Tsapold's Tagebuch - Auf der Spur des Wolfes
- Manuel Vogelsänger
- 17. Sept. 2020
- 28 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Okt. 2020

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Eine Sache, größer als wir dachten
Nachdem wir uns von Niamh Biangala verabschiedeten, lud sie uns noch ein, bei ihr zu nächtigen. Wir konnte alle hervorragend schlafen, jedoch wachten wir nicht, wie erwartet im Lager wieder auf. Wir befanden uns am Rand des Waldes und hatten rein gar nichts bemerkt. Die Kareene standen plötzlich auf einer Wiese direkt bei uns und alle waren prächtig genährt und in tadellosem Zustand. Die Geschichte des Barden in Ask ist also wahr, dachte ich bei mir, bemerkte aber nicht, dass alle bereits zum Aufbruch bereit waren. Als ich mein Hab und Gut zusammensuchen wollten, stellte ich fast, dass ich vollkommen nackt war. Phileasson, der offenbar meine Sachen gefunden hatte, guckte mich etwas brüskiert an und warf mir die Sachen mit den Worten zu :“Ich glaube, unsere Weibsbilder haben genug gesehen, findest du nicht?“.
Wir beschlossen, noch etwas neben der Straße zu laufen, aber dann auch wieder auf die Hauptstraße zu wechseln, da man dort deutlich schneller vorankam. Der Weg nach Festum, unser nächstes Ziel, war gesäumt von dutzenden kleinen Grafschaften oder Herzogtumen. Allein hier im Bornland musste es wohl mehr Grafen haben, als im Rest von ganz Aventurien. Als wir schon eine ganze Weile Richtung Süden gegangen waren, bemerkte Rondario einen Gletscherwurm etwas versetzt von uns ebenfalls nach Süden fliegend. Wir alle waren sehr verwundert hier, soweit im Süden einen Gletscherwurm zu sehen, ist deren Lebensraum doch eigentlich Yetiland oder gerade noch das Küstengebiet um die Nebelzinnen oder Firnklippen. Vollkommen unvermittelt fing es an zu winden, und zwar so stark, dass wir uns kaum noch auf den eigenen Beinen halten konnten. Auch die Kareene waren nicht mehr zu halten, also ließen wir sie erst einmal weglaufen. Der Ursprung des Sturms schien bei Shaya zu sein, denn sie war erstaunlicherweise nicht betroffen. Wir ahnten bereits was kommen würde, denn schnell wurden ihre Augen wieder weiß, sie wie schon in Riva, sie breitete ihre Arme aus und erfolgte eine neue Prophezeiung.
In der Stadt, in der Ingerim Efferd trotzt, konnten selbst die Stürme der Zeit die Spur des Steppenwolfs nicht löschen. Zerreißt den Schleier der Vergangenheit, und ihr werdet eine silberne Flamme finden! Sie ist der eine Schlüssel zu Orima der Allsehenden, der ihr dereinst begegnen werdet.
Abermals waren wir verwundert ob es Inhalts und fragten uns, was wir damit anfangen sollten. Wir alle warfen unser geographisches Wissen zusammen und befanden, dass die Stadt Valusa am ehesten zu dem in der Phrophezeiung genannten Ort passen würde. Es sollte noch etwa eine weitere Woche, bis wir dann in Festum angekommen waren.
Festum
Festum selbst war eine wirklich große Stadt, reich und berühmt. Hier war derart viel Trubel, dass selbst unsere Gruppe mit ihren zweihinderfünfzig Kareenen keinen zu wundern schienen. Das erste, um was wir uns in Festum kümmerten, war eine Bleibe für uns zu suchen, denn wenigstens ein paar Tage würden wir hier wohl bleiben wollen. Wir gingen also am Abend erst einmal wieder richtig gut essen und trinken und schliefen uns aus. Am nächsten Morgen machten wir uns alle getrennt voneinander auf, unserer Dinge nachzukommen. Rondario und Syrixia gingen zur Magierakademie Halle des Quecksilbers, um ihre Zauber auf Vordermann zu bringen. Rondario lernte die Feuerwand und Syrixia Nebelleib. Zu dumm für beide, dass Festum kein günstiges Pflaster war, denn die Akademie verlange zwanzig Dukaten, was sie natürlich nicht hatten. Noch vor dem Mittag liefen sie mir wieder über den Weg und klagten ihr Leid, also lieh ich beiden die zwanzig Goldstücke. Minobe war unterwegs, auf der Suche nach Ingredienzien für Gifte, jedoch bemerkte sie schnell, dass um Gifte und deren Zutaten sehr viel Geheimnis gemacht wurde und es besser war, sich hier nicht damit weiter zu beschäftigen. Stattdessen entschied sie sich ein paar Heil- und Manatränke zu kaufen. Ich selbst war auf der Suche nach einer Rüstung aus Metall, so dass ich mich endlich wieder, wie ein Ritter fühlen konnte. Tatsächlich wurde ich fündig und konnte einen wirklich prachtvollen bronzenen Harnisch erstehen, der wie angegossen passte.
Crotett, der entschied, Phileasson uns uns zu verlassen, um seinem Stamm bei Wiederaufbau zu helfen, hatte mit Nirka zusammen inzwischen die Kareene verkauft. Sie bekamen stattliche eintausendvierhundert Dukaten dafür, so sprangen für jeden von uns noch zwanzig Dukaten Lohn für die Mühen heraus. Nun, ich bekam vierzig, da ich je zehn von Rondario und Syrixia wiederzubekommen hatte. Und so war der Bronzeharnisch direkt wieder finanziert.
Am Abend nach unseren Besorgungen entschieden wir alle getrennte Wege zu gehen. Rondario verbrachte den Abend in einer Taverne, mehr oder weniger unter Seinesgleichen. Minobe zog es ins Maraskanerviertel, wo sie die Nacht durchtanzte. Gom, ja ähh, Gom mochte es ruhig angehen und stieg in die Katakomben des Boron Viertels hinab. Was er Dorf tat oder nicht tat entzog sich unserer Kenntnis, aber auch unserer Vorstellungskraft, so nahmen wir an. Ich selbst verbrachte eine durchzechte Nacht zusammen mit Benjulf in einer Hafenspilunke. Die Tatsache, dass ich offenbar bereits einiges zu viel intus hatte, ließ meine legendären Verführungskünste zu einem Schatten ihrer selbst verkümmern und so nahm ich eine, sagen wir mal, bodenständige beinahe Jungfrau zu meinem Vergnügen mit auf ein Zimmer in eben derselben Hafenteverne. Und sollte auch genug darüber gesprochen sein.
Am nächsten Tage hatte ich offenbar deutlich mehr mit den Folgen oben beschriebener Nacht zu kämpfen, aber wir machten uns alle auf, Phileasson im Thorwalerviertel zu treffen. Hier bekamen wir die durchaus schockierende Information, dass Beorn offenbar bereits über eine Woche Vorsprung zu haben schien. Er war hier in Festum mit einer außerordentlich hübschen Travia Geweihten gesehen worden. Wir alle waren ein wenig verdutzt darüber, dass die Festumer Thorwaler so sehr betonten, dass die Geweihte so hübsch war. Wir konnten uns alle nicht daran erinnern, dass dies ein besonderes Merkmal ihrer gewesen war. Es schien als wäre er mit seinen Leuten in Richtung Valusa aufbegrochen. Um seinen Vorsprung schrumpfen zu lassen, hatten wir kurz die Idee gefasst per Schiff nach Vallusa zu gelangen, welche wir aber wieder verwarfen, denn wir hätten unsere Pferde und Kutsche in Festum zurücklassen müssen. Und so taten wir es Beorn gleich und brachen noch am selben Tage in in die gleiche Richtung auf.
Vallusa
Der Weg nach Valusa verlief ohne weitere Vorkommnisse. Unser Führer, den wir in Skorpsky anheuerten tat wie ihn geheißen und führte uns schnell und sicher durch das Sumpfgebiet vor der Stadt. Die Stadt selbst war durchaus beeindruckend und sehenswert. Ihre Stadtmauer aus Basalt war von den Zwergen gebaut und bestimmt dreißig Schritt in der Höhe. Die Häuser im Inneren hatten alle um die sechs Stockwerke, was anscheinend dem begrenzten Platzangebot auf der Insel, auf der sich die Stadt befand, geschuldet war. Die Stadt war bereits recht alt und wohlhabend. Wir ließen uns in einem recht ansehnlichen Hotel nebst Taverne nieder und schwärmten sofort in die Stadt um, Informationen einzuholen.
Das erste Ziel war der Leuchtturm, welcher an den hiesigen Ingerimtempel anschloss. Der Turm an sich war zu begehen, jedoch nur bis zu einer gewissen Höhe. Der Teil mit der ewig brennenden Flamme, welche eine Gabe Ingerim‘s persönlich war, so erfuhren wir von einem Priester, blieb uns versperrt. Auf Nachfrage und bei Erwähnung der Prophezeihung, welche uns auf Valusa brachte, erfuhren wir, dass sich auf dem Zwergenplatz vier Wolfstatuen befanden, welcher aber von allen gemieden wurden, denn sie waren verflucht. Dies waren genau die Informationen, die uns interessierten und so begaben wir uns direkt dort hin.
Ganz offenbar wurden diese Statuen gemieden, denn alle, die den Zwergenplatz überquerten machten einen großen Bogen darum. Auf den ersten Blick erschienen alle vier wie ganz normale Statuen von sich gegenüberstehenden Wölfen. Auf einem war eine Inschrift zu lesen
Gewidmet meinem gemordeten Bruder Die Letzte die Schande zu überwinden, im Blutturm den Frevler zu finden, die Letzte im Kampf den Dieb zu bezwingen, das Schwert des Bewahrers nach Tie‘Shianna zu bringen Möge dein Licht den Weg nach Gontarin gefunden haben
Wir diskutierten gerade über die Bedeutung dieser Inschrift, da näherte dich eine Stadtwache und gab uns unmissverständlich zu verstehen, dass wir besser das Weite suchen sollten. Dieser Ort sei seit Jahrhunderten verflucht und besonders, seit vor einer Woche ein großer, einäugiger Mann mit einer Travia Geweihten und einem Magier hier gewesen waren. Der Geist würde wieder sein Unwesen treiben.
Aus der Wache war nicht allzu viel herauszubekommen, also gingen wir ins Rathausarchiv, um mehr Informationen zu suchen. Tatsächlich wurden wir fündig. Um noch mehr zu erfahren, gingen wir ebenso ins Gerichtshof Archiv.









Wir stellen die wildesten Spekulationen an, aber letztendlich beschlossen wir, dass wir auf die Suche nach dem Obristen Erm'Sem gehen und mehr über ihn herausfinden sollte und sei es nur der Ort seines Ablebens.
Noch mehr Informationen

Auf unserer Suche in den Archiven empfahl man uns, mit Xortosch zu sprechen, ein Ingerim Priester hier im Tempel. Er war bereits mehrere hundert Jahre alt und ein Zeitzeuge der damaligen Ereignisse um das Duell zwischen dem Obristen und dem Wüstenkrieger. Als wir also wieder zurück in den Tempel gingen, ließ man uns zu Xortosch vor. Offenbar hatte sich der Priester bereits seit Jahrzehnten nicht mehr aus dem Tempel heraus bewegt, denn über die neusten Geschehnisse um Beorn und den Geist wusste er nichts. Wohl konnte er sich aber noch gut an das Duell von vor zweihindert Jahren erinnern, aufgrund dessen der Obrist, ein Novadi, aus der Stadt verbannt wurde. Er sei nach Ysilia gegangen, um dort in der Fechtschule zu arbeiten. Duelle wären ohnehin schon sehr selten, aber bei diesem war wohl das bemerkenswerteste Detail, dass der Wüstenkrieger, nachdem er mit einem geschickten Hieb vom Obristen getötet wurde, einfach zu Sand und Staub zerfiel. Xortosch gab uns noch mit auf den Weg, dass wir uns zu den Adariten nicht weit von Vallusa an der südlichen Küste begeben sollten. Dieser Rondra Orden hatte sich lange für diesen Vorfall interessiert und sicher noch mehr Informationen zusammengetragen, jedoch waren sie nicht dafür bekannt, jedem, der es begehrte Einlass zu gewähren. Wir dankten dem alten Zwerg und gingen zum Abend wieder in unser Hotel.

Beim Essen diskutierten wir, was wir nun als nächsten machen sollten und die Gruppe war eher zweigeteilt. Die einen wollten auf schnellstem Wegen nach Ysilia reisen, um einem Vorsprung Beorns eventuell entgegenwirken zu können, die anderen wollten dem Geist vom Zwergenplatz einen Besuch abstatten. Wir fassten auch den Plan für den nächsten Tag, dass Gom und ich uns zu den Adariten aufmachten, während die anderen bereits in Richtung Ysilia aufbrechen sollten Es sollte sich herausstellen, dass wir alles erreichten, denn als ich mich mit einer hiesigen Schankmaid vergnügte und Benjulf vor dem Zimmer Wache schob, riss es Syrixia aus dem Schlaf mit dem unwiderstehlichen Drang, zum Zwergenplatz zu kommen. Benjulf und mir wurden die Geschehnisse zugetragen, als unvermittelter Weise die gesamte Meute in mein Zimmer stürmte und die Maid, mit welcher ich ein paar schöne Stunden genoss, ungehobelt der Tür verwies. Zeit, mich gesellschaftsfähig zu machen, wurde mir keine gewährt. Minobe, Rondario und Gom waren offenbar unterwegs zum Zwergenpletz gewesen, um ebenso mit dem Geist in Kontakt zu treten. Syrixia begann sofort zu erzählen, was ihr widerfahren war. Demnach machte sie offenbar dort die Bekanntschaft des Geistes, der ihr aber nichts Böses wollte, sondern von ihr ein Versprechen abrang, das Schwert des Bewahrers, Selflanatil , wie der Geist es auf elfisch nannte, an seinen angestammten Ort zurückzubringen. Die Übersetzung auf Garethi für Selflanatil lautet Silberflamme, was uns alle sofort aufhorchen ließ. Denn nicht nur, dass die Silberflamme in unserer Prophezeiung Erwähnung fand, wir wussten nun auch, dass es sich hierbei um das Schwert Ern Sem’s handelte, welches auch im Duell zwischen ihm und dem Wüstenkrieger eine Rolle spielte.
Sel-fla-na-til…Selfla-na-til… Einst war es das Schwert des Bewahrers, aber dann ging es im Kampf verloren. Seither versuchen die unseren, das Schwert wiederzugewinnen. Doch alle sind sie gescheitert. Alle sind sie gefallen. Und alle sind sie dazu verdammt, rastlos umherzuirren, bis die Waffe wieder an ihren angestammten Ort zurückgekehrt ist. Doch findest du das Schwert nicht in dieser Stadt. Nachdem ich durch die Klinge den Tod fand, hat sie die Stadt mit ihrem Träger verlassen. Geh, und finde Selflanatil! Bringe das Schwert des Bewahrers an seinen angestammten Ort zurück und erlöse die Beni Geraut Schie! Unermessliche Reichtümer erwarten denjenigen, der es vermag, die Klinge zurückzubringen.
Wir sinnierten noch ein wenig über die erwähnten Beni Geraut Schie, aber außer, dass das Wort Beni tulamidischen Ursprungs sein könnte, wussten wir alle nicht viel darüber. Kurz Garderoben wir, ob wir die Adariten noch besuchen sollten, denn eigentlich hatten wir nun alle Informationen, aber da wir uns ja aufteilten, verloren wir keine Zeit auf Beorn und so ritten Gom und ich am nächsten Morgen nach Süden.
Als wir am Kloster ankamen, fanden wir ein geschlossenes Tor vor an dem zwei missgelaunte Wachen warteten. Nach einer Rondra üblichen, warmherzigen Begrüßung, – ich hoffe, dass dem geneigten Leser das Prinzip der Ironie bekannt ist - waren wir sogleich in der Not, die Wachen davon zu überzeugen, dass unser Anliegen von aller höchster Dringlichkeit war. Wir stellten uns nicht allzu geschickt an, aber das Karfunkel des Gletscherwurms, welches ich noch immer bei mir trug, insbesondere die Geschichte, wie ich es erlangte, sollte helfen. Nachdem ich erzählt hatte, wie ich mit nur zwei präzisen Hieben meines Zweihänders Leehla, dem Drachen zuerst die Brust aufschlitzte und danach den Kopf abtrennte, um der Bedrohung aus dem Himmelsturm entgegenzutreten und alle Mitreisenden damit gerettet hatte, wurde uns Einlass gewährt. Ich konnte sehen, wie Gom sich auf die Lippen biss, ob der leichten Übertreibungen, die ich in die Geschichte eingebaut hatte. Wie auch immer, der Ordensabt empfing uns, abermals Rondra typisch opulent und warmherzig und nach nur ein paar Augenblicken und ohne vieler Worte fanden wir uns in den Archiven des Klosters wieder und wir begannen mit der Suche.
Ysilia
Gom und ich hatten den halben Tage damit zu tun, nach Informationen zu suchen, wurden aber durchaus fündig.




Gegen späten Nachmittag stießen wir wieder zu den anderen und berichteten von unserem Fund. Offenbar wurde Erm Sen auch als Steppenwolf bezeichnet, was im Zusammenhang mit unserer Prophezeihung für größere Augen gesorgt hatte. Wir reisten die Straße entlang Richtung Süden, passierten die Festung Wolfenstein und Alsfurth. Ob der Ogerkriege, die hier erst vor ein paar Prajosläufen stattfanden, konnte man deutlich sehen, dass sich dieses Land und vor Allem die Leute noch nicht wieder von den verheerenden Folgen dieses Krieges erholt hatten. Es war kaum jemand unterwegs und echte Siedlungen gab es auch sehr wenige. Bevor wir den Dogul überqueren konnten, schlugen wir nach westnordwest ein, um in die Richtung Ysilias reisen. Wir hatten das Gefühl beobachtet zu werden, jedoch waren außer ein paar kleinerer Fußspuren nichts zu erkennen. Eines Eines Morgens, nachdem wir lagerten verschwanden zwei Paar Winterschuhe und sechs Pfeile aus Syrixias Köcher. Die Spuren waren allerdings nicht zu Lage zu verfolgen, also gaben wir diese Gegenstände auf. Die weitere Reise nach Ysilia verlief ohne weitere Vorkommnisse.
Als wir vor den Toren der Stadt ankamen, konnten wir die Folgen des Ogerkrieges aus nächster Nähe betrachten, denn nahezu die gesamte Vorstadt war zerstört, was zu großen Teilen allerdings auch auf die Stadt hinter der zumindest teilweise noch vorhandenen Stadtmauer zutraf. Die Bewohner der Stadt, betrachteten uns mürrisch und mit Argwohn. Aus der Menge konnten wir sogar ein „Schon wieder so ein Pack“ vernehmen. Wir ritten an jeder Menge Ruinen vorbei und dem Inquisitionsturm bis wir auf einen größeren Platz kamen, welcher bereits wieder recht ansehnlich aussah. Darauf befand sich eine große Wolfsstatue, ähnlich der, die wir schon in Vallusa gesehen hatten. Rondario fragte jemanden, wo wir denn die hiesige Fechtschule finden konnten, jedoch bekam er keine Antwort. Es stellte sich heraus, dass Rondario offenbar nicht der Geduldigste war und es auch nicht leiden kann, ignoriert zu werden, denn er zauberte eine beachtliche Flammenwand auf den Platz und wiederholte seine Frage, nun allerdings deutlich lauter. Wir andern trauten unseren Augen nicht und so sahen auch unsere Gesichter aus. Die Einwohner befanden sich zwischen Ärger, Angst und Staunen. Plötzlich erschien eine Eiswand über Rondarios Flammenwand und eine Wache kam auf uns zu. Sie begrüßte uns mit den Worten, dass die Bannstrahler nicht mehr weit Seien, denn wenn die Flammenwand nicht augenblicklich verschwinden würde, dann würden wir es sein, die verschwänden. Immerhin bekamen wir nun die Information, wo die Fechtschule war, jedoch hatten wir das Gefühl nun noch viel weniger willkommen zu sein, als wir es zu Beginn schon waren. Auf die Frage hin, wo wir unterkommen könnten, gab uns die Stadtwache zu verstehen, dass wir in der Stadt nichts finden werden, jedoch außerhalb auf einem verlassenen Gut unterkommen könnten. Die Erwachsenen gaben uns nun keine Auskünfte mehr, ein jedoch, erzählte uns zumindest noch von ein paar Geistern und einen verwunschenen Brunnen etwas außerhalb der Stadt.
Die Fechtschule
Wir entschieden uns sehr schnell zur Fechtschule zu gehen. Auch diese machte, wie der Rest der Stadt, einen verlassenen Eindruck. Minobe und Rondario erinnerten sich als erstes an die Erwähnung des Blutturms und tatsächlich konnten wir von hier aus, den aus rotem Sandstein gebauten Turm der Fechtschule sehen. Da alles verlassen aussah, stiegen beide einfach ein und wollten ich auf die Suche der Tafel mit allen Fechtmeistern machen, welche in den Informationen aus dem Kloster genannt wurde. Der Rest von uns war nicht so recht einverstanden, uns noch mehr Groll aufzuhalsen, also versuchten wir es auf zivilisiertem Wege und Klopften. Als niemand aufmachte, versuchten wir es an einem anderen Haus wo tatsächlich eine Frau aus einem Fenster des ersten Geschosses herausschaute. Schnell wurde klar, dass sie ihre besten Tage bereits hinter sich hatte. Offenbar waren wir nicht die Einzigen, die hier waren, denn sie gab uns zu verstehen, dass vor Kurzem schon mal Leute hier waren. Nach etwas Überredungskunst ließ sie uns dennoch ein und wir fanden heraus, dass Beorn bereits vor einer Woche hier war und im Turm nach etwas gesucht hatte. Dieser verschwand aber schnell wieder und sie wusste auch nicht, ob er gefunden hatte, was er suchte. Von ihr bekamen wir die Erlaubnis, ebenfalls im Turm nach Informationen zu suchen. Wir verschwiegen hierbei, dass Minobe und Rondario bereits längst dabei waren. Außerdem fanden wir heraus, dass ihr Name Yona vom See, die letzte Fechtmeisterin dieser Fechtschule war, bevor sie in den Ogerkriegen zerstört wurde. Sie und ihre Familie hatten bereits ein Jahrhunderte alte Tradition im Leiten dieser Schule. Im Raum hing noch eine interessant aussehende Karte, welche vornehmlich die Drachensteine und darin befindliche Türme zeigte. Yona konnte uns keine weiteren Informationen dazu geben, sie wollte aber auch nicht, das wir sie mitnahmen. So hat Minobe sie grob abgezeichnet.

So begaben wir uns als alle in den Turm, wo wir bereits empfangen wurden, dass ein paar Bruchstücke der Tafel gefunden wurden. Außerdem hatten wir von Yona erfahren, dass im Keller des Turm die Archive der Schule waren und wir wollten dort nach weiteren Informationen suchen. Nach einigen Stunden Schutt beiseite räumen, konnten wir die Falltür zum Keller öffnen. Zunächst wurden wir von etwa zwei Dutzend Ratten in Empfang genommen, die allerdings ob unserer Bewaffnung und Kampfbereitschaft kein größeres Problem darstellten. Neben weiteren Texten zu Erm Sen

fanden wir auch eine geschriebene Version der zerstörten Tafel, welche in der Zwischenzeit von Minobe und Rondarion fast wieder zusammengesetzt wurde. Im Buch konnten wir auch einige Namen der Familie "von See" lesen. Allerdings prangte in der Mitte der Tafel, an der Stelle, wo wir Erm Sens Namen erwartet hätten ein großes Loch, welches offenbar durch einen Desintegratus dort hineingelangt war. Rondario konnte uns noch erzählen, dass ein solcher Zauber in dieser Weise sehr hart an der Schwarzmagie grenzte. Beorn meinte es offenbar sehr ernst damit, uns in jeder erdenklichen Weise zu behindern, jedoch war auch Phileasson etwas besorgt darüber, dass die Mittel, die Beorn einsetzte zweifelhafter wurden.
Im Keller befanden sich auch an die hundert verschiedener Schwerter, alle fein säuberlich auf Waffenständern, so wie man sie bei Waffenschmieden aus Gareth kennt, aufgebart. Einige fehlten, aber sie schienen nicht zum Kampf verwendet worden zu sein. Offenbar waren dies die Schwerter, welche die Fechtmeister bekamen, als Zeichen dafür, dass sie die Fechtschule leiteten. Wir fanden drei mit Wolfsemblemen darauf und eines mit dem Zeichen der Fechtschule Erm Sens aus Vallusa. Rondario befand, dass es von Nutzen sein könnte, dieses Schwert mitzunehmen, wählte allerdings mich, um es Yona aus den gut situierten und Wein geschwängerten Rippen zu leiern. Zugegeben, es war nicht viel Überredungskunst nötig, um es zu bekommen, allerdings gebot es mein ritterliches Ehrgefühl, ihrer Forderung nach einem Schwur, das Schwert wieder zurückzubringen, nachzugeben.
Erm Sen’s Schicksal
Wir beschlossen in der Scheune des verlassenen Gutshofes, von welchem die Stadtwache erzählte zu übernachten und am nächsten Tage auf die Suche nach dem Duellplatz zu gehen. Insgeheim hatten wir die Hoffnung, dass Syrixia erneut vom Geist gerufen würde, aber so passierte es nicht. In dieser Nacht träumten statt Syrixia sowohl Minobe, Gom und Ynu schlecht. Allen gemein war, dass sie in ihrem Traum starben. Minobe durch Ertrinken, Gom durch Ersticken und Ynu durch Verbrennen und allen dreien war anzumerken, dass sie in dieser Nacht offenbar gar keinen erholsamen Schlaf mehr fanden. Wir machten uns dennoch am frühen Morgen auf, den Duellplatz zu suchen, den wir auch alsbald fanden. Auf ihm lagen viele Dutzend Findlinge von beachtlicher Größe, jedoch fiel einer besonders auf. Er war bereits sehr vermoost, aber auf ihm war ein eine Innschrift und ein eingeritzter Wolf zu erkennen.
Unter Steinen ruht der Toten Staub Jungen Kriegern soll er Mahnung sein so eilet weiter, müde Wandersleut’ Schlafes Bruder wacht bei diesem Stein
Da hier viele dieser Steine lagen, schlossen wir daraus, dass dies die Plätze waren, an denen Duellanten besiegt wurden, also musste dies der Ort gewesen sein, an dem Erm Sen sein Duell gehen die Wüstenkriegerin gewann. Mit vereinten Kräften, schoben wir den Stein beiseite. Darunter befanden sich ein silbernes Gefäß und eine Rolle schweren und gewachsten Leders.
Mögen die sterblichen Überreste des verschleierten Weibes hier. Ruhe finden, doch fürchte ich, dass ihr Schatten mir weiter folgen wird. Ich weiß, ich habe Schuld auf mich geladen. Wie ein Fluch lastet der Ritt nach Punin auf mir. Wann werden die Forderungen nach Rache und Tod endlich enden? Wie viele der verschleierten Novadis werden noch kommen, um den Mann zu töten, der einst so großes Leid unter ihr Volk brachte? Ich bin müde. Ich bin müde des Kämpfens, müde des Tötens. Möge sich mein Schicksal in der Einsamkeit erfüllen, dort, wo das geflügelte Grauen auf einem Bett von Gold ruht und kein Novadi meinen Weg kreuzt
Das Geschriebene ließ keinen Zweifel daran, dass es sich hierbei um Erm Sen und die Wüstenkriegerin gehandelt hatte. Offenbar belastete ihn dieser Kampf sehr, was ihn dazu brachte, ins Exil zu gehen. Allem Anschein nach in den Drachensteinen, denn der Text und die Karte bei Yona sprechen dafür. Wir entschieden, die Sterblichen Überreste der Wüstenkriegerin an Ort und Stelle begraben zu lassen, schon Gom allein war es, der den Gedanken manch anderen, das Gefäß zu öffnen oder gar mitzunehmen, ein jähes Ende bereitete. So schoben wir den Stein wieder schützend darüber und beschlossen sofort in Richtung der Drachensteine aufzubrechen.
In die Drachensteine

Der Weg nach Perainefurten, der letzte noch besiedelte Ort vor dem Gebirge, verlief vollkommen problemlos. Wir reisten der Hauptstraße entlang und konnten noch einige Tage lang vieler Orten die Folgen des Ogerkrieges besehen. Perainefurten selbst war ein kleinerer Ort, geprägt vom namensgebenden Perainetempel, welcher wirklich beachtliche Außmaße hatte. Dort konnen wir auch noch ein paar Informationen zu den Drachensteinen selbst sammeln und erfuhren beispielweise, dass das Gebirge wahrlich keines war, welches man dieser Tage bereisen sollte. Auch war es vor Jahrhunderten einmal besiedelt, was heute nicht mehr der Fall war. Wir deckten uns noch mit benötigtem Bergsteigermaterial ein, erbaten, dass unsere Kutsche und unsere Pferde hier in Perainefurten unterkamen, denn dort, wo wir nun hingingen, konnten wir beides nicht gebrauchen.
Zu Fuß ging es nun am nächsten Tag los und uns allen war wohl etwas Angst und Bange, ob der viele Geschichten, die wir bisher über die Drachensteine gehört hatten. Niemand, der es versucht hatte, in das Gebirge zu reisen, sei von dort wieder zurückgekehrt, hieß es. Mit solchen Orten haben wir nach Yetiland und dem Himmelsturm einige Erfahrung, jedoch wohl zu Mute war uns dennoch nicht. Aus diesem Grund schlug Syrixia vor, dass wir versuchen sollten, uns so unsichtbar, wie möglich zu beweisen. Insbesondere von oben sollte man uns nicht leicht entdecken können. Die Felsnadeln begannen sich zu erheben und der Weg wurde schwieriger, jedoch gelang es uns, den einen um anderen Tage weiter vorzudringen. Ab und an hörten wir ein paar unliebsame Geräusche, allen voran etwas, was sehr nach einem ausgewachsenen Drachen klang. Glücklicherweise schien uns das Gebrüll doch noch sehr weit weg zu sein, was etwas Sicherheit vermittelte, jedoch ebenso die Vorstellungskraft antrieb, denn wenn etwas noch sehr weit weg war, aber dennoch so laut, dann musste es wohl sehr, sehr groß gewesen sein.
Der Weg schlängelte sich durch eine Art Schlucht zwischen zwei steil abfallenden Berghängen, da bemerkten wir einen ziemlich großen Bergziegenbock, welcher sich offenbar durch unsere Anwesenheit, noch dazu mitten in der Brunftzeit, gestört fühlte. Er beobachtete uns genau und gerade, als ich den Vorschlag machen wollte, einen Größen Bogen herumzulaufen, flog auch bereits ein Pfeil von Syrixias Bogen in die Richtung des Tiers. Unglücklicherweise verfehlte sie, was den Bock dazu veranlasste direkt von oben auf mich zuzustürmen. Ausweichen konnte nicht mehr und so stieß er mich zu Boden. Ein wenig Überrascht von der Stärke und der Schnelligkeit des Bocks, war es den anderen nicht so recht möglich, ihn zu vertreiben. Erst als ein Orcanofaxius das Fell des Bocks glattzog, sah dieser sich wohl ob dieser Erfahrung nicht mehr in der Lage, den Kampf für sich zu gewinnen und er flüchtete. Es sollten noch ein paar weitere Tage vergehen, bis wir schließlich an die Überreste einer einstigen Siedlung kommen sollten.
Die Schwester des Geistes
Bis auf die Grundmauern, war nichts mehr von dem Dorf, dass das hier wohl einmal gewesen war, übriggeblieben. Wie richteten uns in einer größeren Ruine eines Hauses ein, gruben eine kleine Grube für das Feuer, spannten unsere Zeltbahnen darüber und aßen zu Abend. Syrixia streifte durch das Dorf und machte sich ein wenig mit der Umgebung vertraut. Wir teilten noch die üblichen Wachen ein und legten uns dann zur Nacht. Gom und ich hatten die erste Wache, als wir Benjulf sahen, wie der sich schlafwandelnd durch die Nacht bewegte. Offenbar ließ er sich dieses Mal leicht von Gom überzeugen, wieder zum Lager zurückzukehren, jedoch hörten wir nun Gerede von einer der Mauern, der umliegenden Häuser kommen. Es war Abdul, der sich offenbar erleichterte, jedoch war er aufgebracht und redete, für mich sehr überraschend sehr klar, davon, dass er uns vor einer Bedrohung geschützt hatte. [Syrixia regt Abdul auf, aber ich weiß nicht mehr genau womit]
Diese Respektlosigkeit stieß Abdul offenbar sehr sauer auf und so fing er an lauthals zu zetern, dass er und nicht nochmal retten würde und er dieses Gehabe ohnehin nicht verdient hatte. Wir hatten derlei Ausbrüche schon öfter miterlebt, aber diesmal schien er er wirklich bei klarem Verstand gewesen zu sein. Nach dieser Eskapade konnten wir allerdings erst einmal genau sehen, was Abdul gemeint hatte, denn hinter der Mauer befand sich plötzlich eine versteinerte, elfenartige Figur, die vorher ganz bestimmt noch nicht dort gestanden hatte. Durch Abduls Gezeter, wurden letztlich so gut wie alle wach und schnell standen wir alle um diese Figur herum und rätselten. Elfe, Dunkelelfe, Hexe oder Amazone, wir waren uns nicht sicher. Sie war in einer für Elfen untypischen, metallenen Rüstung gekleidet und hatte ein sehr altes und filigran gefertigtes Schwert bei sich. Rondario entschied dann nochmals zu Abdul zu gehen, um ihn um die Aufhebung des Zaubers zu bitten. Dieser Bitte kam er offenbar nach, denn wir waren gerade damit beschäftigt, die sicherheitshalber zu fesseln da erwachte sie plötzlich wieder zum Leben. Sofort griff sie nach ihrem Schwert, Syrixia war aber etwas schneller und hielt ihr ihren Dolch von hinten an den Körper. Die Elfe blieb ruhig und zeigte uns damit, dass sie nicht auf einen Kampf aus war. Dennoch war sie am Ende doch etwas schneller, als Syrixia, drehte sich um, griff ihr Schwert und belegte Syrixia offenbar mit einem Banbaladin, denn auf einmal schien Syrixia die Elfe sehr zu mögen.

Wir begannen sie auszufragen. Erst sprach sie nur Isdira, aber später dann Garethi. Lailath war ihr Name und sie war die Schwester von Nantiangel, der Elfengeist, den Syrixia in Vallusa getroffen hatte. Sie habe über zweihundert Jahre geschlafen und sei dann wiedererweckt worden. Gefolgt sei sie uns schon etwas länger und wusste, dass wir Self lanatil suchten. Sie suchte es auch und wollte es wieder zurück zu ihrem Volk bringen. Sie war die letzte Kämpferin der Bene Geraudji, getötet im Duell mit Erm Sen, der von ihr damals gestellt wurde, weil er das Schwert gestohlen hatte und bereits ihren Bruder im Duell um das Schwert getötet hatte. Minobe wagte einen Blick in ihre Gedanken, obwohl es schon ein gewisses Risiko war, wusste sie doch nicht, wie gut Laitath ihre Gedanken verbergen könnte. Es offenbarte aber, dass Lailath die Wahrheit sagen musste, also glaubten wir ihr und so befanden wir es als durchaus sinnvoll und hilfreich, dass sie von sich aus vorschlug, uns zu begleiten, weil wir die gleiche Sache verfolgten. Jemand mit ihren Fertigkeiten, Wissen und ihrem Alter konnten wir insbesondere hier sicher gut brauchen.
Nach ein paar Tagen der Weiterreise, kamen wir schließlich in einen Talkessel, welcher erstaunlich weitläufig war. Er musste mehr als ein Duzend Meilen im Durchmesser haben. Es waren vier Türme zu sehen und um alle waren Häuser zu erkennen, wobei man sie bei den hinteren zwei Türmen wohl eher nur erahnen konnte. Offenbar lebten hier aber doch Leuten, denn wir konnten Rauch aus Schornsteinen erkennen.
Irgendetwas ist hier seltsam

Da wir immer noch davon ausgehen mussten, dass es hier in den Bergen Drachen gab, entscheiden wir uns den Marsch ins Tal durch den Wald zu unternehmen. Noch nicht weit gekommen, vernahm Syrixia ein seltsames Geräusch, war aber nicht in der Lage, es für uns zu beschreiben. Wir jedoch, hörten tatsächlich einen riesigen Drachen über uns hinweggleiten und mit einem Blick nach oben konnten wir ihn auch durch Baumwipfel erkennen. Ein über zwölf Schritt großer Horndrachen war es wohl. Wir waren froh, hier im Wald zu sein. Dennoch gingen wir weiter und konnten dann auch sehen, was Syrixia nicht beschreiben konnte. Es war eine Herde Schafe mit zwei Hirten und Wölfen als Hütehunde, welche für die Hirten nichts weiter als Hunde waren. Es war eher ein seltsames Bild. Es schien aber keine Gefahr von von Hirten auszugehen, jedenfalls schätzten wir dies so sein. Also entscheiden wir und von der Straße her zu nähern und das offene Gespräch zu suchen. Tatsächlich waren die Hirten sehr erstaunt hier jemand anderen, als die Bewohner der Dörfer zu sehen. Wir allerdings waren ebenso erstaunt, hörten wir doch aus vielen Erzählungen, dass hier in den Drachensteinen schon seit einigen hundert Jahren niemand mehr leben soll.
Man schickte uns nach Gerlara zu Rombold, welcher und vielleicht mehr sagen konnte. Die beiden Hirten konnten oder wollten jedenfalls nicht wirklich mit uns sprechen. In Gerlara angekommen, wurden wir erneut von allen sehr argwöhnisch beäugt. Wir gingen in die hiesige Taverne, wo sich ein ähnliches Bild der Verwunderung bot. Der Wirt war durchaus überrumpelt von uns und seine beiden Gäste, entschieden sich lieber das Weite zu suchen. Mittlerweile sammelten sich vor der Taverne mehrere Dorfbewohner und begafften uns durch die Fenster. Offenbar war auch Rombold einer von ihnen, der dann letztlich auch in die Taverne kam. Er selbst war durchaus freundlich, jedoch ich wirklich willig, auf unsere Fragen Auskunft zu erteilen. Einzig die Frage, warum hier anscheinend niemand Angst vor den Drachen hatte, erklärte er damit, dass vor etwa zweihundert Jahren ein riesiger Drache besiegt wurde und fortan alle Drachen hier aus dem Tal verbannt wurden. Für alles Andere schickte er uns nach Nissingen zu Gieselher, einem Rondrageweihten und Stine, der Ortsvorsteherin, da es dort wohl auch ein Archiv geben sollte. Rombold bot uns noch an, im Dorf unterzukommen, um dann am nächsten Morgen nach Nissigen aufbrechen zu können. Minobe und Shaya kamen im Gästezimmer von Rombold unter, was Minobe nutzte, um Kobe auszuschicken, damit sie vielleicht etwas mitbekommen konnte. Sie vernahm wohl einzig, dass Rombold sagte, dass sie das schon fertigbringen würden, wobei uns allen nicht so recht klar war, wer mit „sie“ gemeint waren.
Am nächsten Tage also, brachen wir nach Nissingen auf. Es dauerte nur ein paar Stunden, bis wir es erreichten. Hier schienen die Menschen aber noch um einiges ängstlicher gewesen zu sein, denn als wir das Dorf betraten, verschwanden alle in ihren Häusern. Auch hier beschlossen wir in der Taverne den Anfang zu machen. Offenbar war noch nicht geöffnet, eine Magd und ein Bursche machten hier gerade sauber. Unser Anblick schien beängstigend gewesen zu sein, rannte die Magd schreiend aus dem Gasthaus. Der Junge folgte ihr auf dem Fuße. Wenig später kam der Wirt mit beiden wieder zurück und war sichtlich gestresst, jemanden wie uns, oder gar genau uns hier zu treffen. Er brachte uns ein Fass selbstgebrautes Bier, wartete nicht einmal die Bezahlung ab und verschwand auch schon wieder. Wir tranken, zugegebenermaßen wirklich gutes Bier, und entschieden nach dieser eher surrealen Eskapade zu Gieselher in den Turm zu gehen. Zumindest dies konnte uns der Wirt noch verraten.
Das erste, was wir sehen konnten, war der wirklich riesige Kopf des toten Drachen von damals. Gieselher war ein älterer, durchaus stattlicher Rondrakrieger welcher keine Angst vor uns zu haben schien. Er erzählte uns, dass Ronda selbst den Drachen vor den Toren Nissingens durch einen Blitz niedergestreckt habe und seitdem alle hier in Frieden leben konnten. Unsere Fragen nach den Wölfen, Erm Sens oder einem dem Schwert wollte er uns nicht beantworten, so schien es uns jedenfalls. Alsbald bat er uns dann auch wieder zu gehen. Nun änderten wir die Strategie und teilten uns auf. Syrixia, Gom und ich machten uns auf, den Platz aufzusuchen, an dem der Drache getötet wurde. Minobe, Rondario und Benjulf wollten hier unsere Vorräte etwas aufstocken, da die Preise wirklich unter allem lagen, was wir außerhalb dieses Tals je gesehen hatten und um vielleicht auf diesem Wege an mehr Informationen zu kommen. Phileasson und die anderen wollten es ihnen im Dorf gleichtun.
Der Platz, an dem der Drache starb, war alles andere als interessant. Es war eine Senke mit nichts weiter als Schotter und ein paar Büschen. Am östlichen Ende fand sich ein großer Gedenkstein, auf dem die Legende von Rondra und dem Drachen eingemeißelt war. Bei genauerer Untersuchung konnten wir auf der Rückseite ein kleines Wolfssymbol, ähnlich dem, welches wir schon auf dem Grabstein Lailaths auf dem Duellplatz, erkennen. Syrixia nahm noch jede Menge Wolfsspuren unterschiedlichen Alters war, jedoch war sich nicht in der Lage zu erkennen, ob es etwas besonderes war oder nicht.
Minobe, Rondario und Benjulf hatten offenbar mehr Glück, so erzählten sie, dass sie zwei Obstbauern getroffen hatten, die sich überzeugen ließen, die wahre Geschichte dieses Tals preiszugeben. Das mit dem Drachen schien offenbar tatsächlich wahr gewesen zu sein, allerdings erzählten sie von Erm Sen und einer Hexe Namens Tanali, welche hier im Tal vor zweihundert Jahren zusammengekommen waren und sich hier niederließen. Beide seien offenbar auch hier gestorben. Ferner erzählten sie auch von sogenannten Wulfen, mit welchen sie ein Abkommen hatten, da sie ebenso vor etwa zweihundert Jahren unter einer Wolfsplage litten, welche aber mit Hilfe Erm Sens beseitigt wurde. Die Wulfen seien Menschenwölfe, denen von jedem Dorf aus regelmäßig geopfert wurde. Im Gegenzuge würden sie dafür sorgen, dass die Wölfe friedlich blieben. Daher kam es dann auch, dass die Hirten mit Wölfen statt Hunden die Schafe hüteten. Die Wulfen würden in den Bergen hausen und der Opferplatz befände sich zwischen Nissingen und Gerlara.
Wir beschlossen also auf die Suchen nach den Wulfen zu gehen, um mit ihnen oder gegen sie, das Geheimnis, um Erm Sen zu lösen und das Schwert in unseren Besitz zu bekommen.
Erm Sens letzte Ruhestätte

Wir besprachen unseren Plan in Nissingen und beschlossen bei der Suche nach dem Opferplatz zu beginnen. Dank Syrixias gutem Gespür fanden wir diesen tatsächlich recht schnell, als wir den Wolfspuren hinter dem ersten Menhir folgten. Dort angekommen, konnten wir natürlich noch viel mehr Spuren entdecken, welches aus fast allen Richtungen zu kommen schienen, allerdings war der Pfad aus dem Norden sehr deutlich am meisten verwendet. Also folgten wir dem und dieser führte uns direkt an den Rand des Tals zurück in die Berge. Die Wulfen kämen aus den Bergen im Norden hatten die Obstbauern gesagt. Es wurde steiler und wir mussten uns alle anseilen, damit kein Unfall geschah. Nach vielen dutzend Schritt Höhenunterschied waren wir auf einem Plateau angekommen, auf welchem eine offenbar sehr, sehr alte Burgruine stand. Um sie herum eine etwa vierzig Schritt tiefe Schlucht. Vom Eingangstor trennte uns eine wirklich alt und morsch aussehende Brücke. Minobe flog bereits vor, um die Ruine von Nahmen zu untersuchen. Der Rest ließ Syrixia zuerst über die Brücke gehen, da sie die leichteste und die gewandteste Unterkunft war. Sie markierte die nicht tragfähigen Stellen und abermals angeseilt gelang es uns dann über die Brücke zu gelangen. Rondario sah einmal so aus, als würde er hinabstürzen, aber er fing sich wieder.

In der Ruine angekommen, trafen wir dann Minobe wieder, die sich dafür aussprach, Die Überreste des Rondra Schreines zu untersuchen. Ihr folgten allerdings vier stattliche Wölfe, die augenscheinlich nicht davon begeistert waren, uns hier zu sehen. Wir zeigten keine Furcht und so wichen sie vor uns zurück, knurrten aber weiterhin sehr gefährlich. In der Mittes des Hofes prangte ein bestimmt zwölf Schritt langer und 3 Schritt breiter Graben, der wohl durch eine Art Erdrutsch entstanden sein mochte. Gom konnten in der Tiefe des Grabens eine Art Brücke ausmachen, allerdings konnte er nicht sagen, wohin sie führte. Tatsächlich war hier alles schon sehr lange nicht mehr bewohnt worden und alles was wir sahen oder fanden war seit bestimmt zweihundert Jahren so verlassen worden. Der Rondra Schrein erwies sich als Unterschlupf der Wölfe, weswegen sie insbesondere us ungehalten waren, da wir ihr Lager störten. Wir stellten noch eine nahezu unbeschädigte Rondra Statue wieder zurück auf ihren Sockel, durchsuchten dann aber den Rest der Ruine.
Im ehemaligen Palast und im Bergfried fanden wir zwei Falltüren in den Keller, sonst war wirklich nichts mehr vom einstigen Glanz dieser Burg übrig. Minobe beschloss einen Exposami, um zu erspähen, was uns eventuell unten erwarten konnte. Tatsächlich konnten mehrere duzend Wesen ausmachen, welche sich unterirdisch unter der ganzen Burg verbargen. Eines dieser Wesen schien etwas wirklich seltsames zu sein, den sie vermochte nicht zu sagen, um was es sich handeln konnte. Wir überliegen noch, ob wir uns durch den Graben abseilen sollten, jedoch verwarfen wir diese Idee schnell, ob der offensichtlichen Gefahr eines Absturzes. Wir stiegen also die Falltür im Bergfried hinab und fanden uns in einem engen und dunklen Gangsystem wieder. Syrixia war nicht wirklich einverstanden mit diesem Ort und weigerte sich einen noch engeren Gang, den wir entdeckt hatten zu untersuchen. Wir kamen durch mehrere größere Höhlen, welche jetzt von Wölfen bewohnt waren. In einigen fanden wir etwas, was Höhlenmalerei sein konnte. Außerdem ein paar Fackelhalterungen im Fels und eine Höhle mit Bett und Stroh. Ob dies die einstige Behausung Erm Sens und Tanalis war, vermochten wir nicht zu sagen.
Nach einem wirklich verzweigten System und einigen Sackgassen, gelang es uns, eine Ebene tiefer zu kommen. Hier, in der nächsten größeren Höhle, trafen wir dann auch das erste mal auf zwei der Wulfen. Große und stattliche Wesen, welche eher scheu als aggressiv auf uns reagierten. Nachdem wir versuchten klar zu machen, das wir keine Feinde sind, begannen sie zu sprechen und fragten, was wir hier wollten. Nach einigem Hin und Her, konnten wir davon überzeugen, das wir nichts Böses im Schilde führten und das Schwert Wem Sens an seinen angestammten Platz zurückbringen wollten. Sie rangen uns allerdings ab, dass Erm Sen nicht ohne Waffe sein konnte und stimmten wir zu, dass ich das Schwert aus der Fechtschule in Ysilia als Ersatz hinterließ. Sie führten uns abermals durch ein verzweigtes Netz aus Höhlen, bis wir schließlich an der Brücke ankamen, die Gom bereits von oben gesehen hatte.

Unfaire Mittel, ehrloser Sieg
Als wir also vor der letzten Ruhestätte Erm Sens und Tanali standen, atmeten wir auf, da wir auch sofort das Schwert erblicken konnten, welches Erm Sen noch immer in seinen Händen hielt. Vor ihm lag der Silberwolf, von welchem wir kurz erschraken, denn seine Augen waren noch immer offen. Jedoch war schnell klar, dass auch er bereits seit Langem tot war. Doch noch etwas fiel uns auf. Von oben durch den Graben, seilten sich mehrere Personen ab. Es war Beorn mit neuen Leuten, die sich plötzlich vor uns auf der anderen Seite der Brücke aufbauten. Eine große und kräftige Thorwalerin, Zwilinge unbekannter Herkunft, eine Zauberin, noch ein Thorwaler, Lenya und Beorn, der nun lauthals lachte und schrie, dass wir offenbar zu späte kamen. Wir zögerten nicht und wollten losrennen, da bauten sich unsere Gegner vor uns auf, so als würden sie uns nur über ihre Leichen passieren lassen wollen. Wir hielten kurz Inne, schärfte uns Shaya noch einmal ein, dass ein Kampf nicht in Frage kam, denn dies würde gegen die Regeln verstoßen. Dennoch flogen sofort zwei Wurfdolche der Zwilligne in Richtung Gom, welche beide in seinem Schild stecken blieben. Ich beschloss unbeirrt weiter zu laufen, griff aber mein Schwert, um bereit zu sein. Syrixia schoss einen Eispfeil auf die Zauberin, welche hörbar schmerzhaft getroffen wurde. Die Thorwalerin rannte nun auf mich los und wollte mich offenbar von der Brücke stoßen, jedoch prallte sie gegen mein Schild und ich hielt ihrer durchaus beachtlichen Wucht stand. Rondario ließen einen Orcanofaxius auf die Zauberin los, welcher ihren Schild durchdrang und sie abermals heftig traf. Minobe belegte die Thorwalerin mit dem krabbelnden Schrecken, woraufhin hunderte kleiner Käfer auf ihr herumliefen. Shaya erschrak vor diesem Zauber, da er dämonischen Ursprungs ist, wie sich hinterher herausstellte. Gom schlug sich mit dem Thorwaler, welcher zuvor einen erneuten Pfeil Syrixias abwerte. Rondario machte der Zauberin schließlich den Garaus und traf nochmals mit einem Sturmschlag von großer Wucht. Es folgten noch ein kurzer Schlagabtausch, bevor Shaya plötzlich aus ihrem Gebet aufsprang und die Hände erhob. Ich hörte Shaya plötzlich so laut, dass ich mir die Ohren zu hielt, jedoch ohne, dass es leiser wurde. Sie befahl mir sofort mit dem Kämpfen aufzuhören. Es war derart eindringlich und präsent, dass es mir vollkommen unmöglich war, diesem Befehl zu widerstehen.
Ganz offenbar ging es allen anderen ebenso, denn wir alle hörten augenblicklich auf, uns zu bekämpfen und waren starr vor Ehrfurcht vor dem, was wir gerade zu Ohren bekamen. Aus dem Augenwinkel konnte ich noch Beorn sehen, wie er ungeachtet dessen in Richtung Erm Sens loslief. Ich schüttelte mich und begann ebenfalls loszurennen. Rondario und Gom taten es mir gleich. Dennoch gelang es mir nicht, rechtzeitig, vor Beorn, am Schwert zu sein. Er griff es sich und lachte laut. Abermals waren wir zu spät. Als sich alle wieder etwas gefangen hatten, war es erneut Shaya, welche sich nun vor Lenya aufbaute, um einen Sturm der Entrüstung auf sie loszulassen. Wie konnte es Lenya nur dazu kommen lassen? Warum blieb sie untätig und ließ zu, dass Beorn die Regeln missachtete? Lenya, die nun aus der Nähe betrachtet tatsächlich von ungeheurer Schönheit war und eine Aura hatte, die ich vorher nicht bemerkt hatte. Sie war derart unwiderstehlich, dass ich mir sicher war, jemand anderen vor mir zu haben. Ich war mir sicher, dass mir dieses Empfinden bereits in Thorwal aufgefallen wäre. Jetzt fiel uns allen auch auf, dass alle Begleiter von Beorn Unbekannte waren. Keiner von denen, war bereits in Thorwal dabei.
Unser Wundern wurde jäh unterbrochen, als Raluf mit seiner Streitaxt ausholte, um Beorn damit zu treffen. Phileasson hielt ihn lautstark zurück und gab das Kommando abzulassen. Beorn hatte das Schwert zuerst in seinen Händen und damit hatte er diese Aufgabe gewonnen. Er konnte verstehen, dass wir alle enttäuscht waren und dass es unfair anmutete, wie Beorn an das Schwert gekommen war, aber dennoch hatte er es nun und wir nicht. Syrixia tat es Phileasson gleich und machte uns alles klar, dass Beorn vielleicht diese Aufgabe für sich entschieden hatte, jedoch war diese Reise noch lange nicht am Ende und bekamen noch viele Möglichkeiten zu beweisen, dass wir die Besseren waren.
Ich gab Erm Sen das Schwert aus der Fechtschule, um mein Versprechen gegenüber der Wulfen zu halten, spuckte Beorn vor die Füße und rammte mit dem Ellenbogen seinen Oberarm. Eigentlich wollte ich ihm sein fieses Grinsen aus der Visage schlagen, jedoch wich er gerade noch aus. Rondario drehte sich um und zündete auf dem Weg zurück über die Brücke die Seile an, mit denen Beorn heruntergeklettert war, so dass dieser und sein Gefolge nun die gesamte Höhle an den Wölfen und den Wulfen vorbei gehen musste. Dennoch war Beorn nun mit Self lanatil in den Händen an den untätigen Wulfen ungehindert vorbei gegangen und ging davon. Unsere Gruppe rief ihnen allerlei Gefluche hinterher und wünschte ihnen, dass diese gottlose Tat ihre Buße finden würde. Mit etwas gesenktem Haupt machten wir uns ebenso auf den Weg, um alsbald unsere nächste Aufgabe zu empfangen.
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