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Tsapold's Tagebuch - Die Suche nach dem Kelch

Aktualisiert: 6. Dez. 2020


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Wir waren auf der Pirateninsel, dem Heimathafen von Kodnas Han, angekommen, nachdem wir es geschafft hatten, einer Seeschlange ihre zwei Reißzähne zu entwenden. Es war ein ziemlich bunt zusammengewürfeltes Nest, aus alten Schiffsteilen zusammengeschustert. Kodnas Han und seine Mannschaften liefen jubelnd in den Hafen ein und ließen sich als Seeschlangenbezwinger feiern. Wir gingen alle von Bord und wurden mit großem Getöse empfangen. Kodnas sagte, dass wir uns wie zu Hause fühlen sollten. Wir bekamen jeder eine Holzhütte zum Ausruhen und frisch machen. Danach sollten wir und alle im Haupthaus treffen, um alles ganz nach Piratenmanier feiern zu können. In der Zwischenzeit suchte Minobe eine hiesige Hexe Namens Aporia auf, denn hier bei den Piraten musste sie ihr Hexe sein nicht verstecken. Hier war sie als Hexe genau so normal, wie jeder andere.

Als wir dort ankamen, war das Fest schon in vollem Gange. Überall traf man auf allerlei verschiedene Leute, nahezu aus ganz Aventurien. Elfen allerdings suchte man hier vergeblich, was Syrixia natürlich nicht nur besondere Blicke einbrachte, an die sie im Grunde gewöhnt war, sondern sie musste sich auch gegen eine Menge dämlicher Sprüche behaupten, was sie tatsächlich durch bloßes Ignorieren beachtlich meisterte. Da es hier aus ihrer Sicht unerträglich warm war, legte sie sich neue Kleidung zu, die aus meiner Sicht ausgesprochen aufreizend war, jedoch schien sie uns nicht so ganz passend zu sein. Beim Fest wurden wir offiziell als Freunde der Piraten geehrt und dann gingen auch gleich die Anmeldungen für die Piraten Wettbewerbe, die piratopischen Spiele, der nächsten Tage los. Alle schrien durcheinander und fingen auch an sich hier und da zu prügeln. Offenbar gab es sieben verschiedene Wettbewerbe

Ø Trinken

Ø Kochen

Ø Singen, Musizieren & Geschichten erzählen

Ø Armdrücken

Ø Tauchen & Schwimmen

Ø Schlösser knacken

Ø Säbelfechten

Jeder konnte, sofern er mochte sich für alles anmelden. Phileasson und Raluf meldeten sich sofort fürs Trinken und zu unser aller Erstaunen, Minobe ebenso. Rondario wollte kochen, Ohm Volker, Benjulf und ich meldeten uns für Singen, Musizieren und Geschichten erzählen. Raluf und ich versuchten uns am Armdrücken, Syrixia war fürs Tauchen und Schwimmen. Abdul wollte Schlösser knacken und Gom Säbelfechten. Wir feierten noch eine ganze Weile und ich nahm das reichhaltige Angebot der zweiten Etage an, denn dort konnte ich meiner Leidenschaft, den Frauen, in vollen Zügen frönen. Chantalla war wunderschön, wenn auch etwas wunderlich, aber nachdem wir über den Preis verhandelten, vergnügten wir uns beinahe die ganze Nacht.

Die Piratopischen Spiele

Am nächsten Morgen kamen wir alle sehr ausgeruht und freudig aus unseren Hütten und sahen, dass die Wettbewerbe fast schon angefangen hatten. Als erstes kam das Trinken dran. Ich musste sagen, dass ich mir das eventuell eher bis wenigstens nach dem Kochen aufgehoben hätte, aber nun gut. Minobe, Raluf, Phlieasson und noch vierzehn weitere machten sich bereit. Es gab einen Maß Rum, eine Flasche Champagner und einen Liter Bier. Ich war glücklich, mich nicht gemeldet zu haben. Alle konnten sich die Reihenfolge selbst aussuchen, aber es galt, dass alles ausgetrunken werden musste. Minobe hielt sich wirklich hervorragend und trank einige der Haudegen am Tisch unter denselben. Auch Phileasson musste sich vor ihr geschlagen geben, aber gegen Raluf gab es kein Gegenhalten. Er gewann das Wetttrinken und bekam einen vergoldeten Holzhumpen als Preis. Die Menge tobte und richte Raluf einen Humpen Bier zum Nachspülen.

Nun folgte das Kochen. Hier gab es mit Rondario nur vier Mitbewerber. Es waren neben vielen tropischen Früchten und Gemüse auch allerlei Getiers vorbereitet worden. Rondario zeigte sich von Anfang an Siegessicher und zog seinen Beutel mit Gewürzen hinter seinem Umhang hervor. Neben einigen Unfällen mit Feuer, Sand und Blättern, roch es auch oft ganz verdächtig nach verkohlten Ochsenschenkeln oder fauligen Eiern. Als die Zeit abgelaufen war, waren letztlich nur noch zwei Essen essbar, Rondarios und das eines Mitbewerbers. Eine Jury kostete ausgiebig und befand, dass Rondario gewonnen hatte, denn es so ein hervorragendes Essen habe man noch nie zu sich genommen, hieß es. Er bekam einen vergoldeten Holzlöffel als Preis.

Jetzt machten sich Ohm Volker, Benjulf und ich an den Start des Wettbewerbes Singen, Musizieren und Geschichten erzählen. Als erstes musste ich gleich gegen Ohm Volker antreten, was natürlich vollkommen aussichtlos gewesen war, denn nicht nur, dass er deutlich versierter im Umgang mit Worten war, so konnte er auch hervorragend musizieren und hatte unglaubliche Geschichten auf Lager. Ich schied schnell aus, hatte aber dennoch einen Heidenspaß, mir die Darbietungen bis zum Ende anzusehen. Zu unserer Überraschung entschied Benjulf diesen Wettbewerb für sich, denn der Applaus des Publikums war entscheidend und einige von Benjulfs Illusionen waren wirklich beeindruckend musste ich sagen. Er bekam eine vergoldete Gabel mit nur noch zwei Zacken.

Armdrücken war nun an der Reihe. Ganze vier Kontrahenten traten an und unter ihnen drei von uns. Schnell war uns auch klar, warum sich hier sonst niemand meldete, denn der vierte Teilnehmer war ein unglaublich muskulöser Zwerg namens Baktasch, der derart finster dreinblickte und ebenso keine Miene verzog, dass uns allen angst und bange wurde. Es hieß Raluf gegen Baktasch und Gom gegen mich. Ich versuchte meine Angst etwas herunterzuspielen und war Baktasch einen Spruch auf Rogolan zu, der sogleich einfach die Reihenfolge änderte, so dass ich gehen ihn antreten musste. Ich mache es kurz, mein Handrücken war schneller auf der Tischplatte, als ich Baktasch sagen konnte und ich war raus. Gom verlor ebenso schnell gegen Raluf. Das Finale zwischen diesen beiden war sehr spannend und Raluf war kurz davor zu verlieren, aber irgendwie schaffte er es noch, doch noch zu gewinnen. Alles war ruhig geworden, denn es hatte niemand damit gerechnet, dass Baktasch tatsächlich verlieren könnte. Der stand auf, drehte sich um verbeugte sich vor Raluf und ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen davon. Raluf bekam einen goldenen Schlagringals Preis.

Syrixias Tauch- und Schwimmwettbewerb bestand darin, vom Meeresgrund einige Dinge heraufzuholen und so schnell wie möglich einen Parkour entlang zu schwimmen. Gewohnt Emotionslos, aber wegen ihres letzten Einkaufs sexy gekleidet, machte sie sich bereit. Ein Unterwasser atmen Zauber sollte es richten. Es war wirklich spannend während der Tauchübungen, denn auch die Seeerfahrenen Gegner waren gut darin. Beim Schwimmen allerdings konnte Syrixia zeigen, was Elfen können, denn schwamm derart behände den Parkour entlang, dass sie am Ende mir durchaus großem Vorsprung die Ziellinie durchschwamm. Sie bekam einen vergoldeten Holzfisch als Preis.

Abdul schaffte es sich noch vor dem eigentlichen Start des Wettbewerbes zu disqualifizieren, denn anstatt sich auf das Überwinden der Schlösser von Kisten vorzubereiten, entschied er sich dafür seinen Kisten Beine zu zaubern, damit sie wie wild herumliefen. Er hatte offenbar Spaß, aber der Wettbewerb musste etwas verschoben werden, denn es dauerte einen Moment, bis alle Kisten wieder gefangen waren.

Gom war als letzter an der Reihe mit einen Säbel gegen Denderana, die einzige Gegnerin, anzutreten. Beide lieferte sich einen wirklich ausgeglichenen Kampf. Zuerst ging sie in Führung, dann gelang ihm der Ausgleich. In den nächsten zwei Runden bot sich das gleiche Bild. In der entscheidenden, fünften Runde lieferten sich beide ein unglaubliches Duell, in dem es lange Zeit völlig offen war, wer gewinnen könnte. Das Publikum war bereits außer sich, denn so etwas hatten sie schon lange nicht mehr gesehen. Schließlich musste sich Gom aber geschlagen geben, denn Denderana machte eine gewandte Drehung und traf Gom an der Hüfte, ohne dass er etwas hätte dagegen unternehmen können. Sie verneigte sich, gab ihm einen Kuss auf die Wange, so dass er tatsächlich ein wenig rot im Gesicht wurde und ging davon.

Am Ende der Piratopischen Spiele stellte sich heraus, dass wir nicht nur Seeschlangentöter waren, sondern auch fünf von sieben Wettbewerbe für uns entscheiden konnten. Raluf feierte sogar einen Doppelsieg, obgleich ich mich fragte, wie er es angestellt hatte, nach derart viel Alkohol, Baktasch in die Schranken zu weiden. Wieder kamen alle zusammen, um ausgelassen zu feiern.


Noch während wir alle feierten und die Stimmung auf dem Höhepunkte war, stand Gom plötzlich wie angewurzelt in der Menge und lauschte etwas. Eigentlich war es nicht wirklich verwunderlich, dass Gom einfach nur so da stand, denn wirklich feiern tat er nie, aber es war so, als würde er etwas hören. Ich ließ meinen Blick schweifen und musste wirklich staunen, denn Shaya hatte sich etwas abseits von uns an ein Feuer gesetzt und murmelte etwas vor sich hin. Nicht einmal Syrixia mit ihren Luchsohren wäre es gelungen bei dem Krach, Gegröhle und Gelächter der Feier etwas anderen zu hören. Später bercihtete Gom von der nächsten Prophezeihung.

Wo die See, die weder Meer noch Land ist, Schiffe hortet, zwei alte Meister gefangen in des herrenlosen Sklaven Netz. Schärft der geschuppten Herrn der Meere Waffen gegen des Kelches Räuber, auf dass der Fenvar Erbe Schlüssel zurückkehre in die verlorene Stadt

Aufbruch


Am nächsten morgen waren wir alle ganz schön angeschlagen, denn eines hatten die Piraten klar gemacht. Sie verstanden zu feiern. Nachdem alle aufgestanden waren, war Phileasson bereits im Gespräch mit Kodnas und ein paar anderen. Ohne große Umschweife wies er uns darauf hin, dass wir der Prophezeiung folgen und uns um den Teil mit den Seeschlangenzähnen kümmern sollten. Kodnas verwies uns noch an eine Piratin, welche große Kunstfertigkeit besaß, diese Zähne zu bearbeiten. Wir diskutierten, was wir aus den Zähnen machen könnten und einigten uns auf fünf Kurzschwerter für Gom, Ynu, Phieasson, Rondario und mich, eine Speerspitze für Minobes Kampfstab, einen Dolch und das Material reichte am Ende noch für neunundzwanzig Peilspitzen für Syrixia. Außerdem fertigten wir noch Schutzamulette für uns alle. Die Hilfe der Piratin war gar nicht von Nöten, denn Gom überraschte uns alle und übertraf sich selbst, indem er alle Waffen außergewöhnlich gut fertigte.


Kodnas und Phileasson kamen überein, dass uns Kodnas bis zur Sargassosee begleiten sollte, allerdings würde er uns dann wieder verlassen wollen, denn auch er wollte diesen verwunschenen Ort nicht befahren. Als Zeichen seines Respekts für uns schenkte er Phileasson ein kleines Schiff, welches wir fortan nutzen konnten. Es war eine kleine Schaluppe, nichts wirklich Besonderes, allerdings mehr als großzügig und willkommen in unserer Situation. Wir tauften es Roter Maran. Wir bereiteten uns also vor und beluden das neue Schiff und stachen dann auch bald in See.


Es dauerte nicht allzu lange, etwa drei Tage, bis wir am Horizont ein weiteres Schiff entdecken konnte. Zu unserer Überraschung stellte sich schnell heraus, dass es sich um die Seeadler von Beilunk handelte, die offenbar auf der Suche nach uns war. Da ein Kampf mit diesem Schiff, selbst für zwei Schiffe nahezu aussichtslos war, entschieden wir alles darauf zu setzen, zu entkommen. Glücklicherweise waren die Winde mit uns, so dass wir es schafften unsere beiden Schiffe besser in den Wind zu bringen, als es die schwerfällige Seeadler schaffte. Und so segelten wir die Nacht hindurch und waren am Morgen wieder allein auf See.


Leider hielt dies nicht lange an, denn schon am Nachmittag tauchte die Seeadler wieder auf uns fuhr mit voller Fahrt auf uns zu. Einige Zeit gelang es uns noch, sie auf Abstand zu halten, aber nur ein paar Stunden später waren wir in Schussreichweite ihrer Rotzen. Wir waren noch weit entfernt, also traf die Seeadler weder uns noch die Tiger, aber die Einschläge kamen näher. Wieder überlegten wir, was wir nun unternehmen könnten, denn es war nicht zu erwarten, dass wir es noch einmal schaffen konnten, der Seeadler zu entkommen. Ein Angriff glich einem Selbstmord. Inzwischen hatte die Tiger leider ein par Treffer kassiert, was schließlich zu dem Gedanken kommen ließ, dass es nun an der Zeit wäre, dass wir und die Tiger uns trennen sollten. Also begannen wir das Manöver uns langsam voneinander zu entfernen. Es zeichnete sich ab, dass die Seeadler eher hinter der Tiger her war, als hinter uns. Durch die leichte Kurve, die wir nun fuhren, gelangte die Seeadler in Schussreichweite von Syrixias Bogen und sie beschloss Kodnas helfen zu wollen, indem sie zwei Brandpfeile auf die Seeadler schoss. Trotz der riesigen Entfernung, des Windes und der unruhigen See, gelang es Syrixia beide Male. Der zweite Pfeil traf eines der Segel, welches sofort in Flammenaufging und die Seeadler etwas zurückfiel.


Wenig später konnten wir nur noch den Rauch am Horizont sehen und ebenso nur noch hoffen, dass Kodnas und die Tiger es schafften, der Seeadler zu entkommen. Wir segelten indes weiter nach Süden und konnten bald den Beginn der Sargassosee sehen. Schon von sehr weit, erblickten wir bis zum Horizont nichts als Seetang welcher sich vor uns ausbreitete.


Die Sargassosee


Direkt vor dem Rand dieses unglaublich riesigen Seetangfeldes kamen wir zum Stillstand und überlegten, was wir nun tun sollten. Mit der Maran konnten wir hier nicht weiterfahren, denn es war nicht vorherzusehen, was sich alles am Bug und im Ruder verfangen könnte, so dass wir feststecken konnten. Unser Beiboot schien eine Lösung zu sein. Es bot Platz für etwa acht Leute, war aber natürlich kleiner und viel leichter als die Maran und so konnte es über den Seetang hinweg fahren. Phileasson, Abdul, Shaya, Syrixia, Gom, Rondario und ich fuhren mit. Minobe sollte vorausfliegen, um die Gegen zu erkunden und uns vor etwaigen Untiefen oder anderen Gefahren warnen. Benjulf, Raluf, Yno und Ohm Folker blieben zurück auf dem Schiff, um es nicht unbewacht zu lassen. Wir nahmen Wasser und Proviant für etwas zwei Tage mit an Bord des Beibootes. Wir dachten, dass war erst einmal genug, um die Gegend zu erkunden.



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Es war schon beinahe unwirklich anzusehen, welche Formen der Seetang annahm. An einigen Stellen war er so dicht geworden, dass etwas entstand, was man als Land bezeichnen konnte. Es waren betretbare Inseln, die nur aus zusammengewachsenem Seetang bestanden. Tatsächlich halbwegs stabil und trocken. Wir fuhren immer weiter nach Süden in der Annahme, ins Zentrum dieses Gebietes zu gelangen. Hier waren allerlei Tiere und Geschöpfe beheimatet. Vögel, Krebse, Fische und andere Wesen, die wir bisher nur von Erzählungen eher kannten. Wie dieser mannsgroßer Morfu, welchen wir sahen, als er sich schneckenartig in eine Höhle zurückgezogen hat. Keiner von uns wollte mit so einem Tier Bekanntschaft machen.


Als es dann bereits Abend wurde, suchten wir uns auf der anderen Seite der Straße durch den Tang eine Insel, um dort zu rasten. Zuerst waren wir uns unsicher, ob man hier überhaupt Ruhe finden könnte, aber es stellte sich alles als recht stabil heraus. Einzig wegen der Feuchtigkeit und dem Mangel an brennbarem Material, war es und nicht möglich ein Feuer zu machen. Vermutlich wäre es ohnehin keine kluge Idee gewesen, hätte man dieses Licht duzende Meilen weit sehen können. In der Nacht, als die zweite Wache dran war, bemerkte Syrixia zwei sich bewegende Lichter, welche ein paar Meilen von uns in süd-westlicher Richtung leuchteten. Ein ähnliches Licht war auch nördlich zu sehen. Es stellt sich heraus, dass dieses von einem Schiffswrack kam, da Syrixia durch das Fernrohr von Phileasson blickte.


Am nächsten Morgen machte sich Minobe auf, dieses Wrack genauer zu betrachten und bemerkte dabei ein zweites, welches über und über mit Spinnenweben bedeckt war. Wir machten uns auf, das erste Wrack zu untersuchen. Dem Zustand nach zu urteilen lag es schon länger hier und war Menschen leer. Als wir es betraten, konnten wir nur noch wenig Spuren der Mannschaft finden. Hier und da ein Knochen oder etwas ähnliches. Das Schiff war durchsucht und geplündert wurden, denn nahezu alles Verwertbare wurde demontiert und mitgenommen. In der Kapitänskajüte fanden wir ein Tagebuch, welches Aufschluss darüber gab, dass dieses Schiff bereits seit acht Jahren hier lag. Es gehörte wohl einem bekannten Seefahrer namens Iben Mukadin und er und die Mannschaft versuchten vergeblich sich aus den Fängen des Tangs zu befreien. Irgendwann schwärmten sie aus, um Hilfe zu finden, kehrten aber offenbar nie wieder zurück.


Das zweite Schiff schien noch nicht so lange hier zu sein, denn es sah, abgesehen davon, dass es mit Spinnenweben überzogen war, besser aus als das erste. Es kostete etwas Überwindung, einen Mast des umgekippten Schiffes hochzuklettern, aber es gelang uns sogar so, dass die Spinnen uns nicht bemerkten. Durch eine Art Höhle, gelangten wir in das Schiffsinnere. Hier bot sich uns ein ähnliches Bild, denn die gesamte Ladung, bis auf ein paar Säcke mit Reis, war verschwunden. Das konnte man von der Mannschaft leider nicht behaupten, denn auf unserem Weg hinein, fanden wir bereits einige halb verweste Körper und auch im Inneren stank es fürchterlich. Das Schiff wirkte aber nicht so durchsucht, wie das erste. Wir fanden heraus, dass dieses Schiff etwa vier Jahre hier lag und, so wie es schien, von den Spinnen als willkommenes zu Hause angenommen wurde. Auf dem Hinweg haben wir sechs von ihnen wahrgenommen. Vielleicht sollten wir hier einfach alles durchsuchen und dabei in Kauf nehmen, die Spinnen bekämpfen zu müssen.



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Und so geschah es. Wir fassten den Plan, in die Kokons der Spinnen zu durchsuchen. Vielleicht würden wir noch verblichene Mannschaftsmitglieder finden. Wir bauten uns im der Kapitänskajüte auf, um die Spinnen einzeln, einer nach der anderen zu überfallen. Rondario erwischte eine mit einem Orcanofaxius so heftig, dass sie ein Loch von vorn bis hinten in das Spinnengewebe schnitt. Den Rest haben wir problemlos erwischen können, bis auf eine, welche sich nach oben absetzen wollte. Die hatte Syrixia dann doch noch mit einem gezielten Schuss aus dem Netz gefischt. Rondario erinnerte uns daran, dass es bei Spinnen immer ein paar Fäden gibt, welche nicht klebrig sind, denn das waren dann auch die, die die Spinnen selbst verwendeten, um sich durch das Netz zu bewegen. Wir kletterten also vorsichtig das Netz hoch, um die Kokons zu erreichen. Noch bevor wir uns dafür entschieden, eines von ihnen aufzuschneiden, konnten wir aus allen ein leises Krabbelgeräusch vernehmen, so nahmen wir an, dass sich in allen nur Spinnenkinder befanden.


Weiter ins Innere


Da wir uns nun weiter Richtung Westen aufmachen wollten, schickten wir ein paar von uns zurück, um noch mehr Wasser zu holen, denn unser Vorrat reichte nur noch für etwa einen Tag. Der Rest von uns wartete derweil am ersten Schiff, welches wir durchsucht hatten. Als sie nach ein paar Stunden wieder da waren, gingen wir los. Wir bemerkten, dass der Tang unter uns immer dichter wurde, so dass es sich beinahe so anfühlte, als würde man auf sehr weichem Waldboden laufen. Dennoch gab es immer mal wieder wässrige Stellen und solche, in die man hätte einsinken können.


Etwa eine Meile weiter entdeckten wir ein Lock im Tag, welches mit einem Deckel versehen war. Vorsichtig gingen wir vorbei, aber leider nicht vorsichtig genug. Es sprang eine seltsame Kreatur heraus. Sie war etwa drei Schritt groß und hatte Scheren, wie ein Hummer, allerdings war der Leib eher wurmartig, die Beine wiederum eher zu einer Spinne zugehörig. Offenbar handelte es sich um eine Chimäre. Da dieser Scherenwurm sofort angriff, erwiderten wir diesen. Mit großem Erfolg, denn es brauchte nur einen Schlag von jedem von uns und er fand sein jähes Ende.


Ein paar Meilen weiter fanden wir ein größeres Schiff, welches verlassen schien. Es gab auch keine wirklichen Überreste von Seeleuten. Das Einzige, was wir fanden, war ein Fass mit Premer Feuer, was insbesondere die Thorwaler unter uns sehr freute. Wir schlugen hier also unser Lager auf und genehmigten uns alle ein paar große Schlucke, um die Strapazen der letzten Tage ein wenige wegzuspülen. Die Nacht verlief ereignislos. Bis auf ein paar fahl grünliche Lichter, die wir allerdings nun schon kannten, passierte nichts Ungewöhnliches.


Am nächsten Morgen waren wir alle ein wenig später an der Zeit, da das Premer Feuer seine Wirkung durchaus zeigte. Wir gingen von Bord und staunten nicht schlecht, denn wir fanden eine an einen Stein angeheftete Notiz, in welcher man uns einlud, uns mit einem gewissen Vermis Gulmaktar zu treffen.


Verehrte Reisende, wie es scheint, verschlug auch Euch eine üble Laune des Schicksals an diesen ungastlichen Ort, an dem mich aufzuhalten ich ebenfalls gezwungen bin. So Ihr mehr über die Tote See und ihre Gäste, zu denen seit jüngster Zeit auch ein einäugiger Thorwaler gehört, erfahren und die Möglichkeit einer Kooperation ausloten möchtet, würde ich mich freuen, Euch in 2 Tagen zur Praiosstunde auf der "Zorn des All-Einen" im Süden von hier persönlich zu einer Unterredung zu treffen. Mit vorzüglichster Hochachtung
Magus Vermis Gulmaktar

Das Treffen


Einigermaßen überrascht von der Tatsache, dass Vermis offenbar sehr genau wusste, wer und wo wir waren, überlegten wir, wie er das wohl wissen konnte. Da das Treffen erst in zwei Tagen stattfinden sollte, mussten wir nun wieder zurückfahren, um noch mehr Wasser zu holen. Dieses Mal schickten wir noch weniger los, damit mehr Platz für mehr Wasser im Boot blieb.


Minobe machte zur gleichen Zeit einen Rundflug, um das Gelände besser zu erkunden und um eventuell das Schiff ausfindig zu machen, auf welchen wir uns mit Vermis treffen sollten. Sie konnte einige schon sehr lange hier befindliche Schiffe ausfindig machen, darunter aber auch die „Zorn des All-Einen“ im Südwesten von uns. Auf ihrem Weg konnte sie noch ein paar Gruppen von Leuten sehen, die sich seltsam langsam vorwärtsbewegten. In der Ferne im Südosten erspähte sie ein Flugwesen, welches beachtlich groß war, so dass sie sich entschied ihm nicht in den Weg zu kommen. Im Norden von uns entdeckte sie ein vollkommen intaktes Schiff, was allerdings unbemannt schien. Sie konnte noch so weit fliegen, dass sie bemerkte, dass es keine Möglichkeit gab, mit dem Beiboot noch weiter in den Süden vorzudringen, so dass es wir den ganz Weg zu Fuß zu Vermis zurücklegen mussten.



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Am Abend zogen dunkle Wolken am Horizont auf, welche schlechtes Wetter ankündigten. In der Nacht erwischte es uns dann. Der Sturm war sehr stark. In Gom’s Wache bemerkte er, dass sich von Westen grünliche Lichter näherten und er entschied sich uns alle zu wecken. Als wir alle an Deck waren, konnten wir erkennen, dass es eine Gruppe Geister war, die sich langsam, aber zielstrebig in unsere Richtung bewegte. Sie schienen weder Notiz vom Wetter zu nehmen, noch machten sie Anstalten auf unser Schiff zu gelangen, denn sie marschierten einfach an uns vorbei. Wir ließen sie passieren und gingen wieder schlafen.


Wir machten uns am nächsten Tag auf, Vermis‘ Schiff zu erreichen, was uns auch ohne weitere Störung gelang. Offenbar hatte er uns auch dieses Mal unter Beobachtung, denn da wir einen Tag zu früh dran waren, dachten wir, wir könnten die Lage schon vorher ein wenig auskundschaften. Er erwartete uns allerdings bereits. Sehr freundlich und höflich begrüßte er uns und bat uns an Bord der „Zorn des All-Einen“ zu kommen. Zögerlich nahmen wir an. Wir fanden eine reichlich gedeckte Tafel vor, mit genau neun Plätzen. Er sagte, dass er dieses Schiff gewählt habe, weil es noch einige Annehmlichkeiten zu bieten hatte, die es erlaubten sich noch halbwegs zivilisiert gemeinsam zu unterhalten. Er kredenzte uns Wein und Syrixia Wasser. Auch daran hatte er wohl gedacht. Er erzählte uns, dass es im Süden einen weiteren Magier namens Vespertilio geben würde, der bereits etwa genau so lange hier war wir er selbst. Fünf Jahre waren beide wohl schon hier. Vespertilio hätte sich mit Beorn und seiner Mannschaft angefreundet, um mit sich mit deren Hilfe einen Dämon, welcher sich ebenso hier, im Zentrum des Tangfeldes, aufhalten würde, zu Nutze zu machen. Die Chimären würden von Vespertilio stammen, damit er das gesamte Tangfeld unter Kontrolle halten könnte. Vermis selbst fragte nach unserer Unterstützung, um von diesem feindlichen Ort entkommen zu können. Außerdem würde er, obwohl er ein Schwarzmagier war, es nicht dulden können, dass dieser Dämon hier noch länger sein Unwesen treiben würde und noch weitere Schiffe in seine Fänge ziehen könnte. Generell schien Vermis durchaus ehrlich zu sein, jedenfalls machte er den Anschein. Wir konnten aber nicht umhin, dennoch an seinen Motiven zu zweifeln, denn es blieben uns alles einige Fragen offen. Warum hatte er es beispielsweise in fünf Jahren nicht geschafft, von diesem Ort zu entkommen? Warum gab er so wenig Auskunft über seine Mannschaft und warum entschieden beide Magier sich für diesen Ort, um sich zu bekriegen? Vielleicht wollte Vermis selbst den Dämon bezwingen, um sich seiner habhaft machen zu können.


Wir baten uns Bedenkzeit aus, welche Vermis uns auch gewährte. In einem Tag würde er uns wieder aufsuchen, um unsere Entscheidung entgegen zu nehmen. Wir entschieden, dass wir unser Lager auf dieses Schiff verlegten, da es deutlich mehr Komfort bot als das andere.


Eine unerwartete Wendung


Da wir den nächsten Tag noch etwas Zeit hatten, wollten wir die Gegend noch weiter erkunden. Minobe machte sich abermals auf, diesmal aber, um die anderen, die auf der Roten Maran zurückgeblieben waren, von unserem Treffen und Vermis Plan in Kenntnis zu setzen. Wir entschieden, dass wir auf sein Angebot eingehen würden, aber sehr vorsichtlich bleiben sollten, da er uns ganz bestimmt nicht alles gesagt hatte, was er wusste. Als Minobe an der Position, von welcher sie dachte, dass die das Schiff da aufhalten würde, ankam, war nichts zu sehen. Überhaupt hatte sich das gesamte Tangfeld durch den Sturm verschoben, so dass die Roter Maran gezwungen war, nach Norden auszuweichen.


Wir machten uns indes auf den Weg, ein Schiff im Südosten auszukundschaften. Es war ein eher seltsam anmutender Anblick, denn es war ein Schiff aus hellem, seltenen Tikiholz, welches ausschließlich in mohischen Gefilden vorkam, wie Yno uns erzählte. Als wir an Bord gingen, fanden wir das gesamte Deck mit einer Salzkruste bedeckt. Angesichts der Temperaturen und des gestrigen, schweren Sturmes, erschien uns das ein wenig ungewöhnlich. In der Kapitänskajüte fanden wir nichts von Interesse, so gingen wir unter Deck. Im Inneren des Schiffes war nichts mehr vom Salz am Deck zu bemerken. Auf dem Zwischendeck befand sich ein riesiges Loch in der Wand des Schiffes, so als wäre bereits begonnen worden, das Schiff zu demontieren. Ein Deck weiter unten schien dieses Schiff allerdings für schwarzmagische Vorhaben verwendet worden zu sein oder es befand sich sogar noch in Benutzung, denn alles hier schien noch intakt zu sein. Wir fanden zwei Pentagramme und diverse Zutaten, die man wohl für das ein oder andere Ritual benötigte. Plötzlich hören wir Schritte, die sich nach unten kommend näherten. Wir machten uns bereit, den Eindringling zu stellen, als dieser die Treppe nach unten kam, doch es war Minobe, deren Erscheinen wir vergessen hatten, denn wir hatten vorher abgemacht, dass wir uns hier wieder treffen wollten. Mit Minobe zusammen wagten wir einen Blick in den nächsten Raum. Hier hingen abgetrennte Körperteile von der Decke und als wir noch genauer nachsahen, befand sich zudem noch eine der geflügelten Chimären hier, die wir allerdings schnell von ihrem Leid erlösen konnten. Auf ihrem Rücken war ein menschlicher Kopf zusehen, welcher vor sich hin brabbelte. Eine schreckliche Vorstellung. Wir alle waren der Ansicht, dass wir dieses Schiff schnell wieder verlassen und alles verbrennen sollten, damit sich solche Gräueltaten hier nicht wiederholen konnte.


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Wir gingen wieder zurück, um die Nacht wieder auf der „Zorn des All-Einen“ verbringen zu können. Am Abend saßen wir alle beisammen, da hörten wir plötzlich ein Vogelgeräusch, welches wir hier in dieser Gegens als letztes erwartet hätten. Wir hörten das Zwitschern einer Elster. Sie setzte sich vor unserem Schiff auf den Tang und wir bemerkten, dass sie ein regenbogenfarbenes Tuch im Schnabel trug. Rin paar Sekunden später verwandelte sich die Elster in eine wunderschöne und nackte Frau. Es schien sie nicht zu stören, dass sie nackt war und sie stellte sich als Balesca vor. Sie komme von Beorn, aber in Frieden, um unter der Parlaitflagge mit uns sprechen zu können. Wir baten sie an Bord zu kommen und ich reichte ihr ein Hemd, damit sie sich bekleiden konnte. Sie erzählte uns von Vespertilio und seiner Version der Geschichte um den Dämon. Dort ist Vermis der Böse und Vespertilio hat die Chimären nur erschaffen, um gegen Vermis‘ Golems anzukommen. Auch Vespertilio möchte so schnell es geht von dieser Insel herunter und dem Dämon den Garaus machen. Auch Beorn traut Vespertilio nicht, darum habe er Belasca geschickt, damit sie uns ein Angebot unterbreitet. Er bietet an, dass wir uns dieses eine Mal mit ihm zusammentun, um gemeinsam gegen Vermis und Vespertilio vorzugehen, so dass einer von uns den Kelch an sich nehmen könnte und dieser nicht in die Hände eines der beiden Magier fällt. Da nun auch Beorn der Geschichte von Vespertilio nicht traut und wir der von Vermis ebenso wenig, hielten wir es auch für besser, dass wir mit Beorn zusammentun, damit wir im besten Fall beide wieder von hier wegkämen, aber noch wichtiger die Machenschaften der Magier durchkreuzt würden. So gaben wir Belasca zu verstehen, dass wir Beorns Angebot annahmen. Sogleich gab sie mir das Hemd wieder, verwandelte sich zurück in einer Elster und flog davon. Morgen würden wir dann Vermis mitteilen, dass wir ebenfalls auf sein Angebot eingehen würden. Uns war nur noch nicht klar, wie wir uns mit Beorn koordinieren sollten, damit wir den Kelch als erste in den Händen halten könnten…


Der Plan


Den nächsten Morgen begannen wir gleich mit Diskussionen, wie wir es denn nun anstellen sollten, sowohl Vermis, als auch Vespertilio und Beorn zu hintergehen, aber ohne, dass sie merkten. Das Angebot von Beorn war tatsächlich ehrenhaft, so richtig glauben konnten wir es aber nicht. Einige waren wir uns in dem, dass Vermis nicht die Wahrheit sagte und Vespertilio ebenso wenig vertrauenswürdig war. Vielleicht hatten diese beiden Magier früher zusammengearbeitet und sogar diesen Dämon gerufen. Auf jeden Fall trachteten sie vermutlich ebenso nach dem Kelch und somit hatten wir nun vier Parteien, die ein und das selbe wollten.


Es erschien uns als das Beste Vermis Plan Angebot zu folgen, aber ihm niemals zu vertrauen. Da wir bei Beorn darauf vorbereitet sein sollten, dass er ebenso wenig vertrauenswürdig war, denn er hatte schon mehrfach bewiesen, dass er seinen Erfolg über seine Eher stellte. Phileasson war dennoch überzeugt davon, dass Beorn sein Versprechen einhalten würde, uns nicht zu schaden, obgleich er aber auch der Meinung war, dass wir alles daran setzen sollten, den Kelch als erste in den Händen zu halten. Da wir nicht wussten, wie der Kelch, den wir suchten aussehen würde, fassten wir den Plan, dass jeder von uns etwas mitnehmen sollte, von dem er ausging, dass es der Kelch sein könnte. So ergäbe sich eventuell die Möglichkeit für Verwirrung zu sorgen, wenn es plötzlich zwei oder drei Kelche geben würde. Ansonsten einigten wir uns darauf, dass wir alle auf der Hut sein sollten und dafür sorgen sollten, dass sich Vermis vornehmlich um Vespertilio kümmert und anders herum.


Etwas später am Morgen erschien Vermis erneut, um unsere Entscheidung entgegenzunehmen. Wir sagten zu und versuchten, so viel wie möglich über den Dämon herauszubekommen. Offenbar war er schnell und nicht durch normale Waffen zu verletzen. Nun verletzen konnte man ihn wohl schon, nur heilte er sich derart schnell, dass es eine Horde Männer brauchte, um ihm ernsthaft Schaden zuzufügen. Wo genau er sich aufhalten würde erfuhren wir ebenso wenig, wie wo der Kelch sein könnte. Vermis schwor uns nur darauf ein, dass Vespertilio mit allem aufwarten würde, was er zu bieten hatte und somit eine ernsthafte Gefahr darstellen würde. Es gelang uns, Vermis davon zu überzeugen, dass es eine gute Idee war, dass er sich um. Vespertilio selbst kümmern sollten, während wir den Rest erledigten. Vermis gab uns noch ein paar Handschuhe, mit den Worten, dass wir im Falle eines Falles Verwendung dafür hätten, denn sie würden mit einer Berührung alles aus Holz bestehende sofort verfaulen lassen. Wir einigten uns darauf, um Morgengrauen des nächsten Tages anzugreifen und sogleich verschwand er dann schon wieder.


Später am Tage erschien dann Balesca erneut, um mit uns zu besprechen, wir nun vorgehen sollten. Wir teilten ihr den Plan ganz genau so mit, wie wir ihn mit Vermis besprochen hatten. Auch ihr sagten wir, dass wir im Morgengrauen angreifen würden und ebenso teilten wir ihr mit, dass es sicher eine gute Idee war, Vespertilio davon zu überzeugen, dass er sich besser um Vermis kümmern sollte, damit sowohl Beorns Truppe und wir freie Hand hätten, um sich um den Dämon zu kümmern. Sie stimmte zu und flog auch wieder davon.


Da wir nun noch ein wenig Zeit hatten, beschlossen wir noch ein wenig die Gegend zu erkunden, um vielleicht noch etwas mehr zu erfahren, aber auch, um näher ans Zentrum heranzukommen. Wir durchsuchten noch ein Schiffswrack, aber wertvolle Informationen konnten wir leider nicht Bergen. So fanden wir dann in der Nähe des Zentrums dieses Tangfeldes ein recht stark verwittertes Schiff, welches wir aber als Lager für die Nacht vor dem Kampf nutzen konnten. An diesem Abend redeten wir nicht mehr besonders viel. Jeder bereitete sich anders auf den bevorstehenden Kampf vor.


Die Suche nach dem Kelch


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Im Morgengrauen machten wir uns also alle bereit, in den Kampf zu ziehen, da bemerkten wir auch schon, wie von Westen eine größere Gruppe herannahte. Schon von Weitem konnten wir drei riesige Gestalten erkennen, die auf uns zu stapften. Es waren Vermis‘ Golems, von denen jeder etwa drei Schritt hoch war und offenbar aus Holz oder wenigstens Pflanzen zu bestehen schien. Vermis selbst ritt auf den Schultern eines dieser Golems. Ansonsten liefen noch etwas ein Dutzend Matrosen mit, die offensichtlich ihre besten Tage bereits hinter sich hatten. Wir verloren nicht viele Worte der Begrüßung und schlossen uns der Gruppe an, um dann in Richtung Südwesten zu marschieren.


Der Nebel wurde immer dichter und der Tangboden immer fester, als wir näher ans Zentrum kamen. Es war durchaus furchteinflößend, aber Vermis beschwor uns, dass es erst auf dem Schiff des Mactans wirklich gefährlich würde. Etwa zweihundert Schritt vor diesem Schiff kamen wir zum Stehen. Das Schiff war früher einmal eine sehr beeindruckende elfische Galeasse gewesen, soviel konnte man nicht erkennen, allerdings war sie nun vollkommen eingesponnen und alle ihre Masten fehlten. Wir konnten keine wirklichen Bewegungen ausmachen, einen Dämon ebenso wenig. Vespertilio und Beorn vermochten wir ob des Nebels auch noch nicht zu sehen. Plötzlich, erschien hinter Vermis eine Gestalt aus dem Boden. Sie war groß, hatte zwei Arme und zwei Beine, aber keine Augen. Sie hatte weder Hände noch Füße, um schlang Vermis und verschwand mit ihm wieder im Boden. Alles ging so schnell, dass wir nicht verstanden, was wir gerade gesehen hatten. Seine Golems und die Matrosen allerdings, schienen davon wenig beeindruckt, also befragten wir einen von ihnen. Dieses Wesen benutzte Vermis offenbar schon desöfteren, um sich ungesehen durch den Tang zu bewegen. Verwand er nun, um sich aus dem Kampfgeschehen herauszuhalten oder, um unvermittelt angreifen zu können? Wir vermochten es nicht zu sagen.


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Wir marschierten dennoch nach vorn, allerdings immer darauf bedacht hinter den Golems und den Matrosen zu bleiben, damit diese die Verteidigungswelle abbekamen. Unser Plan war es, so schnell wie möglich auf das Schiff zu gelangen, damit wir uns auf die Suche nach dem Kelch begeben konnten. Als wir dem Schiff näherkamen, konnten wir nun auch Vespertilios Truppe erkennen. Er wurde von einer seiner fliegenden Chimären getragen, von denen noch dreiundzwanzig weitere in der Luft waren. Beorn und seine Leute liefen mit aufs Schiff zu.


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Kurz vor dem Schiff schlug der Dämon, besser gesagt seine Schergen, bestehend aus Ekel erregenden Ausformungen von Spinnenwesen, los. Die Golems und Matrosen wurden direkt eingesetzt und der Kampf begann. Als wir weiter vorrücken wollten kamen plötzlich sechs weitere Spinnen aus dem Boden und griffen uns sofort an. Gom flankierte links, Phileasson in der Mitte und ich rechts, so beschäftigten wir gleich drei von ihnen. Syrixia nahm eine und Minobe und Rondario teilten sich auf Gom und mich auf. Yno sorgte dafür, dass uns nichts so einfach in den Rücken fallen konnte. Der Kampf dauerte nicht allzu lange, da die Spinnen nicht viel aushielten. Shaya wurde einmal gebissen, da sich einige Spinnen auf sie konzentrierten, jedoch gelang es mir oft auch für Shaya zu verteidigen.


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Am Schiff angekommen, kletterten wir das Spinnennetz auch und befanden uns dann achtern backbord wieder. Das Gespinst war so dicht, dass wir nur ein paar Schritt weit sehen konnten. Neben uns war ein Durchgang in die Achterkajüte und dort, wo die Masten einmal gewesen waren, konnten wir Löcher in das nächste Deck erkennen. Viel Zeit zum Umsehen hatten wir nicht, denn sofort wurden weitere Spinnen alarmiert, die uns aufhalten sollten. Diesmal waren es ein ganzes Dutzend wirklich hässlicher Kreaturen mit menschlichen Gesichtern. Nicht mehr in der ursprünglichen Formation kämpften wir nun alle durcheinander. Shaya war erneut das Ziel einiger der Spinnen, Gom und ich konnten uns aber einigermaßen gut um ihrem Schutz kümmern. Rondario schleuderte eine von ihnen nach hinten, was uns einen etwas besseren Blick auf das Schiff gewährte, uns aber auch zum ersten Mal ermöglichte zu sehen, dass Vespertilio‘s und Beorn‘s Leute auf der Steuerbordseite tatsächlich auch kämpften. Der Kampf mit dem Dutzend hielt uns dann um Einiges länger auf als der erste Kampf, aber schließlich gingen wir erneut und ohne nennenswerte Verletzungen als Sieger hervor. Allerdings bewies Minobe, wie gut sie mit ihrem Speer umgehen konnte, denn in einer sehr beeindruckenden Weise schlug sie gleich zwei Attacken zweier Spinnen äußerst gekonnt zurück. Wir durchsuchten die Kajüte, fanden aber nichts von Wert und gingen nun Richtung Bug. Phileasson befahl Syrixia und Rondario sich nun auf die Suche nach dem Kelch zu begeben. Syrixia verschwand daraufhin, da sie einen Chamelioni anwandte und sie entschieden, weiter nach unten zu gehen.


Fünf Hörner sind fünf zu viel


Vor dem Rest von uns befand sich ein recht großes Loch in den Bodenplanken. Was wir aber erst einmal ignorierten, weil wir in die Bugkajüte wollten. Dazu kam es allerdings nicht mehr, denn der Dämon entschied uns nun aufhalten zu wollen, denn er sprang aus genau jenem Loch, welches wir ignorieren wollten. Es war eine wirklich furchterregende Gestalt. Ein etwa zwei Schritt langer Leib, auf dem fünf Hörner prangten. Sein Maul war mit Tentakeln bespickt, darüber befand sich ein Schnabel. Seine Spinnenbeine ließen ihn noch deutlich größer wirkten, als er eigentlich war. Den anderen stand die Furcht vor dem Dämon ins Gesicht geschrieben, mir jedoch machte er keine Angst.


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Er schlug sofort los und griff uns mit Allem an, was er zu bieten hatte. Er nutzte seine Beine, Tentakeln und seinen Schnabel, um nach uns zu stechen, schlagen und beißen. Wie hielten recht gut Stand, jedoch waren seine Treffer von ungeheurer Kraft, so dass wir schnell merkten, dass er uns in einem ungünstigen Fall mit einem Hieb töten könnte. Unsere Schlangenzahnwaffen allerdings hatten offenbar eine ebenso verheerende Wirkung auf den Dämon, denn jeder unserer Treffer wurde mit einem Aufschrei des Mactans quittiert und eine Wunde entstand, welche nicht heilen wollte. Er traf Minobe hart, woraufhin sie sich erst einmal zurückziehen musste. Auch Phileasson und ich mussten einiges einstecken, so gelang es dem Ungetüm nur einmal seinen Schnabel gegen mich zu verwenden, was mich derart hart traf, dass mir kurz schwarz vor Augen wurde.


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Plötzlich bewegte er sich in Richtung der Kajüte und griff nicht mehr an, was uns die Möglichkeit hab, auf ihn ein zu prügeln. Zur gleichen Zeit ging ein Erdbebenartiges Rütteln durch das ganze Schiff. Als der Dämon im Durchgang angekommen war, wurde uns klar, was er getan hatte. Der Mactans hatte offenbar die siebte Sphäre angerufen, um das Pandämonium zu rufen. Großflächig um ihn herum wurde der Boden schwarz und hunderte kleine Tentakel kamen hervor. In den folgen Minuten mussten wir uns gehen den Dämon und das Pandämonium wehren. Dann allerdings verfiel der Dämon in eine Art Starre und auf einmal tat er nichts mehr. Allerdings konnten wir ihn auch nicht mehr treffen, denn unsere Waffen, auch die aus Seeschlangenzähnen gingen direkt durch ihn durch. Wir entschieden schnell durch den Dämon in die Kajüte zu gelangen, da wir dachten, der Dämon würde hier drinnen etwas beschützen. Das Durchschreiten der Kreatur war möglich, jedoch nur unter Schmerzen. Unglücklicherweise befand sich in der Kajüte schlicht nichts. Wir hatten uns selbst eingesperrt.


Die Suche nach dem Kelch II


Syrixia und Rondario fanden indes unter Deck nichts Ungewöhnliches vor. Die Luken von oben, dort wo die Masten gewesen waren, konnten sie noch ein Deck tiefer blicken. Auch hier war alles eingesponnen, voller Kokons und auch hölzerne Fässer waren zu sehen. Sie gingen nach Achtern, denn die Erschütterungen, die durch das Schiff gingen, schienen vor dort zu kommen. Das Gespinst wurde noch dichter, offenbar waren die Seeschlangenzahnwaffen aber bestens dafür geeignet, die Weben zu durchschneiden. Als sie in die Kombüse kamen, wurden sie von zwei Wächterspinnen erwartet, da aber Syrixia noch immer quasi unsichtbar war, konzentrierten sie sich auf Rondario. Viel hatten die Spinnen allerdings nicht entgegenzusetzen, denn schnell war sie überwunden. Viel war von der einstigen Kombüse nicht mehr übrig. Am hinteren Ende stand aber noch ein steinerner Ofen, aus dem es seltsam bläulich schimmerte und dessen Öffnung vollständig eingesponnen war. Sie schnitten die Weben auf und dahinter verbarg sich ein silberner Kelch, welcher mit Edelsteinen besetzt war. Aus ihm ging ein magisches, fahlblaues Leuchten hervor. Sie nahmen ihn sofort an sich und stellten eines ihrer mitgenommenen Duplikate in den Ofen. Rondario sprach noch einen Flim Flam, der das Leuchten übernehmen sollte. In dem Moment, als sie sich wieder umdrehten durchschmetterte ein Golem die Außenwand des Schiffes. Er war gerade so groß, dass er nun mit einem Kopf auf der Höhe des Bodens der Kombüse war. Syrixia und Rondario entschieden, sich nun schnellstens zurückzuziehen.


Wir anderen erinnerten uns an die Handschuhe, die uns Vermis anfangs gegeben hatte, denn sie ermöglichten uns, uns mit einer Berührung durch den Boden des Raumes nach unten zu gelangen, ohne dass wir nochmal durch den Dämon durchgehen mussten. Als wir im unteren Deck angekommen waren, konnten wir Rondario sehen, wie er schnell flüchtete. Auch er erblickte uns und gab uns zu verstehen, dass sie den Kelch gefunden hatten. Wir liefen alle die Treppe hinauf und gingen auf kürzestem Wege von Bord. Kurz bevor wir um Nebel verschwinden konnten, sahen wir Beorn, der sich mit Vespertilio selbst beschäftigte. Er hielt sich an die Abmachung.


Da unser Beiboot zerstört war, erinnerten wir uns an Beorns Schiff, welches Minobe bei einem ihrer Rundflüge gesehen hatte. Phileasson war aber dagegen, dass wir sein Schiff nahmen, denn auch Beorn sollte die Chance haben, wieder von hier zu entkommen. Wir bedienten uns allerdings des Beibootes von Beorns Schiff, um wieder zurück zum Roten Maran zu kommen. Die Wiedersehensfreude war groß, jedoch verloren wir keine Zeit, die Segel zu setzen, um schnellstens von hier wegzukommen. Wenig später, als etwas Ruhe eingekehrt war, blickten wir alle verwundert auf den Kelch und fragten uns, wozu dieser fähig war. Abdul war es, der uns erzählen konnte, dass er Kraft aus der Umgebung in sich bündelt und ein außerordentlich machtvolles Artefakt war. Wir hatten den Larghala’hen in unseren Händen. Was nun?

 
 
 

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