Tsapold's Tagebuch - Der Himmelsturm
- Manuel Vogelsänger
- 25. Mai 2020
- 45 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Juli 2020

(Quelle: https://www.pinterest.de/)
Kaum Zeit zum Ausruhen
Früh am Morgen krochen wir nach einer recht fröhlichen Nacht aus unseren Zelten. Für einen Moment hatten wir vergessen, dass wir im hohen Norden Aventuriens, im Yetiland waren, nur um nun noch weiter in den Norden aufzubrechen. Wir suchten etwas, was noch nie jemandem in der Geschichte dieses Kontinents gelungen war. Wir suchten den Himmelsturm, den Erzählungen und Geschichten nach der Ursprung aller Elfen auf Dere. Ein Ort, der vor Äonen Schauplatz einer beispiellosen Anmaßung wurde. Dort, wo einer er alten Drachen eingriff, um das Gute vor der Verderbtheit Pandonas zu bewahren. Dort, wo das Himmelszelt aufgehängt ist.
Wir, das waren Minobe aus Tuzak, Syrixia die Firnelfe, Magus Rondario aus dem lieblichen Feld, ein thorwalscher Scharlatan namens Benjulf und ich, Tsapold Fjarulf von Falkenstein. Wir waren gemeinsam mit vielen weiteren aufgebrochen, um an einem Wettstreit der Thorwaler Phileasson Foggwulf und Beorn dem Blender um den seit einigen Jahrhunderten vakanten Titel „König der Meere“, teilzunehmen. Phileasson war unser Kapitän und wir bestritten dieses Abenteuer gegen Beorn. Die Oberste Hetfrau Thorwals, Garhelt Rorlifsdottir-Jandasdottir, gab ihnen diese Aufgabe, um die ewige Frage wer von beiden der Bessere sei, zu beantworten. Jedem von ihnen wurde eine Travia Pristerin, Shaya in unserem Fall, zur Seite gestellt, um die Heldentaten zu bezeugen.
Die erste Aufgabe hatten wir erfolgreich bewältigt. Erst gestern brachten wir ein Mammut lebend zurück und schlossen auf der Reise Frieden mit den Yetis, wobei Letzteres nicht Teil der Aufgabe war, sich aber glücklicherweise so ergab. Zusammen mit den Thorwalern Crotett, Raluf und Ohm Volker und dem nivesischen Steuermann Yno sollten wir nun mit einem Eissegler noch weiter in die eisige Weite Yetilandes und womöglich darüber hinausfahren.
Ist soweit im Norden noch immer Norden?
Erschöpft beluden wir unseren Eissegler mit allem, was wir für brauchbar hielten und segelten ohne großes Aufheben los. Wir fuhren Nord westwärts und bemerkten leider schnell, dass der Wind aus eben dieser Richtung kam. Wir stiegen ab, um den Eissegler zu ziehen. An diesem Tage kamen wir nicht allzu weit. Glücklicherweise änderte der Wind seine Richtung in Nordnordost und wir konnten wieder segeln. Allein die Reise mit dem Schiff aus Thorwal hierher brachte uns so viel Übung im Segeln ein, dass es plötzlich kein großes Hindernis mehr darstellte, ein solches Gefährt wie diesen Eissegeler, über das Eis zu steuern.
Die Landschaft veränderte sich kaum noch. Hier und da waren ein paar Felsen zu sehen, Pflanzen gab es hier keine mehr und auch die Tiere waren nicht sehr divers. Wir konnten ein paar Robben sehen und jede Menge Boronskuttentaucher, denen es hier oben offenbar hervorragend gefiel. Links von uns breitete sich das Nordmeer aus. Es war bis über Horizont hinaus gefroren. Und so fuhren wir einige Tage um Yetiland herum, bis wir an einem sonnigen Tage in der Ferne eine Felsnadel erblickten, die uns unwirklich zum Rest der Umgebung erschien. Wir konnten die Größe mangels Vergleiche nur schätzen, aber an die hundert Schritt in der Höhe war dieser Fels vermutlich. Es dauerte noch etwa eineinhalb weitere Tage, bis wir dieses Gebilde erreichten.
Göttliches Leuchtfeuer
Es war eine sehr steile und nahezu eisfreie Felsnadel. Vergleicht man die Umgebung, erschien sie uns schon fast surreal. Am östlichen Ende des Gebildes, befand sich ein steinerner Block, dessen Aufgabe es wohl war, dort anzulegen. Wir stiegen also ab und blickten auf eine sich nach oben schlängelnde Treppe, die seltsamerweise ebenso eisfrei war wie es der Steinblock war. An den Seiten der Treppe standen Runen verzierte Stelen. Als wir Syrixia fragten, sagte sie, dass dies Altelfisch war, aber das, was sie erkennen konnte, diente wohl dazu genau für diese Eisfreiheit zu sorgen. Oben angekommen standen wir am Rand eines zehn auf zehn Schritt großen Plateaus. In der Mitte stand ein reich verzierter Steinblock. In einem Halbkreis um ihn herum standen vier Statuen, die seltsam lebendig wirkten. So, als ob sie sich bewegen würden. Von links nach rechts, standen dort eine Elfe mit verbundenen Augen, die ein Schwert und ein Füllhorn trug. Daneben eine Elfe mit einem Luchskopf aus schwarzem Gestein, welche mit erhobenem Speer zum Sprung ansetzte. Es folgte eine leicht bekleidete, junge Elfe mit ausgebreiteten Händen. Ganz rechts stand ein Drache aus rotem Gestein. Und jetzt, als wir die Statuen genau betrachteten, fiel uns auf, dass sie sich tatsächlich bewegten. Mehr noch, sie veränderten ihr Aussehen und ihre Körperhaltungen. Die Erbauer dieses Plateaus müssen überaus mächtig gewesen sein, um Jahrtausende überdauernde Magie zu verwenden, um so etwas zu erschaffen. Benjulf jagte der Anblick einen Schrecken ein, denn er wurde sehr still und in sich gekehrt. Als wir alle Syrixia fragend anblickten, da sie die einzige Elfe in unserem Kreis war blickte sie uns ebenso fragend an, erklärte uns dann aber, dass Firnelfen nicht besonders gottgläubig sind. Aus Gesängen und Erzählungen aus ihrer Sippe schloss sie aber, dass die Elfe mit verbundenen Augen Orhima, die Göttin des Schicksals sein müsste. Die schwarze Statue mit dem Luchskopf, war Zerzal, das elfische Pendant zu Boron. Die Junge Elfe war Nurti, die Göttin des Lebens, deren Träne wir von Galandel Yetimutter bekommen hatten und der Drache muss unzweifelhaft Pyrcador gewesen sein.
Shaya entzündete ein Feuer und legte uns eindringlich nahe, dass wir dieser Städte, ihrer Erschaffer und den alten Göttern Respekt zollen sollten. Dies erschien uns alles angemessen, wobei Benjulf durchaus vermeldete, dass er hier nur ungern mehr Zeit verbringen wollte. Wir entschieden, hier die Nacht zu verbringen. Phileasson und Shaya beteten die ganze Nacht lang, während wir dies im Stillen und am wärmenden Feuer machten. Am nächsten Tage untersuchten wir den Altar und fanden an jeder Seite eine Szene in den Stein gehauen. Zuerst wurde die Ankunft von Elfen gezeigt und dann wurde etwas erbaut. Das dritte Bild zeigte einen Kampf und das vierte schließlich einen Drachen, der einer kleinen Gruppe Elfen Schutz bietet. Auf der Oberseite befand sich eine Öffnung, welche in etwa der Form entsprach, die Nurtis Träne hatte. Als wir diese Szenen sahen, fing Gom an zu erzählen, dass er einen Traum hatte, bei dem er über allem zu schweben schien. Er sah einen gelben Stein, aus dem Blitze in alle vier der hier vorhandenen Statuen zuckten. Am Schluss ging er zum Ende des Plateaus und sah unten einen riesigen Eissegler stehen, dessen Segel mit einer geflügelten Sonne geschmückt war. Vermutlich dachten wir alle das gleiche, denn dies war schon beinahe eine Anleitung, Nurtis Träne in die Öffnung des Altars zu bringen. Ein wenig kurz angebunden warf Benjulf noch hinterher, dass auch er einen Traum hatte, in dem er wohl auf einem Drachen gesessen hatte oder gar selbst ein Drache war, der Feuer spie und alles in seinem Wege verbrannte.
Phileasson entschied, Nurtis Träne in die Öffnung zu legen. Sofort fing der Stein an gelblich zu leuchten. Wir entfernten uns alle schnell, denn wir ahnten, was nun folgen würde. Tatsächlich schossen Blitze in alle vier Statuen, welche nun auch anfingen zu leuchten. Abermals dauerte es nicht lange bis wir ein immer lauter werdendes, zischendes Grollen vernahmen. Aus den Statuen kamen nun dickere rote Lichtstrahlen die sich im Stein bündelten. Aus diesem schoss sogleich ein dicker Lichtstrahl mit einigem Getöse gen Norden, bis hinter den Horizont. Rondario hatte einen Südweiser dabei, welcher kurz bevor er einfror betätigte, dass der rote Lichtstrahl wirklich direkt nach Norden zeigte. Schnell begriffen wir, dass wir diesem Richtungsweiser folgen sollten und packten unsere Sachen. Wir waren unsicher, ob wir dieses Zeichen bestehen lassen sollten, denn Beorn würde es schon von weitem sehen können und sicher auch zu deuten wissen. Phileasson sagte, dass wir unseren Vorsprung sicher behalten wollen, aber Beorn es ebenso verdient hätte, diese Richtung in dieser weißen Einöde gewiesen zu bekommen. Ohne diesen Lichtstrahl würde er vermutlich bis zu seinem Ende nach dem Himmelsturm suchen.
Das Grab des Bruders
Wir fuhren unter dem Lichtstahl entlang Richtung Norden. Wenig überraschend änderte sich die Gegend wenig. Bis an den Horizont war bald in alle Richtungen nichts weiter zu sehen, als eine Wüste aus Eis. Ohm Volker warf ein, dass dies der Grund war, warum man dieses Gebiet die Klirrfrostwüste nannte. Als die Sonne verschwand, blich auch der Lichtstrahl aus und verschwand schließlich. Wir fuhren dann noch einige Zeit weiter, entschlossen uns dann aber auf das Wiederkehren des Strahles am nächsten Tage zu warten. Nach einem weiteren Tag erreichten wir einen Felsen, der offenbar einen Eingang hatte.
Wir stiegen ab, um nachzusehen, ob wir diese unerwartete Höhle für das Nachtlager nutzen könnten. Hinter dem Eingang führte eine Treppe nach unten. Alles schien seltsam glatt und makellos aus dem Stein gearbeitet worden zu sein. Unten fanden wir ein zerstörtes Tor aus Eis vor und stiegen über es hinweg. Wir kamen in einen Raum, in welchem mehrere Eissäulen zu sehen waren, die so aussahen, als ob jede ein Wasserfall gewesen wäre, der plötzlich erstarrte. Überall waren elfische Schriftzeichen zu erkennen. Am Ende des Raumen stand ein Eisblock und darauf konnte man ein halb verkohltes, in Eis eingeschlossenes Buch liegen sehen. Wir überlegten kurz, wie wir es vielleicht dort herausbekommen sollten, aber außer der Eissägen, die wir im Seegler hatten fiel uns nicht viel ein.
Wir gingen erst einmal weiter, denn der Raum hatten einen weiteren Ausgang mit einer Treppe nach unten. Auch an deren Ende befand sich ein zerstörtes Tor aus Eis, hinter dem es fahl blau leuchtete. Direkt vorn im Raum lag ein von drei Eiszapfen durchbohrter Elf in einer weißen Kutte mit einer geflügelten Sonne darauf. Weiter hinten stand ein weiterer eingefrorener Elf mit eben solcher Kleidung, der gerade zu einem Schlag auf einen Steinblock ausholen wollte. In den vier Ecken dieses Raumes befanden sich diese Steinblöcke, welche den Symbolen auf ihnen nach zu urteilen Altäre für die vier Götter, die wir schon auf dem Plateau gesehen haben, waren. Die Wände waren vollkommen schwarz, bis auf unzählige glitzernde Punkte. An der Decke schwebte eine leuchtende Kugel, die eben dieses fahl blaue Licht bot. Ich nahm einen Eisblock vom zerstörten Tor und warf ihn in den Raum, denn wir hatten eigentlich alle so ein Gefühl, dass diese Eiszapfen, welche den Elf getötet hatten, ein Schutz vor Eindringlingen war. Und so war es, denn als der Eisblock in den Raum flog, lösten sich sogleich viele Eiszapfen von beiden Seiten des Raumes und zertrümmerten den Block. Wir kamen zu dem Schluss die leuchtende Kugel der Schlüssel sein muss, denn die Wände waren vermutlich nicht ohne Grund schwarz.
Benjulf versuchte die Kugel mit einem Zauber von der Decke zu holen, was zu seinem Leidwesen fehlschlug. Schlimmer noch, plötzlich sank sein Kopf und er stöhnte. Es war wieder Zeit für seine kleinen Plagegeister. Um ihn herum lösten sich aus dem Eis winzige Stücke und bekamen Beine. Sie quiekten und liefen dann auf Benjulf zu, kletterten seine Beine rauf und zerplatzten dann vor seinem Gesicht, so dass er im Gesicht kurz nass wurde, was dann aber gleich wieder gefror. Wir griffen ein paar von diesen Stücken und warfen sie zum Spaß in den Raum. Während dessen überlegten wir, wie wir es durch diesen Raum schaffen konnten. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, zauberte Benjulf dann erneut und verhüllte die Kugel in Rauch, was das blaue Licht zum erlöschen brachte. Ein wenig in Angst, ob dies nun des Rätsels Lösung war, hielt ich meinen Schild in den Raum, aber es passierte nichts. Langsam betraten wir alle den Raum, aber wir konnten unbeschadet auf die andere Seite kommen.
Nun standen wir vor einem Tor aus Eis, welches nicht zerstört war. Es war halb durchsichtig, also konnten wir sehen, dass auf der anderen Seite etwas war, aber wir konnten nichts erkennen, womit man dieses Tor hätte öffnen können. Wir versuchten es einfach mit Kraft, es benötigte aber mehrere Versuche, um dieses wirklich schwere Tor zu öffnen.
Für Benjulf mit seiner Abneigung gegen Tote, war der folgende Anblick eine Qual, denn in der Mitte des Raumes stand ein Eissegler mit einem toten Elf, welcher sein Schwert in den Händen hielt und sein Bogen bei ihm lag. Am hinteren Ende des Raumes, saßen eingefroren 25 weitere Elfen um diesen Eissegler herum. Hinter diesen waren mit durchsichtigem Eis verschlossene, kleine Höhlen zu erkennen, die ebenfalls mit Toten ausgefüllt waren. Dies war ein Grabmal. An der Decke des Raumes befand sich eine scheinbar sich bewegende Zeichnung. Sie zeigte offenbar eine Geschichte derer, die hier begraben lagen. Es waren Elfenkinder zu sehen, die in Gärten spielten und Versammlungen in prunkvollen Räumlichkeiten. Ein Eisseglerrennen mit einem übergroßen Teilnehmer, welcher offenbar immer gewann. Es wurde aber auch ein Kampf zwischen ihnen gezeigt und ein Drache, der Flüchtenden zur Hilfe kam. Eine Verfolgung von einer Gruppe von fliegenden Eisseglern, durch den riesigen, mit einer geflügelten Sonne geschmückten Eisseglers. Der Bau einer Höhle mit mehreren Kammern und das Eindringen von Elfen in diese, die den Tot fanden. Erst am Ende der Zeichnung, wurde uns bewusst, dass ein weiteres Bild erscheint. Es zeigt zwölf Personen, die ebenfalls in diese Höhle eindringen. Jetzt wurde uns bewusst, dass diese Zeichnungen eine Geschichte erzählten. Die Geschichte der Erschaffer dieses Grabmals und noch viel mehr. Es war die Geschichte der ersten Elfen, der Hochelfen, die Erbauer des Himmelsturmes.
Syrixia erstarrte. Wenn es für sie und ihre blasse Hautfarbe überhaupt möglich war, so erblasste sie noch weiter. Benjulf fragte nach dem Schwert, welches bei dem Toten auf dem Eissegler lag. Es war ein ausgesprochen schönes und reich verziertes Stück. Auch Phileasson beäugte die schönen Schmuckstücke, die um der Toten Hälse geschwungen hangen. Syrixia erhob die Stimme und alle blickten sie erschrocken an. Ohnehin eine sehr schweigsame Mitstreiterin war es noch viel ungewöhnlicher, dass sie laut wurde. Es war ein Zittern in ihrer Stimme zu hören und mir war, als würde ich noch eine zweite, bedrohlich tiefere Stimme zur gleichen Zeit vernehmen. „Ihr werdet die Totenruhe Emetiels, Vater meines Volkes nicht schänden! Dies ist Emetiel, der Bruder Ometheons. Emetiel und seine Gefährten sind die ersten Firnelfen auf Dere.“ Wir alle betrachteten diesen Raum plötzlich vollkommen anders. Mir lief ein Schauer über den Rücken.
Immer weiter nach Norden
Nachdem wir in der ersten Kammer die Nacht verbrachten, brachen wir am nächsten Tag früh weiter in Richtung Norden auf. Ob dessen, wessen wir gestern Zeuge wurden, waren alle sehr still. Nahezu wortlos fuhren wir los. Weiter in der weißen Einöde dem roten Leuchtfeuer aus dem Heiligtum folgend. Wieder machten wir Rast, als es erlosch. Dann fuhren wir wieder weiter und machten wieder Rast. Eines Nachts setzte sich Benjulf auf, stopfte sich seine Pfeife, welche Rondario ihm anzündete. Benjulf rauchte unter den Augen Goms seine Pfeife und legte sich dann wieder schlafen. Dies markierte den Höhepunkt, was während unserer Reise geschah, bis wir plötzlich vom Boden abhoben. Wir alle konnte es nicht erfassen, aber es war so. Unsere Kufen schwebten, aber wir fuhren weiter vorwärts. Einige von uns bekamen es mit der Angst zu tun.
Langsam, aber stetig stiegen wir immer weiter in die Höhe. In der Ferne konnten wir bereits etwas sehen, was aus der weißen Fläche herausstach. Es muss etwas Riesi0ges gewesen sein. Wir waren so erstaunt von diesem Anblick in der Ferne, dass wir die schwebenden Fässer, die sich vor uns befanden, nicht sahen und mit ihnen zusammenstießen. Diese Kollision hatte zur Folge, dass wir uns langsam in Achse unserer – nun Flugrichtung, drehten. Hastig versuchten wir uns festzuzurren, bemerkten aber sehr erstaunt, dass nichts von dem, wir nicht festbaden nach unten fiel. Plötzlich flogen wir auf dem Kopf, nur um dann nach ein paar Minuten wieder richtig herum saßen. Ungebremst drehten wir uns einfach weiter, bis Minobe vollkommen aus dem Nichts kommen losließ, ihren Kampfstab nahm und auf diesem davonflog. Sie nahm ein Seil und band es um unseren Mast. Das andere Ende nach sie in die Hände uns stabilisierte unsere Drehung wieder, bis wir wieder den Kopf nach oben sitzend einfach weiterflogen. Minobe noch immer in der Luft, noch weiter über uns. Wir alle konnten es nicht wirklich glauben. Wer oder besser was war Minobe? Nun wollte sie ihr Ende des Seiles nehmen, um die beiden Eissegler miteinander zu vertäuen. Phileasson aber schrie, dass Minobe augenblicklich in seinen Segler kommen solle. Minobe gab zu verstehen, dass sie eine gute Idee habe, um unseren Flug sicherer zu gestalten. Phileasson schien das nicht zu interessieren. Als Minobe abstieg und im Segler Platz nahm, führten beide ein kurzes Gespräch, an dessen Ende Minobe still und geknickt saß. Immer noch wurde sie von uns allen ungläubig beäugt.
Der Himmelsturm
Es dauerte noch ein paar Stunden und mittlerweile waren wir einige hundert Schritt über dem Boden. Wir kamen dem Turm vor uns näher und schon von Weitem sahen wir einen riesigen Eissegler. Er schwebte ruhig mit ein paar weiteren, aber viel kleineren Eissegler ruhig an einer Plattform etwa vierhundert Schritt über dem Boden. Der Turm selbst stieg noch weitere hundert Schritt in die Höhe. Als wir in die Nähe der Plattform kamen, wurden wir langsamer und schließlich kamen wir am Rand der Plattform zum Stehen. Etwas wackelig auf den Beiden stiegen wir alle aus und fanden uns auf einer riesigen Plattform wieder, an deren Ende drei Tore in den Turm führten. Alles hier war unglaublich. Unglaublich riesig, schön und beeindruckend. Der riesige Eissegler muss selbst um die fünfzig Schritt gehabt haben. Er war aus weißem Holz und reich mit Goldbeschlägen verziert. Ich habe in meinem Leben noch nie etwas schöner Gearbeitetes gesehen. Dies galt gleichermaßen für den Turm, als auch alles um ihn herum. Wir gingen zuerst zum Eissegler, um diesen genauer anzusehen. Auf dem Weg dahin sagen wir zwei tote und schwebende Elfen. Beide wurden mit Pfeilen zu Tode gebracht. Syrixia zog beide an sich, entfernte die Pfeile und steckte sich diese in ihren Köcher. Dann bettete sie die Toten so gut es ging auf der Plattform.
Crotett, Gom und Syrixia blieben oben, wir anderen gingen hinein. Das Schiff war an sich leer, aber makellos gearbeitet. In Anbetracht dessen, dass es nun fast fünftausend Jahre unbenutzt war, hätte es dem Zustand nach gestern noch gefahren sein können. In der Kapitänskajüte fanden wir ein Vergrößerungsglas und mehrere vollkommen eingefrorene Pergamentrollen, welche wir auf unseren Eissegler brachten. Einige gingen dabei zu Bruch. Bejulf und Phileasson bedienten sich am Silberbesteck. Als wir wieder herauskamen, hatten die anderen unsere beiden Eissegler neben den großen positioniert, damit Beorn sie nicht sofort bei sein Ankunft entdecken würde.
Nun gingen wir vorsichtig zu einem der großen Tore, welche von der Plattform in das Innere des Turmes führten. Das Mittlere war einen Spalt offen.
Die Halle des Massakers
Als wir alle durch den Spalt durchgegangen waren, bot sich uns ein Bild des Grauens. Es war eine atriumartige Halle mit großen nach oben führenden Rängen. Im ganzen Raum lagen dutzende tote Elfen. An den Wänden waren Spuren überall Spuren von Zaubern, welche an ihnen zerschellt waren zu finden. Die Treppe in der Mitte der Halle war auf halben wegen versperrt. Offenbar hatte eine Gruppe versucht, eine andere Gruppe, welches aus dem Inneren des Turmes kamen den Weg zu verbarrikadieren.
Bei diesem Anblick fiel Benjulf sofort in Ohnmacht. Aus ihm heraus strömten Unmengen des Rauches, den er immer verwendet, um seine Geschichten zu erzählen. Der Rauch verteilte sich im Raum, bildete über einer Leiche den Umriss einer Person, um dann die letzten Sekunden darzustellen. Dann fiel die Rauchgestallt in die auf dem Boden liegende Leiche, um sich dann aufzulösen. Dies passierten nun überall im Raum, ohne Unterlass. Sehr gespenstisch.

Rondario hörte ein Zischen und er duckte sich. Kurz darauf zuckte ein Feuerblitz über ihn hinweg und zerschellt hinter ihm an der Wand. Der Blitz kam aus dem Nichts, war aber keines dieser Echos, die wir von Benjulf sahen. Er war heiß und tatsächlich da. Wir entschlossen uns, außen an der Wand des Raumes zur Tür gegenüber von uns zu gelangen, damit wir zum einen nicht durch die Leichen stapfen mussten, aber zum anderen auch besser gewarnt wären, sofern sich noch so ein Feuerpfeil lösen sollte. Benjulf war inzwischen wieder zu sich gekommen, jedoch konnten wir trotz seiner Versuche, den Zauber abzubrechen, noch immer Rauchgestalten sterben sehen. Als wir oben ankamen, konnten wir erkennen, dass aus dem Turm kommend vermehrt Tote Elfen mit einer geflügelten Sonne lagen, während dies unten in der Nähe der Tore nicht der Fall war. Es wird also Emetiel gewesen sein, der mit seinen Leuten mit der Barrikade gegen Ometheons Scharen die Flucht aus dem Himmelsturm unterstützen wollte. Vor der Tür am Ende der Halle lag noch etwas. Eine Kreatur, die niemand von uns erkannte. Etwas, was aussah, als wäre es eine Mixtur aus Dämon und Werwolf. Wir hielten kurz Inne und fragten uns, ob wir wirklich darein wollten….
In den Turm
Als wir an der Kreatur vorbeigingen, fiel uns auf, dass die Pfeile, die dieses Wesen getötet hatten, anders ausgesehen haben, als alle anderen, die wir bisher sahen. Diese waren schwarz und hatten eine eher ölige Befiederung. Sie waren dennoch ausgesprochen fein gearbeitet und offenbar auch elfischen Ursprungs. Syrixia zog zwei dieser Pfeile heraus, die anderen steckten zu tief im Fleisch. Ich brach beidem Versuch einen herauszuziehen ab. Er sah aus, als wären sie aus Horn gefertigt. Da das Wesen Hörner hatte, welche auch in der Farbe passten, schlossen wir daraus, dass man diese oder gleichartige Hörner verwendete, um diese Pfeile anzufertigen und dies aus bestimmtem Grund. Benjulf schlug die Hörner kurzerhand mit der Axt ab und ich nahm sie an mich.
Da sich über uns deutlich weniger Turm befand, als unter uns, beschlossen wir zuerst nach oben zu gehen. Nach etwa zehn Schritt machten wir an einem wahrlich unglaublich schönen Raum halt, der so hell erleuchtet war, dass man hätte auf die Idee kommen können, dies wäre der Vorraum von Alveran, dem Sitz der Zwölf selbst. Rondario und Benjulf traten ein, um sich das Fester am Ende des Raumes zu betrachten. Tatsächlich war dies der Endpunkt des roten Leuchtstrahles, welcher genau in das Fenster strahlte. Plötzlich bemerkten Rondario und Benjulf, das etwas mit ihnen geschah. Sie wurden von astraler Kraft durchströmt, so dass sie fühlten, sie hatten fortan mehr davon zur Verfügung. Minobe war vollkommen begeistert von dem, was sie sah, trat in den Raum und augenblicklich hörte dieser auf so hell zu strahlen. Nicht, dass er nun dunkel gewesen wäre, aber dieses gottgleiche Leuchten war verschwunden. Vielleicht war die Kraft aufgebraucht.
Etwas geknickt gingen wir weiter nach oben. Nach etwa weiteren dreißig Schritt waren wir am Ende der Wendeltreppe. Hier befand sich ein Raum mit zwei Terrassen. Eine zeigte nach Süden und eine nach Norden. Minobe schaute sich auf der nach Süden um, ob sie von hier oben eventuell Beorn hätte sehen können. Dies war aber nicht der Fall. Im Raum befand sich nichts weiter, als ein riesiger drei Schritt hoher Gong. Rondario war mehr als nur neugierig, was wohl passieren würde, wenn man auf diesen Gong schlüge. Wir anderen allerdings, waren weniger erpicht darauf zu erfahren, was uns dann erwartet, so konnten wir ihn davon überzeugen, den Raum zu verlassen und wieder nach unten zu gehen, ohne den Gong ausprobiert zu haben.
Nicht Minobe’s Tag

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Als wir wieder an der Ausgangsstelle zurück waren, blickten wir alle noch einmal in die Halle, in der so viele Elfen gestorben waren. Dabei fiel uns erst jetzt so richtig auf, dass niemand von Emetiels Leuten noch die Waffen bei sich trug, wobei Ometheons Schergen teilweise noch ihre Waffen hatten. Wir entschieden uns jeder, etwas davon mitzunehmen, da jede einzelne Waffe ein Unikat und von größtmöglicher Schönheit und Perfektionismus ist. Als Minobe sich ihre Frage, ob die Elfische Waffen magisch seien, selbst beantworten wollte, geschah etwas unerwartetes. Sie sprach die Worte für einen Odem Arcanum aber wurde während dessen unterbrochen und durch etwas unsichtbares zurückgestoßen. Im Boden tat sich ein Portal auf aus dem plötzlich ein ekelhaft aussehendes Wesen hervortrat. Es griff sofort. Rondario ließ ebenso fix einen seiner Wirbelstürme auf diesen Dämon los, wodurch dieser seinerseits etwas zurückgestoßen wurde. Ob dieser Überraschung, gelang es mir nicht so recht in den Kampf zu kommen. Die anderen allerdings waren offenbar mehr auf der Höhe und streckten es letztlich schnell nieder. Es zerplatzte förmlich und sein schleimiger Inhalt ergoss sich über Ynu und Gom und mein Schild. Wir wussten nicht genau, warum das gerade geschehende geschehen war. Minobe sagte eher kleinlaut, dass ihr Zauber offenbar schiefgelaufen war und die Folgen durch diesen Ort verstärkt wurden. Zugleich sagte sie uns, dass ihr alle astrale Kraft entzogen wurde.
Phileasson sagte, dass dies offenbar nicht der richtige Ort sei, um mit Magie herumzuspielen und wies alle Magiebegabten unter uns an, besondere Vorsicht walten zu lassen. Rondarios Bemerkung, dass es hätte schlimmer kommen können, ließ Phileasson ein wenig ungehalten werden. Er warf Rondario einen ziemlich eindeutigen Blick zu und gab den Befehl zum Weitergehen.
Die Gemächer der Brüder
Auf dem Weg nach unten, kamen wir an einer Einbuchtung vorbei, welche tatsächlich zur Rast einlud. Es wurde auch immer wärmer, je weiter wir nach unten kamen. Phileasson wollte aber noch weiter gehen. Ein zwei Drehungen der Wendeltreppe nach weiter standen wir vor einer Tür, aus der ein Geruch hervordrang, der uns allen wohlig bekannt war. Wir konnten aber alle nicht sagen, warum wir uns plötzlich wohler fühlten als vorher. Ich prüfte, ob die Tür verschlossen war, was sie tatsächlich nicht war. Also öffnete ich sie und dahinter war alles dicht bewachsen mit aller Art von Pflanzen. Der Boden war Erde. Nun war uns allen klar, was wir rochen. Nach Wochen des ewigen Eises, war es der Geruch von Wald, Erde und Pflanzen, der uns ein wohliges Gefühl bescherte.
Da es nun warm genug war, schlug Minobe vor, dass Kumo einen Blick hineinwagen könnte. Phileassons Blick war erneut ziemlich eindeutig und obendrein, war es die nächste Enthüllung für uns alle. Kuma war eine Spinne, die offenbar die ganze Zeit bei Minobe untergekommen war. Man konnte sehen, wie es alle ein wenig ekelte bei dem Gedanken, eine Spinne unter der Kleidung mit sich herumzutragen. Nun, bevor Phileasson etwas sagen konnte, war Kumo auch schon im Dickicht verschwunden. Die Spinne sah einen Raum, vollkommen zugewachsen und mit allerlei Getier und Insekten bevölkert. Eine Wildkatze verschwand in einem der ebenfalls zugewachsenen, weiterführenden Gänge. Die Spinne war offenbar sehr angetan von den Insekten, so gab es nichts mehr zu berichten.
Phileasson schüttelte mit dem Kopf und wir schlugen uns durch das Gestrüpp und folgten der Wildkatze. Wir kamen an einem Brunnenraum vorbei, welcher mit warmem und kaltem Wasser ausgestattet war. Dann an einem Raum mit einem langen Tisch, einer Küche, einer Bibliothek, zum Leidwesen von Rondario leider nur noch mit unbrauchbaren Schriftrollen und Büchern, einem Trophäenzimmer und an zwei Schlafzimmern, von denen eines offenbar in Eile verlassen wurde und das anderen vollkommen ausgeräumt wurde. Vorn vom ersten Raum abgehend, gab es noch ein Labor und eine Art Jägerwerkstatt. Dies ließ uns annehmen, dass wir hier in den Gemächern Ometheons und Emetiels waren, denn Ometheon war ein Forscher und Emetiel ein Jäger. Das in Hast verlassene Schlafzimmer muss demnach Emetiels gewesen sein, denn dort fanden wir Kleidung und Ausstattung, die eines Jägers angemessen waren. Syrixia war die ganze Zeit sehr still und offenbar sehr ergriffen. Nun, ich denke, mir ginge es ähnlich, würde ich den Gemächern des Allvater Praios wandeln dürfen.
Wir beschlossen, hier Rast zu machen, zumal es auch noch ein Badezimmer gab, mit warmem und sauberem Wasser zum Waschen und säubern von allem. In anbetracht, dessen, dass wir bestimmt noch dreihundert Schritt vor uns haben, war solch ein Basislager vermutlich nicht die schlechteste Idee.
Elfische Raben
Am nächsten Tag, wohl ausgeruht und sauber, machten wir uns nun auf den Weg weiter nach unten. Im großen Eingangsraum angekommen, wartete schon die erst Überraschung auf uns, denn Syrixia hörte Geflatter aus dem angrenzenden Labor. Etwas nähergekommen, konnten wir zwei Raben sehen, die, obwohl bereits seltsam war woher sie überhaupt gekommen sein sollten, einige Sätze auf Isdira von sich gaben. Sie verhielten sich, wie
normale Raben, sprachen aber immer wieder diese Sätze.
„Seid auf der Hut vor den Tiefen, denn sie haben ihre Augen überall“
„Ometheon hat das Rennen gewonnen“
„Wer das Dämonenportal durchschreitet, hat sein Iama verwirkt“
Das Alles mutete ein wenig seltsam an, so als ob irgendjemand oder etwas uns etwas sagen wollte. Ich hielt einem der beiden meinen Finger hin, da ich prüfen wollte, ob dir Vögel nur eine magische Erscheinung waren oder ob sie tatsächlich da waren. Der Rabe sprang mir direkt auf den Arm und kletterte auf meine Schulter. Der andere flog einfach davon. Wir entschieden uns, den Raben erst einmal bei uns zu lassen. Tatsächlich flog er erst einmal jedem auf die Hand, der etwas Essbares zu halten schien.
Geist aus der Dunkelheit
Nach ein paar Schritt, die Wendeltreppe hinab, veränderten sich die Wände und die Treppe selbst in Farbe und Licht. Plötzlich wurden die Wände schwarz mit kleinen hellen Punkten. Die Treppe wurde ebenso schwarz, was es notwendig machte, dass wir ein paar Fackeln anzündeten, da jede Kontur verschwand und man schnell nicht mehr wusste, wo nun eine Stufe aufhörte oder eine andere anfing. Nach einigen Wendungen wurde es noch etwas seltsamer, denn die Wände verschwanden wobei die Treppe gleich zu bleiben schien. Da wir nun die Wände als Orientierung verloren hatten, mussten wir uns fortan auf die Stufen konzentrieren und abermals nach ein paar Schritt erreichten wir den Boden. Wir waren offenbar in der Mitte eines großen, vollkommen schwarzen Raumes herausgekommen, dessen Wände, kuppelförmiger Decke und Boden ebenso schwarz waren, wie die Treppenstufen.

Syrixia, die vermutlich die Einzige war, die in dieser Dunkelheit noch etwas sehen konnte, ging auf die westliche Wand zu, denn offenbar funkelten auch hier die gleichen hellen Punkte, die wir auch schon auf der Treppe, als diese noch Wände hatte sehen konnten. Nur dieses Mal konnte Syrixia auch eine Silhouette einer sich nähernden Figur wahrnehmen. Sie konnte nicht sagen, was es war, nur dass es sich näherte und nicht den Anschein machte, dass es stoppen würde. Als es nahe genug gekommen war, schreckte Syrixia zurück und spannte sofort ihren Bogen. Es war eine widerliche Erscheinung, welche aus der Wand hervortrat. Syrixia schoss sogleich los, aber ihr Pfeil, obwohl er genau in den Kopf getroffen hätte, flog einfach hindurch und prallte an der Wand dahinter ab. Gom holte mit seinem Rabenschlabel aus und traf das Wesen, denn es quittierte seinen heftigen Treffer mit lautem Geschrei. Dies muss eine Geistererscheinung gewesen sein, die sich durch normale Waffen nicht treffen ließ. Rondario ließ einen seiner gefürchteten Sturmzauber los, welcher das Wesen sehr hart traf, denn es wurde abermals schreiend an die Wand geschleudert. Es versuchte noch einmal einen Angriff, der aber fehlschlug. Nach einem weiteren Schlag von Gom war der Spuk dann auch schon vorbei, denn das Wesen löste sich auf.
Der Rest von uns stand wie geschockt still da und es herrschte nun Stille, die Phileasson damit unterbracht, dass er befürworten würde, den Raum zu schnell es geht zu verlassen. Wir stimmten alle schnell zu und stiegen wortlos weiter die Treppe hinab.
Pardonas Verrat
Weiter unten bot sich uns ein bekanntes Bild. Wieder konnten wir in einen Garten eintreten, wieder war alles wild bewachsen. Tieren und Pflanzen schien es sehr gut zu gehen. Am nördlichen Ende des Gartens war eine Art Schreibtisch zu sehen, auf dem noch Pergamente mit Notizen lagen, welche wiederum bei Berührung sofort zu Staub zerfielen. Jemand hatte auf Asdharia folgendes notiert:
„P. hat die Leitung des Kultes der göttlichen Erleuchtung übernommen“
"P. hat mit den Vorbereitungen eines Hochzeitsfestes begonnen“
Schnell kamen wir darauf, dass mit „P.“ vermutlich Pardona gemeint war. Eventuell waren dies hier ihre Gemächer. Der Aufbau dieser Etage unterschied sich nicht sonderlich von den Gemächern Ometheos und Emetiels, die bereits oben schon gesehen hatten, jedoch erschien hier alles etwas kleiner dimensioniert zu sein. Auffällig war ein Raum, der eher behelfsmäßig mit weißen Tüchern auf denen geflügelte Sonnen zu sehen waren, ausgehangen war.
Etwas weiter hinten in dieser Etage jedoch hörten wir ein Geräusch, als ob noch jemand hier war. Leiser schlichen wir zu dem Raum, aus dem die Geräusche kamen. An einem weiteren Schreibtisch saß ein Elf mittleren Alters, der etwas aufzuschreiben schien. Plötzlich wandte er sich uns zu, aber sein Blick war, als würde er durch uns hindurchsehen. Offenbar betrat jemand den Raum, den wir allerdings nicht sehen konnte. Erstand auf und machte eine Geste, um jemanden zu umarmen. Nun erkannten wir einen schwebenden Dolch, der sich jetzt hinter des Elfen Rücken befand. Ein paar Sekunden später stach die unsichtbare Person zu und trieb den Dolch in den Rücken des überrascht guckenden Elfen. Er sank zu Boden und mit letztem Atem hören wir ihn sagen: „Auch du, meine Liebe?“.
Wir wussten nicht so genau, ob dies gerade erst geschehen war, oder ob wir einen Zauber gesehen hatten. Vorsichtig betraten wir den Raum und waren mehr als erstaunt darüber, dass der Tote tatsächlich da lag. Es bildete sich eine Blutlache, welche ebenso echt war. Shaya stürzte sich auf den Elf, um zu helfen, jedoch kam hier jeder Versuch zu spät. Ihre blutigen Hände lieferten den letzten Beweis dafür, dass hier tatsächlich ein toter Elf vor uns lag. Aber wie konnte das sein? Nun fielen uns die Notizen vom Anfang wieder ein und wenn dies hier Pardona‘s Gemächer waren, so war der Tote Elf vermutlich Ometheon selbst, der durch Pardona verraten wurde, so schlossen wir. Vielleicht war Ometheon aus Liebe zu Pardona aus seinen Gemächern ausgezogen und in ihre eingezogen. Es schien, als würden sich die Bruchstücke der Geschichte dieses Turmes langsam zusammensetzen. Der Rabe flog davon…
Eine Stadt im Turm
Nach diesem Ereignis waren wir alle ebenso still, wie nach der Geistererscheinung. Wir hatten alle das Gefühl, dass sie hier etwas sehr Großes anbahnte. Wir gingen also weiter hinab und wurden fortan wirklich Zeuge, von Größe dieses Turmes.
Als nächstes kamen wir offenbar in die Etage, in der Glas verarbeitet wurde. Nach dem mittlerweile üblich gewordenen Garten erstreckten sich dahinter und drum herum viele weitere Räume mit Materialien, Werkstätten, Quartieren und Brunnenräumen. Am westlichen Ende ergab sich ein riesiger Speisesaal mitsamt angeschlossener Küche und Vorratsräumen. Weiter hinten in diesem Komplex befand sich ein sehr beeindruckendes Labyrinth aus Spiegeln, deren Qualität wirklich makellos war. Die Gänge und Räume waren teilweise eingestürzt gewesen, jedoch wurden die Trümmer teilweise wieder aus dem Weg geräumt. Wer mag nach so langer Zeit noch hier gewesen sein oder wer war vielleicht noch immer hier? Als wir gerade weitergehen wollten, sahen wir wieder einen Raben, der sich auf meinen Kopf setzte. „Wo wir Schutz finden sollten, werden wir in Wirklichkeit gefangen gehalten“ und „Ihre Kinder sind anders als wir“ entfuhr es ihm und er machte es sich an unseren Taschen und Rucksäcken zu schaffen.
Weiter unten gelangten wir in die Etage der Instrumentenbauer. Der Aufbau dieser Ebene war wieder ähnlich. Der Garten war diesmal von allerlei Nagetier bevölkert. Ein Materiallager und der ganze Rest waren auch hier wieder vorhanden. Syrixia nahm zwei Stück gut erhaltenen Mammuttons an sich, um später eine Flöte und Pfeilspitzen daraus zu fertigen. Ohm Volker fand zu seiner großen Freude eine aus Metall gefertigte Gitarre. Syrixia bemerkte eine Gestalt, die schnell aus dem Garten verschwand, als wir ihn betraten. Ohne zu zögern, rannt sie los, um die Verfolgung aufzunehmen. Wir anderen liefen hinterher, konnten Syrixia aber nicht so recht folgen. In einem der Materiallager trafen wir uns wieder und Syrixia gab uns zu verstehen, dass die Gestalt abermals weggelaufen war. Nun allerdings schien es Syrixia zu reichen, denn nach ein paar Gesten und Worten, die wir nicht verstanden, bewegte sie sich plötzlich so schnell, dass wir ihr kaum noch mit den Augen folgen konnten. Bevor wir bemerkten, dass Syrixia schon aus dem Raum gerannt war, konnten wir hören, dass sich ein Pfeil löste und jemand zu Boden fiel. Wir liefen hinterher und als wir ankamen, sahen wir eine ausgemergelte, elfenähnliche Gestalt vor uns auf dem Boden kriechend. Syrixia hielt sie fest im Würgegriff. Wir hatten so etwas noch nie gesehen. Wir versuchten auf Isdira und Asdharia etwas aus dem Wesen herauszubekommen, jedoch ohne Erfolg. Gesänge und Musik half ebenfalls nicht. Minobe gelang es schlussendlich das Wesen etwas zu beruhigen, jedoch konnten wir dennoch nichts aus ihm herausbekommen. Nach weiterem Ansehen und Rätsel raten war es Ohm Volker, der von Vampiren unter den Elfen sprach. Was sollten wir nun also tun? Einige waren wir uns, dass wir dieses Wesen nicht am Leben lassen sollten, aber wie sollten wir es töten. Syrixia sagte trocken, dass Köpfen vermutlich eine gute Idee sein würde. Noch bevor wir uns darüber einig waren, wer oder mit was das geschehen sollte, holte Raluf aus und mit einem Hieb seiner Streitaxt rollte der Kopf des Vampirs ans Ende des Raumes. Es wurde schlagartig still zwischen uns, aber man konnte spüren, dass wir etwas erleichtert waren, dass Raluf uns die Entscheidung abgenommen hatte. Wir brachten Körper und auseinander und gingen weiter zur Treppe.
Wieder eine Etage tiefer kamen wir zu den Juwelieren, mit allen dazugehörigen Räumlichkeiten. Im Garten lief eine Statur in Bärenform auf und ab. Zunächst waren wir nicht sicher, ob es sich nicht vielleicht um einen echten Bären handeln würde, aber sein Verhalten erinnerte dann doch zu sehr an die Statuen, die wir schon auf dem Heiligtum gesehen hatten. Sehr zum Leidwesen von Phileasson und Benjulf, gab es in den Lagern der Juweliere allerdings leider keinerlei Materialien, die noch verwertbar gewesen wären. Gold und Edelsteine suchte man hier vergebens.
Abermals eine Etage tiefer waren es nun die Steinmetze, welche hier ihrer Kunst nachgingen. Steinblöcke, Büsten und Statuen waren noch teilweise sehr gut erhalten zu sehen. Einige der Statuen bewegten sich in der Art, die wir schon vom Heiligtum her kannten. Im Nordosten allerdings war einige der Räume plötzlich dunkel, war doch sonst immer alles zu hell beleuchtet. Es schienen kleinere Werkstätten zu gewesen zu sein, aber die Frage blieb, warum sie dunkel waren. Als wir weitergingen, merkten wir, dass es recht schnell kälter wurde, also machten wir ans abermals kampfbereit. Wir kamen in einen etwas größeren, aber ebenso dunklen Raum, der offenbar einen Durchgang hatte, denn durch diesen konnte wir etwas purpurfarbenes scheinen sehen. Als wir genauer hinsahen, entdeckten wir jemanden am Boden liegend und die purpurfarbene Lichtquelle schwebte darüber. Die Leiche war ein tiefgefrorener Elf, der möglicherweise damals hier gearbeitet hatte. Wir fragten uns allerdings, warum ausgerechnet hier jemand von damals liegen sollte und überall anders, wo wir bisher gewesen sind, war niemand der früheren Bewohner zu sehen. Die Kälte, die wir spürten, kam von einem eisigen Tor, welches geschlossen auf der Ostseite des Raumes zu finden war. Syrixia war entschlossen, es zu öffnen, aber sie war nicht starg genug. Raluf und ich halfen. Es war ein Durchgang zu einem Balkon an dem Kräne angebracht waren. Vermutlich, um schwere Steinblöcke hier herauf zu transportieren. Der kurze Blick nach draußen verriet uns, dass es nun bereits spät am Abend sein musste. Also entschlossen wir uns hier Rast zu machen. Wir suchten uns den Eingangsbereich aus, denn Syrixia wollte sicherstellen, dass sich niemand hinter uns hier hereinschleichen kann, wenn wir schlafen. Also schlugen wir unser Lager im Speisesaal auf, immer mit dem Blick auf den Garten und die Treppe, damit uns niemand überraschen konnte…
Wir sind nicht allein
Wir alle konnten in Ruhe die Nacht verbringen, es blieb still und wir ungestört.

Am nächsten Tag gingen wie weiter die Treppe hinab, um die nächste Etage zu erkunden. Der Eingangsbereich war dieses Mal ein Garten mit einem Fluss mitten durch und über diesen Fluss führte eine Regenbogenbrücke. Die machte keinen wirklich stabilen Eindruck, da sie auch zum Teil durchsichtig war. Rondario sagte, dass über derartiges in der Welt der Elfe schon einmal gelesen hatte und dies tatsächlich eine echte Brücke darstellen sollte. Minobe nachte die die Probe und befand die Brücke als in Ordnung. Wir gingen hinüber und stellten fest, dass dieser Palast offenbar etwas mit Magie oder Lehre zu tun gehabt haben muss. Überall gab es, zu Rondarios Bedauern verfallene, Bibliotheken und kleine Räume, die als Lesestätte dienten. Minobe fiel die Lupe wieder ein, die sie von Rondario auf dem Segler bekommen hatte, denn einige der Buchrücken waren noch erhalten und sie wollte es sich etwas genauer ansehen. Sie staunte nicht schlecht darüber, denn sie stellte fest, dass diese Lupe nicht nur Dinge vergrößern konnte, sondern sie Übersetzte auch alles, so dass es für Minobe lesbar war. Als sie das kund tat, betrachtete Rondario aus Neugier seinen Füllfederhalter und auch dieser war etwas ganz Besonderes, denn er brauchte tatsächlich weder in Tine getaucht zu werden, noch musste man ihn nachfüllen. Mit diesen beiden Gegenständen probierten wir nun alle möglichen Kombinationen von Sprache und Halter der Lupe aus. So kamen wir zu dem Schluss, dass die Lupe alles auf Asdharia und Isdira Geschriebene in die Muttersprach desjenigen, der die Lupe hielt.
Vollkommen unvermittelt, meldete sich der Rabe, den wir alle in der Euphorie dieser Entdeckung vergessen hatten zu Wort. "Überlegt euch gut woran ihr glaubt, denn es könnte wahr werden.", krächzte er.

Der nächste Bereich weiter unten war anders, als alles Bisherige, denn alles war vollkommen dunkel. Auch gab es keinen Garten, wie sonst üblich in den Eingängen. So zündeten wir Fackeln an und stießen vorsichtig vor. Es stellte sich heraus, dass es sich vermutlich um den Schmiedepalast handelte, denn wir fanden Reste von Ambossen, Schmieden, Hochöfen und Essen, aber alles war, ebenfalls anders, als sonst, vollkommen zerstört und auseinander gerissen. An einigen Stellen war zu sehen, dass Trümmer beiseite geräumt wurden, aber diese Bild zog sich durch die ganze Etage. Es mutete etwas gruselig und vor allem seltsam an, auch für den Raben, denn er entschied sich, uns nicht mehr zu begleiten.

Wir waren alle froh, als wir die Schmiede wieder verlassen konnten, den sie Stimmung darin begann sich auf uns niederzuschlagen. Im neuen Palast war wieder alles beim Alten, denn wieder war alles hell erleuchtet und es gab einen Garten im Eingang. Wieder hörten wir elfisches Geflüster und stellten fest, dass kein Rabe war, sondern eine Katze. Leider fühlte sie sich von Minobe erschreckt, so hatten wir keine Möglichkeit sie näher zu betrachten. So gingen wir weiter und fanden Werkstätten und Ausstellungsräume für unglaublich feine und schön gearbeitete Figuren und Gegenstände aus Mammuton. Die Kunstfertigkeit, mit der alles gearbeitet war, überstieg alles, was wir alle bisher jemals gesehen hatten. Jeder von uns, nahm ein paar dieser kleinen Figuren an sich.

Als nächstes mussten wir dem Symbol nach wohl in den Theater- oder Schauspielerpalast gekommen sein. Noch bevor wir uns für eine Richtung entscheiden konnten, hörten wir etwas aus dem uns gegenüberliegenden Brunnenraum, als wir nachsahen, war es dann offenbar der nächste Raum, der unüblicherweise durch eine Tür verschlossen war. Die Tür selbst war nicht verschlossen, also wagte ich einen Blick hinein. Das, was dahinter die Geräusche machte, war etwas durchaus Beeindruckendes und zugleich Furchterregendes. Es nahm keine Notiz von uns

und war damit beschäftigt, Trümmer und Schutt bei Seite zu schaffen. Wir diskutierten ein wenig, ob wir es nicht einfach in Ruhe lassen sollten, allerdings überwog die Meinung, dass wir es besser nicht am Leben lassen sollten, damit wir ihm nicht zufällig woanders begegnen würden. So schoss Syrixia den ersten Pfeil, der leider verfehlte und an der Wand zerschellte. Das Wesen drehte sich um und stürmte sofort und sehr schnell in unsere Richtung. Der Orcanofaxius von Rondario traf zwar voll, aber das Wesen blieb eher unbeeindruckt. Es schlug auf Gom’s Schild, welcher einige Probleme hatte, den harten Schlag zu parieren, ohne umgestoßen zu werden. Es folgten noch einige von Rondarios Zaubern, Syrixias Pfeilen und Schlägen von uns. Gom’s Schild wurde während des Kampfes vom Wesen zerschlagen, so kräftig war es. Kaum war es tot, hörten wir Schritte aus Richtung der Treppe auf uns zu kommend.

Kaylil'Yanka
Ich warf Gom meinen Thorwaler Schild zu, nahm meinen Elfenschild und versuchte sofort in den Eingang zu gelangen, damit ich die anderen schützen konnte. Es waren fünf Elfen, die sich uns näherten, einige von ihnen bewaffnet mit Waffen, deren Äußeres ich schon mal irgendwo gesehen hatte. mir fiel nur nicht ein wo und wann. Sie schienen ungehalten zu sein, aber nicht auf einen Kampf aus. Syrixia übersetzte uns, dass sei fragten, was hier vor sich gehen würde und verlangten, dass wir uns zu erkennen geben. Syrixia blieb beeindruckend ruhig und stellte offenbar zuerst einige Gegenfragen, die die Elfen tatsächlich beantworteten. Sie waren offenbar schon länger hier und kontrollieren Geschöpfe, wie das, welches wir soeben getötet hatten. Außerdem sagten sie, dass sie mit dem Aufstieg betraut worden waren, was auch immer das heißen mochte. Sie behaupten diesen Turm hier zu bewachen. Nach ein paar von Syrixias Fragen mehr, hatte einer von ihnen genug und machte sich bereit zum Zaubern. Dies veranlasste mich, meine Waffen fallen zu lassen, die Hände zu erheben und zu signalisieren, dass wir nicht kämpfen wollen. Ich dachte mir, dass selbst wenn diese Elfen nur die Hälfte der Kräfte hatten, wie die Erschaffer des Turms, dann können wir nicht gegen sie bestehen. Es schien zu wirken, den alle entspannten sich etwas. Sie baten uns, sie zu begleiten, damit wir uns alle gegenseitig richtig vorstellen könnten. Sie taten dies bereits. Sie hießen Kalil'Yanka, Aray, Ledrith, Valari und Kartaboz. Etwas zögerlich und vermutlich auch mangels Alternativen, stimmten wir schließlich zu. Die Elfen gaben an, dass sie noch den anderen Bescheid sagen wollten und fingen an, eine Notiz zu verfassen. Plötzlich fühlten wir alle etwas Dunkles auf uns zukommen…
Wären wir doch besser allein
Einer der fünf fing an, etwas Rauch in seinen Händen zu Zaubern. Es war dunkler, fast schon dickflüssiger Rauch und es schossen kleine Blitze heraus. Es schien, als würde alles um uns herum ein wenig dunkler werden. Dann sahen wir, wie aus dem dicken Rauch ein kleiner fledermausartiger Flügel hervorbrach, dann noch ein weiterer und ein kleiner echsenartiger Kopf. Es war ein Drache, der beschworen wurde. Aber dies war kein gewöhnlicher Drache. Von diesem ging eine dunkle und böse Aura aus. Rondario flüstere etwas auf Bosperano was sich anhörte wie: “Daimonicus“. Ich drehte mich um und blickte Rondario fragend an und sah, wie er bereits mit seinen Händen einen seiner gefürchteten Zauber bildete. Er nickte mit zu.
Ich nahm sofort meine Waffen wieder hoch und forderte die Elfen aus, sich zu erklären. Syrixia spannte ebenso schnell ihren Bogen, auch Gom war beeindruckend schnell kampfbereit. Die Elfen drehten sich um und schienen etwas überrascht zu sein, dass wir ihr Vorhaben missbilligten, dennoch fing einer der ihren sofort an, etwas zu zaubern. Die, die sich Kalil nannte fing an, sie verfehlte aber und parierte meinen Gegenschlag. Es war, als blickten alle gespannt auf uns und der Ausgang des kleinen Zweikampfes. Als sie meinem Schlag auswich begannen nun alle aufeinander einzuschlagen. Rondario bemerkte den Zaubernden und verpasste ihm einen Horiphobus, der den Elf seine Haare raufend in der Ecke kauernd zurückließ. Die Elfen bewegten sich außergewöhnlich schnell und zielsicher, denn sie wichen nicht nur gekonnt unseren Schlägen aus, sondern auch Syrixia‘s Pfeilen. Phileasson, Raluf und Yno warfen sich ebenso in den Kampf, wie wir alle. Minobe ließ ihren Kampfstab auf der Suche nach Gegnern durch dem Raum fliegen und traf schließlich den kleinen Drachen, dessen kurze Existenz si damit beendete. Ich konnte nicht mehr sagen, wer von uns auf welchen Gegner schlug und wer zuerst oder zuletzt am Boden lag, allerdings waren es die Elfen, die sich hier offenbar überschätzt hatten. Sie schienen außerdem nicht von guter Konstitution gewesen zu sein, denn es brauchte nicht viele Schläge, bis sie zu Boden gingen. Nach diesem kurzen, aber recht intensiven Scharmützel bemerkten wir, dass noch eine ihnen am Leben war. Wir zogen ihn nach hinten und wollten ihn vorerst vor dem Tode bewahren, um möglicherweise noch Antworten aus ihm herauszupressen, aber alle Bemühungen kamen zu spät. Er erlag seinen Verletzungen wenig später dennoch.
Wir durchsuchten die Leichen und fanden eine Laterne aus schwarzem Metall, welche ich an mich nahm. Aus eben solchem Metall hergestellt, fanden wir noch zwei Schwerter, die dem mittelreichischem Nachtwind sehr ähnelten. Syrixia und ich nahmen jeweils eines davon an uns. Rondario hielt Ausschau nach der Notiz, die an die Freunde der Elfen verschickt werden sollte. Es war eine Warnung…
Eine Stadt im Eis
Wir versorgten unsere Wunden und schafften alle Elfen zu dem Wesen, welches wir vor ihnen erledigt hatten. Wir ließen es so aussehen, als ob die Elfen gegen das Wesen gekämpft hätten und dabei alle umgekommen waren. Ich konnte nicht sagen, wie glaubwürdig dies war, aber hielten es für eine gute Idee. Nachdem wir das taten durchstreiften wir diesen Palast, nun auch um sicher zu gehen, dass niemand sonst hier war. Dieser Palast war jedoch leer und bis auf einen wirklich beeindruckenden Theatersaal mit schwebenden Logen wenig ergiebig.

Die Treppe hinab ging, standen wir vor einer Tür, welche nicht verschlossen war. Als wir sie öffneten, standen uns die Münder offen. Es war, als würden wir aus dem Turm heraus in ein weite Graslandschaft blicken. Die Sonne schien und es wehte ein laues Lüftchen, alles roch nach Wald und Gras. Die Weiten waren schier endlos. Es waren weder Wände noch andere Türen zu erkennen. Ein paar von uns gingen hinein und blickten zurück zur Tür welche sich wie dahingestellt mitten in einem Wald befand. Ich versuchte, die Wand mit der Tür zu ertasten, jedoch spürte ich nur das Holz der Bäume. Ich konnte sogar hinter der Tür in den Wald hinein gehen. Ich versuchte dann an die nördliche Wand des Raumes zu gelangen, jedoch war auch dies nicht möglich. Ich lief sicher hundert Schritt nach Norden, ich befand mich aber nach wie vor an einem Waldrand auf einer Grassteppe. Benjulf war vollkommen außer sich vor Begeisterung, ob dieser unglaublich außergewöhnlichen und mächtigen Illusion. Derweil schlossen die anderen die Tür und sie verschwand vollständig. Wollte man sie ertasten, spürte man abermals nur das Holz des Waldes. Die anderen, die draußen geblieben waren berichteten, dass als die sie Tür nochmals öffneten, sich eine felsige Küste vor ihnen auftat und auch bei nochmaligem Öffnen diese Küste bestehen blieb. Das Einzige, was uns einfiel, wie man eventuell wieder hier herauskommen konnte, war so etwas Einfaches, wie ein Kommando zu sprechen, damit sich der Ausgang wieder zeigte. Da Syrixia die Einzige war, die von uns Elfisch sprechen konnte, sagte sie etwas, und tatsächlich erschien der Ausgang wieder. Die draußen Gebliebenen sahen uns wieder und waren eben so wie wir erleichtert. Nach diesem Schreck machen wir uns trotzdem daran, diesen Palast zu erkunden. Überall erschienen weitere dieser fantastischen Illusionen. In einem Raum regnete es und als wir herausgingen, waren wir tatsächlich nass. Wahrhaftig unglaublich…

Als nächstes betraten wir den Palast der Vogelherren. Schon der Garten war über die Maßen gefüllt mir Falken und Raben. Aus einem benachbarten Raum vernahmen wir abermals einige elfische Satzfetzen. Wir sahen vorsichtig nach und kamen in eine riesige Vogelvoliere mit dutzenden von Raben. Einer von ihnen wurde offenbar gerade von einer Katze gefangen, die drauf und dran war, diesen zu verspeisen. Die elfischen Sätze kamen von ihr. Leider war mein Versuch, die Katze anzulocken erfolglos, denn sie verschwand mit ihrer Beute schnell im Dickicht. Der übrige Palast war voll mit solchen und auch kleineren Volieren verschiedenster Vogelarten. Mit war nicht bewusst, dass Elfen eine besondere Beziehung zu Vögeln hatten.
"Hütet Euch davor den Glauben an das zu verlieren, was ihr selbst geschaffen habt, oder es wird sich gegen euch wenden."
"Ometheon hat das Rennen gewonnen."
"wer das Dämonenportal durchschreitet, hat sein iama verwirkt"
"Seid auf der Hut vor den Tiefen, denn sie haben ihre Augen überall"
"Wo wir Schutz finden sollten, werden wir in Wirklichkeit gefangen gehalten"
"Ihre Kinder sind anders als wir"
"Überlegt Euch gut woran ihr glaubt, denn es könnte wahr werden"
" Findet die Spuren, die unsere Tränen, unsere Verzweiflung in die Wände der Kerker gegraben haben. Und berichtet der Welt was mit jenen geschah, die von Himmelsturm den Himmelssturm wagten."
"Unsere Brüder aus Tie Shianna werden uns erlösen"
"Wehe dem, der die Göttin zaubern sieht"

Es folgte der Palast der Dichter, welcher sich von allen anderen Palästen kaum unterschied. Einzig die unglaublich riesige Bibliothek blieb nachhaltig in unseren Köpfen. Es war ein bestimmt fünfzig Schritt langer Raum, welcher über und über mit Regalen voller bestückt war. Nicht nur, dass diese Regale mehrere Schritt in der Höhe maßen, der Raum selbst beinhaltete fünf Stockwerke voller dieser Regale, welcher wiederum voller Bücher waren. Zum Leidwesen von aller, war kein einziges davon mehr in einem lesbaren Zustand.

Der folgende Palast sollte gleichzeitig auch der letzte sein, den wir betraten. Es war der der Schiffsbauer. Zunächst nahem wir die gewohnte Route, um diesen Palast zu untersuchen. Wir sahen einige Werkstätten und Holzlager. Auffällig war, dass wir abermals nicht wertvolles mehr sahen. Alle Werkzeuge und hochwertigen Materialien waren, wie schon bei den Gold- oder Waffenschieden, verschwunden. Im westlichen Bereich des Palastes fanden wir eine Treppe, welche nach unten führte. Dies hatten wir noch nie. Wir gingen vorsichtig hinunter und fanden eine riesige Höhle mit einem zugefrorenen See vor. Westlich befand sich ein Eissegler im Bau, welcher den von Ometheon in Dimension und Präsenz mit Abstand ausstechen sollte. Dieser war bestimmt gut 70 Schritt in der Länge. Wir durchsuchten noch ein paar angrenzende Lager für Holz, Hanf und Tücher und fanden in einem ein verlassenes Lager für bestimmt zehn Personen. Wir konnten nicht sagen, ob es vor Kurzem erst verlassen wurde oder schon seit Jahrzehnten nicht mehr verwendet wurde. Yno bemerkte auf dem See eine andersartige Stelle und untersuchte sie. Er winkte uns aufgeregt zu, als er dort war. Das Eis im See an dieser Stelle war vollkommen klar durchsichtig und was wir in er Ferne auf dem Grund sahen, überraschte uns abermals und vollkommen. Es war eine ganze Stadt auf dem Grund errichtet worden, welche obendrein noch hell erleuchtet und offenbar bewohnt war. Die Eisschicht war zu dick, um ein Loch hindurchzuschlagen. Es wäre ohnehin ein sehr gefährliches Unterfangen gewesen, in eiskaltem Wasser soweit tauchen zu wollen.
Ein Park im Keller
Die Wendeltreppe, die wir bereits den ganzen Turm heruntergeklettert sind, war auch von der Höhle aus erreichbar und sie führte noch weiter nach unten. Nach einem kurzen Stück verschwanden die Wände und wir liefen im Freien hinunter. Wir konnten auf einen riesigen Garten blicken und wir selbst stiegen aus dem Himmel die Wendeltreppe hinab. Es war erneut wahrlich ein Augenöffner. Wir sahen kleine Wäldchen und ein großzügig angelegtes Wegesystem. Alles war bereits recht verwildert, aber dennoch funktionierte hier alles noch wie von selbst. Die Tiere versorgten sich selbst und den Pflanzen und Bäumen schien es gut zu gehen. Etwas weiter hinten sahen wir ein kleines Gebäude auf einer Insel in einem versumpften See. Am Fuße der Treppe fiel uns auf, dass ein Weg deutlich besser frei geräumt war, als alle anderen. Offenbar war dieser noch in Benutzung und so beschossen wir einen Rundgang zumachen, um nicht überrascht zu werden, allerdings oder besser glücklicherweise wurden wir nicht fündig. Zu dem Gebäude, welches wir von oben sahen, führte ein Weg, der ebenfalls freigeräumt war. Also entscheiden wir, dies einmal genauer zu untersuchen. Am Rand des Weges standen viele Statuen, welche sich bewegten, so wie wir es bereits von anderen kannten. Kurz vor dem Abgang in dem Gebäude, aus dem tatsächlich Geräusche wahrzunehmen waren, stand eine Weitere Statue eines Greifen, die aber aus anderem Material zu sein schien. Als wir näher kamen, ließ er uns nicht mehr aus den Augen. Ich ging etwas weiter nach vorne und verbeugte mich, ohne zu wissen, ob dies etwas war, was uns helfen hätte können. Und offenbar tat es das nicht, denn der Greif sprang von seinem Sockel herunter und griff mich sofort an. Ich war nicht im Stande seinen Angriff zu parieren und spürte die volle Kraft und Härte seines Bisses. Es war, als würde er mir den Arm abreißen und ich war nicht mehr fähig meinen Schild zu heben. Gom konnte einen Treffer landen und einem Angriff mit viel Kraftaufwand widerstehen, allerdings waren normale Waffen mehr oder weniger nutzlos, denn er bestand aus Stein oder etwas Steinähnlichem. Syrixias Pfeile prallten ebenfalls wirkungslos an ihm ab. Es war wieder einmal Rondarios Orcanofaxius, welcher den Greifen schlussendlich zerbersten ließ. Um ehrlich zu sein, hatte ich bereits unseren Tod vor Augen, denn unsere Magier hatten nicht mehr viel ihrer Astralkraft übrig. Nach diesem kurzen aber sehr intensiven Kampf entschieden wir erst einmal uns auszuruhen, um Kräfte für den weiteren Abstieg zu sammeln.
Lebendig begraben

Am nächsten Tag stiegen wir die Treppe hinab und gelangten an die Tür mit dem Symbol der geflügelten Sonne. Wir zögerten, aber schließlich gingen wir hinein. Zunächst durchsuchten wir große Speisesäle, an welche eine Küche und Vorratskammern anschlossen. Dahinter befanden sich zellenartige Räume mit einem Loch in der Wand. Offenbar waren es Räume, um etwas abzuhören, denn metallene Rohre schlossen an die Löcher an. Hören konnten wir allerdings nichts. Wir gingen weiter durch ein großes, metallenes Tor und kamen offenbar in etwas, was ein Thronsaal sein war. Alles war still und eher dunkel, aber obwohl der Thron selbst keine eigene Beleuchtung hatte, ging von ihm ein seltsames Leuchten aus. Je näher wir dem Thron kamen, desto unwohler fühlten wir uns. Shaya und Benjulf hörten schreiende Leute, welche sich vor Qualen und Schmerzen wanden, aber wir anderen konnten nichts dergleichen vernehmen. Wir entschieden uns, den Thron nicht weiter zu untersuchen, denn wir alle hatten ein sehr ungutes Gefühl. Hinter diesem Saal befand sich eine Kammer mit einer weiteren Treppe, welche offenbar dem Oberhaupt gehörte. Rondario und ich wollten der Treppe nachgehen, aber nach etwa fünfzehn Minuten des Treppensteigens hielten wir inne. Es konnte nicht mit rechten Dingen zugehen, denn eigentlich hätten wir sogar schon wieder im Park über uns sein müssen. Vielleicht was dies eine Fluchttreppe?

Wir gingen weiter nach unten und unter dem Thronsaal fanden wir einen Raum, mit viel sehr massiven Holztischen, an welchen eiserne Fesseln angebracht waren. In den Schränken befand sich Operationsbesteck, was bei genauerer Betrachtung nahezu unbenutzt und vollkommen neu aussah. Zwischen den Schränken war ein Loch im Boden an dessen Ende es rötlich leuchtete. Von dort vernahmen wir nun alle einige Geräusche. Offenbar gab es unter uns noch jemanden oder etwas. Durch ein weiteres Tor gelangten wir allerdings in den bisher abscheulichsten Raum von allen. Im Kreis herum standen dort acht gläserne Zylinder mit einer Flüssigkeit gefüllt. Darin schwammen fürchterlich entstellte und widerlich aussehende Kreaturen. Einige davon starrten uns an. Wir vermuteten, dass hier Versuche mit den Himmelsturmbewohnern gemacht wurden, um neue Wesen zu erschaffen. Die fünf, die wir weiter oben getötet hatten, waren sicher die Ausgeburt dieser Versuche. Am Ende des Raumes befand sich ein kupfernes Tor mit sich bewegenden Dämonenfratzen darauf. Glücklicherweise konnten wir alle der Neugier wiederstehen, sie zu öffnen. Aus einer der vier weiteren Zellentüren, konnten wir ein Geräusch wahrnehmen. Als wir den Sichtschacht öffneten stank es ekelerregend, aber eine Stimme war zu hören, die Tulamidia sprach. Minobe fand schnell heraus, dass es Abdul el'Mazar, ein Gefangener aus der Khom war, der hier schon länger festgehalten wurde. Er wusste weder wie lange genau noch wer oder wie er hierhergekommen war. Zurücklassen wollten wir ihn aber auch nicht, so kümmerte sich Shaya um ihn. Wir alle drängten darauf, diesen Raum so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Zur Sicherheit schoben wir einen der schweren Tische vor das Eisentor, um die Dämonen wenigstens ein wenig aufzuhalten, falls sie sich aus ihrem Gefängnis befreien sollten. Wir untersuchten den Tempel noch weiter und es machte den Anschein, dass hier einst Schüler in die Lehre gingen und es ein Ort des Glaubens war. Uns war aber klar, dass es hier nicht friedlich gewesen sein musste.
Weiter unten, die Haupttreppe hinab, gab es noch einen weiteren Palast. Ein eher schmuckloses Symbol, welches eine Hand schützend über ein paar Elfen darstelle, befand sich über dem Eingang. Als wir hineingingen, sahen wir einen kreisrunden Raum mit nur einem Tisch und vier Stühlen daran. Dahinter sechs metallene Zellentüren. Auf dem Tisch befand sich ein Buch ohne Titel und darin hunderte elfische Namen und alle samt durchgestrichen. Wir ahnten schreckliches, als wir die Zellentüren öffneten und unsere Ahnung wurde bestätigt. Hinter jeder dieser Türen befand sich eine riesige Halle, welche offenbar als Gefängnis für viele Elfen diente. Es hab provisorisch eingerichtete Separees und Abteile. Hier müssen hunderte gefangen gehalten worden sein. Es gab Texte, die eingeritzt wurden, aber Spuren von verzweifelten Taten an den Wänden. In einer der Hallen befand sich sogar eine komplette Karte, welche in das Blei, mit dem alle Hallen ausgekleidet waren, geritzt wurde. Wir blickten lange darauf und kamen zum Schluss, dass es eine Zeichnung der großen Elfenstädte sein musste. Wir verstanden nicht alles, aber der Himmelsturm war hier ebenso zu finden, wie einige Orte, die noch heute bekannt waren. Aus diesen Hallen wurden vermutlich alle Bewohner dieses Turmes nach und nach zur Zwangsarbeit im wahrsten Sinne des Wortes verheizt oder sei wurden für die widerlichen Kreuzungsversuche unter dem Thronsaal verwendet. Mit wurde schlecht bei dem Gedanken daran.

Auf dem Grund allen Übels
Mit dieser schweren Last in den Gedanken, gingen wir weiter nach unten. Es wurde immer wärmer, ja schon fast heiß. Am Fuße der Treppe blickten wir in eine Höhle in der offenbar noch gearbeitet wurde. Die Höhle selbst war rot erleuchtet, durch die Lavaseen, die offenbar auch für die Hitze sorgten. Wo sind wir hier nur hingeraten? Was hat das alles zu bedeuten?

Der Krach hier unten war ohrenbetäubend. Rechts von uns sagen standen wir einem Lavasee gegenüber, welcher allein bereits für sehr viel Hitze sorgte und schwefeligen Geruch verbreitete. Dahinter befanden sich Geysire, deren Wasser durch eine Apparatur in einen weitere, viel größere Lavasee geleitet wurde. Dies sorgte für unsäglich lautes Zischen, des verdampfenden Wassers und für abermals noch mehr Hitze durch eine Hohe Luftfeuchtigkeit. Wir sahen Dutzende Menschen, Zwerge und Elfen an den beiden übrigen Lavaseen arbeiten. Weiterhin sorgte etwa ein Dutzend der Kreaturen aus dem Raum unterhalb des Thronsaals dafür, dass die Sklaven auch arbeiteten, die damit beschäftigt waren, Unmengen an Glas herzustellen. Außerdem befanden sich noch mehrere, schwarz gekleideter, dunkler Elfen, die aussahen wie die um Kalil im hinteren Teil der Höhle. Südwestlich in der Höhle befand sich ein Durchgang, dessen diesseitiges Ende wie ein Portal aussah. Es näherten sich uns zwei dieser Elfen, was uns veranlasste, uns hinter der Treppensäule zu verstecken. Die Dunkelelfen entkleideten sich und gingen im kleinen See vor uns baden.
Die schiere Menge an Leuten, die sich hier in den Höhlen tummelten, ließ uns daran zweifeln, dass wir noch weiter in unserem Vorhaben, den Geheimnissen dieses Ortes auf den Grund zu kommen, noch fortführen konnten. Auch Phileasson war der Meinung, dass wir hier nichts mehr erreichen konnten, sogleich ihm auch das Zurücklassen der vielen Sklaven schmerzte. Shaya war ebenfalls der Ansicht, dass wir unser Leben nicht derart leichtfertig aufs Spiel setzen sollten. Also beschlossen wir, die Treppe wieder heraufzuschleichen, was mir allerdings nicht gelang, denn mein Zweihänder schleifte an der Treppenwand entlang.
Die Flucht
Nicht sicher, ob mein Missgeschick Gehör fand, versuchten wir uns dennoch etwas zu beeilen, wieder zum Tempel der geflügelten Sonne zu gelangen, denn wir wollten die Treppe im Raum hinter dem Thronsaal raufgehen. Also wir im Thronsaal angekommen waren, blieb Rondario plötzlich stehen. Er hörte etwas Flatterndes die Wendeltrappe raufkommen. In Hektik, versuchten wir hinter die Flügeltür zu kommen, damit wir was immer es auch war überraschen konnten. Syrixia allerdings versuchte es erst gar nicht, denn sie spannte ihren Bogen mit einem dieser schwarzen Pfeile und wartete nur, bis es um die Ecke bog. Es war ein Spion, ein geflügeltes Auge. Syrixia schoss präzise und mit einem Pfeil war es sofort tot. Wir waren uns einigermaßen sicher, dass dieses Wesen nicht in dauerhaftem Kontakt mit seinem Erschaffer stand, also versteckten wir es und gingen schnell zur Treppe. Wir gingen mehrere Stunden dauerhaft die Treppen hinauf, bis wir zu einem längeren Korridor kamen, der uns geeignet erschien zu rasten. Hier herrschte absolute Stille und es war, anders als im Rest des Turmes, vollkommen dunkel.

Am frühen Morgen wurden wir von einem schnell in Richtung Yno laufenden Rondario aus dem Schlaf geholt. Yno hatte eine geisterhaft Elfengestalt bemerkt, welche sich auf ihn und uns zubewegte. Noch schlaftrunken, waren wir alle nicht wirklich in der Lage uns sofort kampfbereit zu machen, da holte Yno bereits aus und schlug wirkungslos mitten durch den Geist. Der bewegte sich vollkommen unbeeindruckt und ohne Notiz von uns zu nehmen einfach durch ihn und uns durch, bis er sich schließlich bei Crottet oder besser scheinbar in ihm auflöste. Crottet erschrak und nahm sofort einen kleinen Talisman zum Gebet in die Hand. Shaya kümmerte sich um ihn. Da wir nun ohnehin bereits wach waren, gingen wir weiter nach oben. Es dauerte abermals mehrere Stunden, aber wir erreichten das Ende der Treppe, welche im unfertigen Raum des Palastes von Pardona und Ometheon die letzte Stufe hatte. Auf dem Weg zur Wendeltreppe, bemerkten wir, dass hier eine größere Gruppe an Leuten rast gemacht hatte. Außerdem gab es hier eindeutige Spuren des Kampfes. Wir vermuteten, dass Beorn bereits hier war, aber von Suchtrupps der Dunkelelfen überrascht wurde. Wir beließen es aber dabei und begaben uns schnellst möglich zur Plattform mit Ometheons prunkvollem Eissegler.
Als wir dort angekommen waren, mussten wir feststellen, dass Beorn nicht direkt ehrenhaft mitspielten, den er und seine Leute sabotierten unsere Eissegler, so dass deren Kufen abgehakt wurden. Zudem wurde alles durchsucht und unter Anderem auch die Sichergestellten Karten von Ometheons Eissegler waren nun entweder zerstört oder gestohlen. Minobe war außer sich. Ich äußerte die Frage, ob wir es nicht vergelten und für gleiche Chancen sorgen sollten. Phileasson verneinte das eindrucksvoll und befahl uns nicht ebenso unehrenhaft zu handeln, wie es Beorn schon tat. Wir gehorchten und nahmen Ometheons Eissegler statt der unseren. Es dauerte ein paar Stunden, diesen wieder fahrtauglich zu machen, aber schließlich legten wir ab. Es war schön, wieder freien Himmel über uns zu sehen und als die Sonne aufging, sahen wir auch den Richtstrahl wieder. Bis wir den Boden wieder erreichten, überlegten wir, was wir nun mit diesem äußerst komfortablen Gefährt machen sollten, den es bot deutlich mehr Platz, als ein Drachenboot und außerdem sah es sehr viel schöner aus.
Kaum, dass wir den Boden erreichten, erspähte Gom aus dem Krähennest etwas, was uns zu folgen schien, aber in einem sehr plötzlich aufkommenden Nebel verschwand. Aber bereits nach kurzer Zeit hatten wir die Gewissheit, dass uns ein junger Gletscherwurm nachstellte. Wir machten uns erneut kampfbereit. Syrixia schoss sofort los und durchstieß einen Flügel, was den Drachen nicht wirklich störte. Rondario schickte wieder einen Orkanofaxius, der voll traf und den Drachen gegen die Eisseglerwand warf. Der Drache konterte mit einem Eisatem, der Rondario und Phileason traf. Dieser wiederum warf seine Axt und traf den Drachen, welcher schmerzerfüllt aufschrie. Ein paar von Syrixias und Crottets Pfeilen später, landete der Drache auf dem Bug des Eisseglers. Nun konnten auch die andern in den Kampf einsteigen. Zunächst allerdings schlug der Drache nach Rondario und er traf mit voller Wucht, so hart, dass Rondario sich aus dem Rest des Kampfes zurückzog. In der Nähe des Drachen war es so kalt, dass es uns schmerzte. Nun stürmten wir alle los und schlugen auf des sechs Schritt Schultermaß messenden und ausgesprochen zähen Drachen ein. Mir gelangen schlussendlich zwei mächtige Treffer mit meinem Zweihänder. Der erst schlitzte die Brust einmal quer der beiden Vordertatzen auf und mit dem anderen, dem letzten, Schlug ich dem Drachen den Kopf ab, so dass dieser noch auf dem Segler zurückblieb und der Körper von der Reling rutschte. Nach ein paar Minuten des Jubelns, stellten wir fest, dass der Drache im Kampf einige seiner Schuppen verloren hatte, aus denen sich hervorragende Schilde und Rüstungen herstellen lassen. Syrixia riss sich einen Zahn aus dem Maul des Drachen. Minobe bemerkte, dass diese Art der Drachen magiebegabt waren und demnach ein Karfunkel im Schädel des Tieres zu finden sein müsste. Zu unser aller Erstaunen war es tatsächlich so. Ich griff von hinten durch den Hals in den Kopf und riss einen etwa zwei Fäuste großen, schimmernden Stein heraus. Viele wussten um diese sagenumwobenen Karfunkel, doch niemand von uns hatte je einen zu Gesicht bekommen, noch hielt jemand einen und den Händen. Minobe war begeistert und schrie, dass ich ihn ihr geben sollte. Syrixia, Rondario und Benjulf taten es ihr gleich. Kurz bevor es außer Kontrolle zu geraten schien, schritt Phileasson ein, welcher entschied, dass diese Ehre mir gebührte, denn ich war der Drachentöter, der der Bestie den Kopf abschlug. Es dauerte noch ein paar Minuten, bis alle damit einverstanden waren, aber am Ende nickten alle akzeptierten.

Der Rest der Reise bis zum südlichen Ende Yetilandes verlief reibungslos und als wir mit dem Drachenkopf voran an den Bug des Eisseglers gebunden ankamen, wurden wir mit frenetischem Jubel empfangen. Am Abend gab es ein rauschendes Fest, bei dem wir die unglaublichen Geschichten erzählten, die sich im Himmelsturm und auf dem Weg dahin zugetragen hatten. Phileasson hielt sich etwas zurück, denn schon am nächsten Morgen soll es weitergehen. Diesmal allerdings gen Süden…
Skaldenwerke IV:
Die Klage vom Himmelsturm Ein Ort voller Glanz, voller Zauber und Zier
Von den Alten gefunden, frei von Zwängen und Gier
Lebten glücklich zusammen in Palästen im Eis
Die zwölf Clans, und sie schufen wahre Wunder voll Fleiß
Einen Fels hoch im Norden, eine Flamme aus Stein
Machten sie sich zur Heimat, gruben tief sich hinein
Schufen Gänge und Säle und Gärten voll Pracht
Voll Licht und voll Wärme selbst in eisiger Nacht
Das Lachen verstummt und die Lieder verklungen
Heult heut’ klagend der Wind wo einst fröhlich gesungen
Die Gemeinschaft zerbrochen, hohe Pläne verweht
Von Pyrdona betrogen. Leer der Himmelsturm steht
Die Hallen voll Strahlen, die Gärten voll Licht
Voller Spiegel und Prismen wo zu Farben es bricht
Aus Glas wuchsen Formen, wurde Pflanze und Tier
Im Palast der Glasbläser voller funkelnder Zier
Aus Messing, aus Silber, aus Holz und aus Bein
Schufen sie Instrumente, manche groß, manche klein
Und der Harfen und Lauten und Flöten Gesang
Füllte stets den Palast ihrer Bauer mit Klang
Das Lachen verstummt und die Lieder verklungen
Heult heut’ klagend der Wind wo einst fröhlich gesungen
Die Gemeinschaft zerbrochen, hohe Pläne verweht
Von Pyrdona betrogen. Leer der Himmelsturm steht
Ringe, Reife, Halsketten, Diademe voll Pracht
Mit kunstfertigen Fingern hier zum Glänzen gebracht
Manch ein feines Geschmeide, filigran modelliert
Im Palast der Goldschmiede wurde einst es kreiert
In den Gärten Statuen, die dort wandeln allein
So wie lebende Wesen, aber doch nur aus Stein
Fein behauene Bögen, Reliefs, Mobiliar
Im Palast der Steinmetze schuf man sie Jahr für Jahr
Das Lachen verstummt und die Lieder verklungen
Heult heut’ klagend der Wind wo einst fröhlich gesungen
Die Gemeinschaft zerbrochen, hohe Pläne verweht
Von Pyrdona betrogen. Leer der Himmelsturm steht
Im Palast der Lichtbringer niemals dunkel es war
Fielen Schleier aus licht so wie seidiges Haar
Und die Strahlen der Sonne, die der Tag vorgebracht
Hier gesammelt, gebunden, zu erleuchten die Nacht
Schlanke Schwerter und Dolche, starke Klingen aus Stahl
Dazu Bögen und Speere, dort gebaut ohne Zahl
Waffenschmiede, sie formten dies mit sicherem Blick
Im Palast ihres Clans mit viel Kunst und Geschick
Das Lachen verstummt und die Lieder verklungen
Heult heut’ klagend der Wind wo einst fröhlich gesungen
Die Gemeinschaft zerbrochen, hohe Pläne verweht
Von Pyrdona betrogen. Leer der Himmelsturm steht
Ein Palast voller Träume, voller Bilder aus Bein
Voller Wunder war einst der Beinschnitzer Heim
Und Pflanzen, Figuren, Statuetten, Getier
Füllten Hallen und Gärten mit Anmut und Zier
Ganze Welten voll Farben, wie Gemälde so bunt
Ohne Werkzeug geschaffen, nur mit Gesten und Mund
Und fast jeder im Turm hat manch Tag, manche Nacht
Im Theater der Sänger und Gaukler verbracht
Das Lachen verstummt und die Lieder verklungen
Heult heut’ klagend der Wind wo einst fröhlich gesungen
Die Gemeinschaft zerbrochen, hohe Pläne verweht
Von Pyrdona betrogen. Leer der Himmelsturm steht
Ein Palast der Magie und der Zauberer Macht
Schufen Welten wie Träume, der Erinnerung Pracht
Welten nur Illusion, und doch wirklich zugleich
Dort zu wandeln, zu schreiten, durch vergangenes Reich
Volieren und Wälder voll Vogelgesang
Erfüllen die Hallen mit lebendigem Klang
Für die Jagd stolze Falken, Bunte Vögel zur Zier
Hielten die Vogelherren sich in ihrem Quartier
Das Lachen verstummt und die Lieder verklungen
Heult heut’ klagend der Wind wo einst fröhlich gesungen
Die Gemeinschaft zerbrochen, hohe Pläne verweht
Von Pyrdona betrogen. Leer der Himmelsturm steht
Wo Regale wie Bäume tragen Buch über Buch
Ist die Luft voller Staub und voll Ledergeruch
Lagert Wissen und Dichtkunst, luden Nischen zur Rast
Und zur Reise durch Worte in der Dichter Palast
Wo der Sockel des Turmes noch das Eise berührt
Der Palast der Schiffsbauer in die Weite entführt
Liegen Werften und Häfen, machten Segler sie klar
Bauten Schiffe die fahren unter Wasser sogar
Das Lachen verstummt und die Lieder verklungen
Heult heut’ klagend der Wind wo einst fröhlich gesungen
Die Gemeinschaft zerbrochen, hohe Pläne verweht
Von Pyrdona betrogen. Leer der Himmelsturm steht
Doch schon lange Vergangen ist des Himmelsturms Glück
Längst vergessen ihr Schicksal, kam kaum Kunde zurück
Auf der Höhe der Macht kam der Untergang nah
Durch das Streben nach Mehr, nach der Göttlichkeit gar.
Mit der Pracht kam der Stolz, mit dem Stolz kam der Neid
Auf die ewigen Götter, frei von Zwängen der Zeit
Mit dem Neid kam der Zorn, mit dem Zorn kam die Wut
Auf die Brüder und Schwestern unter himmlischer Hut.
Das Lachen verstummt und die Lieder verklungen
Heult heut’ klagend der Wind wo einst fröhlich gesungen
Die Gemeinschaft zerbrochen, hohe Pläne verweht
Von Pyrdona betrogen. Leer der Himmelsturm steht
Und so hoben die Stürmer des Himmels das Schwert
Gegen die der Geschwister, die den Frevel verwehrt
Morden Brüder und Schwestern mit Verachtung im Blick
Aus der Nacht ihrer Seelen führt kein Weg mehr zurück.
Viele fallen bevor sie die Schandtat verstehen
Viel zu wenige haben es kommen gesehen
Mit Tränen im Blick ihre Waffen sie ziehen
Kaufen ihren Geschwistern die Zeit um zu fliehen.
Das Lachen verstummt und die Lieder verklungen
Heult heut’ klagend der Wind wo einst fröhlich gesungen
Die Gemeinschaft zerbrochen, hohe Pläne verweht
Von Pyrdona betrogen. Leer der Himmelsturm steht
Wenn auch keiner der Treuen überlebt das Gefecht
Straft die Mörder und Frevler doch das höhere Recht
Denn der Bannfluch treibt sie in die Schatten zurück
In die Schwärze der Tiefe fern vom himmlischen Glück
In den Tiefen der Erde fanden Zuflucht sie zwar
Doch der Schutz war Gefängnis, wurde ihnen bald klar
Niemand fand mehr den Weg aus der Zuflucht hinaus
Der nicht gab seine Seele der Pyrdona zum Schmaus
Das Lachen verstummt und die Lieder verklungen
Heult heut’ klagend der Wind wo einst fröhlich gesungen
Die Gemeinschaft zerbrochen, hohe Pläne verweht
Von Pyrdona betrogen. Leer der Himmelsturm steht
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