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Tsapold's Tagebuch - Der Prophet zieht weiter

Aktualisiert: 7. Feb. 2021



Uns war allen nicht zum Feiern zumute, nachdem Beorn uns erneut auf unfaire Weise um den gerechten Lohn für unsere Mühen gebracht hatte. Wir fragten uns, wozu wir uns diese ganzen Abenteuer antaten, wenn am Ende Beorn die Nase vorn hatte. Besonders hat Minobe in sich sehr viel Hass aufgebaut, so dass wir fürchteten, es könnte unkontrolliert aus ihr herausbrechen. Wir gaben uns alle einige Mühe, insbesondere ihr aus dem Weg zu gehen. Wenn man das überhaupt von Gom sagen konnte, war er nun noch schweigsamer, als er es sonst war. Phileasson und auch Urdiriel gaben sich aber optimistisch und kämpferisch und versuchten uns klar zu machen, dass der Ausgang der Reise noch nicht festgelegt war. So war es vollkommen unklar, ob Beorn tatsächlich dort gelandet war, wo er es vorsah und welche Gefahren er da zu bestehen hatte, war auch nicht klar. Phileasson war sich sicher, dass der für und von den Göttern vorherbestimmte weg der für die Rechtschaffenden war. Wir hatten eine Aufgabe, Ben Aram zu einem neuen Heimatort zu verhalten und das würden wir auch tun. Und so gingen wir alle mit eher flauem Gefühl schlafen, um am nächsten Morgen weiter nach Westen zu ziehen. Am Abend allerdings bemerkten wir alle ein seltsames Geräusch von brennenden Wellen, welches wir insbesondere in der Wüste nicht erwarteten. Uns war anzusehen, dass wir alle das Gleiche dachten, denn unsere Augen suchten sofort Shaya, die etwas abseits von uns auf einer kleinen Düne saß. Sie blickte in die Ferne und als wir sie erreichten sahen wir, wie sich riesige Buchstaben in den Sand einer großen Düne fraßen. Es war eine neue Prophezeihung.

Der Weg zum Ruhm ist geprägt von Mühsal. So helft, das kostbare Samenkorn zu pflanzen in das Tal aus den Träumen eines alten Mannes, und etwas wird geschaffen sein, das länger währt als der Ruhm eines Sterblichen. Kannst Du nicht fliegen wie ein Adler, klettre nur Schritt für Schritt bergan – auch wer mit Mühe den Gipfel gewann, hat die Welt zu Füßen liegen.

Urdiriel versprach uns, dass uns die Beni Geraut Schi bis zur Pforte von Kabash zu begleiten würden, denn wir haben ihrem Stamm mit der Rückgabe der Heiligtümer Ohimas eine Jahrtausende währende Suche beendet und einen unschätzbaren Gefallen erbracht. Als Andenken bekamen wir eine typische dunkelblaue Wüstenkluft des Stammes und wurden als besondere Freunde aufgenommen. Mit der Hilfe und dem Wissen des Stammes war es ein Leichtes durch die Khom zu gelangen, denn sie brachten uns auf kürzestem Wege zu kleinen Oasen, die vermutlich keinem jemals zu Gesicht gekommen waren und selbst mit dem riesigen Tross an Bettlern war es keine Schwierigkeit. Unsere Stimmung besserte sich ein wenig, da wir uns trotz des Reisens in der Wüste etwas erholen konnten. Einige Meilen vor der Pforte verabschiedeten wir uns von unseren Begleitern und zogen weiter.


Rondario, der aus dem Lieblichen Felde stammte, war der einzige, dessen Stimmung sich nicht zu besser schien. Er berichtete, dass er nicht sonderlich erpicht darauf war, all dies wiederzusehen. Tatsächlich wollte er aber auch nicht weiter auf Details eingehen. Zur Pforte von Kabash erzählte er uns aber, dass ein Kaisersdrache Namens Shafir der Prächtige über die Pforte herrschte und sich mit den Liebfeldern durch reiche Geschenke darauf verständigt hatte, dass er das Liebliche Feld vor Überfälle beschütze. Niemand wusste so genau, warum sich der Drache genau diesen Ort ausgesucht hatte und welche wirklichen Motive er hatte. Seine gefühlte Anwesenheit war es wohl auch, die uns den Pass ohne Probleme durchqueren ließ. Auf der anderen Seite vernahmen wir bereits aus der Ferne, dass wir wohl bald Besuch einer Delegation aus Neetha bekamen.


Als sie auf uns tragen, stellte sich der Anführer als Silvolio Di Sanceria vor uns ihm sei aufgetragen worden, uns all bis nach Neetha zu eskortieren. Es war nicht schwer zu erkennen, was das wirkliche Ansinnen seiner Herren war. Das Liebliche Feld ist ausgeprochen fruchtbares Land und schon seit je her fühlt man sich hier dem Mittelreich und dem Rest in Aventurien in so ziemlich allen Belangen überlegen. Und so war man sehr darauf bedacht, dass sich ein riesiger Trupp Bettler hier nicht niederlassen sollte und den rechtschaffenden Bewohnern versichern wollte, dass ihr Hab und Gut sicher war. Wir hatten also kaum eine Wahl, als sie zu begleiten. Tatsächlich war es aber auch so, dass wir in Begleitung dieser schwer bewaffneten Reiterei nun derart gut ausgerüstet waren, dass die Reise durch das Liebliche Feld einem ruhigen Spaziergang glich. Man sorgte zwar dafür, dass die Bettler von der Bevölkerung ferngehalten wurden, wir anderen allerdings konnten uns so gut wie frei bewegen und auch für unser aller leibliches Wohl war gesorgt. Auf der Reise erfuhren wir noch, dass unser Zielort Neetha eine sehr reiche Handelsstadt war, in der wir auch wieder auf die Gegenwart der Zwölf treffen würden. Dies war für alle von uns, nun außer für Syrixia, wohltuend, nach den letzten Anstrengungen in Tie‘Shianna, wo ich mich noch nie so sehr von allen Göttern verlassen gefühlt hatte. Zudem würde man im gesamten Lieblichen Feld Horas verehren, der hier allgegenwärtig war. Zudem erfuhren wir, dass früher einmal die Echsen hier herrschten, aber vor langer Zeit vertrieben wurden. Viele der Ruinen der Einstigen waren noch sichtbar.


In Neetha angekommen, wurde den Bettlern ein Platz außerhalb der Stadt zu gewiesen. Aus Sicherheitsgründen war ihnen gestattet in kleinen Gruppen in die Stadt zu kommen, um ihre Belange zu erledigen. Die Stadt selbst war durchaus beeindruckend, denn sie war gleißend hell ob des vielen weißen Marmors, der hier inflationär verwendet wurde, so dass sie auch den Beinamen ‚Die Weiße Wacht‘ redlich verdiente. Um ehrlich zu sein war das sogar mir zu viel Prunk, denn war sie wunderschön. Das musste ich zugeben. Phileasson sagte, dass er dachte, dass wir uns drei Tag in Neetha aufhalten würden, um alles erledigen zu können, was wir auf unserer weiteren Reise brauchen konnten. Neben einigen persönlichen Dingen verkauften wir unseren Gewinn aus Fasar und bekamen vier gute Pferde für Minobe, Rondario, Benjulf und Syrixia, zwei starke Maultiere Namens Eins und Zwei und sechshundert Dukaten, welche wir gerecht unter uns aufteilten. Minobe, Rondario und Benjulf suchten die hiesige Ordensburg der Graumagier auf und fragten, ob sie Abdula unter ihre Fittiche nehmen würden. Es bedurfte etwas an Überzeugung, aber am Ende nahmen sie Abdula an. Als nächstes mussten wir mit Ben Aram besprechen, wie es nun weiter gehen sollte.


Nach Süden


Ben Aram hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, in welche Richtung wir zu gehen

hatten. Es sollte gen Süden gehen, weiter ins Echsenland. Sein Gesundheitszustand war durchaus Besorgnis erregend, denn immer mehr hustete er jetzt und sonderlich gut zu Fuß war er auch nicht mehr. Von Ruhe wollte er aber nicht wissen und erlegte die meisten Besorgungen selbst. So tauschte er die Kamele gegen Maultiere und einen Wagen ein, kaufte Proviant und Werkzeug zum Siedlungsbau. Es muss die Nähe am Ziel gewesen sein, die ihn angetrieben hatte. Da es offenbar zu den Echsen ging, versuchte ich in Neetha noch ein paar Erkundigungen einzuholen, wie man sich mit Echsen zu verhalten hatte. Ich bekam allerdings alles an Geschichten aufgetischt, was man sich nur vorstellen und vermutlich war keine davon wahr.


Wir brachen recht schnell wieder auf und zogen auf der Hauptstraße nach Drôl, die letzte Stadt des lieblichen Feldes vor dem Echsengebiet. Um sicher zu stellen, dass wir nicht doch noch im lieblichen Felde ausscherten, um hier sesshaft zu werden begleitete uns erneut die Reiterei um Silvolio bis nach Drôl. Der Einfluss der Echsen war hier schon deutlicher zu spüren. Auch die Informationen wurden etwas genauer, denn man sagte, dass Echsen im Grunde friedlich waren und nur nach Anerkennung suchten. Vor allem vor dem Hintergrund, dass ihr Volk Aventurien bereits seit Jahrtausenden bewohnte. Sie waren schon zur Zeit der Hochelfen hier. Natürlich wurde auch erzählt, dass sie blutrünstig, grausam und kriegerisch waren. Ein zwergischer Schrotthändler, etwas außerhalb der Stadt nahm uns beiseite und bot uns seinen Schrott an. Als wir uns verwundert umschauten, warum man denn Schrott kaufen sollte, fiel uns auf, dass es hier eine Menge dieser Händler gab. Sie alle verkauften metallene Dinge. Auf die Nachfrage, was das denn zu bedeuten habe, erklärte uns Legosh Sohn des Legash, dass man Echsen mit Metall Tribut zollen könne. Immer wieder auf dem Wege nach Süden würde man auf sie treffen. Würde man eine metallene Opfergabe entrichten, würden sie einen ziehen lassen, falls nicht, nun dann würde man vermutlich nicht ankommen, wo man hinzureisen gedachte. Er schien uns glaubwürdig, außerdem bot er uns seine Waren an, ohne einen Preis zu nennen. So kaufen wir mehrere kleine Säcke mit glänzendem Schrott zu einem Silberling das Stück. Die anderen Händler waren empört, denn ihr Schrott war deutlich teurer angeboten. Uns war es nur recht.


Weiter nach Süden ging es Ben Aram weiter schlechter, dennoch wollte er sich nicht zur Ruhe drängen lassen. Wenigstens konnten wir ihn überreden sich auf den Wagen zu setzen, damit er sich etwas ausruhen konnte. Die Umgebung wurde immer wärmer und feuchter, grüner und sumpfiger. Glücklicherweise war die ganze Straße als Knüppeldamm erhöht errichtet worden. Er war zwar recht schmal, aber dafür trocken uns sicher. Mit einem großen Trek wie dem unseren, war es eine Herausforderung hier ein Nachtlager zu halten, denn abseits des Weges war es viel zu unsicher. Einmal, mitten am Tage kam eine Gruppe Echsen aus dem Dickicht auf uns zu. Die Bettler wurden unruhig, aber wir stellten uns vorran um die Echsen zu begrüßen. Zu unserer Überraschung sprach die Anführerin sehr echsisch klingendes Garethi und so befahl sie uns die Gruppe zu begleiten. Sie waren still aber aufmerksam und sie bewegten sich ausgesprochen behände durch das Gelände. Wenige Minuten später kamen wir an einen See, an dessen hinterem Ufer Gebäude zu erkennen waren. Es war ein atemberaubender Ort. Die Echsen stellten sich im Spalier auf und schauten uns wortlos an. Wir begriffen sofort, dass es sich hierbei um eine dieser von vielen bereits erwähnten Opferstellen handelte. Wir alle griffen in unsere Säcke mit Schrott und warfen die Dinge gestenreich in den See. Abermals wortlos und vollkommen regungslos nahmen sie das offenbar zur Kenntnis. Nur die Anführerin sprach ein paar Worte, die wir mit dem Folgenden übersetzten: „Hesinde ist dankbar“. Unsere Augen wurden sehr groß, als wir das hörten, nur Syrixia war wenig beeindruckt.


Wir setzen unseren Weg fort und am Horizont waren bereits die Gipfel des Regengebirges zu erkennen, welches sich etwa bis Al’Anfa erstreckt. Ben Aram war sich nun so sicher das Ziel zu kennen, dass er uns unablässlich darauf drängte dorthin zu gelangen. In Heldenrein, ein Ort nördlich des Regengebirges, machten wir schließlich halt. Von hier aus sollten wir nun in das Gebirge weiterziehen. Ben Aram war sich sicher, so sicher, dass er den Wagen verkaufte und nahezu all das Gold in Baumaterialien umsetzte. Und so zogen wir in das Gebirge.Wir schlugen uns einen Weg durch den Urwald, immer in Richtung Gebirge. Seltsame Geräusche, Moskitos und wilde Tiere begleiteten uns, aber Ben Aram zog uns alle immer schneller vorwärts. Sein Gesundheitszustand schien sich zu bessern, aber wenn man genau hinsah, konnte er sich kaum noch auf den Beinen halten. Es dauerte einige Stunden, aber plötzlich hörte der Wald auf und wir kamen auf eine Lichtung mit einem großen Felsen in der Mitte. Es war eine Art Tal, umgeben von Urwald. Ein wunderschöner Wasserfall lag am Rand, den wir als Frischwasserquelle nutzen konnten. Wir waren am Ziel. Ben Arams Augen strahlen nahezu. Er stieg auf den Felsen und schwor alle auf die bevorstehende, nun bessere Zeit ein. Es war an ihm dem neuen Dorf einen Namen zu geben und erinnerte an die Geschichte mit dem zerbrochenen Krug. Die alle Bettler kannten. Das Dorf sollte ab jetzt Brokscal heißen.


Stammesbräuche


Wir errichteten unsere Zelte und beschlossen uns am nächsten Tage Gedanken darüber zu machen, wie wir das Dorf errichten sollten. Ein großes Gemeinschaftshaus in der Mitte sollte es geben und die meisten sprachen sich für eine Palisade, rund um das Dorf aus. Echsen gab es hier natürlich noch immer, auch Al’Anfa lag nicht mehr außerhalb der Reichweite, wenn auch noch ein paar hundert Meilen entfernt. So teilen wir uns auf und ginger der Dinge nach, die wir am besten konnte. Rondario ließ seine Kochkünste spielen, Gom zeigte, wie mit die Bearbeitung mit Holz funktionierte, Syrixia und ich schauten sich die Umgebung an. So gingen die Tage ins Land und die Arbeiten eher schleppend. Aus der in der Ferne konnten wir oft Trommelgeräusche hören, welche und Yno als Art der Kommunikation hier im Dschungel erklärte. Hier in dieser Gegen hab es vier Stämme, die ihm bekannt waren. Die Oijaniha, die Yakosh-Daz, die Mohaha und die Chirakah. Für uns natürlich nicht verständlich übersetzte Yno, dass man sich Uber uns und das neue Dorf unterhielt. Offenbar wusste man bereits, dass wir hier waren. Er schlug vor, dass wir uns beim nächsten der vier Stämme vorstellen sollten, sonst würde es vielleicht ein eher böses Ende geben. Viel war allerdings nicht aus Yno herauszubekommen, da er nur das aller Nötigste erzählte.

Also machten wir uns zu einem Nachbarschaftsbesuch auf. Yno begleitete uns, da er die gesprochenen Dialekte wohl kannte, außerdem musste er uns durch den Dschungel führen, denn von allein hätten wir es wohl nie geschafft. Ein paar Stunden im Dickicht hörte wir auf einmal einen Mark erschütternden Schrei eines sehr großen Tieres. Wir alle schauten uns an und hatten diesen Schrei bereits schon einmal gehört. Es war auf Yetiland im Tal der Donnerer. Wir hatten kein Interesse, Bekanntschaft mit dieser riesigen Echse oder was auch immer es war zu machen, also fingen wir uns zu beeilen. Plötzlich tauchten sechs ziemlich bedrohlich aussehende Gestalten vor uns auf. Es musste sich um Krieger der Oijaniha gehandelt haben, denn Yno quittierte deren erscheinen nur mit den Worten „Da vorn. Gefunden!“. Sie rannten auf uns zu und wie automatisch griff meine Hand zum Schwert. Yno hielt mich davon ab und sagte „Nicht gefährlich!“. Also ließ ich los und stellte mich einfach in den Weg. Syrixia schien Yno nicht wirklich zu glauben und so verschwand sie im Dschungel. Wir tippten darauf, dass sie ihren Chemilioni Zauber verwendete. Kurz vor uns kamen die Krieger zum stehen und führten einen, wie ich es nennen würde, extrem aggressiv wirkenden, Tanz auf. Allerdings alles, ohne auch nur einen von uns zu berühren. Nach ein paar Minuten war alles vorbei und sie waren offenbar zufrieden mit unserer Reaktion und gaben uns ein Zeichen, dass wir ihnen folgen sollten.

Im Dorf angekommen, konnten wir etwa zwanzig von ihnen sehen, das Dorf musste etwa für fünfzig gemacht sein. Sie alle waren aufgeregt, aber nicht aggressiv. Die Kinder stürmten auf uns zu und begrabschten alles an uns, was nicht versteckt war. Mein bronzener, reicht verzierter Harnisch hatte es ihnen besonders angetan. Weiter hinten saß eine, vermutlich blinde, glatzköpfige Frau mit sehr beeindruckendem Kopfschmuck. Sie war die Anführerin dieses Stammen und wurde uns als Loton-Han vorgestellt. Die Leute hier waren sehr angetan von allem, was anders war. Stoffe, Materialien, Dinge, die es hier nicht gab. Auf einmal tauchte Syrixia wieder zwischen uns auf und es gab ein ängstliches Raunen. Alle machten sofort ein paar Schritte von uns weg und redeten aufgeregt durcheinander. Yno kommentierte das nur, dass sie Syrixia für einen Geist hielten und nun Angst hätten. Syrixia nahm es ruhig und etwas grinsend auf und prüfte die Reaktionen ab, als sie ein paar unvorhersehbare Bewegungen machte. Die Leute bewegten sich mit ihr, so als ob man eine Herde Schafe mit einem Wolf erschrecken würde. Syrixia genoss das, übertrieb es aber nicht. Der Rest der Leute wandte sich uns wieder zu, allerdings mit gebührendem Abstand zu Syrixia, die man ab sofort mit keinem Blick mehr würdigte. Nur Loton-Han stand auf und ging zu ihr. Ob sie sie sehen konnte oder nicht, vermochten wir nicht zusagen. Sie stand nur vor Syrixia und hielt ihre Hand auf. Syrixia wusste zuerst nicht, was das nun zu bedeuten hatte, aber Yno sagte nur, dass Loton-Han ein Geschenk erwartete. Syrixia fiel der Beutel mit Glasperlen aus dem Himmelsturm ein und legte zwei von ihnen in die Hand von Loton-Han. Die machte eine Geste, dass zwei offenbar nicht ausreichten, also legte Syrixia noch zwei dazu. Loton-Han grinste, schlug mit der anderen Hand auf Syrixias Schulter und übergab ihr einen Tiegel mit eine Flüssigkeit, welche Yno als Gift übersetzte. Sie ging wortlos wieder zurück auf ihren Platz. Wir anderen sahen das und begannen nun auch abzugeben, an was die Stammesmitglieder Interesse zu haben schienen. Mein Brokatumhang war sehr beliebt, Gom Spendete seine Bene Geraut Schie Kluft, Minobe und Rondario taten es ihm gleich. Die war offenbar das richtige Zeichen, denn auf einmal waren alle viel freundlicher und liefen fort, nur um wenig später wiederzukommen, mit Geschenken für uns. Ich bekam einen abgerichteten Ara, der sich sofort auf meine Schulter setzte, Minobe ein hölzernes, reich verziertes Blasrohr. Rondario bekam einen Dolch aus Obsidian und Gom einen Jaguarschädel. Yno teilte uns mit, dass wir nun als Nachbarn akzeptiert wurden und es an der Zeit war wieder zu gehen. Wir würden sie einladen, uns zu besuchen, was sie ablehnen würden. Dann würden wir sie erneut einladen, was sie dann annehmen würden. So erklärte uns Yno, was als nächsten passieren sollte. Also gingen wir zunächst mit dem Gefühl neue Freunde gefunden zu haben wieder zurück nach Brokscal.


Ben Arams Schicksal


Dort wieder angekommen, begrüßte man uns freudig und war erleichtert, dass zumindest einer der vier Stämme keine Gefahr mehr darstellte. Wir erzählten die Geschichte und Gebräuche, so dass man vielleicht beim nächsten Mal ähnlich vorgehen konnte. Auf einmal rannte eine Frau auf uns zu und schrie, dass wir sie sofort begleiten sollten. Wir folgten ihr uns sahen bereits von Weitem, dass Ben Aram am Boden lag. Offenbar war er von einer Schlange gebissen wurden und Gom versuchte ihm sofort zu helfen. Jedoch waren die Verletzungen und das Gift der Schlange nicht mehr zu heilen und so verstarb Ben Aram wenige Augenblicke, nachdem er noch von uns die Nachricht hörte, dass sein Dorf nicht in Gefahr war. Er schien zu grinsen und erleichtert zu sein. Wir waren etwas geschockt, aber man musste ehrlich sagen, dass wir es kommen sahen, denn sein Gesundheitszustand war bereits zu Beginn der Reise nicht besonders gut.


Aischa überbrachte die schlechte Nachricht an die Bettler, welche zunächst sehr aufgeregt waren, aber Aischa sagte ebenfalls, dass sie sich nun als Tochter Ben Arams um das Dorf kümmern würde. Ihr Vater habe eine Vision gehabt und uns alle in ein neues Leben geführt, in ein neues zu Hause. Alle Anstrengungen, die wir bisher durchlebt hatten, waren nicht umsonst gewesen. Dies war es, was er wollte und dies habe er erreicht. Ben Arams Aufgabe war erfüllt. Es gab keinen Grund zur Trauer, denn sie würde sein Andenken weiterführen und alles versuchen, dem Dorf eine blühende Zukunft sichern.



Damit alle sich gebührend verabschieden konnten, wurde Ben Arams Leichnam noch für zwei Tage im Zentrum des Dorfes aufgebahrt. Abends am zweiten Tage verbrannten wir ihn in einer feierlichen Zeremonie, ganz nach seinem Wunsch und seine Asche verstreuten wir auf den Feldern des neuen Dorfes. Und so gingen alle wieder auseinander und erinnerten sich an Ben Arams Visionen, seine Worte und seinem Willen, das Dorf wachsen zu lassen.


Erkundungen


Einige Tage später bekamen wir eher unvermittelt Besuch von unseren neuen Freunden, den Oijaniha. Sie kamen zu viert und stellten sich als Netu-Iti, Matuha-Tane, Anpaha und Timanu vor. Dies war der erwartete Gegenbesuch, den wir bereits damals abgemacht hatten. Ihr Plan war es, uns beim Aufbau des Dorfe zu unterstützen und uns zu Zeigen, wie man im Regenwald möglichst effektiv mit den gegebenen Materialen umgeht. So lernten wir aus Palmenblättern Dächer zu bauen und wie die Palisade am besten gegen die wilden Tiere schützt. Wir lernten, welche Früchte man essen konnten und welche Tiere, außer der heiligen Stinktiere, genießen konnte. Alles in Allem sehr hilfreich und freundlich noch obendrein. Auch sie hatten bereits von Bestrebungen Al’Anfas gehört, Krieg gegen die, die in der Wüste wohnen zu führen. Sie waren aber nicht sonderlich verängstigt, da sich niemand, außer der Sklavenfänger, so wirklich in den Regenwald traute.


Während die Bewohner Brokscals nun weiter die Felder bestellten und sich um den Aufbau des Dorfes kümmerten, machten wir uns auf den Weg die Umgebung zu erkunden. Yno begleitete uns, da die mindestens die Orientierung im Regenwald nicht sonderlich einfach war. Ganz zu schweigen, von all dem Gekreuche, wovon beinahe alles in irgendeiner Weise Giftig war. Wir kamen an eine Lichtung auf der ein paar alte Ruinen zu sehen waren. Sie lagen auf einer Insel von Sumpf und Wasser mit ziemlich großen Krokodilen umgeben. Minobe entschloss sich mit dem Besen vor zufliegen und befand, dass es sich lohnen könnte, diese Stätte etwas genauer zu untersuchen. Etwas weiter östlich gab es eine Hängebrücke, welche recht marode aussah, uns aber dennoch trug, wenn wir sie einzeln benutzen. Die Brücke brachte uns aber nur auf gelber Strecke weiter, denn zwischen uns und der Insel befand sich noch ein kleines Stück Wasser, was allerdings voller Krokodile war. Benjulf zauberte kurzerhand eine Regenbogenbrücke, genau so eine, wie er sie auch schon im Ohimas Rosentempel in Tie’Shianna zauberte. So liefen wir einer nach dem anderen rüber. Wie aus dem Nichts drehte sich Benjulf plötzlich zu mir um, sagte, dass er noch einen Auftrag von Belasca hatte und küsste mich auf den Mund. Er grinste, drehte sich wieder um und lief, als wäre nichts passiert, wieder zu den andern auf die Insel. Mir war die Sprache verschlagen. Einen kurzen Augenblick hatte ich einen Würgereiz, allerdings erinnerte ich mich an Belasca und ihre Schönheit. Ich entschloss mich auf die Brücke zu setzen während meine Beide nach unten baumelten, um über das gerade geschehene nachzudenken. Benjulf meinte das nicht ernst, jedenfalls schloss ich das. Meine baumelnden Beine blieben nicht unbemerkt und ein paar Krokodile schwammen auf mich zu. Weiter saß ich nur da und dachte nach, jedoch bemerkte ich die Krokodile auch und zog die Beine etwas ein, nahm meinen Zweihänder und schlug von oben auf eines ein. Der Schlag war wohl recht heftig, denn es bildete sich sehr schnell viel Blut im Wasser, was noch deutlich mehr Krokodile anlockte, die sich nun mit dem verletzten Tier beschäftigten. Ich saß nun da und betrachtete dieses blutige Schauspiel beinahe verträumt, bevor mich ich ein Ruf der anderen daran erinnerte, dass die Brücke wohl nicht ewig halten würde. Also ging auch ich nun auf die Insel, um die Ruinen zu untersuchen. Hier befand sich offenbar mal ein Sternenobservatorium, welches auf die Acht Rubine ausgerichtet war. Jedenfalls war dies die garethische Bezeichnung dafür. Weiter war hier allerdings nichts von Belang und so gingen wir weiter.

Ein paar Tage später konnten wir schon von Weitem abermals eine Lichtung erkennen auf, der etwas lag. Wir vermuteten ein totes Tier oder vielleicht sogar eine Person. Etwas nähergekommen, stellte es sich als ein toter Krokodilechsenschamane heraus. Seltsamerweise schien er von Pfeilen getötet worden zu sein, welche direkt von oben gekommen sein mussten. Angesichts dessen, dass über seiner Leiche nichts weiter als Freiherr Himmel zu sehen war, war dies schon eher bemerkenswert. Minobe erinnerte sich daran, dass wir auch von Flugechsen gehört hatten und schloss daher, dass der Schamane vielleicht so sein Ende fand. Er hatte eine rote Kristallkugel dabei und einen verzierten Stab mit einem roten Kristall an der Spitze. Rondario Neugier übermannte ihn und er nahm die Kugel in die Hand. Als er das tat, erstarrte er für uns, die ihn ansahen für ein paar Augenblicke. Er berichtete später von einer Vision, die er gehabt hatte.

Als du die Kristallkugel in die Hand nimmst, durchfährt dich ein leichter Schlag. Wie gebannt blickst du in die Kugel, die in deiner Hand zu kleben scheint. In ihrem Innern erkennst du das Bild einer über vier Schritt hohen Raubechse, die mit ihrem gewaltigen Gebiss einen Waldmenschen bei lebendigem Leib zerreißt. Echsenmenschen, die offenbar kultische Handlungen durchführen, aber auch aufrecht laufende Kaimane beobachten das blutige Schauspiel. Ihr Anführer, selbst ein kräftiger, aufrecht laufender Kaiman, der die Raubechse zu kontrollieren scheint, trägt ein Diadem mit Rubinen, im Hintergrund ist ein gepflasterter Platz zu erkennen, der von zwei mächtigen Steintribünen umgeben ist. Plötzlich gibt der Anführer der Echse ein Zeichen, die daraufhin in einer Nebelwand verschwindet. Aus der Nebelwand jedoch taucht ein neues Bild auf: alte, verwitterte Menhire in einem Sumpf und ein großgewachsener Achaz mit Obsidiandolch. Dann beginnt das Bild langsam zu verschwimmen. Zuletzt kannst du noch undeutliche Bilder bedrohlich bemalter Flugechsen und Menschen, die gefesselt durch ein sumpfiges Tal geführt werden, erkennen. Dann gleitet die Kugel aus deiner Hand

Auch Benjulf versuchte es, die Kugel anzufassen und bekam tatsächlich das Gleiche zu sehen. Allerdings vermochten wir nicht mit Gewissheit zu sagen, was Rondario und Benjulf hier nun gesehen hatten und warum. Allerdings wirkte es durchaus bedrohlich. Wir entschlossen uns nicht weiter zu erkunden und erst einmal wieder zurück ins Dorf zu gehen. Mittlerweile waren unsere Gäste wieder gegangen, aber das Dorf war schon ein ganzes Stück gewachsen. Auch die Palisade war nun schon zur Hälfte fertig. Aischa begrüßte uns erneut recht aufgeregt, denn sie hatten festgestellt, dass die hiesige Witterung fast alles der Getreidesamen, die Ben Aram mitgenommen hatte verfaulen hatte lassen. Wir mussten also neue Sämereien besorgen. Port Corrad, ein kleiner aber durchaus geschäftiger Handelshafen an der Küste erschien uns das Beste zu sein, um an Getreide zu kommen.


Port Corrad



Direkt am nächsten Tage sammelten wir ein paar Mulis ein, darunter auch Eins und Zwei, nahmen von Aisha etwa fünfhundert Dukaten an und zogen nach Norden, auf dem Pfad nach Heldenrain, um über die Hauptstraße nach Port Corrad zu kommen. Da wir den Pfad bereits kannten, gingen uns die ersten Meilen leicht voran. Noch bevor wir ins Tal, an den Fuß des Regengebirges kamen, erblickten wir auf einer Lichtung ein Lager, in welchem ein Körper lag und zwei Mulis grasten vor sich hin. Wir schlichen uns vorsichtig heran und konnten sehen, dass dort ein in ein Magiergewand gekleideter Mann schlief. Als wir nahe genug waren, stellte sich heraus, dass Ramon Fontanoya, so stellte er sich vor, gar nicht schlief, sondern nur etwas döste. Er war ein selbsternannter Echsenexperte auf Expedition, um hier im Gebiet die Kulturen der alten Echsen weiter zu erforschen. Auf seine Frage, was wir denn hier machten und wo wie herkamen, verstrickte sich Minobe in ein paar Ungereimtheiten, welche Ramon durchaus zu bemerken schien. Er stellte ein paar weitere Fragen und Minobe konnte gar nicht aufhören, sich noch tiefer in ihre eigene Geschichte zu verzetteln. Irgendwann kamm Ramon dann auch mit seinem Kollegen Rondario ins Gespräch, der Minobes hart erarbeiteten Lügen gleich mit dem ersten Satz widerlegte und unser wahres Anligen nebst unserer Herkunft offenlegte. Minobe war alles andere als erfreut darüber und Rondario gegenüber fortan sehr, sagen wir mal, reserviert. Um nicht zu sagen, dass sie drauf und dran war, Rondario einen Fluch an den Hals zu wünschen. Nach etwas hin und her und einem guten Tee, entschloss sich Ramon uns nach Port Corrad zu begleiten, denn die Aussicht wieder zurück in Brokscal eine Basis für seine Exkursionen zu haben, sagte ihm sehr zu.


Die Straße nach Port Corrad war die Verlängerung des Knüppeldamms aus Drôl und somit gut zu bereisen. Auffällig allerdings war die Tatsache, dass uns schon hinter Heldenrain deutlich mehr Leute entgegenkamen, als in Richtung der Küstenstadt unterwegs waren. Ganz offenbar waren es die Gerüchte um den ausgebrochenen Krieg zwischen Al’Anfa und dem Kalifat und die Tatsache, dass Port Corrad in der Mitte lag, der Grund für die Flucht aus diesem Ort. Da es dunkel wurde, kehrten wir vor der Stadt in eine Taverne ein, welche durchaus gut gefüllt war. Wir tranken etwas Wein und aßen etwas, da fielen uns ein paar der Gäste auf. Mir besonders eine schöne Söldnerin, die mit ihren Kollegen unterwegs war, um einen Händler zu beschützen. Sie stellte sich als Allera Miracola vor und wir plauderten etwas über den bevorstehenden Krieg. Allerdings war uns beiden schnell klar, wie und wo der Abend enden würde, also verschwendeten wir nicht zu viel Zeit mit Konversation und verschwanden auf mein Doppelzimmer. Ich wusste schon, warum ich mich dafür entschieden hatte, während die anderen in einem Schlafsaal unterkamen. Am nächsten Morgen hörte ich noch, wie sich Syrixia mit einer schönen, aber gefährlichen Mohin einließ, um auch sie über die Ereignisse zu befragen. Syrixia erfuhr, dass die Mohin eine große Kohorte mengbilarer Soldaten gesehen hatte, welche auf dem Weg nach Port Corrad waren. Außerdem erzählte sie noch etwas viel interessanteres. Es war ihr zu Ohren gekommen, dass ein Heiligtum der Echsen überfallen worden war und alle Echsen dort abgeschlachtet wurden. Als Syrixia dies erzählte, wurde uns klar, dass damit dieses Hesindeheiligtum gemeint sein musste, welches wir damals besucht hatten, um unseren Schrott zu opfern.


Dort angekommen, bot sich uns tatsächlich eine bereits fast leere Stadt, in der es nahezu unmöglich schien, dass wir hier an Sämereien kommen konnten. Selbst im Hafen, in welchem ein großer Kornspeicher stand, wies man uns ab. Kapitän Nuciella de Jupo, welche und die Aussichtlosigkeit unseres Vorhabens erklärte, gab uns noch den Tipp in den Umliegenden Ländern die Gutsherren zu fragen, ob sie etwas von ihren Waren verkauften. Hier in der Stadt bekämen wir jedenfalls nichts. Gesagt getan, waren wir tatsächlich erfolgreich einem Herrn etwas abzukaufen, jedoch mussten wir all unser Geld dafür aufwenden.



Gefälschte Papiere


Wir überlegten kurz, ob wir der Armee aus Mengbilar ausweichen sollten und durch den Dschungel zurück nach Brokscal gehen sollten, da mischte sich Ramon ein, der sich mit Al’Anfaner Gepflogenheiten sehr gut auskannte. Er sagte, dass er sehr passable Fähigkeiten hätte, die Armee davon zu überzeugen, dass er in geheimer Mission auf Geheiß Al’Anfas unterwegs war, um mehr über die Echsen heraus zu finden. Wir gingen dabei sehr gut als sein, Gefolge und Schutz durch. Rondario als sein Kompagnon. Er fälschte täuschend echt, jedenfalls für mich, ein Dokument, welches ihn auswies, ein Geheimagent zu sein.


Auf unserem Weg zurück begegneten wir dann tatsächlich dem beachtlich großen Trupp aus Mengbilar, welcher schon von Weitem erkennbar war. Wir änderten unsere Formation, so dass Ramon vorn ritt. Die Mulis führten wir etwas abseits der Straßen, so dass sie nicht sofort von der Armee erkannt werden konnten. Ramon, Rondario, Gom und ich ritten dann auf die entsandte Delegation der Armee zu und Ramon überzeugte sie von der Echtheit seiner Person und seiner Aufgabe. Man ließ uns passieren und wir setzten unsere Reise ungehindert fort. Irgendwie hatte ich ein Gefühl, so dass dies nicht das Ende gewesen sein könnte, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Wir kamen noch an ein paar gebrandschatzten kleineren Orten vorbei, aber vor Heldenrain, konnten wir uns dann wieder auf den Pfad hoch nach Brokscal begeben, ohne auch nur einen weiteren Kontakt mit den gegnerischen Truppen gehabt zu haben.


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