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Elriths Gedanken - GolgarIs RUF

Aktualisiert: 3. Mai 2020

Die Anstrengungen des letzten Abenteuers in der Gor um Liscom von Fasar und Borbarad waren uns deutlich anzumerken. Nachdem wir nun in Khonchom nichts mehr zu schaffen hatten, war für alle von uns klar, dass wir diesen Ort und am besten diese Region schnellst möglich verlassen wollen. Ryad hatte offenbar, unbemerkt von uns, die Gold- und die Mindoriumbarren eingesteckt. Als wir es dann bemerkten, stellte sich das sehr gewinnbringend für unsere Kasse heraus. Tatsächlich machten wir die Barren zu 500 Dukaten. Das brachte uns dazu, dass wir davon einen Reisewagen samt zweier Pferde kauften. Jeder von uns füllt noch seine eignen Vorräte wieder auf und dann waren wir auch schon auf dem Weg aus der Stadt. Wir entschieden uns, nördlich an der Gor in Richtung des Rashtulwalls zu reisen. Tatsächlich hatten wir kein wirkliches Ziel, aber unterwegs erzählten wir uns, was wir nun am liebsten machen würden, so fiel des Öfteren der Name der Stadt Punin, da deren Vergnügungsviertel seinesgleichen in Aventurien sucht. Unglücklicherweise führte uns diese Rute durchaus dicht an Fasar vorbei, so wurde es sehr still, als wir dort vorbeifuhren.


Irgendetwas war anders mit Minobe, so dachte ich. Sie verhielt sich nicht so wie sonst. Mehr in sich gekehrt, aber auch deutlich weniger Naiv. Plötzlich brabbelte sie ab und an recht unverständliches Zeug vor sich hin und für mich vollkommen zu wider, tauchte plötzlich diese Spinne bei ihr auf. Warum hatte ich die vorher noch nicht bemerkt, habe ich doch sehr großen Respekt vor diesen Tieren und vermeide es, wo ich nur kann, in deren Nähe zu sein. Das ich eher auf Abstand zu Minobe war, bemerkte sie wiederum, was die Gesamtsituation noch seltsamer machte.


Reto schien wirklich sehr mitgenommen von all den Ereignissen. Auf der gesamten war er still und sehr mit sich selbst beschäftigt. Er sprach kaum mit uns und betete nahezu unentwegt zu Efferd.


Punin


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Nach etwa drei Wochen der Reise, kamen wir in der Nähe von Punin an. Schon von Weitem konnte man diese prächtige Stadt sehen. Ihre riesigen Stadtmauern und die vielen Türme ließen sie wie eine einzige gigantische Festung erscheinen. Wie fuhren auf der Reichsstraße in Richtung Norden auf die Stadt zu, vorbei an unzähligen Feldern, der Bauern, die vor der Stadt ihrer Arbeit nachgingen. Am Stadttor angekommen, wurden wir von einer Stadtwache empfangen. Zugegeben, vermutlich hätten wir mit unserem Wagen und Hinz und Kunz nicht direkt im Tor stehen bleiben sollen, um das Bunte Treiben der Stadt zu bewundern. Nach der Frage, wo wir hier am besten übernachten könnten, verwies er uns auf das Vergnügungsviertel, was wir ohne Umschweife annahmen.


Im Gasthaus „zum wilden Reiter“ kamen wir unter und buchten zwei Doppelzimmer für sieben Tage im Voraus. Wir waren uns einig, dass wir alle Urlaub brauchten. Nun alle, bis auf Reto, denn er verabschiedete sich von uns mit den Worten, dass er mehr Zeit für sich und seinen Gott benötigte und diese Reise nur er allein antreten kann. Selbstverständlich bedankte er sich bei allen von uns wir verabschiedeten uns von ihm.


Ein paar Stunden später hatten wir alle etwas Gutes gegessen und etwas für unser Wohlbefinden getan. Wir trafen uns alle wieder, um dann in den Gassen von Punin‘s Vergnügungsviertel Zerstreuung zu suchen. Schnell fanden wir einen kleinen Platz mit aufgestellten Tischen, an dem wir alle Platz fanden. Ich wählte den Platz als Letzter und am weitesten von Minobe entfernt, denn ihre Spinne thronte geradezu auf ihrer Schulter.


Premer Feuer und fliegende Tische


Als wir alle so dasaßen und tranken, konnte ich ein paar Ecken weiter argen Tumult hören und ich glaubte eine Stimme zu hören, die ich bereits kannte.


Als ich am Ursprungsort ankam, traute ich meinen Augen kaum. Grauknir, unser Weggefährte aus früheren Zeiten stand, nun ja, befand sich im Schwitzkasten zweier Wachen, die auch zu zwei sichtlich ihre Mühe hatten diesen Hünen zu halten. Eine dritte Wache lag bereits niedergeschlagen auf dem Straßenpflaster. Um ihn herum stand eine Meute von Leuten, die johlend und grölend Wetten abschlossen, ob entweder Grauknir auch noch die anderen beiden umhauen würde oder sie ihn mit Handschellen und Gewahrsam nehmen konnten. Auf der anderen Seite zeterte eine Frau, die augenscheinlich eine Gastwirtin zu sein schien mit erhobenen Armen: „Schafft mir diesen Bastard aus den Augen und lasst ihn Bezahlen für seine Missetaten!“ Ich konnte nicht umhin, als zunächst zu grinsen, hatte ich mir ein Wiedersehen mit diesem Hauklotz kaum anders vorgestellt. Dennoch war ich mir sicher, dass er es nicht böse gemeint hatte, was immer er auch getan haben soll. Nachdem nun auch die anderen bei mir waren, hörte ich Minobe, wie sie fragte, warum dieser besoffene Thorwaler von Interesse für uns sei. Er gehöre in eine Ausnüchterungszelle. Dieser Meinungen waren die Wachen auch, nur hatte Grauknir offenbar etwas dagegen. Wir schritten ihm zur Hilfe und versuchten den Mob und die Wachen zu beruhigen. Es stellte sich heraus, dass er die halbe Einrichtung der Taverne der zeternden Frau zerstört hatte und einen Tisch durch ihr Fenster warf. Jetzt, wo sie es erwähnt hatte, konnte ich den Tisch einige Schritt weit entfernt des Fensters liegen sehen. Nach den üblichen Beleidigungen Grauknirs gegen mich, einem Fausthieb meinerseits in sein Gesicht und einer Hauswand mit einem Loch in der Größe von Grauknir‘s Faust, hatten wir unser Wiedersehen gebührlich gefeiert. Grauknir war mittlerweile wieder etwas zu sich gekommen und half der niedergeschlagenen Wache wieder hoch. Der Wirtin bezahlte er sechs Dukaten, statt der geforderten fünf mit den Worten, dass er sehr viel Spaß gehabt hatte und die eine Dukate sei für die hervorragende Inszenierung des letzten Akts. Kopfschüttelnd nahmen wir ihn mit zurück zu unserem Platz.


Lebende Legenden


Auf dem Weg zurück konnte Grauknir kaum die Hände bei sich halten und war bemüht souverän mit Minobe anzubandeln. Das war selbst der Spinne zu viel, da die sich direkt in Sicherheit brachte, um nicht aus Versehen von Grauknir‘s riesigen Händen zerquetscht zu werden. Minobe schien nicht sonderlich begeistert von diesen plumpen Versuchen. Also wir uns wieder setzten, erzählte uns Grauknir, dass er bereits zehn Tage hier in Punin verbrachte und von einer Dame, Adretta Dimozzi, angeheuert wurde, um ihre Leibwache zu mimen. Eigentlich sei es das, was er ohnehin den ganzen Tag mache. Andere Leute grimmig ansehen und manchmal auch die Fäuste sprechen lassen, scherzte er.


Auf einmal wurde ein Tisch weggezogen und ein Schelm betrat die Bühne. Er stellt sich als Torbjörn der Graue vor und er präsentierte uns nun, die Rettung der Maid. Er führte eine wirklich beeindruckende Darbietung vor, die uns, als er fertig war allen sehr bekannt vorkam. Nun, allen, außer Grauknir. Der Schelm erzählte, wohl etwas abgewandelt, von uns und der Suche nach Colon DaMerinal. Es für uns, die ja dabei waren, sehr eindeutig. Wir blickten uns alle verwundert und mit großen Augen an, während Grauknir einen großen Schluck aus einem Humpen Bier trank. Ein so großer Schluck, dass ich leider bemerken musste, dass die Hälfte des Gesöffs links und rechts herauslief. Der Schelm kam herum, um bare Münze für seinen Klingelbeutel zu sammeln, da mussten wir ihn befragen, woher er diese Geschichte hatte. Leider war er nicht besonders auskunftsfreudig, so schickten wir ihn mit ein paar Silberstücken wieder davon. Für uns war es zu einem Teil Stolz, der uns erfüllt, dass unsere Taten für eine Geschichte reichten, zum andern Teil fand ich es beängstigend, wie schnell es sich herumsprach.

Stille Grüße


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Kaum, nachdem wir Torbjörn entließen, setzte sich plötzlich ein schwarz gekleideter Mann an unseren Tisch. Ohne ein Wort zu sagen. Grauknir war drauf und dran, abermals sein Können als Leibwache zu beweisen, da stelle sich der Mann als O’doardo vor. Ein Geweihter des Boron Tempels. Er hatte bemerkt, dass wir uns für Torbjörn‘s Geschichte interessiert hatten und so sah er uns fragend an. Er starrte förmlich, so war es zu merken, dass er prüfen wollte, ob wir tatsächlich die sind, für die er uns hielt. Ich beendete diese unangenehme Situation damit, dass ich bestätigte, dass wir uns unsere Taten offenbar die Vorlage für die soeben gehörte Geschichte waren.


Er erzählte uns, dass unsere Taten nicht unbemerkt geblieben sind und er sehr besorgt sei, dass nicht Größeres auf uns zukommen könnte. Es sei nicht ausgeschlossen, dass Borbarad höchst selbst zurückkehren könne. Weiter erzählte er uns von einer Delegation Al’Anfaner, die seit Kurzem hier in der Stadt waren. Das sei sehr ungewöhnlich, da es in Al’Anfa und Punin zwei bis aufs Blut verfeindete Boron Kirchen beheimatet seien. Er zahle jedem von uns fünf Dukaten sofort und noch einmal fünf für jeden, wenn wir für ihn in Erfahrung brächten, was genau die Al’Anfaner um Aurelian Bonarett hier wollten. Nun, für Grauknir war die Sache klar, da die Thorwaler und Al’Anfa alles andere als Freunde sind. O’doardo machte deutlich, dass unter allen Umständen verhindert werden müsste, dass wir auffielen und schon gar nicht darf jemand getötet werden. Das missfiel Grauknir hörbar. Mir war nicht klar, zu wessen Gunsten dies alles so sein müsste, aber die anderen waren durchaus getrieben von der Aussicht zehn Dukaten dazuzuverdienen und das nur für etwas Spionagearbeit. Leicht verdientes Geld, sagte Ryad und grinste dabei, ein Goldstück von einem Finger über den anderen gleiten zu lassen. Ganz so leicht wollte uns O‘doardo doch nicht in den Auftrag entlassen, ließ er uns wissen, dass wir diesen Auftrag unter Eid und wem wachsamen Auge von Boron selbst angenommen haben. Ich musste zugeben, dass dies doch etwas einschüchternd anmutete.


Klingende Münze, achtbeiniger Spitzel


Fragend, ob wir das Richtige getan hatten, gingen wir nach Hause schlafen. Am nächsten Morgen fragten wir unseren Gastwirt, Kando De Massato, ob er etwas über die Al’Anfaner wisse. Das verneinte er, doch gab er uns den Tipp, dass wir es einmal bei Gallitha versuchen sollten. Sie hatte eine Taverne in der Nähe des Platzes, wo wir gestern Abend waren. Auf dem Weg dorthin befürchteten wir, dass dies vielleicht die gleiche Taverne war, deren Einrichtung Grauknir beschloss etwas umzugestalten. Als wir ankamen, konnten wir allerdings aufatmen, da es nicht so war. Gallitha selbst war nicht zugegen, jedoch ein Junge, der gerade offenbar saubermachte. Er wusste ebenso wenig, nur gab er uns den Tipp, dass wir nach einem Mädchen suchen sollten. Sie wohnte ein paar Straßen weiter. Dort angekommen, war dieses Mädchen nicht da, aber der Wirt der Taverne, Alrik, erwies sich als sehr auskunftsfreudig – für bare Münze versteht sich.


Nach einigen Silbertalern, gutem Essen und ebenso guten Getränken, konnten wir herausfinden, dass die Al’Anfaner seit zehn Tagen im Kontor Weihringer aufhalten. Es seien wohl sechs Mohas, acht Al’Anfaner und angeführt von Aurelian Bonarett. Alrik machte deutlich, dass die Anwesenheit aller wirklich etwas Besonderes war und ein wenig beängstigend war es auch. Wir verabschiedeten uns und gingen berieten, was wir als nächstes tun wollten. Minobe machte den Vorschlag, dass sie ihre Spinne verwenden könnte, um etwas mehr Informationen über das Kontor Weihringer zu sammeln. Da es wenig Gefahren bot und sehr unauffällig zu sein schien, hielten wir das alle für eine gute Idee.


Grauknir brachte die Spinn in die Nähe des Kontors und Minobe sprach ein paar unverständliche Worte und plötzlich schloss sie ihre Augen. Sie konnte weder etwas hören noch etwas sehen, aber dennoch bewegte sie ihren Kopf und ihre Hände, als ob sie es könnte. Etwa eine halbe Stunde später war dann alles wieder vorbei und sie sprach uns, etwas erschöpft wieder an. Sie erzählte uns vom Aufbau des Kontors und dass sie auf einem Baum sitzend, ein Gespräch mit angehört hatte. Eine Al’Anfanische Boron Wache wurde von einem südländischen und schwarz gekleideten Mann beauftragt eine Nachricht zu den hiesigen Golgarithen zu bringen. Dann wandte sich die Spinne einem Schmetterling zu und verspeiste diesen… Die Information hätte Minobe wohl aussparen sollen, ich jedenfalls war nicht sonderlich angetan von der Vorstellung.


Die Beobachtung


Wir berieten, was wir aus den gewonnenen Informationen machen konnten. Da das Kontor von einer hohen Mauer umgeben war, sahen wir keine echte Möglichkeit ungesehen eindringen zu können. Also blieb uns nur noch die Wahl, dass wir die Botin der Nachricht an die Golgarithen beobachten konnten. Da uns O’doardo eindringlich zu verstehen gab, so wenig wie möglich aufzufallen, blieb eine Interaktion mit der Botin außen vor. Ich hoffte nur, dass wir nicht allzu sehr auffielen. Nun, tatsächlich hoffte ich, dass Grauknir nicht zu sehr auffiel, denn er ließ kaum eine Minute verstreichen, ohne uns seine Abneigung gegen die Al’Anfaner zu verkünden und dass nur ein toter Al’Anfaner, ein gute Al’Anfaner wäre. Um Ryad machte ich mir keine Sorgen, war sie doch in einer Stadt aufgewachsen und auch Bjarkar und Minobe verstanden sich gut darin, nicht aufzufallen.


Bjarkar, Grauknir und Ryad postierten sich in der Nähe des Kontors, während Minobe und ich auf den Platz der Stille gingen, denn das Hauptquartier der Golgarithen befand sich dort. Wir nahmen an, dass die Botin wohl dorthin gegen würde. Als Minobe und ich den Platz betraten, staunten wir nicht schlecht. Durchaus belebt stellten wir fest, dass der Platz seinen Namen nicht nur zufällig trug. Kaum ein Geräusch war zu vernehmen und niemand unterhielt sich. Zu unserer Rechten stand der Borons Tempel, riesig, vollkommen schwarz und nahezu ohne Fenster. Über den Platz gegenüber stand der Tsa Tempel, welcher das komplette Gegenteil darstellte. Bunt, hell aber eben so riesig und beeindruckend. Die Golgarithen befanden sich offenbar in die Nähe des Boron Tempels in einem recht gut befestigten Haus an einer Ecke. Es dauerte nicht allzu lange, da konnten wir Ryad, Bjarkar und Grauknir erkennen. Davor befand sich offenbar die Boton, die in ein tiefschwarzes Cape mit Kapuze eingehüllt zügig in Richtung der Golgarithen ging. Sie klopfte, wartete einen Moment und dann verschwand sie im Gebäude. Leider konnten wir weder etwas sehen noch hören. Wir wussten nur, dass uns ganz bestimmt kein Einlass gewährt werden würde. Wenig später verließ sie das Gebäude wieder und ging in Richtung Hesinde Park, um dann in der Taverne Klarum Purum einzukehren.


Al’Anfanerinnen haben eine Glatze?


Als wir ihr in die Taverne folgten, stelle ich mit Entsetzen fest, dass sie eine Glatze hatte. Eine Menschenfrau ohne Haare! Wir bestellten uns etwas zum Essen und berieten, was wir denn nun als nächsten tun sollten. Grauknir schied bereits von Anfang an aus, da die Glatzköpfige Al’Anfanerin war, also hätte er sie am liebsten noch in der Taverne gemeuchelt. Ryad setzte sich ohnehin etwas von uns weg, da sie des Lippenlesens mächtig ist. Dan blieben noch Minobe, Bjarkar und ich. Ich konnte mich nicht überwinden mit dieser Person zu sprechen, so habe ich meinen Eintopfgenommen und ging raus. Wenig später folgte mir Grauknir, da Bjarkar, der offenbar der Auserwählte war, die Dame zu unserem Tisch eingeladen hatte und Grauknir konnte es nicht ertragen einen Tisch mit Al’Anfa zu teilen. Er nahm die Flasche Premer Feuer mit, die mir ausnahmsweise dieses Mal zu Pass kam. Er bot mir einen Becher an, den ich nur allzu gern annahm. Wir saßen eine Weile auf einer Mauer gegenüber der Taverne und haben uns dann entschieden in das Nandus Labyrinth zu gehen.



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Dort wurden wir von einer Geweihten empfangen, die uns nach einer kurzen Begrüßung hineinließ. Irgendwie fühlte es sich komisch an hineinzugehen, aber ich konnte nicht sagen, warum. Nach einer Weile und ein paar Ecken, um die wir gegangen waren, bemerkten wir beide, dass sich der Boden und die Hecken zu ändern schienen. Wir waren uns sicher, dass wir an diesem Ort bereits gewesen sind, aber alles sah etwas anders aus. Grauknir war das nicht geheuer und er schlug vor, den Thorwaler Weg einzuschlagen, der nichts anderes bedeutete, als sich geradewegs durch die Hecken zu schlagen. Ich hielt das für keine so gute Idee, immerhin handelte es sich um ein Labyrinth eines Halbgottes zu Ehren. Dann kamen wir auf die Idee, dass mich Grauknir einfach in die Höhe hob, damit ich einen Blick aus der Vogelperspektive werfen könnte. Nun, es war nicht von Erfolg gekrönt, da ich an eine unsichtbare Grenze stieß. Wir begannen beide etwas konzentrierter zu werden, um nun schnellst möglich den Ausweg zu finden. Wir begegneten einem Paar, welches Dank Grauknirs Erscheinung und grimmigen Gesichts nicht sonderlich Hilfsbereit war. Abermals nach einer Weile und gefühlt mehreren Meilen mal sandigem, mal erdigen, mal steinigem, dann wieder sandigem Boden, begegneten wir dem Paar erneut. Diesmal stellte ich die Fragen und erfuhr, dass das Labyrinth eine Prüfung sei und diejenigen, die diese Prüfung bestehen, würden auch den Ausgang finden. Ganz offenbar hätten wir wohl auf die Geweihte eingangs hören sollen, denn die Hinweise, die sich im gesamten Labyrinth verstecken können nur zusammen mit der Begrüßung verstanden werden. Uns blieb allerdings nichts anderes übrig, als weiter zu gehen und so gut es ging, den Hinweisen nachzugehen. Nach weiteren Meilen, kamen wir dann endlich zu einer Statue von Nandus, welche uns ein Pergament in unserer eigenen Sprache zeigte. [Anm. d. Red.] Ich kann mich nicht mehr erinnern, was genau da stand… Als wir das aussprachen, öffneten sich die Hecken und am anderen Ende des Ganges, war die Geweihte vom Eingang wieder zu sehen. Nicht lange zögernd, gingen wir hinaus und plötzlich fühlte es sich so an, als berührte uns etwas Höheres. Ich fühlte mich in einer Art weiser, als ich es noch vor dem Abenteuer im Labyrinth gewesen bin. Grauknir beschrieb es ähnlich, wenn auch in einfacheren Worten, sodass ich es hier nicht ausführen möchte.


Wohlgesonnene Botin


Grauknir und ich stellten fest, dass wir einige Stunden in dem Labyrinth verbracht haben mussten, denn die anderen waren längst verschwunden. So machten wir uns also wieder auf den Weg ins Gasthaus, wo wir hausten. Dort warteten alle auf uns und waren gespannt zu hören, was wir zu berichten hatten. Ebenso taten es Minobe, Ryad und Bjarkar, das die Botin Boromira hieße und als Novizin in des Rabens Dienst stünde. Offenbar war sie recht zugänglich und den anderen wohlgesonnen. Falls es ihr passte, würden wir uns am Abend nochmals in Alriks Taverne treffen, so können wir eventuell noch weitere Informationen bekommen. Wir diskutierten noch eine Weile, was wie wir Boromira dazu bringen könnten, uns alles zu erzählen, da war es auch schon Zeit sich auf den Weg in Alriks Taverne zu begeben.


Mit etwa einer Stunde Verspätung erschien sie dann tatsächlich und war sehr aufgeregt. Wir mussten gar nicht so viel einwirken, denn sie erzählte uns, dass sie nun wüsste, dass es um ein Buch gehen würde und dass Aurelian sich morgen mit jemandem im Theater treffen wolle. Danach sollte es noch ein weiteres Treffen mit den Golgarithen um Kontor geben. Wir tranken noch ein paar Weine und dann ging sie auch schon wieder.


Alrik stellte sich auf unsere Nachfragen wieder einmal als ein Quell wertvoller Informationen heraus. Wir erfuhren, dass morgen im Theater „Alrik – ein Traum des Nachts im Sommer“ aufgeführt werden sollte. Auch, dass einer seiner Cousins im Kartenverkauf des Theaters tätig ist. Wir wussten, wie das Theater aufgebaut war und wo Aurelian vermutlich sein würde.

Wir überlegten uns, dass wir uns aufteilen wollten. Ryad, Minobe und ich wollten ins Theater gehen, um möglichst viel darüber herauszufinden, mit wem Aurelian sich dort treffen wollte. Grauknir und Bjarkar würden dann bereits am Kontor sein, um dort in gute Position zu gelangen, die auch das Treffen dort gut aushorchen könnte. Mit diesem Plan gingen wir etwas feixend nach Hause, do bemerkten wir nicht, dass die Gasse, in der wir liefen plötzlich Menschenleer war. Leer, bis auf acht zwielichtig aussehende Gestalten. Wir alle zogen unsere Waffen und aus dem Augenwinkel sah ich, wie Grauknir grinste und leise murmelte „Jetzt, meine Freunde, fängt der Spaß so richtig an“ …


Ein kläglicher Versuch


Die Gestalten umzingelten uns und sehr schnell war uns klar, dass wir nur auf eine Art hier herauskommen sollten. Also zögerten wir keine weitere Sekunde und griffen sofort an. Die Schurken taten es uns gleich und wenngleich sie auch eher primitive Waffen hatten, konnte der ein oder andere von ihnen durchaus zuhauen. Ich wurde einmal wirklich überraschend hart getroffen, Minobe aber hatte wohl Pech bei der Auswahl ihres Gegners, war dieser doch ziemlich wehrhaft. Grauknir war in seinem Element und drosch nur so auf die Gegner ein. So fest, dass Knochen brachen, wie Zündhölzer und die dumpfen Einschläge seiner Orknasen mit schmerzhaftem Stöhnen quittiert wurden. Ich hatte den Eindruck, dass Ryad dieses Mal sogar noch präziser war, als ohnehin schon gewohnt. Ein ums andere Mal stach und schnitt sie durch die Leiber, wie ein heißes Messer durch Wachs. Bjarkar hatte offenbar auch wenig Mühe, sich gegen seinen Kontrahenten zu behaupten. Mir jedoch, war es nicht vergönnt, mein Wolfmesser in gefährlicher Weise zu führen, so entschied ich mich zwei Fulminicti zu sprechen, die mir auch recht ansehnlich gelangen. Bereits nach wenigen Minuten war alles vorbei und Grauknir hatte einen am Schlawickel, dem er zuvor das Bein mit dem Stiel seiner Orknase gebrochen hatte, obwohl er wirklich nur versuchte, den Schurken am Fliehen zu hindern. Er hielt ihn mit einem Arm am Hals hoch und schrie: „WER HAT EUCH DRECKIGES PACK GESCHICKT?“. Noch bevor die bemitleidenswerte Kreatur antworten konnte, brach Grauknir ihr das Genick, denn er drückte so fest zu, dass er den Hals zur Hälfte zerquetschte. Grauknir schüttelte den jetzt leblosen Körper noch weiter und ließ ihn erst wieder los, als wir ihn darauf hinwiesen, dass er mit einem Stück Wirbelsäule in der Hand und einem fast

abgetrennten Kopf wohl nur noch wenig anfangen konnte.


Obwohl es ein eher kläglicher Versuch war, uns auszuschalten, auszurauben oder was auch immer der Grund war, verbrachten wir die folgende Nacht in einem Zimmer unserer Unterkunft und stellten sogar Wachen auf.


Treffen mit O’doardo


Die Nacht verlief aber ohne jede Störung, so machten wir uns am nächsten Morgen auf, im Tempel eine Nachricht für O’doardo zu hinterlassen, dass wir uns zur Mittagsstunde am bekannten Ort treffen wollten. Am Tempel angelangt, fiel die Wahl auf mich, der die Nachricht überbringen sollte. Innen herrschte absolute Stille, angenehm, wie ich fand. Ich übergab die Nachricht einem Priester, Mönch oder Geweihten, was auch immer er war und er verschwand Kopf nickend.


Danach begaben wir uns ins Archiv, um eventuell etwas über die jüngsten Ereignisse herauszufinden. Minobe und ich übernahmen die Recherche, wobei wir tatsächlich keinerlei Erfolg hatten. Es war nicht ungewöhnliches zu entdecken und auch nichts über die Al’anfaner, O’doardo oder ein etwaiges Buch, welches die Golgarithen hätten. Unverrichteter Dinge gingen wieder und begaben uns zum Treffpunkt. Bjarkar und Grauknir waren nochmal zum Kontor Weihringer gegangen, um eventuell etwas mehr über den Treffpunkt Aurelians und den Golgarithen herauszufinden.


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Offenbar wollte Grauknir noch etwas mehr herausfinden, blieb er vom Treffen mir O’doardo fern. Ich hoffte, dass er nichts Dummes tun würde. Wir berichteten O’doardo von dem Buch und von der Delegation der Al’anfaner. Er schien dieses Mal etwas auskunftsfreudiger zu sein und so gab er uns auf, zugegeben recht penetrante Nachfragen Minobes, dass er einen Golgarithen namens Jakobo Trapani misstraue und dieser einer von zweien sei, welcher vermutlich dahinterstecken würde. Auch die Anwesenheit Vadoras verheiße nichts Gutes. O’doardo befand, dass wir des Buches habhaft werden sollten und gab uns unzweifelhaft zu verstehen, dass dies unsere nächste Aufgabe sein sollte. Bjarkar erwähnte, dass dies nicht Teil unserer Abmachung war und verlangte mehr Gold. O’doardo Übergab uns den Rest der eingangs abgemachten Summe Gold und versicherte Bjarkar, dass Gold nicht das Problem darstellen würde. Dann verschwand er zügig und weniger gefasst, als beim ersten Treffen.


Theater – Viel Lärm um Nichts


Von Boromira hatten wir erfahren, dass Aurelian an diesem Abend im Theater sein würde und danach ein Treffen mit Golgarithen im Kontor anstand. Dies verschwiegen wir O’doardo, da wir uns noch immer nicht ganz über dessen Beweggründe im Klaren waren.


Grauknir und Bjarkar hatten die Idee gefasst, vor dem Logeneingang des Theaters Ausschau zu halten, um eventuell etwas über Aurelian und dessen Begleitung herauszufinden. Minobe, Ryad und ich besorgten uns über den Kontakt, den Alrik uns gegeben hatte, drei Karten im Parkett, da wir uns von dort einen ungestörten und besseren Blick auf die Loge Nummer sieben erhofften. Da wir noch etwas Zeit hatten, entschied ich mich, noch etwas durch Punin zu laufen. Ich kam an der beeindruckenden Magieakademi zu Punin vorbei, durchstöberte den großen Markt und dann den kleinen Eisenmarkt. Hier kaufte ich mir einen sehr gut gearbeiteten, schwarzen Kapuzenumhang mit einer Silberbrosche, den ich eventuell heute Abend im Theater auftragen wollte. Später besichtigte ich noch die Thermen am Fuße des Palasthügels und ging durch das Tulamidenviertel, wobei ich bemerkte, dass mir immer noch Khunchom und die Gor in den Knochen steckten, so dass ich mich schnell wieder auf den Weg nach Hause machte. Erst dort bemerkte ich, dass es mir die anderen gleichtaten. Auch sie gingen durch Punin und füllten ihre Vorräte an Einbeeren wieder auf.


Den Rest des Tages, bis zur Vorstellung im Theater verbrachten wir damit, einen Plan zu umreißen, was genau wir denn eigentlich tun wollten. Es gab die ein oder andere seltsame Idee von Bjarkar, wollte er mit Grauknir Blumen verkaufen, um nicht aufzufallen. Falls das nichts wäre, dachte er, er wolle Programblätter ausgeben. Derselbe Bjarkar, der vor kurzem erst gelernt hatte, einfache Wörter zu lesen, sollte nun Programmblätter ausgeben. Am Ende war die einfachste Idee die beste, denn Grauknir war das offenbar alles zu bunt und schlug vor, einfach mit Bier und Premer Feuer so zu tun, als seien sie Touristen.


Am Theater gab es nicht wirklich viel zu erkunden, denn die Menge derer, die sich Einlass verschaffen wollten, war sehr überschaubar. Aurelian wurde in einer Sänfte gebracht und in Begleitung seines Leibwächters betrat er unspektakulär das Theater. Unspektakulär beschreibt es wohl auch, was im Theater stattfand, jedenfalls auf er Bühne, denn das Stück war derart öde, dass es kaum jemand zu interessieren schien. Aurelian gab sich wenig beeindruckt von der Darbietung, dafür schenkte er seinem Gast umso mehr Aufmerksamkeit. Es handelte sich um eine sehr hübsche und recht frivol gekleidete Dame, die ich nur kurz in Auge fassen konnte, denn Aurelian fiel über sie her und war fortan nur ab und an und auch nur teilweise zu sehen. Also nutze er dieses „Treffen“ nur als Zerstreuung für seine leiblichen Gelüste. Sehr unbefriedigend – nun, offenbar nicht für Aurelian.


Ein paar Häppchen mit acht Beinen



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Noch bevor das Stück sein Ende fand, fand Aurelian aber selbiges und verließ das Theater. Wir taten es ihm gleich und trafen uns mit Bjarkar und Grauknir wieder. Sehr gekonnt folgten wir ihm zurück in seine Unterbringung am Kontor. Zunächst hielten wir den Eingang, den ein Rabe bewachte, für den richtigen. Ich versuchte im Vorbeigehen ein Banbaladin, der auch klappte, nur nicht bei dem Raben. Er guckte mich grimmig an und ich ging einfach schnell weiter, um nicht noch seinen Zorn auf mich zu ziehen. Minobe bemerkte dann, dass dies nicht der richtige Eingang gewesen war und verwies auf das, was ihr Spinne schon am Tag zuvor gesehen hatte. Am Haupteingang versuchte sich Ryad dann das Schloss zu knacken, aber das misslang. Ebenso gekonnt ungesehen, wie wir Aurelian gefolgt waren, machten wir uns auf die Suche nach dem Hintereingang des Kontors. Diese Tür war deutlich einfacher aufzubrechen, denn sie war nur durch einen kleinen Riegel gesichert, den Ryad leise mit ihrem Dolch bei Seite schob.


Wir stiegen ein und fanden uns in einer Art Vorratsraum wieder. Es war dunkel, aber ich konnte an der einzigen Tür ein paar Stimmen aus dem oben Stockwerk hören. Als wir die Tür öffneten, fanden wir uns auf einem Flur wieder und von oben hörten wir bereits Schritte die Treppe herunterlaufend. Schnell schlüpften wir durch eine nahe Tür und bemerkten erst kurz danach, dass es die Küche gewesen ist. Grauknir drehte sich um und gab der Köchin zu verstehen, dass sie jetzt leise sein sollte, so als ob es vollkommen normal sei, dass plötzlich fünf Fremde in der Küche hinter der Tür kauerten. Für die Köchin war es zu viel und die fiel in Ohnmacht. Vorne läutete es an der Haupttüre, was wohl bedeuten sollte, dass Aurelians Besuch angekommen war. Wir sahen ein paar Getränke und kleinere Häppchen, die bereits angerichtet auf zwei Tabletts zur Abholung bereitstanden. Die Schritte kamen näher, was nur bedeuten konnte, dass das Essen und die Getränke abgeholt werden sollte. Zwei Dienstmägde betraten den Raum und wurden sogleich von uns festgehalten. Schnell fesselten und knebelten wir sie. Beide hatten etwa die Größe und Statur von Ryad und Minobe, so lag es doch sehr nahe, dass beide sich schnell die Kleidung der Mägde überwarben und mit den Tabletts rausgingen. Später erzählte mir Minobe, dass oben Aurelian und die Hausherrin des Kontors saßen und auf den Gast warteten. Ryad war leider etwas ungeschickt und vergoss einen Wein, Minobe konnte die Häppchen allerdings erfolgreich unter die Leute bringen. Beim Rausgehen ließ sie ihre Spinne da, sodass wir das anschließende Gespräch mithören konnten.



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Thyria Al’faran, eine Golgarithin aus Punin verschwendete keine Zeit und wollte wissen, was Aurelian denn von ihr wollte. Er wiederum fragte, was mit dem Buch sei und wann er es wieder in Empfang nehmen könnte. Er erwähnte sehr bestimmt, dass es morgen einen Empfang im Hotel Borons Ruh geben sollte und es ein hervorragender Ort wäre, die Übergabe zu arrangieren. Thyria nickte, was bedeutete, dass sie einverstanden war, dann war das Gespräch bereits wieder vorüber.


Grauknir machte allen drei Frauen sehr deutlich, dass wenn sie etwas über dieses Ereignis weitererzählen würden, dass er dann wiederkommen und es nicht hübsch werden würde. Sie nickten alle drei und so ließen wir sie wieder frei und verschwanden sehr schnell wieder aus dem Kontor.


Empfang kommt von empfangen


Noch in der Nacht brachten wir eine weitere Nachricht in den Tempel, um O’doardo gleich morgens treffen zu können, denn wir dachten, dass er vermutlich eine Hilfe sein könnte, um uns auf die Einladungsliste des Empfangs setzen zu lassen. Grauknir begleitete mich, denn wir fürchteten, dass wir eventuell etwas zu viel Aufmerksamkeit erregt haben könnten.


Am nächsten Tag um zehn gingen wir zum Treffpunkt, wo O’doardo bereits wartete. Wir erzählten ihm von dem Buch, Thyria und der Übergabe im Hotel Borons Ruh. Er wusste nicht, was das für ein Empfang war, versprach uns aber, dass er es in Erfahrung bringen würde und uns auf die Liste der Gäste setzen würde. Dieses Mal war er sehr kurz angebunden, so als ob er etwas ahnen würde. Schnell stand er wieder auf, nickte dem Wirt zu, nachdem wir einen weiteres Treffen gehen zwei Uhr nachmittags vereinbarten. Ich hoffte um seiner Willen, dass er uns nicht über mitspielte...


In der Zwischenzeit machten wir uns Gedanken, wie wir vielleicht auf dem Empfang auftreten könnten. Eine Idee war, dass ich es Aurelian gleichtun könnte und Minobes schmieriger Elfenliebhaber mimen könnte. Ich fühlte mich ehrlich gesagt nicht sonderlich wohl dabei in Minobes Nähe beziehungsweise in der Nähe dieser Spinne sein zu müssen. Es kam mir natürlich gelegen, mein großartiges Aussehen zu Schau zu stellen, doch bin ich kein guter Schauspieler.


Um zwei war O’doardo bereits am Treffpunkt und er erzählte uns, dass er einen von uns als Boron Priester und einen als Begleitung eines reichen puniner Kaufmanns auf den Empfang bringen konnte. Dies machte unsere Überlegungen bezüglich des Plans zunichte. Nach einiger Diskussion fiel die Wahl auf Ryad als Boron Geweihte, da sie ganz bestimmt unauffällig genug die möglicherweise benötigte Fähigkeit des Stehlens hervorragend beherrschte. Minobe war dann die Begleiterin des Kaufmannes, denn ein Mann wäre hier keinesfalls das Richtige gewesen. Bjarkar wollte dann den Haupteingang bewachen, während Grauknir und ich uns auf einem der Terrasse des Hotels gegenüberliegenden Hausdaches einrichteten.


Auf Bjarkars Frage hin, in wie fern dieses Unterfangen, des Buches habhaft zu werden, sich weiter für uns auszahlen würde, wie O’doardo darauf hin, dass uns die der Dank Borons wohl genug sein sollte, stellte aber auch weiteres Gold in Aussicht. Ich für meinen Teil war noch immer nicht davon überzeugt, dass O’doardo hier ein unschuldiger Teilnehmer dieser ganzen Sache war.


Fast ist nicht ganz


Am Abend wurden Ryad und Minobe dann von O’doardo abgeholt, damit alles Vorbereitungen getroffen werden konnten. Bjarkar platzierte sich auf einem Baum und Grauknir und ich eben auf dem bereits besagten Hausdach. Später erzählte Minobe vom sehr netten Garcia Thalador, welcher ihr tatsächlich ein angenehmer Begleiter war. Aus der Ferne betrachten geschah nicht allzu viel auf dem Empfang selbst, außer vielleicht, dass die Golgarithen offenbar nicht sehr amüsiert über diesen Empfang zu sein schienen, da sie sich alles samt nach nur wenigen Minuten wieder aus dem Staub machten. Der Empfang selbst war ereignislos, bis Minobe sich auf der Terasse durch einen etwas seltsam anmutenden Tanz für unsere Augen bemerkbar machte. Sie gab uns zu verstehen, dass sie jetzt gehen würde und so kletterten wir wieder hinab und gingen zum Haupteingang, wo wir dann auch Ryad und Bjarkar wiedertrafen.



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Ryad erzählte uns, dass auf dem Empfang beobachtete, dass sie Jakobo Trapani in Begleitung eines namenlosen al’anfanischen Boron Geweihten bis vor ein Zimmer folgte. Als beide wieder herauskamen, hatte offenbar das, was Jakobo noch vorher bei sich trug, den Besitzer gewechselt. Wir nahmen an, dass das das Buch sein musste. Wir folgten dem Geweihten, der in Begleitung dreier Raben war. Eine davon war Boromira.


Schnell fasten wir den Plan, dass sich Minobe in den Weg der Gruppe stellen sollte, um Boromira zu begrüßen, während Grauknir und Bjarkar saufend und singend für genug Ablenkung sorgen sollten. Ryad, noch immer unerkannt in Boron Geweiten Kluft sollte sich dann anschleichen und das Paket an sich nehmen, während ich im Hintergrund dann darauf warten sollte, so zu tun, als ob ich Ryad dann verfolgte.


Eigentlich klappte der Plan recht gut, Boromira schien selbstverständlich recht verdutzt und die beiden anderen Raben waren insbesondere den beiden Säufern gegenüber nicht wohlgesonnen. Ich wartete nur auf den Moment, dass Grauknir aus Hass heraus einfach seine Orknasen gezogen hätte, aber er hatte sich offenbar und das zu unsere aller Freude im Griff. Leider scheiterte der Versuch Ryads, das Buch zu stehlen, denn der al’anfaner Boron Geweihte bemerkte den Versuch und ließ es plötzlich absolute Nacht werden. Ich konnte rein gar nichts mehr erkennen und auch nur noch sehr wenig hören. Nach gut zwanzig Minuten des Herumirrens, trafen wir uns alle am vereinbarten Treffpunkt am Hesindepark wieder. Auch Ryad konnte sich aus dem Griff der Raben wieder befreien. Wir waren alle froh, uns unversehrt wiederzusehen, jedoch auch darüber betrübt, dass dieser Plan nicht funktionierte.


Fast ist aber auch nicht nie


Da der Empfang noch lief, kam uns der Gedanke, dass die meisten der Al’anfaner nicht in ihrer Behausung waren und somit die Menge derer, die es waren überschaubar war. So machten wir uns erneut auf den Weg zum Kontor Weihringer, um die Lage zu prüfen. Wir fanden, genau wie vorgestern, einen Raben als Wache vor, ansonsten war es ruhig. Da Ryad, Bjarkar und ich hervorragend schleichen können, entschieden wir uns über die Mauer in den Garten des Wohnbereichs einzusteigen. Minobe und Grauknir sollten den Haupteingang im Auge behalten und zum einen die Wache ablenken und zum anderen dafür Sorge tragen, dass wir nicht überrascht werden, sollten Aurelian und sein Gefolge wieder zurückkehren. Grauknir versicherte uns, dass er ein guter Imitator des Thorwalschen Seeadlers sei, also verabredeten wir, dass er diesen Laut von sich gib, sofern uns Unbill drohte.


So kletterten wir also die Mauer hoch und fanden uns wenig später im Garten wieder. Alles war sehr ruhig und wir schlichen ins Haus, nachdem wir einen durch ein Fenster einen Raben in seinem Gemach sitzen sahen. Innen war es ähnlich ruhig, wie draußen, so schlichen wir uns gekonnt und sehr leise durch die untere Etage. Außer einer Unterhaltung in einer Sprache, die wir nicht verstanden und einem schlafenden Geweihten war hier aber nichts von Interesse zu finden. Also entschieden wir die Treppe herauf. Noch bevor wir am Ende der Treppe angelangt waren, hörten wir Bruchstücke einer Unterhaltung zweier Männer über den baldigen Aufbruch der Bagage. Offenbar war das Buch der Einzige Grund des Hierseins der Al’anfaner. Im Nebenraum, der nur durch einen Vorhang getrennt war, konnten wir nichts erkennen, allerdings war durch die Türe eines weiteren Raumes Federgekritzel zu hören. Um nicht weiter aufzufallen, gingen wir wieder runter, um dann durch den Garten auf die Dachterrasse der Anlage zu gelangen. Hier sahen wir dann durch das Fenster im Raum mit den beiden Unterhaltenden und konnten feststellen, dass es Aurelians Leibwächter und der glatzköpfige Geweihte waren. Plötzlich hörte ich, wie sich eine Tür am anderen Ende des Gebäudes auftat. Boromira kam heraus und vertrat sich offenbar die Beine, da sie sehr langsam gehend über die Terrasse schlenderte. Wir versteckten uns in einem dunklen Busch, also konnte sie uns keinesfalls sehen.


Aus späteren Erzählungen Grauknirs hatten wir erfahren, dass Minobe und er eher kläglich versuchten, die Aufmerksamkeit der Wache auf sich zu ziehen. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, mit welcher baumstammartigen Eleganz Grauknir versuchte, für unauffällige Ablenkung zu sorgen. Ich konnte mir beim Gedanken daran ein Lachen nicht verkneifen. Minobe war vermutlich mehr damit beschäftigt, Grauknir davon abzuhalten, den Raben nicht direkt umzubringen und das Gebäude anzuzünden. Grauknirs hervorragende Fähigkeit den Seeadler zu imitieren, konnten wir dann auch direkt hören, denn nachdem, was wir hörten, war es etwas, was hier in Punin definitiv nicht existieren konnte. Mehr noch, ich wagte anzunehmen, dass es in ganz Aventurien kein Geschöpf gab, welches einen solchen Laut von sich gab. Wobei ich mich ein wenig an die mir immer im Gedächtnis bleibenden Geräusche der massakrierten Ogerfamilie, insbesondere die der Kinder, erinnert fühlte.



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Wir dem auch war, aber wir waren gewarnt, dass offenbar etwas nahte. Die beiden Herren aus dem Hause, machten sich auf den Weg nach unten und wir nahmen an, dass es ihnen auch Boromira gleichtat. So nahmen wir der Gelegenheit beim Schopfe und stiegen durch die Terrassentüre erneut ins Haus ein. Zunächst untersuchten wir den Raum, in dem die Unterhaltung stattfand, jedoch fanden wir schnell heraus, dass es sich offenbar um die Gemächter von Vadora handeln musste. Außer, dass sie offenbar wenig von Schränken und Sitzgelegenheiten hielt, fanden wir hier nichts von Interesse. Dann gingen wir in das Quartier, in welchem sich Boromira aufhielt und sahen, dass es offenbar der Vorraum zu Aurelians Gemächern war. Auch hier war nichts zu finden. Allerdings wurden wir in seinen Räumen fündig, denn eine Schatulle befand sich unter seinem Bett, welche Ryad öffnen sollte. Dies gelang ihr auch, nur wurde sie von einem Stachel voller Gift getroffen und fiel sogleich in Paralyse. Da wir nicht viel Zeit hatten, nahm Bjarkar Ryad und ich das Buch und wir flohen über die Mauer direkt nach unten. Ich stürzte hinab und gab unten Minobe und Grauknir zu verstehen, dass wir nun ihre Hilfe benötigten, denn Bjarkar sah keinen anderen Ausweg, als Ryad nach unten zu werfen, um dann selber herunterklettern zu können. Offenbar hatte Grauknir schon zu viel Premer Feuer getrunken, denn leider konnte er Ryads nicht vollständig abfangen. Wieder unten angelangt, liefen wir auf unterschiedlichen Wegen zum vereinbarten Treffpunkt.


Ruhestörung Retos


Wir mussten schnell Hilfe für Ryad besorgen, wenn wir alle verstanden nichts vom Gifte heilen, so entschieden wir uns zum Hesinde Tempel zu gehen. Hier wurde uns zwar aufgemacht, aber eine eher zerknautschte Priesterin schlug uns die Tür fast schon vor der Nase wieder zu. Eine Frechheit, befand ich.


Wir machten uns also auf den Weg um Travia Tempel, da wir hier sicher waren, dass man uns ganz bestimmt aufnehmen würde. Dem war auch so und hier war es offenbar auch möglich Ryad zu helfen. Minobe blieb bei ihr, denn es dauerte wohl eine Weile, den Medicus herbeizuholen.


In der Zwischenzeit warf ich einen Blick auf das Buch, konnte aber nur den Titel „Codex Corvinus“ entziffern. Das Buch selbst war in Bosperano geschrieben, welches ich unglücklicherweise nicht verstand. Uns fiel ein, dass Reto ja noch immer in Punin weilte, um sich von den Strapazen des letzten Abenteuers zu erholen und so suchten wir den Efferd Tempel auf. Wir bestanden darauf, Reto zu wecken, als uns an der Pforte zu verstehen gegeben wurde, dass er jetzt schliefe. Richtig amüsiert sah er tatsächlich nicht aus, uns wiederzusehen, insbesondere Grauknir war im unbekannt, sodass wir ihm erst einmal erklären mussten, dass Grauknir keine unserer Erfindung war, da wir das ein oder andere Mal von ihm erzählten.


Nachdem Reto sich wieder etwas beruhigt hatte, denn nach dem ersten Schock, folgte direkt der nächste – das Buch, legten wir es ihm vor und er konnte es auch lesen. Offenbar handelte es sich um die Geschichte der Entstehung der geteilten Boronskirchen aus Punin und Al’anfa, also das Leitbuch des Glaubens aller Al’anfanischen Boron Gläubigen, somit wohl eines der wichtigsten Bücher. Das würde jedenfalls erklären, warum Al’anfa durchaus hohen Aufwand betreibt, um es wieder in seine Hände zu bekommen. Es erklärt allerdings nicht, was die Golgarithen damit zu tun haben und warum sie es überhaupt hatten. Wir entschieden, O’doardo das Buch nicht auszuhändigen, bevor wir nicht wussten, was genau hier vor sich ging.


Wir hatten etwas Mühe, Grauknir davon abzuhalten, das Buch nicht mit nach Thorwal zu nehmen, um es dort als Trophäe in den Dienst eines Anheizers der ewig andauernden Fehde zwischen den beiden Völkern zu stellen. Wir hatten allerdings ebenso viel Mühe, Reto davon zu überzeugen, dass es beim ihm im Tempel sicher am besten aufgehoben wäre, bis wir mehr Information hatten. Insbesondere, als Bjarkar die Option ins Spiel brachte, das Buch für Gold zu verkaufen, hielt uns Reto einen seiner lautstarken Vorträge über die Götter und deren Bedeutung für Dere. Nur widerwillig erklärte er sich einverstanden, schob uns aber auch im gleichen Zuge schnell aus seiner Kammer heraus. So standen wir nun da und überlegten, was wir nun als nächsten tun könnten, um herauszufinden, was mir mit dem Buch nun anfangen sollten…


O’doardo am Ziel


Am nächsten Morgen machten wir uns daran, erneut nach O’doardo zu schicken, der auch sogleich und gespannt bereit war zu erfahren, was wir in Erfahrung gebracht hatten. Wir er zählten ihm vom Codex Corvinus und dass unser Versuch, es zu stehlen leider nicht funktioniert hatte, wir aber wüssten, wo es sich noch immer befindet. Er war durchaus enttäuscht, dass wir es ihm nicht übergeben konnten, jedoch bot er uns an, das Buch aus den Gemächern Aurelians zu entwenden. O’doardos Motive schienen uns nachvollziehbar, so hielt er das Buch für absolute Häresie und es in den Händen der Golgarithen zu sehen, wäre keinesfalls zu dulden. Auf die Frage hin, was er denn mit dem Buch anstellen wollte, antwortet er, dass er eben mit Hilfe dessen, herauszufinden versuchte, was und wie genau die Golgarithen damit gemacht hatten.  Um ehrlich zu sein, war mit nicht klar, wie man mit diesem Buch erfahren hätte wollen, dass damit etwas in Gang gebracht worden wäre. Abermals wollte er das Buch haben und diesmal bot er uns Unterstützung bei der Beschaffung an. Wir sollten uns ein paar Stunden später nochmals mit ihm treffen.


Nach dem Treffen gingen wir alle zu Reto, um ihm von O’doardos Beharrlichkeit zu erzählen und eine Einschätzung zu bekommen, ob er glaube, dass man mit diesem Buch etwas anfangen könne. Minobe und Reto recherchierten nun weiter im Buch, während Grauknir und ich uns erneut mit O’doardo trafen. Er übergab uns einen Beutel und einen Brief. Wir verabschiedeten uns mit den Worten, dass es dieses Mal klappen würde und gingen wieder zurück zu Reto. Sie fanden viele Anmerkungen in diesem Buch, von denen leider keine als bemerkenswert andersartig oder konspirativ zu erkennen war. So ergab diese tiefere Suche leider nichts. Mangels anderer Alternativen und, ich muss es hier noch einmal betonen, gegen meinen ausdrücklichen Willen, beschlossen die anderen, das Buch doch an O’doardo zu übergeben. Wir entschieden also, noch eine Weile zu warten, um dann erneut um seine Aufmerksamkeit zu bitten. 


In der Zwischenzeit unternahmen wir eine Erkundung der Stadt, da wir nicht besseres zu tun hatten. Am Ende nahmen wir sogar ein Bad und den hiesigen Thermalthermen, welche, so muss ich zugeben, ihren guten Ruf nicht zu Unrecht hatten. 


Am Abend trafen wir O’doardo also erneut und übergaben ihm das Buch ohne weitere Umschweife. Er bedankte sich ausgiebig und sagte uns, dass wir der Boron Kirche einen großen Dienst erwiesen hätten. Er stimmt uns zu, dass er uns weiter unterrichtet halten wollten, sofern seine Recherchen etwas ergaben und wir vereinbarten ein Treffen am nächsten Tage. Er überreichte uns das restliche Geld und verwandt dann wieder. Wir, unsererseits, gingen auf direktem Wege in unsere Herberge und schliefen ein. 

Ich hatte es ja gesagt!


Mit lautem Gepolter wurden wir des Nachts aus unseren Träumen gerissen. Ohne sich große Mühe um Einhaltung von Etikette zu geben, stießen Golgarithen unsere Türen auf. Kaum, dass wir die Augen aufmachten, forderten sie, dass wir sie begleiten mögen denn Thyria Alfaran schicke nach uns. Kurz hatten wir daran gedacht, unsere Waffen zu ziehen, aber acht vollends bewaffnete Golgarithen schienen uns alles dann doch etwas zu viel. So kleideten wir uns ein und gingen mit. Im Hauptquartier der Golgarithen war uns das Stauen direkt ins Gesicht geschrieben.  Denn dort fanden wir neben Thyria und Jakobo Trapani und anderen hochrangigen Golgarithen, auch ebenso hochrangige Mitglieder der Al’anfaner Delegation. Vadora, Aurelian und der glatzköpfige Geweihte waren in Begleitung von Boromira und andern Raben anwesend. 


Zunächst mussten wir uns rechtfertigen, für das, was wir getan hatten.  Da wir, ob der uns gegenüberstehenden Übermacht, eine Leugnung der Taten als für nicht sinnvoll erachteten, sagten wir die Wahrheit. Nach eins zwei weiteren Nachfragen auf Seiten der Golgarithen, lenkten diese direkt ein und klösten die Situation auf. 


Thyria ergriff das Wort und erklärte uns, dass wir die Arbeit von einigen Jahren in Gefahr gebracht hätten und wir geholt wurden, um dieses Problem wieder aus der Welt zu schaffen.  Nach einigem hin und her, bei dem wir uns erst einmal unwissend verstellten kam heraus, dass es seit einiger Zeit Bestrebungen gibt, die beiden Kirchen wieder anzunähern. Die Leihgabe Al’Anfas war ein weiterer Baustein in dem Unterfangen, die Beziehungen beider zu verbessern. O’doardo war offenbar ein Abtrünniger, welcher mit dem Buch sicher Schlimmes vorhatte.


Aurelian schaltete sich ein und gab uns zu verstehen, dass er uns schon seit unserer Ankunft im Auge behalten hatte. Es war ihm offenbar nicht entgangen, dass wir mit O’doardo sprachen und offensichlich einen Auftrag von ihm bekommen hatten. Die Schergen, die uns am Abend des Treffens mit Boromira auflauerten waren ebenfalls von ihm entsannt und er war, ob der Menge Dukaten, die ihm diese Leute kosteten, nicht sonderlich angenehm, dass wir dies als keine allzu große Gefahr sahen. Dennoch bekundete er einen Respekt uns gegenüber, denn es war ein recht gelungenes Kunststück, das Buch direkt aus seinen Schlafgemächern zu entwenden. Allerdings war auch nicht amüsiert über den Fakt, dass das Buch nun nicht mehr in unseren Händen war und er gab uns den Auftrag, es umgehen wiederzubeschaffen. 50 Dukaten sollten wohl genügen. Die anderen von uns waren schnell einverstanden, aber ich dachte mir nur, dass ich es ja von Anfang an gesagt hatte, dass dieses Buch nicht in die Hände O’doardos gehörte.


Doppelter O’doardo


Sowohl die Golgarithen, als auch die Al’anfaner versicherten uns ihre Unterstützung. Diese nahmen wir auch direkt an, denn wir wollten in die Gemächer O’doardos, um etwas mehr über ihn herausfinden zu können. Es stellte sich heraus, dass er ganz offenbar ein Doppelleben geführt hatte, denn er fanden sich beweise dafür, dass er zum einen schnell aufbracht, aber noch in der Eile Korrespondenz verbrannte, aus der hervor ging, dass er als Führer einer Boron abtrünnigen Sekte ein Ritual vorbereiten wollten.


Am 2. Ingerimm – in sechs Tagen, jährte sich der Todestag Nemekaths zum eintausendfünfhundertsten Male und mit dem Buch und den darun befindlichen Beschreibungen der Rituale, wäre es durchaus möglich, eben diesen Nemekath wieder in die Welt der Lebenden zu rufen. Dies für sich genommen stellte ein Sakrileg, einen Frevel, absolute Häresie dar und war in keinster Weise zu dulden. 


Wir machten uns also auf die Suche nach O’doardo und fingen bei seinem Tuchmacher Freund an, welcher allerdings, seiner nicht allzu freundlichen Haushälterin nach mit dem Schiff verreist war.  Dies konnte uns Reto schnell bestätigen, als der einen Blick auf die Passagierlisten warf. 


Ein Besuch bei Alrik bewies aufs Neue, dass es immer eine gute Idee war, uns seine Kontakte zu Nutze zu machen. Thyra ließ fallen, dass such unter der Stadt riesige Katakomben befanden, die sich hervorragend als Versteck eignen würden. So stellte sich heraus, dass Alrik einen guten Führer kannte, der uns für ein paar Dukaten durch die Katakomben bringen konnte, denn Kartenmaterial gab es wenig. Selbst die Suche im Stadtarchiv oder Hesindetempel brachte nichts wirklich Hilfreiches zum Vorschein. Wir vereinbarten eine Führung, welch im Tulamidenviertel ihren Beginn nahm. 


Lang gesucht und doch nebenan


In der Tat waren die Katakomben sehr beeindruckend, denn nicht nur, dass sie sich auf das gesamte Stadtgebiete ausstreckten, sie glichen quasi einer Stadt unter der Stadt. Viele Gebäude waren noch recht gut erhalten, man konnte Straßen erkennen, Wohnhäuser und Tavernen. Punin war auf sozusagen im zweiten Stock neu aufgebaut worden. Unser Führer kannte sich recht gut aus, so führte er uns recht schnell zu einem alten Tempel, von welchem er glaubte, dass es sich um einen alten Boron Tempel handelte. Ich hielt das allerdings für eher unwahrscheinlich, denn wir befanden uns etwa unter dem heutigen Travia Tempel, welcher noch recht weit vom jetzigen Boron Tempel entfernt war. 


Wir suchten eine ganze Weile – es müssen mehrere Stunden gewesen sein, da fiel Bjarkar ein Symbol auf, welches in die Wände geritzt war. Es war ein Rabe über einem zerbrochenen Rad und genau solch ein Symbol hatte Minobe bei den Recherchen mit Reto des Öfteren in dem Buch gefunden. Es führten Treppen nach unten und an deren Ende befand sich ein großes Gewölbe mit Säulen. Wir mussten nun in Etwa der Nähe des Boron Tempels gewesen sein. In diesem Gewölbe sah es so aus, als hätte man sich sehr große Mühe gegeben zu verbergen, dass hier etwas stattfand.  Jedoch bemerkten wir Reste von Rauschkräutern und einen deutlichen Geruch von abgebrannten Kerzen. Am Ende des großen Raumes befand sich ein Steinerner Altar in den ein paar Borongefällige Symbole eingeritzt waren. Hinter dem Altar gab es noch zwei Durchgänge, welche in einen vollkommen eingestürzten Bereich führten. Hier, jedoch, gingen zwei weitere Treppen hinauf, welche in eine Nebengasse der über dem Gewölbe befindlichen Katakomben führten. Ryads hervorragender Gassensinn fand hier einen Ausgang, welcher wieder nach oben führte. 


In dem Gewölbe gab es nicht viel Weiteres zu finden, so entschlossen wir uns den Weg mit den Rabensymbolen zurückzuverfolgen, um eventuell in das Versteck O’doardos zu gelangen. Leider führte uns der Weg nur zu einem zentralen Punkt der Kanalisation, von dessen Ort aus man fast in jede Richtung der Stadt kommen konnte. Etwas enttäuscht entließen wir nun unseren Führer und beschlossen das Gefundene den Golgarithen zu melden. 


Ein paar Tage noch


Thyria war sehr angetan von unserem Fund und befand, dass dies die Stelle sein müsste, an der O’doardo sein ketzerisches Ritual durchführen müsste. Jedoch würde die Gefangennahme O’doardos nicht ausreichen. Neben ihm und dem Buch natürlich, sprach sie sich dafür aus, dass die gesamte Sekte auszuheben sei, damit diese Machenschaften ein Ende haben sollten. Wie beiläufig erwähnte sie, dass es sehr Boron-gefällig wäre, würde wir ihr das Buch aushändigen, anstatt es den Al’Anfanern zu geben. Dies fand ich durchaus befremdlich, denn es war nun zweifelsohne bewiesen, dass dieses Buch den Gästen gehörte. Dennoch sicherte uns Thyria ihre Hilfe zu und wir beschlossen, nun am Tage der Tage einen Boten der Golgarithen mitzunehmen, welchen wir dann lossenden konnten, um eben diese zu alarmieren, dass es nun an der Zeit sei, die Sekte auszuheben.


Allen voran war es Grauknir, der diesem Plan seine Zustimmung gab und es nicht für nötig erachtete, den Al’Anfanern ebenso zu berichten, was wir herausgefunden hatten. Ich fand dies nicht rechtens, so ging ich allein zu den Al’anfanern, welche sehr erfreut waren, diesen Plan zu unterstützen. Auch sie sicherten einen Boten, in diesem Falle Boromira zu. 


Da wir nun noch ein paar Tage Zeit hatten, bis das eigentliche Ritual stattfinden sollte, quartieren wir uns in den Katakomben ein, um möglicherweise vorher schon in der Lage zu sein, O’doardo bei den Vorbereitungen zu erhaschen. Tatsächlich, zwei Tage vorher, konnten wir die Vorbereitungen beäugen, jedoch war O’doardo nicht zu gegen. Es waren nur zwei Sektenmitglieder, welche den Raum herrichteten. Sie putzten, stellten eine beachtliche Menge Kerzen auf, füllten die Schalten mit Rauschkraut und breiteten ein Ritualtuch über dem Altar aus. Ryad befand das Kraut als recht wertvoll und nahm sich ein paar Hände voll weg.


Das Ritual


Den Rest der Zeit verbrachten wir mit warten und ausruhen. Am zweiten Ingerim abends war es dann soweit. Plötzlich füllte sich der Raum mit jeder Menge in dunklen Kapuzenmänteln eingehüllte Gestalten. Die Kerzen wurden angezündet und die Schalen mit Kraut ebenso. Wir befanden uns im hinteren, eingestürzten Bereich, unsere Boten ebenso, welche wir nun losschickten, Alarm zu schlagen. Minobe, das Borongewand von Ryad ausgeliehen, verwandelte sich in eine völlig harmlos aussehende, junge Frau und schlich sich gekonnte unter die Menge der Sektenmitglieder. Dann hörten ich plötzlich Schritte von oberhalb der Treppen des hinteren Bereiches. Schnell versteckten wir uns im Dunkeln und konnten beobachten, wie O’doardo mit zwei Beschützern die Treppen herunter kam. Glücklicherweise war es hier derart dunkel, dass er uns auf keinen Fall sehen konnte, so ging er direkt vor den Altar, öffnete eine Kiste und seine Helfer teilten Boronswein an die Teilnehmer aus. Ich konnte sehen, das Minobe nur so tat, als ob sie trank. Sehr weise, dachte ich. Er begann in Bosperaro zu sprechen, welches leider niemand von uns verstand. Plötzlich setzten sich alle hin und legten einen Dolch vor sich. Mittlerweile waren sie alle bereits in einer Art Trance und sangen unisono ein Gebet, so nahmen wir an. Minobe hatte ihren Dolch nicht ausgelegt, aber dies schien niemanden mehr zu kümmern.


Plötzlich nahm die erste Reihe den Dolch in die Hand und rammten ihn sich direkt ins Herz. Alle raunten auf und O’doardo begann noch schneller und lauter zu reden. Grauknir sagte, dass es nun genug gesehen hatte und wir nun eingreifen müssten. Das sahen wir ebenso, also zauberte ich mir einen Axxeleratus und rannte für die übrigen Augen fast ungesehen in den Altarraum, griff mir das Buch, aus dem O’doardo noch gerade vorlas und verschwand wieder durch die andere Türe. Es dauerte einen Augenblick, bis er es bemerkte und er seinen zwei Wachen befahl, den die zu fangen. Die Sektenmitglieder waren bereits viel zu berauscht, um dieses Geschehen noch mitzubekommen. 


Bjarkar schoss einen Pfeil auf die erste Wache, welche daraufhin von der Wucht zurückgestoßen wurde. Dies irritierte O’doardo, der sich umdrehte und die alle aufrief, den Dieb zu fassen. Die zweite Wache stürmte in den Raum, wo ich mit dem Buch in der Hand und gezogenem Wolfsmesser stand und ihn angriff. So schnell, dass es keine Möglichkeit gab, zu verteidigen. Vollkommen überrascht von dem, was er sah, oder besser nicht sah, holte er aus und schlug sich seine Boronsichel selbst ins Bein, vermutete er mich dort, jedoch war ich zu schnell für sein Auge. Bjarkar übernahm dann mit einem zweiten Schuss den Rest und tötete die Wache schnell. Ryad übernahm die erste Wache gekonnt und tötete sie in gewohnt gekonnter Weise. Minobe sah, wie O’doardo versuchte zu flüchten und plötzlich finge er an zu schreien und auf den Boden zu werfen. Später erzählte sie uns, dass sie ihn mit einem Hexenknoten belegt hatte der für alle betroffenen eine unterschiedliche Bedrohung erscheinen ließ. 


Inzwischen tauchten die Golgarithen und die Al’anfaner auf und nahmen die berauschten und immer noch vollkommen weggetretenen Sektenmitglieder in Haft. Ebenso nahmen sie O’doardo in Gewahrsam. Da ich das Buch hatte, übergab ich es an die Al’Anfaner, welches es sogleich zu Aurelian bringen wollten.


Die Golgarithen bedankten sich und gaben uns zu verstehen, dass wir Punin und der Boron Kirche einen unschätzbaren Dienst erwiesen hatten. Tatsächlich schien es kein Problem zu sein, dass Thyria das Buch nicht ausgehändigt bekommen hatte. Im Anschluss gingen wir zu Aurelian, um seiner Einladung nachzukommen, die er uns überbringen ließ. Grauknir entschied, nicht zum Empfang zu gehen. Aurelian bedankte sich ebenso ausgiebig und ließ ein beeindruckendes Festmahl auffahren. Er überreichte uns die versprochenen 50 Dukaten und sagte zum Abschluss, dass er es nun genießen würde, wieder in die Heimat fahren zu können. Punin sei schön und beeindruckend, aber so viel Aufregung müsse er nun erst einmal wieder verkraften...

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