekleideter, mit Maske und Stab ausgerüsteter Mann, welcher einfach nur dastand und uns Musterte. Minobe konnte uns sagen, dass es sich hierbei um einen maraskanischen Magier handelte, der, wenn es seine Aufgabe war, Neuankömmlinge einzuschüchtern, sich hervorragend darauf verstand. Ich schlug vor, zuerst nach einer Unterkunft zu suchen, was allgemeine Zustimmung fand. Auf dem Weg dorthin kaufte sich Benjulf hiesigen Reisschnaps, welcher tatsächlich sehr gut schmeckte. Dazu bekam er Gebäck, dass, als ich es kurz probierte, meine Zunge sofortig in glühende Lava verwandelte, so scharf war es. Alle, die uns beobachteten, mussten unweigerlich anfangen zu lachen, auch Minobe.
Wir schliefen uns erst einmal aus, zumindest, was man bei dem Krach draußen erreichen konnte. Danach gingen wir in ein Badehaus, um das Salzwasser von der Haut zu bringen. Bei Frühstück erfuhren wir, dass es hier einen Tsa und Boron Schrein geben soll, welchen wir ob der Prophezeihung von Boron, einmal besuchen wollten, um einen weiteren Anhaltspunkt zu erhaschen. Also machten wir uns auf den Weg in das alte Boran. Wir kamen an wirklich hohen Häusern vorbei, aber auch an der Stadtmauer, vor welcher in etwa zwei Meilen Entfernung das Kaiserliche Heer zur Belagerung befand. Alles, um die Stadt vor beiden Seiten aushungern zu können. Der Kleine Boron Schrein war allerdings keine wirklich große Hilfe, denn mehr als ein Stein mit einem Raben darauf war hier nicht zu finden. Als man uns fragte, was wir denn suchen würden, verwies man uns an den Efferd Tempel am anderen Ende der Stadt, denn dort würde man sich vermutlich besser mit Seeschlangen auskennen. Phileasson entschied, dass er und die anderen versuchen würden, ein neues Schiff zu ergattern und schickte Minobe, Gom, Rondario, Syrixia, Benjulf und mich zum Efferd Tempel.
Verrückter, alter Mann
Endlich am Efferd Tempel angekommen, begrüßte uns Efferdane, welche uns freundlich hereinbat und recht interessiert unserer Geschichte mit den Seeschlangen lauschte. Sie hatte bereits anderes von der Sturmvogel gehört, als hatte diese Geschichte bereits schnell die Runde in der Stadt gemacht. Efferdane konnte und nicht viel über Seeschlangen verraten, aber sie beherbergte jemanden, der behauptete, mehr zu wissen. Sie führte uns zu einem Nebenhaus, in welchem sie gescheiterte Seelen aufnahm und vor dem Tot auf der Straße bewahrte. Sie verwies uns an Halrech, einen einarmigen, alten Mann, der halb ohnmächtig vor Schnaps auf dem bloßen Steinboden lag. Sie gab uns noch den Tipp, dass er ohne einen Tropfen Alkohol sicher kein Wort sagen würde. Ich dachte, dass jeder weitere Tropfen unweigerlich zu seinem Tode führen würde. Sie aber sollte Recht behalten, denn Benjulf ging schnell noch einmal in die Stadt, um ein paar Flaschen zu besorgen, nachdem jedes Wort von ihm keinerlei Sinn zu ergeben schien. Eine normale Unterhaltung war dennoch nicht möglich, denn er schien kein funktionierendes Gedächtnis zu haben, da er sich ständig wiederholte oder sich gar selbst in Frage stellte. Benjulf verzauberte eine Falsche Schnaps mit Feenfüßen und so konditionierten wir ihn damit, dass, wann immer er eine hilfreiche Antwort von sich gab, die Flasche den Weg zu ihm fand. Er sprach von einem Ort an der Küste im Süden, an dem er eine Pyramide gesehen hatte und viel interessanter, viele Knochen toter Seeschlangen. Die Unterhaltung mit Halrech war für mich eine herausfordernde Geduldsprobe und ein ums andere Mal war ich versucht, ihm eine Falsche über den Schädel zu ziehen und seinem bedauernswerten Dasein gar ein Ende zu bereiten. Da wir nur schwerlich unterscheiden konnten, was wahr und was gesponnen war, wagte Minobe einen Blick in seine Gedanken. Sie sah all das, was er beschrieben hatte und so ging sie davon aus, dass er tatsächlich die Wahrheit sagte. Wir bedankten uns, ließen ihm noch eine Flasche Schnaps da und zogen dann von dannen. Ich warf ihm noch einen Silberling zu, um mich von meinen schlechten Gedanken über ihn freizukaufen. Als wir gingen, konnten wir noch sehen, wie Halrech murmenld mit den Flaschen kämpfte, denn sie hatten noch immer Füße und liefen von ihm weg...
Rondarios Mal
Aus irgendeinem Grund ließ sich Benjulf durch die ganze Sauferei Halrechs beeindrucken und fing bereits mittags an es ihm gleich zu tun. Er goss sich ein paar große Schlucke in den Rachen und vergaß dabei, dass die Getränke hier durchaus etwas zu bieten hatten. Wir standen wieder am Hafen und überlegten, was wir denn nun tun sollten, einigten uns aber darauf, dass wir uns vielleicht einmal mit Hilbert von Puspereiken, Adeptus von Rakurium Montagunus, Spektabilität von Festum unterhalten sollten. Beide sind Fachleute für alles Echsische und, wie Halrech sagte, offenbar gerade hier in der Stadt.
Während Benjulf schon ziemlich einen im Tee hatte. Fragte ich einfach einen Fischer, nach Informationen über Rakuriums Aufenthalt oder nach eventuellen Experten für Seeschlangen oder Ähnliches. Es stellte sich allerdings ziemlich schnell heraus, dass ich des Maraskani nicht mächtig war, so bat ich Minobe um Hilfe. Sofort begannen beide das Ritual, welches man hier auf Maraskan offenbar beherrschen musste, so viel Worte wie möglich zu verwenden, um möglichst wenig Sinnvolles hervorzubringen. Am Ende erfuhren wir nicht viel von diesem Hafenarbeiter.
Benjulf setzte sich auf ein Fass und versuchte möglichst unbeteiligt der folgenden Szenerie zu lauschen. Rondario sprach einen der hiesigen Magier an, um mehr über den Aufenthaltsort Rakuriums zu erfahren. Der Mager nahm offenbar zwar Notiz von Rondario, war aber auch nicht sonderlich auskunftsfreudig, was wiederum Benjulf freute, der immer mal wieder aus dem Hintergrund unflätige Kommentare in Richtung des Magiers verlauten ließ. Als es dann doch zu einem Gespräch kam, verlangte der Magier erst einmal einen Beweis dafür, dass Rondario tatsächlich ein Magier war. Etwa widerwillig zeigte Rondario sein Mal, welches zu unser aller Überraschung auf verschuppter Haut auf Rondario prangte. Verstohlen verbarg er es auch gleich wieder, als der Magier zufriedengestellt war. Inzwischen versah Benjulf ein herumstehendes Fass mit Feenfüßenund befahl ihm, den Magier immer mal wieder anzustoßen, was dieser zunächst gekonnt ignorierte und sich dann später einfach auf das Fass setzte. Das Gespräch verlief zumindest insofern informativ, als dass wir den Aufenthaltsort Rakuriums bekommen hatten und auch bestätigt bekamen, dass Phileasson den ganzen Tag schon hier am Hafen nach einem Schiff suchte. Letztlich verabschiedete sich der Magier und ließ das Fass mit gebrochenen Füßen taumelnd zurück.
Wir trafen auf Phileasson, der uns offenbarte, kein Glück gehabt zu haben, aber in ein paar Tagen ein Freibeuter Namens Kodnas Han einlaufen würde, welcher wohl der viel versprechendste Kandidat dafür wäre, dass er uns zum Friedhof der Schlangen bringen könnte.
Spekulativ spektakuläre Spektabilität

Wir entschieden uns nun der Spektabilität einen Besuch abzustatten und begaben uns in die Taverne, wo er abgestiegen sein soll. Wir fanden heraus, dass Hilbert offenbar gerade unterwegs war und während wir saßen uns aßen ein lauter Knall aus dem oberen Geschoss zu hören war. Wir entschieden sofort nachzusehen. Hinter der verschlossenen Tür konnten wie Gepolter und Gemurmel hören. Rondario wagte noch ein Blick durch die Wand, konnte aber außer einer menschlichen Gestalt nichts Ungewöhnliches entdecken. Wir diskutierten, was wir nun tun sollten, kamen aber zu dem Schluss, dass es besser war, uns mit Gewalt Zutritt zu verschaffen, um eventuell helfen zu können. Es kam allerdings etwas anderes, als wir uns das gedacht hatten, denn Rakurium war außer sich vor Wut, dass wir ihn in seiner Arbeit störten. Er war nicht nur außer sich, sondern auch unfreundlich, überheblich, abweisend, arrogant und nicht gewillt mir uns auch nur ein einziges sinnvolles Wort zu wechseln. Mit der Dickköpfigkeit Minobes war es doch möglich herauszufinden, Hilbert unterwegs war, um Leute für eine Mission ins Landesinnere anzuwerben und das Seeschlangen auch als Echsen gelten. Außerdem bekamen wir noch den Ratschlag doch lieber mit Hilbert zu sprechen, denn dieser würde wohl eher unserem Intellekt entsprechen können, denn Rakurium fand seiner Meinung nach einfach nicht die richtigen Worte, damit unser beschränkter Verstand erfassen konnte, was er sagen wollte. Mehr war uns nicht vergönnt, denn er wandte sich einfach von uns ab und beachtete uns einfach nicht weiter.
Etwas verstört von diesem Ereignis, beschlossen wir nun nach Hilbert Ausschau zu halten. Auf dem Weg fiel eine in Grau gekleidete Person auf, welche zur Beschreibung Hilberts passte. Allerdings wurde er von acht Leuten verfolgt, plötzlich niedergeschlagen und in einen dieser Wohntürme gezogen. Wir nahmen die Verfolgung auf und trafen an einer Brücke zwischen zweier dieser Türme auf diese Gruppe von Söldnern, dachten wir. Benjulf schnitt ihnen den Weg nach vorn ab, indem er eine Illusion einer abgerissenen Balustrade vorgaukelte. So standen wir nun also da, auf zwei Türmen verteilt zwischen uns eine Brücke. Wir versuchten zu verhandeln, waren aber nicht erfolgreich, denn irgendwann flogen zwei Wurfscheiben Haarscharf an Minobs Kopf vorbei, was für uns das Ende der Verhandlungen Markierte. Sogleich flog ein Pfeil von Syrixia, welcher schmerzhaft traf. Rondario belegte den Anführer mit einem Horriphobus, welcher offenbar so schrecklich gewesen sein muss, dass dieser sofort in den Abgrund stürzte. Es kam zu einem kleineren Handgemenge, welches abrupt endete, als abermals Rondario einen Orcanofaxius losließ und dieser einen weiteren Söldner erfasste, welcher auf die Balustrade eines benachbarten Wohnturms geschleudert wurde. Nun flohen die anderen, bis auf einen, der von Syrixia zu stark verletzt worden war. Hilbert war in der ganzen Zeit bewusstlos. Es stellte sich heraus, dass es eine Miliz war, die verhindern wollte, dass die Echsen weiter erforscht würden, da gemein hin bekannt war, dass die Echsen Böses im Schilde führten.

Hilbert wiederum, als er wieder zu sich kam, stellte sich als wahrer Quell an Informationen über Echsen heraus. Um genau zu sein, hörte er gar nicht mehr auf zu reden, so dass wir ihn ein ums andere Mal bremsen mussten. Er versuchte uns zwar für seine Mission ins Landesinnere zu gewinnen, gab uns aber ebenso Auskunft über das Verhalten von Seeschlagen und deren Beziehung zu Echsen und dergleichen. Die Pyramide, die Minobe im Traum in der großen Höhle gesehen hat, könnte daher tatsächlich eine heilige Stätte der Echsen sein. Zum Abschluss bedankte er sich sehr überschwänglich und sagte, dass wir ihm und seiner Spekatibilität einen großen Dienst erwiesen hätten.
Obwohl es uns eigentlich nicht recht war, lud uns Hilbert nochmals dazu ein, mit zu Rakorium zu kommen. Insbesondere Benjulf war der Meinung, dass er für heute genug von beiden gehabt hätte, wobei ich ihm durchaus zustimmte. Wir beide versicherten uns, dass sein Meister dieses Mal etwas freundlicher uns gegenüber sein sollte. Wieder in der Taverne angekommen, entschieden Benjulf, Gom und ich unten im Gastraum zu bleiben und Minobe und Rondario sollten mit ihrer Spektabilität sprechen. Sie redeten eine ganze Weile, so schien es uns, denn uns wurde schon mittlerweile langweilig und wir fingen an, uns gegenseitig Geschichten von zu Hause zu erzählen, also nichts, was wir nicht schon dutzende Male vorher gemacht hatten.
Als Minobe und Rondario wieder herunterkamen, waren sie wirklich guter Dinge, denn ihren Erzählungen nach, was der Alte dieses Mal sehr viel hilfreicher als noch vor ein paar Stunden. Rakorium wusste nahezu genau, wo sich der Friedhof der Seeschlangen befand, er konnte es Minobe sogar auf einer alten Karte von MAraskan zeigen. Außerdem erzählte er, dass Seeschlangen ein paar Tage vor ihrem eigentlichen Ableben an diesen Ort kamen und sich in weiter Ferne ihrer einstigen Stärke und Schnelligkeit befänden. Dies würden die Chancen deutlich erhöhen, dass wir zu zwölft eventuell in der Lage wären, eine von ihnen zu besiegen. Er gab Minobe noch ein Kästchen mit zwei Phiolen mit, worin wir Seeschlangenblut auffangen sollten und ein paar Schuppen sollten wir auch mitbringen, sofern es uns gelänge, erfolgreich zu sein. Und damit beschlossen wir dieses Kapitel und gingen wieder zurück zu unserer Bleibe.
Ein unwirklicher Ort

Wir waren tatsächlich alle guter Dinge, denn wir dachen, dass es und vielleicht doch noch gelingen würde, diese scheinbar unlösbare Aufgabe zu lösen. Als wir ankamen, sahen wir Phileasson mit einem recht abenteuerlich aussehenden Mann regen und sie schlugen hinterher ihre Hände ein. Auf meine Nachfrage hin, sagte Phileasson, dass dies Kodnas Han war, der Freibeuter, der uns auf seinem Schiff, der Tiger von Maraskan, zum Friedhof der Seeschlangen bringen würde. Ein teurer Spaß, denn es werden zehn Dukaten für jeden Tag reise berechnet. Außerdem sollten wir Kodnas und seiner Crew gegen die Kaiserlichen helfen, sollte es zu einer Auseinandersetzung kommen. Ich teilte Phileasson mit, dass ich damit durchaus echte Schwierigkeiten haben würde, denn meiner Herkunft und meinem Stand war ich der Treue verpflichtet. Allerdings wurde mir kaum eine Wahl gelassen, denn wenn ich nicht bereit war zu Kämpfen, dann wäre kein Platz für mich auf dieser Reise. Wir berichteten noch von den Informationen, die wir von Rakorium bekommen hatten und das es wirklich gelingen könnte, wenn wir diesmal ein wenig Glück hätten. Auch Phileasson nahmen diese guten Gedanken auf, teilte uns aber sogleich mit, dass wir allerdings keine Zeit zu feiern hätten, denn bereits heute Nacht ginge es los und wir sollten unser Hab und Gut zusammensuchen. Etwas überrascht ob der Spontanität, aber dennoch voller Tatendrang folgten wir bereitwillig auf das Schiff des Freibeuters.

Das Schiff selbst war durchaus beeindruckend und vor Allem ebenso beeindruckend bewaffnet. Auch wenn wir dachten, dass auch dieses gegen zwei Seeschlangen erfolglos bleiben würde, so hätten wir gegen eine vermutlich sogar eine Chance. Die Mannschaft war ein vollkommen bunt zusammengewürfelter Haufen von Tunichtguten und Haudegen, aber offenbar gut Seeleute und Kämpfer obendrein. Kudnas gab den Befehl zum Auslaufen und so setzte sich die Tiger von Maraskan in Bewegung. Die Reise selbst verlief vollkommen problemlos und glücklicherweise kam es auch nicht zu einer Auseinandersetzung mit den Kaiserlichen, die Winde und die Nacht waren uns wohl gesonnen.
Drei Tage, nachdem wir losgefahren waren, erreichten wir die Bucht, in der Rakorium die Höhle der Seeschlangen verortete. Ein seltsamer Ort, denn hier wuchsen die Bäume aus dem Wasser, es war heiß und stickig. Wir vermochten nicht zu unterscheiden, wo das Meer aufhörte und das Land anfing. Ein paar hundert Schritt vor der Küste sagte Kudnas dann, dass sein Schiff nicht mehr näher herankäme und wir mit zwei Beibooten weiter rudern müssten. Außerdem würde er zehn Tage hier vor Anker bleiben und wenn wir bis dahin nicht wieder zurückgekehrt waren, dann würde er ohne uns wieder in See stechen. Wir schlugen ein und setzten uns in Bewegung. Es dauerte nicht lange, bis wir einen Eingang im Felsen und zwischen den Bäumen ausmachen konnten, nur konnten wir weder mit dem Boot noch zu Fuß in hineingelangen. Wir einigten uns darauf, dass Syrixia voraus tauchen sollte, denn sie kann mit ihrer Zauberei unter Wasser atmen. Mit aneinander geknüpften Seilen schickten wir sie voran. Nach etwa zwanzig Minuten kam sie wieder und sagte, dass auf der anderen Seite eine Höhle wäre und das der Gang etwa zwanzig Schritt in der Länge hätte. Kurz genug, um ohne Hilfsmittel durch zu tauchen, so entschieden wir. Zum Glück hatte Syrixia das Seil auf der anderen Seite befestigt, denn für uns war es wirklich dunkel.
Auf der anderen Seite bot sich uns ein ebenso seltsames Bild. Offenbar war es eine große, dunkle Höhle, an deren Wänden bläulich leuchtende Pflanzen hingen. Auf dem Grund des Wassers konnten wir spitze Felsen ausmachen, die sich später, als Benjulf mit etwas Licht nachsah, als Knochen herausstellten. Überhaupt war der gesamte Boden übersäht mit Knochen unszähliger Tiere und viele waren groß genug, um von einer Seeschlagen stammen zu können. Etwas weiter im Inneren der Höhle gingen wir dann an Land und standen auch hier gingen wir auf Knochen und nicht auf Erde oder Sand.
Echsen verehren Echsen
Wie von Minobe bereits durch die Augen Halrechs gesehen, konnten wir die stufige Pyramide am Ende der Höhle nun mir eigenen Augen sehen. Sie ragte aus einem Berg von Knochen hervor und vermuteten, dass sie eigentlich viel größer war, als wir sehen konnte. Hier fanden wir nun auch menschliche Überreste und drei tote Echsen, die offenbar brutal abgeschlachtet wurden. Bei näherer Hinsicht fiel uns auf, dass sie offenbar von Beorn und seinen Leuten getötet worden sein mussten, denn in einer Echse fanden wir einen Thorwaler üblichen Schneidzahn. Wie konnte Beorn es so schnell schaffen, hierher zu kommen? Das Glück musste mit ihm sein, was wirklich ungerecht war.
Rondario ging auf die Pyriamide, um nachzusehen, ob die Echsen, die laut Rakorium und Hilbert Seeschlangen als Gottheit verehrten, eventuell auch Seeschlangen Reißzähne an einer Kultstätte verwendeten, jedoch war uns das Glück nicht so hold. Natürlich war es auch möglich, dass Beorn bereits dafür gesorgt hatte, denn auch die alle Reißzähne bereits toter Seeschlangenschädel waren bei genauerer Betrachtung nicht verwittert oder zusammengefallen, sondern mutwillig zersplittert worden. Auf der Pyramide fanden sich noch diverse Kadaver toter Opfertiere und anderer Wesen, jede Menge getrocknetes Blut und ein in den Stein gehauenes Tridecagon, welches offenbar der Opferkreis war. Yno und Syrixia blieben vorne in der Höhle zurück und bewachten einen Eingang, den wir gefunden hatten.

Yno pfiff uns zu und sagte, dass er etwas hörte, woraufhin wir uns hinter der Pyramide versteckten. Kurz darauf kamen drei weitere Echsen durch den Gang in die Höhle. Eine von ihnen war in ein anderes, eher Priester ähnliches Gewand gehüllt, die anderen beiden waren bewaffnet und schienen etwas zu riechen. Der Priester ging in Richtung des Wassers und begann ein seltsames Ritual, bei den er sich mit dem Wasser zu verbinden schien, welches sich wie eine zweite Haut seinen Körper komplett umhüllte. Uns war klar, dass eine Auseinandersetzung unvermeidlich war und so begannen wir mit dem Kampf. Es dauerte nicht sehr lange, dann waren die beiden Wächter des Priesters tot, jedoch blieben die Pfeile von Syrixia in der Wasserrüstung des Priesters wirkungslos stecken, so dass er, nachdem er gesehen hatte, dass die anderen beiden bereits tot waren, einfach ins Wasser sprang und davon tauchte.
Da die Echsen aus dem Gang gekommen waren, wollten wir einer eventuellen Verstärkung zuvorkommen und nachsehen, von wo genau sie kamen. Auf dem Weg durch den Gang, kamen wir in einen Raum, in dem mannshohe Gefäße standen, bei denen Benjulf leider nicht widerstehen konnte, uns eines aufmachte. Zu unserem Unglück erweckte er damit eine Mumie, die in diesem Gefäß aufbewahrt wurde oder vielleicht sogar ein Wächter war. Zum Glück waren Mumien langsam und dumm, so erlegten wir sie schnell in ihre Einzelteile. Wir rangen Benjulf noch das Versprechen ab, nichts mehr zu berühren und setzten unseren Weg fort. Wir kamen in eine Schlucht, die sich einige duzend Schritt in die Höhe erhob und bedeckt war vom Blätterdach tropischer Bäume. Es war ein ganz schönes Stück nach oben und so gingen wir davon aus, dass die Echsen zumindest nicht sofort in der Lage waren in großer Zahl erneut zu erscheinen. Wir gingen wieder zurück und verbarrikadierten den Eingang in die Höhle, so dass wir dieses im Notfall gut gegen die Echsen verteidigen konnten.
Die Größe macht einen Unterschied
Es dauerte eine Weile, bis wir die Knochen zusammengestellt hatten, um den Gang zu versperren. Davor errichteten wir noch eine weitere Barrikade, um bei einem eventuellen Durchbruch der Echsen für ein weiteres Hindernis zu sorgen. Irgendwann mitten in den Arbeiten bebte die Pyramide abermals, so wie sie es auch schon ein paar Stunden zuvor getan hatte und ein tiefes Grollen war zu vernehmen. Einen kurzen Moment dachten wir alle, dass es jetzt um uns geschehen war, was auch immer dieses Grollen verursachte . Da es aber nach ein paar Sekunden von allein wieder aufhörte, schenkten wir diesem Ereignis keine weitere Beachtung.
Alle Vorbereitungen waren getan und wir machten uns daran, auszuharren, bis sich eine Sterbende Seeschlange in diese Höhle zurückziehen würde. Zu unser aller Überraschung dauerte es nicht lange, da vernahmen wir, dass die Haie, die die ganze Zeit im Wasser vor uns kreisten, plötzlich verschwanden, nur um kurze Zeit später mit in wilder Aufregung wiederzukehren. Und dann sahen wir, wie sich ein riesiger, kutschengroßer Kopf aus dem Wasser emporhob. Tatsächlich war es eine Seeschlange, die ihren Laib an Land schob, bis ihr Kopf etwa auf der Hälfte der Strecke vom Strand zur Pyramide liegen blieb. Sie muss um viele Schritt größer gewesen sein als die zwei Schlangen, deren Bekanntschaft wir bereits gemacht hatten. Ihre schuppige und narbige Haut war überseht mit Muscheln, Seetang und anderem Getier. Erst als wir sie genauer betrachteten, fiel uns auf, dass mit ihr sechs Echsen auf ihrem Rücken in die Höhle geritten waren.
Sofort sprangen alle sechs zu uns herunter und droschen auf uns ein. Die Schlange nahm so gut wie keine Notiz davon. Glücklicherweise waren diese sechs keine großartigen Kämpfer, denn ihr erstes Überraschungsmoment vermochten sie nicht zu nutzen. Es begann nun ein Scharmützel, bei dem Rondarios erster Orcanofaxius die erste Echse vor großer Wucht fortschleuderte, noch bevor sie den Boden erreichte. Der Rest von ihnen hatte nicht so recht eine Chance gegen uns zwölf, denn es war allen anzumerken, dass die Echsen nur ein Hindernis auf dem Weg zur Seeschlange darstellten und darum schnell aus dem Weg geräumt werden sollten. Eines fiel uns auch auf, denn als Yno eine Echse mit seinem Schwert traf, nicht einmal sehr hart, so hinterließ das bei der Echse deutliche schlimmere Folgen, als es normal gewesen wäre.
Als die letzte Echse fiel, schauten wir uns alle einen Moment lang an und hörten die Schlange schwer atmen. Noch immer war es ihr egal, was um sie herum passierte. Phileasson machte den Anfang und stürmte auf die Schlage zu, der Rest von uns folgte ihm auf dem Fuße. Shaya, Syrixia, Benfulf und Ohm Volker hielten sich erst einmal zurück, aber wir droschen auf die Schlange ein. Als wir alle zuhauten, konnte und wollte die Schlange nun doch nicht mehr ignorieren, was gerade geschah, denn jeder Treffer wurde von einem Zucken und einem kleinen Schrei quittiert. Auf einmal rollte sie sich in unsere Richtung und nur in letzter Sekunde konnten Rondario und Minobe ausweichen, sonst wären sie wohl unter einigen tausend Stein Seeschlange zerquetscht worden. Ihr Kopf war nun genau neben mir und sie schnappte nach mir, was ich aber glücklicherweise ausweichen konnte. Nun schlugen wir wieder zu und Rondario ließ einen weiteren Orcanofaxius auf sie los. Dieser war offenbar so schmerzhaft, dass die Schlange ihn packte und einmal quer durch die Höhle schleuderte. Als er bei der Pyramide aufschlug, regte er sich nicht mehr. Erneut ließen wir die Schlange unsere Hiebe spüren, doch noch immer konnte sie sich wirkungsvoll wehren. Sie ließ sich niederkrachen und nur mit großer Mühe und einer riesigen Portion Glück gelang es uns, auszuweichen. Nun griffen auch noch Syrixia und Benjulf ein und taten ihr Bestes. Wir alle schlugen nun auf die Schlange ein und offenbar war dies unser letzter Angriff, denn nach dieser Welle bäumte sich die Schlange ein letztes Mal auf, stieß einen Mark erschütternden Schrei aus und ließ sich leblos auf den Knochen übersäten Boden krachen. Wir konnten es im ersten Moment nicht richtig begreifen, aber als Phileasson den Sieg mit einem Schrei kundtat, realisierten wir anderen es auch. Minobe und Benjulf rannten sogleich zu Rondario, den erst einmal wieder halbwegs aufpäppelten. Vermutlich war er einzige Bewohner Aventuriens, der einen Biss einer Seeschlange tatsächlich überlebte.
Wir machten uns daran, die beiden Reißzähne zu entfernen, was sich als wirklich blutige Angelegenheit herausstellte. Minobe füllt die Phiolen von Rakorium mit dem Blut der Schlange und nahm sich ein paar Schuppen mit. Wir anderen Taten es ihr gleich und ebenso nahmen sich einige noch einen kleineren Zahn als Trophäe mit.
Das Ende dieser Aufgabe
Wir verloren nicht viel Zeit, um alle Dinge, die wir mitnehmen wollten zu packen, um dann die Höhle schnellstens zu verlassen. Wir warfen noch einen kleinen Blick in den verbarrikadierten Gang, aber die Echsen unternahmen keine Versuche, die Barrikade zu durchbrechen. Jedenfalls nicht so lange wir noch in der Höhle waren, so nahmen wir an. Raluf und ich banden uns je einen Reißzahn auf den Rücken und dann schwammen wir los. Im Durchgang schien es kurz so, als ob Minobe es nicht schaffen würde, denn es dauerte ungewöhnlich lang, bis sie auf der anderen Seite wiederauftauchte. Unsere beiden Beiboote lagen noch genau da, wo wir sie zurückgelassen hatten und wir machten uns auf den Weg zurück zur Tiger. Dort wurden wie johlend und grölend empfangen und die gesamte Mannschaft zollte uns den Respekt, der einem Schlagentöter gebührt. Kodnas Han umarmte Phileasson und rief uns alles zu, dass wir ab sofort neue Freunde gefunden hatten und wir nun als Ehrenmitglieder der Tiger von Maraskan behandelt würden. Wir setzten Segel und fuhren nach Beskan, auf die Affeninsel, dorthin, wo Kodnas uns seine Leute zu Hause sind.

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